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Kapitel 2

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Die folgende Zeit war Ewa im Büro unkonzentriert und noch stiller als sonst. Sie musste immer an die schöne Fremde denken, die ihr vor Augen geführt hatte, was man aus ihrem Typ machen konnte. Nicht dass sich Ewa in der Öffentlichkeit derartig angemalt und mit solch aufreizender Garderobe zeigen wollte, aber ein wenig mehr Attraktivität hätte sie sich schon gewünscht. Vielleicht wäre sie dann nicht länger unsichtbar für andere.

Nach drei Tagen hielt Ewa es nicht länger aus. Sie stellte aus ihrer vorhandenen Garderobe eine Kombination zusammen, die weniger zufällig und farblich passend war, und machte sich sogar etwas zurecht. In bescheidenem Maße, denn sie besaß gar nicht die Kosmetika, um es anderen Frauen gleichzutun.

Sich erneut auf dem dunklen Hinterhof einfindend, klopfte ihr das Herz bis zum Hals. Denn hinter den Fenstern der dritten Etage brannte Licht, während die anderen Wohnungen allesamt dunkel waren. Kein grelles oder kaltes Licht, sondern warmes, das eine gewisse Gemütlichkeit assoziierte. Als es ganz plötzlich oben dunkel wurde, hoffte Ewa inständig, die Frau möge sich nicht zur Ruhe begeben haben. Aber nach kurzer Zeit hörte man eine Tür ins Schloss fallen und trippelnde Schritte im Treppenhaus.

Ewa versteckte sich hinter den Mülltonnen und bekämpfte ihren Brechreiz, der sich bei dem vielen Unrat bemerkbar machte. Ihre Position ermöglichte ihr, die Tür zum Hof im Auge zu behalten. Die Fremde verließ kurz darauf den Hausflur und strebte mit festen Schritten zur Straße. Die Absätze ihrer High Heels erzeugten einen stakkatoähnlichen Klang auf dem größtenteils beschädigten Pflaster. Sie trug enge, schwarze Latexhosen, die ihre wohlgeformten Beine zur Geltung brachten, und ein glitzerndes Oberteil unter ihrem weiten, roten Mantel. Eine große, schwarze Handtasche hing über ihrem angewinkelten Arm, die ein wenig unpassend wirkte, aber bestimmt ihren Zweck erfüllte. Ihre Haare waren jetzt weißblond und fielen glatt wie eine silberne Matte über ihre Schultern, und das Gesicht war auffällig, fast etwas dämonisch geschminkt. Die tiefschwarzen Smokey Eyes und der grellrote Mund waren echte Hingucker.

Fasziniert folgte Ewa der geheimnisvollen Frau in einigem Abstand. Sozusagen in deren Dunstkreis, denn der Duft ihres außergewöhnliche Parfüms hing wie eine Wolke in der Luft und begleitete seine Trägerin. Hoffentlich nimmt sie kein Taxi, dachte Ewa, denn das hätte verhindert, ihr auf den Fersen zu bleiben. Doch ihre Sorge war unbegründet. Die Frau bog nur von der Brzeska in die Ząbkowska ein und blieb nach etwa hundert Metern vor einer der gerade angesagten Bars namens Phoenix stehen, wo sie ohne Umschweife vom Türsteher durchgewunken wurde.

Ewa nahm all ihren Mut zusammen und steuerte ebenfalls auf den Eingang zu. Der bullige Türsteher mit südländischem Aussehen versperrte ihr sogleich den Weg.

»Du kommst hier nicht rein«, sagte er barsch, »das ist ein Club nur für Mitglieder.«

»Vielleicht kann ich ja Mitglied werden …«

Ein taxierender Blick, der die gesamte Erscheinung Ewas erfasste, war die Reaktion.

»Wohl kaum. Sieh dich mal an. Oder hast du keinen Spiegel zu Hause?«

Tief gedemütigt ließ sich Ewa auf keine weitere Diskussion ein und machte kehrt. Einige Häuser weiter postierte sie sich auf der anderen Straßenseite in einem dunklen Durchgang und konnte nur abwarten. Insgeheim hatte sie die Hoffnung, die Fremde würde nach einer gewissen Zeit alleine herauskommen, um entweder die nächste Bar aufzusuchen, oder direkt nach Hause zu gehen.

