Читать книгу Band 1 - Die Herrscher der Welt und ihre Widersacher - null Eifelphilosoph - Страница 8
Kindesmissbrauch, Alkohol und Nikotin, Kokain und Medikamente
ОглавлениеNachdem diese Diskussion seit Jahren durch die Republik tobt, ist es Zeit, darüber mal ein paar Worte zu verlieren.
Alkohol und Nikotin sind wie Kanzelmissbrauch in allen gesellschaftlichen Schichten anzutreffen. Sie sind nicht das exquisite Privileg von Arbeitslosen und sonstigen per gesetzlichem Willen an den Rand der Gesellschaft gedrängten Menschen.
Alkoholismus (und Medikamentenmissbrauch - wg. dem leichten Zugang) sind vor allem bei chronisch überforderten Ärzten ein großes Problem.
Kokainmissbrauch – bei ständig steigenden Zahlen, die jedoch nicht so gern an die Öffentlichkeit weitergegeben werden, kommt bei Arbeitslosen kaum vor – die haben gar kein Geld dafür, wie man sich auch selbst hätte denken können.
Politiker, Schauspieler, Sportler, Medienmenschen sind da schon eher der bevorzugte Kundenkreis - ebenso würde kein Bordell ohne zahlungskräftige Kunden funktionieren ... Auch hier hebt sich der Arbeitslose positiv ab. Da hat er auch einfach kein Geld für.
Genau wie die Räuberelite des Landes ihren Drogenkonsum mit der Kompensierung von großem Stress und großer Belastung legitimiert (jedenfalls sich selbst und ihren Therapeuten gegenüber) hat der Arbeitslose das Recht, seine seelische Belastung durch den Konsum legaler Drogen zu kompensieren.
Dafür sind sie da. Empfehlen sollte man das nicht – aber gesamtgesellschaftlich sind Bier und Wein billiger als wenn wir Arbeitslosen regelmäßig, dringend benötigte und angesichts des auf sie ausgeübten Drucks medizinisch absolut gerecht-fertigte Psychopharmaka verschreiben würden.
Im Übrigen ist Rotwein äußerst gesund, neben frischem Obst und Gemüse (was der Hartz-Regelsatz kaum hergibt) die beste kardioprotektive Substanz der Medizin. (Leider noch nicht auf Rezept er-hältlich.)
Stark anzweifeln möchte ich, dass bei der geringen finanziellen Ausstattung genügend Mittel vorhanden sind, um sich dem Konsum von Alkohol und Nikotin in therapeutisch ausreichendem Maße hinzugeben. Erst recht nicht, wenn Kinder im Haushalt leben ... – deren willkürlich festgesetzter Regelsatz jeden Vater und jede Mutter dazu nötigt, von ihrem eigenen Salär was dazuzugeben und für ihre Kinder ihre eigene Gesundheit zu opfern.
Was Reiche wohl kaum wissen, weil sie es in ihrer Internatskindheit nicht erlebt haben: Die meisten Eltern lieben ihre Kinder und würden alles für sie tun. Sogar sterben. Persönlich kenne ich einen aus Krankheitsgründen verharzten, früher gut ver-dienenden Vater, der sich mit Hinblick auf die (mutmaßlich) nicht anrechenbare Halbwaisenrente das Leben nehmen wollte, um seine Kinder vor Armut zu schützen. Das haben wir gerade nochmal verhindern können.
Kindesmissbrauch (und hier würde ich auch das vorenthalten ausreichender wirtschaftlicher Ver-sorgung drunter fassen – weshalb der Staat samt Jobcenter zum größten Missbraucher wird) kommt auch (aber nur AUCH) bei Arbeitslosen vor ... – aber nicht häufiger als bei den oberen Zehntausend und es gibt bislang keinen seriösen wissenschaftlichen Datenbestand, der anderes vermuten ließe.
Anders als bei den gesellschaftlich viel ange-seheneren Workaholics nutzen viele Arbeitslose ihre Zeit aber auch dafür, ihren Kindern das zu geben, woran viele reiche Kindern einen elementaren Mangel haben: Zeit, Aufmerksamkeit, Zuwendung, Liebe.
Dies würde ihnen noch besser gelingen können, wenn man sie nicht beständig mit sinnlosen, entwürdigenden Maßnahmen, haltlosen Verdächti-gungen und dem hemmungslosen Versuch sozialer Ausgrenzung überziehen würde.
Da Arbeitslosigkeit im Übrigen eine schwere psychische Belastung darstellt, ist der Gebrauch (nicht jeder Gebrauch ist gleich Missbrauch – nur mal Nebenbei) von Nikotin nicht sehr verwunderlich – aufgrund des Einflusses auf den Serotoninhaushalt ist Nikotin sehr heilsam und manchmal lebens-rettend, um nicht in einen suizidalen Strudel zu geraten. Schizophrene greifen fast ausnahmslos zu dieser Substanz ... – und tun sich damit unwissent-lich etwas sehr gutes, stabilisierendes.
Ja – Nikotin fördert – neben der Ausschüttung von Adrenalin, was sich leistungssteigernd auswirkt, auch die Ausschüttung von Dopamin, dem „Glücks-hormon“. Wie viel Verachtung für Menschen muss man in sich tragen, um Menschen in großer Not diese kleinen Momente des Glücks nicht zu gönnen?
Merke:
Vor Durchsetzung der Suizidentscheidung (die manche ja inzwischen schon für die ganze Familie gleich mit treffen), erst mal eine rauchen.
Jede Zigarette (Pfeife wäre noch besser – aber die Kosten …) erfüllt die Bedingungen einer Kurzzeit-meditation, kann einen sinnlich und geistig völlig herausziehen aus einem möglicherweise sonst desaströsen Lebensmoment. Gesund ist es nicht ... – kann aber in aussichtslosen Situationen lebens-rettend sein. Da muss man Schaden und Nutzen einfach mal kühl und nüchtern gegeneinander ab-wiegen.
Der generelle Unterschied von Drogenmissbrauch durch Arm und Reich ist wohl darin zu sehen, das der Reiche freiwillig aus eigenem Entschluss und voller Eigenverantwortung in seiner belastenden Situation bleibt und diese durch Drogen stabilisiert, während der Arme da gar keine Wahl mehr hat.
Wenn also jemand meint, Drogenkonsum (erst recht den legalen) moralisch verurteilen zu wollen, sollte er auch im Sinne der Verantwortungsethik urteilen. Moralisch verwerflicher ist er auf jeden Fall bei denen, die es nicht nötig hätten.
Und wen es generell stört: Von mir aus könnt ihr Alkohol und Nikotin generell verbieten. Ich hätte meinen Spaß daran zu sehen, aus welcher Ecke die lautesten Schreie kommen. Sicher nicht aus der Ecke jener, die jeden Tag mit ihren paar Euros kämpfen müssen und professionell gestählte Konsumverzichter sind.
P.S.:
Um den Stellenwert, den die Vernichtung von Religion (und Philosophie) in den letzten Jahr-hunderten an dieser Entwicklung hatte, möchte ich mich später gesondert kümmern.
Ich weiß, es gehört dazu. Nur mal so am Rande. Würde hier aber zu weit führen, meines Erachtens nach. Von Rauchern jedoch habe ich noch in Erinnerung, dass sie an einem „metaphysischen Weltschmerz“ leiden.
Der Arbeitslose und das Arbeitstier haben hier möglicherweise überraschende Gemeinsamkeiten – doch davon reden wir ein andermal.