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In Wahrheit, gewiss und ohne Zweifel: Das Untere ist gleich dem Oberen und das Obere gleich dem Unteren, zu wirken die Wunder eines Dinges.«

HERMES TRISMEGISTOS

Die kosmische Natur der Metalle

Makrokosmos – Mikrokosmos

Vielleicht ist es uns nicht jeden Augenblick bewusst, aber wir leben auf einem sehr kleinen Planeten am Rand einer Spiralgalaxie, die wiederum nur einen winzigen Teil unendlicher Galaxiesysteme darstellt – und dennoch halten wir uns für den Nabel der Welt.

Diese schier unendliche Größe an Raum, aus dem jeden Augenblick das Leben aufs Neue entsteht, lässt sich eigentlich nur mit Ehrfurcht und Staunen betrachten. Das Universum ist in allen Facetten ein Wunder und ohne schöpferische Intelligenz kaum vorstellbar. Da unsere Erkenntnisfähigkeit aber scheinbar wenig über das uns Verwandte hinausgehen kann, fällt es uns sichtbar schwer, das Geistige hinter den Gesetzen der Schöpfung zu begreifen; und weil dem so ist, klammert die Wissenschaft diese Frage heute am liebsten aus und reduziert das Lebendige auf Maß, Zahl und Gewicht. Es hat jedoch schon immer einen anderen Weg der Welterkenntnis gegeben, auf den wir auch heute nicht verzichten sollten – die Mystik und mit ihr die Metaphysik. Ein anderer Begriff wäre Hermetik, abgeleitet von Hermes, dem Götterboten.

Der rationale Mensch wird im Denken immer auf sich selbst zurückgeworfen, während sich der Mystiker vom Göttlichen berühren lässt. Mystik und Wissenschaft müssen sich keineswegs ausschließen – ein Miteinander ist denkbar, erfordert jedoch Aufgeschlossenheit und geistige Flexibilität statt Dogmatismus. Eine Buchempfehlung hierzu ist das Werk des Schweizer Astrophysikers Bruno Binggeli Primum mobile, in dem der Autor das alte Weltbild eines Dante und seiner Göttlichen Komödie dem astrophysikalischen Weltbild unserer Zeit gegenüberstellt und dabei verblüffende Parallelen entdeckt.


Im alten Ägypten wurden besonders die Metalle kultisch verehrt; so galt das Gold als das Fleisch der Götter, und Silber als deren Knochen. (Vergoldeter Sarg einer Königstochter, 17. Dynastie um 1575 v. Chr.)

Die genauen Ursprünge der Hermetik bleiben im Nebel der Geschichte verborgen, aber sie führen uns zur Wiege der Hochkulturen nach Babylon und Ägypten, aus denen sich später unsere abendländische Kultur entwickeln sollte. Mit dem Beginn der Hochkulturen sind auch die Metalle verbunden – nicht ohne Grund sprechen wir von »Steinzeit«, die von der »Kupfer-«, »Bronze-« und »Eisenzeit« abgelöst wurde und sich nunmehr zum »Siliziumzeitalter« gewandelt hat.

Der ibisköpfige Gott Thot, der im alten Ägypten als Initiationsgottheit verehrt wurde, offenbarte dem Menschen die Kunst der Magie, Astrologie, Schrift und Zahl und auch das Geheimnis der Metallurgie – dies war die Geburtsstunde der Alchemie, der Kunst des Schwarzen Landes am Nil, der Veredelung der Metalle.

Aus der Zeit der Pharaonen sollen auch die Lehrsätze des Eingeweihten Hermes Trismegistos stammen, die Tabula smaragdina. Seine Gedanken bilden die geistige Grundlage von Magie, Astrologie und Alchemie, der Mutter aller Wissenschaften, wie der Alchemist Kunkel meinte: »Die Chymie (Alchemie) ist ohnstreitig eine der vornehmsten und nöthigsten Künste in der Welt und nicht unbillig eine Mutter und Ernährerin aller anderen Künste zu nennen (…) so ist wohl einem vernünftigen Menschen, nebst der Gottesgelahrtheit und Sorge vor seiner Seele, nichts nötiger und nützlicher, als die Erkänntnis der Natur, welche durch die Chymie einzig und allein erlernet wird. Daher ist es auch kommen, dass diese Kunst alsbald nach Erschaffung der Welt ihren Anfang genommen.« (Kunkel, 1716, zit. nach Gebelein 1991: 13).

