Читать книгу König Joram - null Hulahop - Страница 7
ОглавлениеTimbursalem
…das „Hinkebein“ blieb genau vor dem grossen Ding stehen, hinter welchem sich Cassandra versteckt hielt. Ganz vorsichtig, ohne einen Ton zu machen, bewegte sich Cassandra. Sie wollte den Menschen sehen, welcher ihr so viel Angst bereitete. Insgeheim hoffte sie, dass sie danach ihre Furcht ablegen konnte. Vielleicht war es ja eine ganz lieb aussehende Frau, welche einfach einen komischen Schritt hat. Oder vielleicht war es ein nettes Kind, so wie sie?, sinnierte Cassandra. Sie hielt den Atem an, um ja keinen Mucks von sich zu geben und bewegte den Kopf nach oben und zur Seite. Sie machte einen langen Hals wie eine Giraffe und streckte sogar ihren Oberkörper ein wenig nach oben. Cassandra konnte sich anstrengen wie sie wollte, aber sehen konnte sie die hinkende Person nicht. Dann endlich bewegte sich diese Gestalt wieder, wühlte in etwas herum und schlurfte zum gegenüberliegenden Ausgang und verschwand. Erleichtert liess sich Cassandra nach hinten in einen dieser Säcke fallen. Die ganze Angst und Anspannung fiel in diesen Sack hinein und verschwand. Kaum lag sie aber da und schaute zur Decke, da sah sie sie. Genau über ihr schaute ganz frech eine dicke, grosse, fette, schwarze Spinne auf sie hinunter. Igitt, so etwas Abscheuliches hatte sie noch nie lebendig gesehen. Sie wusste zwar, dass es solche Tier einmal gab, aber gesehen hatte sie sie nur im Triper, diesem Bildschirm mit den Realmakerkapseln in ihrem Zimmer. Jetzt nur keine hastigen Bewegungen. Sonst springt mich dieses Ding noch an, dachte sich Cassandra. Ganz vorsichtig hob Cassandra ihren Oberkörper und schlich sich in eine andere Ecke des Raumes. Diesen Ortswechsel nutzte sie, um sich wieder etwas umzuschauen. Alles sah so ganz anders aus als zu Hause im Schachtelturm. Noch vor ein paar Augenblicken war sie in einem, zwar staubigen, aber trotzdem irgendwie sauberen Raum, welcher nach dem Einheitsputzmittel der Saubis roch und jetzt war alles dreckig. Der Boden war nicht gefliest. Es war einfach hart gestampfte Erde und die Wände waren rau und schmutzig. Währendem Cassandra alles ganz genau anschaute, spürte sie plötzlich eine Hand auf ihrer Schulter, sie wirbelte erschrocken herum und schaute in ein blasses Knabengesicht. Auf den ersten Blick sah er nicht allzu gesund aus. Er war etwas grösser als sie, schlank, feingliedrig und hatte blondes Haar. „Wer bist du?“, fragte Cassandra. „Ich bin Timbursalem, meine Freunde nennen mich einfach nur Timbu.“ „Und was machst du hier?“, wollte Cassandra wissen. Ihr brannten haufenweise Fragen auf der Zunge. Aber zuerst einmal war sie froh, dass dieser Junge nicht feinselig ihr gegenüber war. Da sie nicht wusste, was mit ihr passiert war, als sie ohnmächtig wurde, wusste sie auch nicht, wo sie sich jetzt befand. Später würde sie nicht mehr so sehr interessieren, wo sie war, sondern in welcher Zeit sie war. Im Moment, war sie aber einfach nur froh, dass sie nicht mehr alleine war. Dieser Timbu sah ganz nett aus. Vor allem sein spitzbübisches Lächeln fiel Cassandra sofort auf. „Was ich hier mache? Das müsstest du mir erklären. Ich bin dir nur gefolgt. Du müsstest mir auch erklären, was das für eine Zaubermaschine war, in welche du eingestiegen bist.“ Cassandra verstand gar nichts mehr. Von was sprach dieser Junge? Zaubermaschine und dass sie ihm alles erklären müsste? „Okay, von vorne. Von wo bist du?