Читать книгу König Joram - null Hulahop - Страница 8
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Es war klar, dass die Kinder jetzt auf all ihre Fragen, Antworten wollten. Also machten sie sich auf, die Umgebung zu erkunden. Mit den Händen strichen sie den Wänden entlang. Ein eigenartiges Gefühl. Im Schachtelturm war alles sauber und glatt. Keine Ecken und Kanten und auch keine rauen Stellen. Immer wieder nahm ein Kind etwas zur Nase hoch und roch daran. Wenn es nichts roch, ging es vorsichtig mit der Zunge daran und versuchte es zu schmeckten. Dann hustete wieder eines der beiden Kinder und weiter ging die Entdeckungsreise. Nach einer Weile kamen sie bei dem Gang an, aus welchem die schlurfende Person hinaus gegangen war. Der Gang war zum Glück offen und nicht durch eine Türe vom anderen Raum abgetrennt. An den Wänden des Ganges hingen Fackeln, welche den Weg beleuchteten. Cassandra war erstaunt, dass hier keine elektrischen Lampen brannten. Das muss wohl ein neuer Modetrend sein, dachte sie sich. Dann schlichen die beiden Kinder weiter. Bei der ersten Fackel blieb Timbu stehen. Er schaute sich das Feuer genauer an und wollte es in die Hand nehmen. "Au", schrie er erstaunt auf. Das schmerzt, wenn man das Feuer halten will. Cassandra musste kichern. Sie hatte zwar noch nie ein Feuer in der Hand gehabt, wusste aber aus dem Triper, dass es sehr unangenehm war, wenn man mitten ins Feuer griff. Timbu warf ihr einen bösen Blick zu und weiter ging ihre Entdeckungsreise. Der Gang in dem sie sich befanden schien endlos. Dann endlich kam auf der rechten Seite eine Türe. Eine grosse, schwere Holztüre. Auf ihr waren schöne Ornamente geschnitzt. Oben war die Türe nicht gerade, sondern hatte einen Bogen. Sie sah wunderschön aus. Die Kinder öffneten die Türe nur einen Spalt und schauten vorsichtig hinaus. Was sie da sahen, verschlug ihnen fast den Atem. Da waren haufenweise Menschen. Erwachsene und Kinder zusammen auf einem Platz. So etwas gab es in Cassandras und Timbuktus Welt nicht. Die Kinder auf dem Platz spielten fröhlich miteinander. Die Erwachsenen plauderten, lachten oder schimpften miteinander. Ein wirres Durcheinander. Es hatte Marktstände hinter denen Erwachsene standen und laut schrieen, andere träumten vor sich hin, währenddem sie irgendwohin liefen. Die Kleider der Menschen sahen fremdartig und schmuddelig aus. Die meisten Kleider waren aus Schafwolle oder Ziegenhaar gefertigt. Ein paar Leute trugen Kleidung aus Baumwolle. Die Farben der Kleider waren immer etwa die gleichen, grün, rosa, violett, blau oder beige-braun. Die Kleider waren eigentlich nur riesengrosse Tücher, welche um den Körper geschlungen waren. Alle Menschen trugen einen Turban. „Hast du das gesehen?“, fragte Cassandra Timbu. „Die tragen ganz andere Kleider als wir. So können wir nicht auf den Platz gehen. Hast du irgendwo solche Tücher gesehen?“ Timbu schaute sich um und dann hatte er sie gesehen. "Schau Cassandra, bei der Marktfrau dort hinten, hat es in der Ecke einige am Boden liegen. Ich schleiche mich zu ihr.“ „Das kannst Du nicht machen, das ist viel zu gefährlich. Hast du die Wachen dort gesehen?“, entgegnete Cassandra. „Ach was, das schaff ich schon. Ich bin ja auch dir gefolgt, ohne dass du etwas gemerkt hast", entgegnete ihr Timbu und grinste sie mit seinem schelmischen Lachen an. Cassandra wollte noch erwähnen, dass sie ihn aber gehört hätte, da hatte Timbu die Türe bereits etwas weiter geöffnet, beugte er sich vornüber und schlich leise und geschmeidig auf allen vieren, wie eine Katze, davon. Cassandra blieb der Mund offen stehen und ein paar Augenblicke später war Timbu bereits hinter der Marktfrau und noch ein paar Sekunden später wieder zurück. Mit den Tüchern. Cassandra war erstaunt, dass sich ein Mensch so elegant und leise bewegen konnte. Wo hatte er das nur gelernt? In ihrer Welt, in welcher man sich als Kind nur im eigenen Zimmer bewegen konnte, lernte man diese Fähigkeiten nicht. Als sie ihn danach fragte, grinste er und erklärte stolz, dass er nicht das erste Mal aus seinem Zimmer ausgebrochen sei. Schnell wickelten sich die Kinder die grossen Stoffbahnen über ihre normale Kleidung. Zum Schluss banden sie sich gegenseitig einen Turban um den Kopf. Jetzt waren sie gerüstet für die „neue“ Welt. Noch ein Blick zwischen der Mauer und der Tür hindurch und dann schnell… Stopp, was war das? Da kamen ein paar Männer auf sie zu gelaufen. Schnell zogen die beiden Kinder die Türe wieder zu und schauten durch einen kleinen Spalt nach draussen. Die Männer kamen ganz nah an die Türe heran und schauten sich um, als hätten sie ein Geheimnis zu besprechen. Timbu und Cassandra hielten ihre Ohren ganz nah an die Türe. „Hast du das gesehen? Jetzt hat doch König Joram ein Steinmal vom Gott Baal bauen lassen. Das darf nicht sein. So lange mussten wir wegen König Joschafat, dem Vater von König Joram, den Gott Jahwe anbeten und jetzt kommt sein Sohn an die Macht und befielt uns an einen anderen Gott zu glauben. Das ist komisch. Was bezweckt er damit?“, fragte einer der Männer. „Ich bin froh, dass wir endlich wieder an unseren Gott Baal glauben dürfen“, meinte ein Anderer und wieder Einer sagte: „Endlich müssen wir uns nicht mehr versteckt halten.“ „Nur weil dieser ein Steinmal hat bauen lassen? Ich glaube, das hat nichts zu bedeuten. Vielleicht will er nur herausfinden, wie viele noch an Baal glauben und diese dann umbringen lassen!“ Die Stimmen der Männer wurden immer leiser, denn während des Gesprächs liefen sie langsam weiter. Sie schauten sich immer wieder um, ob auch wirklich niemand ihrem Gespräch zuhöre. Cassandra schaute Timbu fragend an. Wer war König Joschafat und König Joram und wer war Baal? Jetzt wurde es aber endlich Zeit, die Welt da draussen zu erforschen.