Nach hermetischer Vorstellung ist die sinnlich wahrnehmbare Welt ein Spiegelbild des Makrokosmos. Im Mineralreich zeigen sich die kosmischen Kräfte als geometrisches Prinzip, im Pflanzenreich als vegetative Kraft, im Tierreich als Empfindung und im Menschen als Vernunft (vgl. Paracelsus-Werke Bd. 1: LIV). Neben diesen Grundprinzipien stehen sämtliche weiteren Phänomene in Beziehung zu den Sternen, so etwa unsere unterschiedliche Wesensnatur, die Organe sowie alle Organfunktionen (und damit auch sämtliche Fehlfunktionen und Krankheiten), aber auch alle Natursubstanzen und deren Heilkräfte. Zahlreiche Bilder in der alchemistischen Literatur stellen diesen Gedanken dar, und immer wieder sind es die Metalle, die dabei die Hauptrolle spielen.

Unser Blick in den Kosmos geht immer von der Erde aus, schließlich ist sie unsere Heimat. Die Vorstellung von der Erde als Mittelpunkt des Universums haben wir zwar hinter uns gelassen, jedoch ist sie immer noch die Grundlage einer hermetischen Betrachtungsweise, allerdings nicht als geozentrisches Weltbild, sondern als anthropozentrische Weltsicht, mit dem Menschen als zentralen Bezugspunkt.

Das Sonnensystem ist wie ein großer Organismus, und in Analogie zum Menschen gleichen die Planeten unseren Organen. »Das Planetensystem ist nicht eine (…) beliebige Anhäufung von Himmelskörpern um die Sonne, sondern eine Art von Organismus, in dem eine Vielfalt von Wechselwirkungen herrscht. (…) Wie man in einem Organismus nicht ein Organ für sich isoliert betrachten kann, ohne den Zusammenhang des Lebens zu verlieren, so kann man eben auch nicht die Venus oder den Mond losgelöst von der Sonne und den übrigen Planeten verstehen. Das Planetensystem erweist sich als eine nach geistigen Gesetzen geordnete Ganzheit.« (Kranich 1976: 26/31) Einatmen und Ausatmen, Systole und Diastole des Herzens, entsprechen den Rhythmen der Gestirne, sei es der Lauf von Sonne und Mond oder die Venus als Morgen- und Abendstern. Alles folgt einem unsichtbaren Band geistiger Verwandtschaft.


Der Bamberger Reiter stellt die Naturreiche und Elemente symbolisch dar: Das »unbelebte« Mineralreich ist der unbehauene Sockel (Erde), das Gesicht im Blatt als Grüner Mann ist das »belebte« Pflanzenreich (Wasser), das Pferd steht für das Tierreich und die Empfindungsqualitäten von Sympathie und Antipathie (Luft), der Mensch hält als Reiter die Zügel in der Hand, als Ausdruck seiner Vernunft (Feuer). Über ihm schwebt die Kirche als Quintessenz und Ausdruck des Göttlichen auf Erden.

Unter den kosmischen Phänomenen beeindrucken sicher am meisten die zwei Lichter Sonne und Mond, die »rein zufällig« von der Erde aus gesehen gleich groß sind. In der Hermetik sind dies König und Königin, Vater und Mutter des Lebens: »Sein Vater ist die Sonne, seine Mutter ist der Mond«, heißt es bei Hermes Trismegistos.4 Sie entsprechen auch der Polarität von Links- und Rechtshirnhemisphären, linker und rechter Körperhälfte.

