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Die Quelle des Glücks

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Manchmal sitze ich an einem kleinen Fluss, der direkt gegenüber der Ausfahrt unserer Pension fließt. Das Wasser rauscht das Flussbett entlang und bricht sich hier und dort an Steinen, die trotzig und behäbig dem schnellen Strom widerstehen. Hinter den Steinen bilden sich gelegentlich kleine Strudel, die eine Zeit lang wild herumwirbeln, bis sie sich wieder auflösen.

Im Zen-Buddhismus gibt es einen schönen Kommentar zu diesem Bild. Wir Menschen gleichen jenem Strudel, heißt es da. Wir bilden uns in den Strudeln der Zeit. Die Quelle unseres Unglücks besteht darin, zu denken, wir „seien“ jener Strudel, jenes Gebilde, das sich durch das willkürliche Zusammenspiel der Elemente zufällig formt und schnell vergeht.

Dabei sind wir der Fluss selbst, dass Wasser selbst. Wenn das Leben eifrig stürmt und Krankheit, Tod und Elend über mich hereinbrechen, hilft mir dieses kleine Bild.

Ich sehe den kleinen Strudel (also: „mich“) deutlich vor mir, wie er über seine Begrenztheit nicht hinausreichen kann, wie er um sich herum die seelenlose Propaganda des Maschinenzeitalters tosen hört, die ihn zu einer mehr schlecht als recht funktionierenden Biomaschine degradieren will.

Und dann ... in seltenen Augenblicken ... spüre ich den Fluss. Und nichts gibt es mehr, das mich erschüttern könnte.

Aus der Quelle des Unglücks ist – durch einen kleinen Perspektivwechsel – eine Quelle des Glücks geworden.


P.S.: die Inspiration zu diesem Text kam von Charlotte Joko Beck, Einfach Zen, Droemersche Verlagsanstalt, 2000

Band 1 - Die Herrscher der Welt und ihre Widersacher

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