Nach zirka eineinhalb Stunden, die Ewa wie eine Ewigkeit vorkamen, verließ die Schöne die Bar. Aber nicht allein, sondern in Begleitung eines attraktiven Mannes mit über der Brust geöffnetem Hemd, sodass seine üppige Brustbehaarung sichtbar wurde, und kurzen, ölig glänzenden Haaren. Eng umschlungen küssten sie sich immer wieder oder lachten lauthals, wie zum Hohn.

Ewas Enttäuschung war grenzenlos, als das Paar wenig später einen weißen Audi A1 Sportwagen bestieg und mit aufheulendem Motor davonfuhr. Das hast du nun davon, dachte Ewa. Stundenlang die Beine in den Bauch stehen und dann hilflos den sich entfernenden Rücklichtern des Wagens nachsehen müssen. Sie wusste selbst nicht, woher sie die Hoffnung genommen hatte, gleich beim ersten Mal etwas zu erreichen. Aber warum sollte sie nicht einmal Glück haben? Dabei hatte sie nicht die geringste Vorstellung, wie der Kontakt verlaufen sollte. Konnte sie es wagen, die Fremde einfach anzusprechen und würde dabei riskieren, sich eine ebensolche Abfuhr wie bei dem Türsteher zu holen? Ein anders verlaufener Abend hätte die Frau vielleicht milde gestimmt. Vielleicht hätte sie es sogar begrüßt, sich mit einer anderen Frau auszutauschen? Schwer vorzustellen, denn die geheimnisvolle Schönheit mit ihrem sicheren Auftreten hatte es bestimmt nicht nötig, sich mit einem Mauerblümchen zu unterhalten. Aber einen Versuch wäre es wert gewesen.

Trotzdem die Sache kaum weniger rätselhaft war, klärten sich dennoch einige Dinge. So war die Frau also nicht vor drei Tagen zu Besuch gegangen, sondern wohnte offensichtlich selbst in der Wohnung. Allein oder mit einem Partner? Der konnte ja zur Arbeit oder verreist sein. Dann mussten die beiden eine sehr lockere Beziehung führen, wenn sie die Abwesenheit nutzte, um sich in ein Abenteuer zu stürzen. Oder war der Sportwagenfahrer der Freund und hatte nur in der Bar auf sie gewartet? Fast ebenso grotesk. Wer solch einen Wagen fuhr, wohnte bestimmt nicht in einer so verkommenen Umgebung. Aber das tat die Fremde schließlich auch, oder? Aus welchen Gründen auch immer.

Ewa trat den Heimweg an und musste feststellen, der Lösung des Rätsels keinen Schritt näher gekommen zu sein.


Der leicht angetrunkene Mann konnte es gar nicht erwarten, sich und seine Eroberung zu entkleiden. In Boxershorts und langen Socken bot er eine eher lächerliche Erscheinung, wie ihm augenblicklich bewusst wurde, deshalb zog er schnell einen Morgenmantel an.

»Wie wär’s mit einem Drink?«, fragte er und betrachtete lüstern sein Gegenüber in aufreizenden Dessous.«

»Ja, gern, was hast du denn zu bieten?«

»Alles, was du auch in der Bar bekommen hast, außer Cocktails, natürlich.«

»Dann nehme ich einen Whiskey on the rocks.«

»Wie die Dame befiehlt.«

Er holte Eiswürfel aus dem Gefrierfach des Kühlschranks und ließ sie klirrend in zwei Kristallbecher fallen. Dann goss er jeweils eine gehörige Menge der bernsteinfarbenen Flüssigkeit darauf, reichte eines der Gläser weiter und prostete mit seinem zu.

»Gibt es hier auch ein Badezimmer?«, fragte sie, nachdem sie an ihrem Glas nur genippt hatte.

»Ja, was denkst du denn? Das ist zwar ein sehr altes Haus, aber die Zeiten der Außentoilette sind Gott sei Dank Geschichte. Ich kann zwischen Dusche und Wannenbad wählen.«

»Dann lass uns ein gemeinsames Bad nehmen. Wir sind beide vom Tanzen erhitzt.«

»Viel lieber würde ich dir den Schweiß ablecken.«

»Das bleibt dir unbenommen. Geh schon mal das Wasser einlassen!«

Während der Gastgeber grinsend verschwand, sah sich die Frau aufmerksam um. Die Fenster des Wohnraums mit seinen teuren, aber nichtssagenden Möbeln, waren vorsorglich mit schweren Vorhängen verhüllt, sodass keine neugierigen Blicke von gegenüber eindringen konnten, was ihr sehr entgegen kam. Das Schlafzimmer würde ähnlich eingerichtet sein, dachte sie, doch wenn alles gut ging, würde sie es nicht einmal in Augenschein nehmen, geschweige denn benutzen.

