Читать книгу Warum war so einer Kommunist? - null woiferl - Страница 6
ОглавлениеDie Junge Mannschaft
Bevor ich mich jedoch der kommunistischen Weltbewegung anschloss gab es in unserem Ort eine Junge Mannschaft. Meine Kumpels und ich gingen dazu, weil wir dadurch einen Jugendraum im neu gebauten Jugendzentrum bekommen konnten. Das Jugendzentrum war einer Tiefgarage nicht unähnlich und hatte eine anheimelnde Akustik. Wenn jemand in der einen Ecke etwas sagte, war vor lauter Hall in der anderen nichts zu verstehen.
Alle zwei Wochen veranstalteten wir eine Diskoparty und versuchten dabei verzweifelt von der Diskomusik wegzukommen. Pro Abend erlaubten wir uns drei Hardrockstücke (Smoke on the water, Satisfaction o.Ä.). Ab und an gab es kleine Auseinandersetzungen mit Mopedrockern, die sich „Black Spider“ nannten. Diese konnten wir dann aber dazu gewinnen, dass sie für Ordnung sorgten, nachdem wir ihnen klar gemacht hatten, dass uns das Jugendzentrum geschlossen wird, wenn es Randale gibt.
Hin und wieder machten wir einen Filmabend, bei dem mit großem Projektor Filme abgespult wurden. Video gab es noch nicht.
Beliebt waren auch Seefeste am Ammersee. Da wurde dann ein Feuer angezündet und man blieb die ganze Nacht am See. Einmal wurden wir von Polizisten mit MP im Anschlag geweckt. Im Ort war in einen Motorradladen eingebrochen worden.
Nachdem das Jugendzentrum dem Kirchengemeinderat unterstellt war, mussten wir uns in allen Angelegenheiten an diesen wenden. Kaum war irgendetwas passiert, wurde das Jugendzentrum geschlossen und wir mussten dann wieder zum betteln gehen. Die Gemeinde war der Meinung, dass es genügte, einen Raum hinzustellen, in dem eine Musikbox, ein Billard und ein Flipper steht. Nachdem außer uns niemand sonst ein Programm bot, war meist nichts los und die Leute kamen auf dumme Gedanken. Der Kirchengemeinderatsvorsitzende musste ein paar Jahre später in den Knast, weil er in irgendwelche Betrügereien verwickelt war. Oh Bayern, Deine Scheinheiligen.
Neben JM und Jugendzentrum waren wir auch noch beschäftigt unsere Mokicks der Marke Honda Dax zu tunen. Stolz fuhren wir als einzige Jugendlichen im Ort Viertakt-Mokicks. Im Winter spielten wir Eishockey im selbst gebauten Stadion. Bei uns spielten auch die Mädchen mit.
Die JM war eigentlich ein eher konservativ gesinnter Verein, aber um die Verbandspolitik kümmerten wir uns nicht. Die JM war für uns nur das Vehikel, einen offiziellen Status im Jugendzentrum zu bekommen. Nachdem wir bei keiner einzigen zentralen Sitzung dabei waren und auch sonst alles ignorierten, was von der Zentrale aus Tutzing kam, wurde unser Ortsverband irgendwann ausgeschlossen.
Ein paar Jahre später waren wir regelmäßig als Burschenverein Schöffelding zu Gast im Club Pernot in München. So konnten wir ein Jahr lang, einmal monatlich für zwei Stunden dort umsonst einkehren. Dort feierte ich dann auch meinen 18. Geburtstag.