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Übers Sterben reden Übersicht über die Angebote in der Region

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Sterben gehört zum Leben dazu – und ist doch bis heute ein Tabuthema. Man verdrängt Gedanken an den Tod oder traut sich nicht, nachzufragen. Und wenn man sich doch traut, fehlt oft der richtige Ansprechpartner. Denn die Region hat zu diesem Thema viel zu bieten.

Frank Stief wundert sich: In diesem Jahr schliefen besonders viele Menschen im Fernsehsessel oder in ihrem Bett ein und wachten am nächsten Morgen nicht mehr auf, sagt der Bestattungsunternehmer aus Thurnau. Insgesamt sei das aber eher die Ausnahme, heißt es aus dem Speichersdorfer Bestattungsinstitut Neumann: Rund die Hälfte der Toten käme mittlerweile aus dem Krankenhaus, häufig sei Krebs die Todesursache. Solche Menschen brauchen am Lebensende andere Hilfen als die, die an Alterserscheinungen sterben. In der Region ist man für beide Fälle gerüstet.


PFLEGEHEIME


Das Seniorenzentrum in Weidenberg. Foto: red

Viele Pflegeheime sind vor allem auf ältere Bewohner ausgerichtet. Solche Menschen hätten meist weniger Angst vor dem Sterben, als vor dem Leiden, sagt Palliativarzt Wolfgang Schulze. In vielen Seniorenheimen gibt es deshalb Pflegekräfte, die sich besonders gut mit Schmerztherapie auskennen. Im Pflegezentrum Bischofsgrün, in dem nicht nur Ältere, sondern auch Krebskranke gepflegt werden, übernimmt in den letzten Stunden ein Betreuungsteam. „Sie legen beruhigende Musik auf, streicheln, achten darauf, dass der Sterbende nicht alleine ist“, sagt Pflegedienstleiterin Andrea Ebner. Im Seniorenzentrum Weidenberg gibt es eine spezielle Palliativfachkraft. „85 Prozent unserer Bewohner versterben hier, deshalb muss man mit dem Thema sorgsam umgehen“, sagt Pflegedienstleiterin Anja Prechtl.

KIRCHEN

Die katholische Kirche St. Michael in Weidenberg. Foto: Pilz

Geistliche sind in der Region für Sterbende eher selten erste Ansprechpartner, sagt Reinhard Forster, katholischer Pfarrer in Weidenberg und Kirchenpingarten. „Die Kirchenbindung ist hier deutlich niedriger als in katholischen Gegenden.“ Gelegentlich werde er angefragt, dann bete er gemeinsam mit dem Sterbenden und spende die drei Sakramente. Auch der evangelische Pfarrer Edmund Grömer aus Bindlach sagt, er werde eher gerufen, wenn der Todesfall schon eingetreten ist. „Viele Sterbende erschrecken sonst, weil sie denken: Wenn der Pfarrer kommt, ist es amtlich.“ Wird er gerufen, greift er auf Gebete zurück, die dem Sterbenden vertraut sind. „Auch wenn ihr Bewusstsein getrübt ist, verstehen sie dann: Hier passiert gerade geistliches Handeln.“


HOSPIZVEREIN


Der Hospizverein hat seine Räume direkt neben der Palliativstation im Klinikum. Foto: Wittek

„Wir gehen mit den Sterbenden ihren Weg, in ihrem Tempo“, sagt Brigitte Moser, Fachkraft für Hospiz und Palliative Care beim Hospizverein in Bayreuth. Die rund 50 ehrenamtlichen Begleiter kommen immer dahin, wo sie gebraucht werden: in Kliniken, Seniorenheime und zu den Menschen nach Hause. Sie schenken den Sterbenden ihre Zeit, hören zu, spüren, was der andere braucht. Und sie helfen, Dinge zu klären, die sonst ungeklärt blieben, weil Kranke die Angehörigen nicht damit belasten möchten – oder die den Kranken schonen wollen, sagt Moser. Die Begleiter sind zwischen 35 und 81 Jahre alt, ihre Hilfe ist kostenlos.


PALLIATIVSTATION

Auf der Palliativstation im Klinikum Bayreuth wird alles getan, um die Beschwerden der Patienten zu lindern. Duftlampen zum Beispiel helfen gegen einen trockenen Mund. Foto: Harbach

Die Palliativstation im Klinikum ist für Menschen mit einer lebensbedrohlichen, nicht heilbaren Krankheit gedacht, die starke Beschwerden haben. Das können zum Beispiel Krebspatienten sein, die körperliche Schmerzen, Atemnot oder Panikattacken haben. Auf der Station versuchen Ärzte, Pflegekräfte und Therapeuten, diese Menschen mit Medikamenten, Pflege und Therapieangeboten so weit zu stabilisieren, „dass die Patienten ihre letzten Stunden, Wochen oder Monate zu Hause verbringen können“, sagt Dr. Wolfgang Schulze, Chefarzt der Station. Rund zwei Drittel der Patienten werden wieder entlassen, der größte Teil nach Hause, einige ins Hospiz. Es gibt zwölf Plätze und eine Warteliste, Kranke brauchen eine Überweisung des Hausarztes. Ab Oktober wird die sogenannte Spezialisierte Ambulante Palliative Versorgung (SAPV) dazukommen, die Patienten zu Hause medizinisch, pflegerisch und therapeutisch bis zum Tod betreut.


ALBERT-SCHWEITZER-HOSPIZ


Der Raum der Stille im Albert-Schweitzer-Hospiz in Oberpreuschwitz. Foto: Lammel


Im Albert-Schweitzer-Hospiz werden schwerkranke Menschen, die nicht mehr nach Hause zurück können, weil sie zu schwach sind oder Rundumbetreuung brauchen, kurz vor Ende ihres Lebens palliativ betreut. „Diese Menschen sollen sich bei uns sicher und aufgehoben fühlen“, sagt Hospiz-Leiterin Angelika Eck. Die Bewohner werden von Bayreuther Hausärzten betreut. Den Aufenthalt übernehmen größtenteils die Kassen, ein Teil wird durch Spenden finanziert. Das Hospiz hat zehn Plätze, auch hier gibt es ab und zu eine Warteliste.

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