Ihnen zur Seite stehen die fünf Wandelplaneten, die man mit bloßem Auge sehen kann: Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn – nicht ohne Grund haben sie alle Götternamen, die ihre okkulten Qualitäten umschreiben. Merkur hat hierbei eine Sonderrolle: Er ist das göttliche Kind, das Verbindende zwischen den Polen Kosmos und Erde. Saturn gilt als Hüter der Schwelle zu den Fixsternen (Sternbilder) und damit zur Sphäre des Göttlichen. Aus hermetischer Sicht empfängt Saturn zum einen die Seele bei der Inkarnation, und zum anderen ist er die letzte Hürde nach dem Tod, der als Transmutation oder Wandlung begriffen wird, bevor sich das Lebensrad erneut dreht und eine Wiedergeburt erfolgen kann.

Die rhythmisch gegliederten Lebensabschnitte des Menschen entsprechen den kosmischen Prinzipien. Die Geburt und die ersten sieben Lebensjahre unterstehen dem Mond, gefolgt von Merkur bis zur Pubertät, die der Venus untersteht – in diesen drei Abschnitten bauen wir unsere Persönlichkeit auf. Vom 21. bis zum 42. Lebensjahr unterstehen die drei mal sieben Jahre der Sonne, in der wir unsere Persönlichkeit entfalten. Es folgen die Siebenjahresabschnitte von Mars und Jupiter, die bereits die Lebensreife verkörpern, in der wir uns in den Dienst der Allgemeinheit stellen sollten; und schließlich folgt ab dem 56. Lebensjahr die Zeit des Saturn, der den Menschen bis zu seinem Tod begleitet und eigentlich zur Altersweisheit führen soll – was bekanntlich bei vielen so eine Sache ist.

In der hermetischen Tradition verkörpern sich nun die sieben kosmischen Prinzipien jeweils in einem Metall, und das auf besonders intensive Weise. Paracelsus schrieb hierzu: »Also haben nun auch die alten Philosophen die sieben Metalle mit den sieben Planeten verglichen und diese in Figuren, Bildern und Schriften für jene gesetzt, so für das Gold die Sonne, für das Silber den Mond, für das Blei den Saturn, für das Zinn den Jupiter, für das Kupfer die Venus, für das Quecksilber den Merkur, für das Eisen den Mars, und das haben sie der Magie nach recht getroffen, deshalb wird es noch auf diesen Tag so gehalten.« (Paracelsus IV: 335)

Die Metalle sind die Wegbegleiter in den entsprechenden Lebenszyklen – das Metall der Kindheit wäre demnach das Mondmetall Silber, das Metall des alternden Menschen das Saturnmetall Blei.

Dieses Prinzip der Analogieketten wendet man ebenso auf Organe und Organprozesse an, sodass man in der gemeinsamen Zuordnung den Schlüssel zur passenden Arznei bei entsprechenden Erkrankungen findet, wie wir später noch sehen werden.5

Okkulte Entsprechungen

KosmosOrganErzengelMetallLebensalter (in Jahren)
Saturn ♄Milz (Splen)OriphielBlei (Plumbum) Pb56 bis Tod
Jupiter ♃Leber (Hepar)ZacharielZinn (Stannum) Sn49 bis 56
Mars ♂Galle (Fel)SamuelEisen (Ferrum) Fe42 bis 49
Sonne (Sol) ☉Herz (Cor)MichaelGold (Aurum) Au21 bis 42
Venus ♀Niere (Renes)AnaelKupfer (Cuprum) Cu14 bis 21
Merkur ☿Lunge (Pulmo)RaphaelQuecksilber (Argentum vivum) Hg7 bis 14
Mond ☾ (Luna)Gehirn (Cerebrum)GabrielSilber (Argentum) AgGeburt bis 7
Erde ♁Blut (Sanguis)LuziferAntimon (Stibium) SbGanze Lebensspanne

Im Rhythmus der Wochentage

Die Wochentage sind den Planetentagen zugeordnet: Montag (Mond), Dienstag (Mars), Mittwoch (Merkur), Donnerstag (Jupiter), Freitag (Venus), Samstag (Saturn) und Sonntag (Sonne).