Als er zurückkam, war sein Drink schon präpariert, aber er schüttete ihn ahnungslos hinunter. Ihre Augen blitzten ob des guten Verlaufs der Dinge auf. Er missverstand freilich die Situation in seiner grenzenlosen Selbstüberschätzung.

»Na, du kannst es wohl gar nicht erwarten? Ich sehe die Lust in deinem Blick. Komm, setz dich auf meinen Schoß, solange das Wasser noch einläuft, damit ich dich schon etwas in Stimmung bringen kann!«

Sie setzte sich auf seine fleischigen Schenkel und bemerkte, dass er keinen Slip mehr trug. Gierig tastete er nach ihren Brüsten und stimulierte die Spitzen mit seiner Zunge.

»Die sind so recht nach meinem Geschmack«, sagte er, »weil sie echt sind. Ich habe einen Blick dafür. Die Mädels, die der Natur mit Silikon nachhelfen, lassen mich weitgehend kalt. Da kann ich mir auch gleich eine Gummipuppe nehmen.«

»Das, worauf ich gerade sitze, ist hingegen vom Gefühl her kaum von einem Dildo in beachtlicher Größe und Härte zu unterscheiden.«

»Meine Rede, bei mir hat sich noch keine beschwert. Ich habe schon immer außergewöhnliches Stehvermögen bewiesen.«

»Dann lass uns nicht so lange mit der Vorrede aufhalten und lieber rübergehen!«

Im Bad schwankte er schon etwas, als er in die Wanne stieg, doch er tat, als bemerke er nichts. Vielleicht machte er auch den Whiskey für seinen leichten Schwindel verantwortlich.

»Komm her, du! Damit zusammenkommt, was zusammengehört. Der Schwengel sehnt sich nach den Glocken.« Zu dieser leicht vulgären Ausdrucksweise verleiteten ihn ihre üppige Oberweite und seine kaum noch zu übersehende Erregung.

Sie kniete sich auf den Wannenboden und ließ sich ausgiebig mit duftendem Schaum einreiben, bis seine Bewegungen zögerlicher wurden und schließlich ganz zum Stillstand kamen. Als sie ihn mit geschlossenen Augen mit dem Kopf auf dem Wannenrand liegen sah, stieg sie zufrieden aus, zwickte ihn noch ein paar Mal, doch er reagierte nicht mehr. Sie legte ihre Hände auf seine Schultern und schob seinen Oberkörper so weit nach unten, dass sein Kopf unter Wasser kam. Als sie seine spitz aus dem Wasser ragenden Knie sah, überlegte sie kurz, ob sie seine Beine mit den Füßen auf den unteren Rand der Wanne platzieren oder ihn mit angewinkelten Beinen auf die Seite legen sollte. Die zweite Möglichkeit erschien ihr sinnvoller, auch wenn es etwas anstrengender war, den schweren Körper zu bewegen. So entspannt auf der Seite liegend, bot er dann ein beinahe friedliches Bild, wenn nicht andauernd Wasser in seine Lungen gelangt wäre.

Mit kalten Augen zufrieden lächelnd, trocknete sie sich ab, zog sich an, leerte ihr Glas im Ausguss aus und wischte es sauber ab, um es anschließend zurück in den Schrank zu stellen. Das Handtuch, mit dem sie sich abgetrocknet hatte, nahm sie in einer Plastiktüte mit. Unter Zuhilfenahme eines Taschentuchs nahm sie die großen Scheine aus seiner Brieftasche und ließ nur etwas Kleingeld übrig. Als sie die Wohnungstür leise ins Schloss zog, verhüllte ein großes Kopftuch ihre silberblonde Haarpracht. Und statt High Heels, trug sie jetzt flache Ballerinas, um möglichst geräuschlos über das Treppenhaus auf die Straße zu gelangen. Wenig später war sie im Strom der Nachtschwärmer verschwunden.


