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Prolog

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Georg Ludwig, der alte Kurfürst von Braunschweig-Lüneburg – oder Georges-Louis, wie er sich selbst vorgestellt hätte –, starb am Morgen des 11. Juni 1727 im Alter von 67 Jahren im Bischofspalast in Osnabrück, im selben Zimmer, in dem er einst zur Welt gekommen war. Zwei Tage zuvor hatte er auf der Heimreise von einem Auslandsbesuch in einem Gasthaus in Delden, der letzten niederländischen Gemeinde vor der Reichsgrenze, gespeist und übernachtet. Tags darauf war er im Morgengrauen aufgestanden und hatte um 7:30 Uhr in Begleitung seines Hofmarschalls Hardenberg und seines Kammerherrn Fabrice die Kutsche bestiegen. Später berichteten jene, er habe einen gesunden Eindruck gemacht und unbedingt weiterreisen wollen. Nach rund fünfzehn Kilometern verabschiedeten sie sich von ihrer Eskorte niederländischer Kavalleristen und überquerten die Grenze ins Heilige Römische Reich.

Der Kurfürst war zweifellos erschöpft. Nicht nur die anstrengende Reise machte ihm zu schaffen – er spürte den Stress seiner vielen hohen Ämter, der sich über Jahrzehnte in ihm angesammelt hatte, ganz zu schweigen von dem skandalösen Zerwürfnis mit seiner Ehefrau, die inzwischen verstorben war, und den endlosen Streitereien mit Georg August, seinem einzigen Sohn. Später kamen Gerüchte auf, er sei über einen Brief erschrocken, den seine Frau im vorangegangenen Jahr geschrieben hatte und den man ihm aus irgendeinem Grund erst jetzt in Delden überreicht hatte; dieser Brief habe prophezeit, dass er binnen zwölf Monaten sterben müsse. Doch wie seine Biografin betont, schien er „völlig gesund“, er war „guter Laune“, und „es gab vieles, auf das er sich freuen konnte“. Er wollte im nahe gelegenen Osnabrück haltmachen, bevor er sich auf die letzte, 130 Kilometer lange Etappe der Reise zu seiner Sommerresidenz begab:

In Osnabrück würde er mit [seinem Bruder Fürstbischof] Ernst August zusammentreffen, dem letzten Verwandten aus seiner eigenen Generation: Seine Halbschwester Sophie Charlotte war 1725 gestorben … Der Fürstbischof würde sich dem König und [seiner Mätresse] Melusine [von der Schulenburg] für die Dauer des ganzen Besuchs anschließend. In Herrenhausen würde Georg (Anna) Luise, seine und Melusines älteste Tochter, wiedersehen, die dort im Delitzschen Palais wohnte. Und vor allem würde seine legitime Tochter Sophie Dorothea, die Königin von Preußen, aus Berlin zu Besuch nach Herrenhausen kommen, wo man den Plan für die Doppelhochzeit vollenden wollte. Nun, da die Kriegsgefahr gebannt war, hatte Georg ihr mitgeteilt, sei es an der Zeit, den Plan der Öffentlichkeit bekannt zu machen … Abgesehen von den Zusammenkünften mit Verwandten, freute sich Georg darauf zu sehen, wie weit sein neuestes Projekt in Herrenhausen gediehen war. Er hatte 1725 die Anpflanzung von Linden angeordnet, die eine lange Doppelallee zwischen der Sommerresidenz und der Stadt Hannover bilden sollten.1

Dann befahl Georg Ludwig irgendwo in der Nähe des Weilers Nordhorn mit einem Mal, die Kutsche anzuhalten; er wolle aussteigen und eine Pause einlegen. Als er zurückkehrte, blickten seine entsetzten Mitreisenden in ein verzerrtes Gesicht, dem kein Wort über die Lippen kam: Der Kurfürst hatte aus heiterem Himmel einen Schlaganfall erlitten. Aus einer der Kutschen, die ihnen folgten, wurde rasch ein Arzt herbeigerufen, und man beschloss, den Patienten über die holprige Straße so schnell als möglich in das vierzig Kilometer entfernte Osnabrück zu bringen. Dort angekommen, trug man Georg Ludwig, der inzwischen ins Koma gefallen war, die Hintertreppe des Palastes empor und brachte ihn in das vertraute Zimmer.

24 Stunden lang lag der Sterbende komplett angekleidet auf einem Sofa. Nur einmal erlangte er kurzzeitig das Bewusstsein zurück und lüftete schweigend den Hut, als wolle er die besorgten Höflinge grüßen, die sich im Zimmer versammelt hatten. Sie sahen zu, wie er die Augen schloss und sein Atem immer langsamer wurde, bis man ihn kaum noch wahrnahm. Kurz nach Mitternacht am zweiten Tag näherte Melusine sich ihm im Kerzenschein und suchte mithilfe eines Vergrößerungsglases auf seinen Lippen nach Spuren von Feuchtigkeit. Sie verkündete, dass er verschieden sei. Man schlug Alarm. Unter der Ägide des Fürstbischofs wurden umgehend die nötigen Vorkehrungen getroffen: Erstens ordnete man an, den Leichnam des Verstorbenen in den Hauptwohnsitz der Familie, das Leineschloss, zu überführen, und dort die Bestattung vorzubereiten. Und zweitens verständigte man per Eilboten den einzigen Sohn und Erben des toten Herzogs. Da niemand widersprach, übernahm der 44-jährige Georg August nach allgemeiner Sitte und Überzeugung umgehend alle Ländereien und Titel seines Vaters: Seine Hoheit, Herzog von Calenberg, Lüneburg, Grubenhagen, Celle, Lauenburg usw., Erzschatzmeister und Fürst des Heiligen Römischen Reiches, Erzpannerherr von Osnabrücks bischöflichem Hochstift, Seine Durchlaucht Kurfürst von Braunschweig-Lüneburg sowie „von Gottes Gnaden“ (in der von der Familie bevorzugten Form) Sa majesté, Défenseur de la Foi, Roi de la Grande Bretagne, France et Irlande.

King George II

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