“ Cassandra versuchte Klarheit in die Sache zu bringen. „Also, ich bin Timbursalem, wie ich dir schon erzählt habe. Ich wurde am 9. Juli 3023 vom Brutgenerator ausgeworfen. Ich wohne mit drei anderen Knaben im Zimmer 7924. Diese Typen sind aber total langweilig. Die nehmen eine Realmakerkapsel nach der anderen in den Mund und finden sich mega cool, wie sie so auf der ganzen Welt herum jetten. Oberlangweilig, wenn man doch weiss, dass diese Kapseln und der Tripper einem nur eine Halluzination vorgaukeln. Als diese Jungs heute Morgen wieder eine Kapsel hinter die Kiemen warfen und nicht mehr ansprechbar waren, machte ich mich aus dem Staub. Ich wollte den Schachtelturm etwas genauer anschauen. Darum schlich ich mich aus dem Zimmer. Ganz leise und vorsichtig setzte ich einen Fuss vor den anderen. Ich kontrollierte immer wieder, ob sich auf den Gängen und Treppen ein Saubi aufhielt. Ich wollte ja nicht erwischt werden. Dann sah ich, dass sich ganz weit vorne im Gang eine Türe öffnete. Schnell versteckte ich mich hinter einer Ecke. Da ich wissen wollte, wann die Luft wieder rein sein würde, blinzelte ich um die Ecke und schaute, welcher Saubi denn aus dem Zimmer kommen würde. Was glaubst Du wie erstaunt ich war, als ich dich sah?! Ich beobachtete dich und schlich dir nach. Ich fühlte mich wie Sherlock Holmes. Immer weiter bist du hinunter gegangen. Wie viele Treppen waren es nochmals? Keine Ahnung - ist aber auch nicht wichtig. Dann bist du in den komischen Entsorgungs-Raum rein gegangen und hast dir die vielen verschiedenen Geräte angeschaut. Eine grosse Maschine hat es dir besonders angetan gehabt. Ich war so fasziniert von dem Raum, dass ich in eine Maschine lief und mir den Kopf anschlug. Das verursachte einen kleinen Laut. Ich sah, wie du stehen bliebst. Schnell versteckte ich mich hinter der Maschine. Vermutlich hast du dich umgeschaut und nach der Ursache für diesen Ton gesucht. Dann hörte ich, wie du mit deinen Fingernägeln über eine Oberfläche kratzt. Jetzt konnte ich wieder hinter der Maschine hervorschauen. Ich sah, wie du einen Griff frei gelegt hast und in die Maschine gestiegen bist. Kaum warst Du drin und hattest die Türe hinter dir geschlossen, begann dieser grosse Klotz von Maschine zu leuchten, brummen und rütteln. Und plötzlich war wieder alles ganz ruhig. Ich machte mir Sorgen um dich und öffnete die Türe. Aber du warst weg. Ich war so was von erstaunt. Darum beschloss ich, das gleiche zu tun. Ich wollte wissen, was mit dir los ist und wo du bist. Vielleicht brauchtest du meine Hilfe, überlegte ich mir. Also setzte ich mich ebenfalls in dieses Ungetüm und sah mir die Kästchen mit den Zahlen genauer an. Auf einer grossen Übersichtstafel sah ich, dass darauf immer die gleichen Zahlen geschrieben sind, wie auf den unten angebrachten Zahlenblöcken. Ein Block fehlte aber und darüber war die Zahl 0853 geschrieben. Ich dachte, dass das bestimmt die Zahlen sind, welche du auf deinem Zahlenblock eingegeben hast. Also nahm ich ein Kästchen in die Hand und tippte genau die gleichen Zahlen ein. Ich hoffte ganz fest, dass mich diese Zahlen zu dir bringen würden. Am Schluss drückte auf den blauen Knopf. Was dann passierte, kannst du dir ja denken.“ Cassandra stand da und verstand überhaupt nichts mehr. Was war das bloss für eine Maschine gewesen? Die Fragen in ihrem Kopf überschlugen sich nun noch mehr. In Timbus Hand sah sie den Zahlenblock. Was diese Zahlen wohl auf sich hatten? Und wo waren sie hier? Die Kinder beschlossen die Zahlenblöcke zu behalten und verstauten sie in ihren Hosentaschen.