Nachdem Marek Duda zwei Tage nicht zur Arbeit erschienen, telefonisch und per E-Mail nicht zu erreichen war und sich auch nicht krank gemeldet hatte, verständigte sein Kollege Jano Michalak die Polizei. Die fand dann nach dem Aufbrechen der Wohnung Dudas Leiche in dem Haus in der Leszno-Straße, das den meisten Warschauern durch die alte Kinoreklame „Femina“ noch immer in Erinnerung war. Äußerlich konnte man keine Verletzungen festzustellen, aber ein junger Mann von Ende zwanzig legte sich nicht einfach so ins Bett und starb.

Die routinemäßige Obduktion in der rechtsmedizinischen Abteilung der Warschauer Kripo ergab dann, dass Marek Duda erstickt war. In seiner Lunge fanden sich Partikel einer Plastikfolie, sodass man von einem Tötungsdelikt ausgehen musste. Die Analyse von Blut, Urin und Haaren ergab Spuren von Barbituraten und Gammahydroxybutyrat, bekannt auch als Liquid Ecstasy, sodass der Verdacht aufkam, dem Opfer könnten K.O.-Tropfen verabreicht worden sein. Leider wurden die meisten der bis zu dreißig Substanzen der Partydroge schon nach sechs bis zwölf Stunden abgebaut und ließen sich kaum noch nachweisen. Doch die winzigen verbliebenen Spuren erhärteten den Verdacht.

Kommissarin Karina Mazur glaubte zunächst an eine Beziehungstat, bis sie von Jano Michalak darüber aufgeklärt wurde, dass sein Freund und Kollege Marek Duda als beziehungsunfähig galt und zu häufig wechselnden erotischen Abenteuern neigte.

»Waren Sie an jenem Abend zusammen?«, fragte Karina Jano.

»Nein, ich hatte keine Zeit. Deshalb ist er mit ein paar anderen seiner zweifelhaften Freunde unterwegs gewesen.«

»Inwiefern zweifelhaft?«

»Die Bezeichnung Freund ist ein dehnbarer Begriff. Diese Typen halten sich alle für was Besseres und nehmen Marek gar nicht ernst. Aufgrund der Tatsache, dass sie ihn heimlich belächeln, würde ich sie allenfalls als gute Bekannte bezeichnen.«

»Können Sie Namen nennen?«

»Filip Wróbel, Luan Tomaszewski und Matti Urbański. Einer oberflächlicher und unsympathischer als der andere, wenn Sie mich fragen.«

»Warum hatten Sie selber keine Zeit?«

»Ich war mit meiner Freundin verabredet. Die steht nicht so auf diese Schickimicki-Bars. Wir sind lieber essen gegangen. Sie ziehen doch nicht ernsthaft in Erwägung, dass ich etwas mit Mareks Tod zu tun habe? Ich habe den Burschen irgendwie gemocht. Außerdem hätte ich dann wohl kaum die Polizei eingeschaltet.«

»Das kann ein geschickter Schachzug sein, sonst hätte man Ihren Freund womöglich erst Tage später gefunden. Sie brauchen sich nicht aufzuregen. Niemand verdächtigt Sie im Moment. Ich glaube vielmehr, dass eine Frau die Täterin ist. Und genau nach der werden wir suchen.«

Luan Tomaszewski war ein aalglatter Bursche, der sich für den Größten und Schönsten hielt. Das war unübersehbar. Von ihm erhielt Karina eine Schilderung der letzten Stunden Mareks.

»Der hat sich so ein Prachtweib geangelt, mit dem er dann auch alsbald verschwunden ist«, sagte er, »keiner von uns konnte nachvollziehen, was die an ihm fand, denn vom Aussehen her war er allenfalls Durchschnitt, auch wenn er sich für unwiderstehlich hielt.«

»Nun, so ganz fremd dürfte Ihnen diese Selbsteinschätzung doch nicht sein.«

»Wie meinen Sie denn das? Wollen Sie mich provozieren? Im Gegensatz zu Marek können Filip, Matti und ich uns durchaus sehen lassen. Aber sie wollte ja unbedingt diesen Loser. Sie hatte von Anfang an ein Auge auf ihn geworfen.«

»Dann würde ich Sie bitten, die Frau möglichst genau zu beschreiben.«

»Sie war mittelgroß, sehr schlank und hatte dunkelrote, lange Haare und ein sehr hübsches Gesicht, wenn man von der ganzen Tünche absieht.«

»Demnach war sie stark geschminkt. Wie war sie gekleidet?«

»Modisch elegant. Vielleicht ein wenig zu auffällig, aber das wird ja von den Weibern in solchen Bars erwartet, sonst kommen sie erst gar nicht durch die Gesichtskontrolle.«

»Geht es etwas genauer?«

»Ja, sie trug so einen engen Glitzerfummel, der mehr offenbarte als verbarg. Ich wette, sie hatte keine Unterwäsche drunter. Und die High Heels waren enorm hoch und wahrscheinlich sündhaft teuer.«

»Hatten Sie die Frau zuvor schon einmal gesehen?«

»Nein, sie war zum ersten Mal im Club 70. Deshalb waren auch alle scharf auf sie. Frischfleisch fällt sofort allgemein auf.«

»Wann hat das Paar die Bar verlassen?«

»Das muss so gegen halb zwölf gewesen sein.«

»Fuhr Ihr Freund einen Pkw?«

»Ja, einen silbergrauen Škoda Octavia. Wahrscheinlich auf Ratenzahlung, denn viel hat er gerade nicht verdient. Der muss doch in der Nähe seiner Wohnung gestanden haben. Eine Garage hatte er meines Wissens nicht.«

»Danke für den Hinweis. Wenn Ihnen noch irgend etwas einfällt, melden Sie sich bitte.«

Bei der Untersuchung des Wagens durch die KTU fanden sich winzige Faser- und Genspuren, die leider kriminaltechnisch nicht erfasst waren. Die Frau musste also zum ersten Mal gemordet haben.

»Wie können Sie so sicher sein, dass es sich um eine Frau handelt, die die Tat begangen hat?«, fragte Tadeusz Pawlak, der zum Team der Kommissarin gehörte und darüber nicht besonders glücklich war.

Ebenso sein Kollege Grzegorz Zalewski. Beide hielten nicht viel von dem Neuzugang aus Krakau und konnten mitunter ihren Unmut kaum verbergen. Niemand konnte so recht nachvollziehen, warum sich Karina Mazur vom Komisariat Policji Krakowie nach Warschau hatte versetzen lassen. Der Liebe wegen konnte es nicht sein, denn die herbe Blondine wurde nie in Begleitung eines Mannes gesehen und war offensichtlich partnerlos. Ob es in Krakau Ärger gegeben hatte und Karina sich deshalb versetzen ließ? Die Gerüchteküche kochte. Aber wie hieß es so schön? Nichts Genaues weiß man nicht.

»Warum ich nicht von einem Täter ausgehe?«, wiederholte Karina die Frage, »weil Männer eher Frauen als ihresgleichen mit K.O.-Tropfen außer Gefecht setzen. Männer schlagen tot oder benutzen Waffen. Mit einer Plastiktüte die Erstickung herbeiführen passt besser zu der geheimnisvollen Frau aus der Bar.«

»Überzeugt mich nicht«, sagte Grzegorz, »wer sagt uns, dass er sie wirklich mitgenommen hat?«

»Die Gen-Analyse. Die Spuren im Wagen und auf dem Bett sind eindeutig weiblich.«

»Sind die Ergebnisse der Analyse denn schon da? Warum wissen wir das nicht?«, tönte Tadeusz.

»Weil ich sie vielleicht gerade erst bekommen habe? Entschuldigung. Schade, dass wir nicht in den Niederlanden oder in den USA leben. Dort ist es erlaubt, aus den Genspuren Rückschlüsse auf die Farbe der Haare und der Augen der Verdächtigen zu ziehen. Hierzulande leider nicht.«

»Was nützt es schon, wenn wir wissen, dass sie grüne Augen und rote Haare hat?«, maulte Grzegorz, »den Augenzeugen zufolge hatte sie dunkelrote Haare und braune Augen. Im Zeitalter von Perücken und farbigen Kontaktlinsen bringt uns das kaum weiter. Da halte ich das gute alte Phantombild für effektiver.«

»Auch Sie werden die Fortschritte in der Gentechnologie nicht aufhalten können«, sagte Karina säuerlich.

»Das liegt mir fern, aber ich halte mich lieber an das Althergebrachte.«

»Gut, dann finden Sie heraus, ob es im Bekanntenkreis oder unter den Verflossenen des Opfers eine Frau gab, zu der das Phantombild passt. Vielleicht hat man sich wiedergetroffen und die Versöhnung ist aus dem Ruder gelaufen.«

Doppelt

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