Für eine Konstitutionstherapie mit höheren Potenzen, die man prinzipiell eher selten verabreicht (ab D30), oder auch für die Wahl eines wöchentlichen Injektionstages hat es sich bewährt, wenn man das entsprechende Metall an seinem Planetentag anwendet, also beispielsweise Aurum metallicum D30 oder auch eine Injektionstherapie am Herzen mit Goldpräparaten am Sonntag.

Polarität der Planetenmetalle

Nach hermetischer Tradition sind die Planetenideen in polare Gruppen unterteilt: Mond – Saturn, Merkur – Jupiter, Mars – Venus. Die Planetenprinzipien regulieren sich gegenseitig, immer bedingt ein Zuviel einer Kraft, ein Zuwenig der anderen; in solchen Fällen wird mit Tiefpotenzen des einen Metalls der Mangelzustand gewissermaßen »substituiert« und mit höheren Potenzen des anderen das Zuviel »reguliert«. Die Sonne, und mit ihr das Gold, wirken auf alle gleichermaßen ausgleichend.

Weitere Polaritäten, die man ähnlich therapeutisch nutzen kann, sind zum Beispiel Sonne – Mond, Sonne – Saturn, Jupiter – Saturn. Im weiteren Text wird dies an therapeutischen Beispielen verdeutlicht.

Der ganze Kosmos – aus dem Werk des Malachias Geiger, Microcosmus hypochondriacus sive de melancholia hypochondriaca von 1651.

Mensch und Natur als Abbild des Kosmos

Bei Paracelsus lesen wir: »Alle Planeten haben im Menschen ihr Abbild und Zeichen und ihre Kinder, und der Himmel ist ihr Vater, denn der Mensch ist nach Himmel und Erde gemacht. (…) Darum folgt daraus, dass der Arzt das wissen soll, dass im Menschen Sonne, Mond, Saturn, Mars, Merkur, Venus und alle Zeichen sind, der Polus Arcticus und Antarcticus, der Wagen und alle Viertel im Zodiakus (Quadranten des Tierkreises). Das muss der Arzt wissen, wenn er vom Grund der Arznei wissen will. Wo nicht, so ist er ein reiner Betrüger und übt die Arznei wie ein Bauer, der Coloquinthen in den Wein hängt und alle Menschen damit behandelt.« (Paracelsus, Bd. I: 439)

Bemerkenswert ist hierzu die Darstellung aus dem Werk des Malachias Geiger (siehe Seite 19). Das Bild ist zweigeteilt im Sinne einer Acht, dem Symbol der Unendlichkeit und geistigen Welt. Der obere Kreis umfasst die göttliche Sphäre mit der Idee »Es werde Mensch«. Ein Tetraeder zerfällt aus seiner Einheit in zwei Dreiecke – das Dreieck nach oben symbolisiert das Männliche/Feuer/Sonne und das Dreieck nach unten das Weibliche/Wasser/Mond – zusammen vereinigen sie sich im Hexagramm, Symbol für die Quinta essentia, das göttliche Wesen, das Kind/Merkur. Umgeben ist die geistige Welt von den Heerscharen der Engel, und alles ist in strahlendes Licht getaucht. Im alten Ägypten wurde diese Trinität mit Isis (Wasser), Osiris (Feuer) und Horus (Hexagramm) beschrieben.

Wolken trennen die obere von der unteren Welt, und wir sehen die zwölf Sternbilder, die aus dem Atem der vier Elemente entstehen (Feuer, Luft, Wasser, Erde sind die geistigen Urprinzipien des Lebens – daher sind auch die Sternzeichen den Elementen zugeordnet). Die Sternzeichen bilden die Bühne für das Leben, das sich als Kind im Mittelpunkt manifestiert, umgeben von zwei Engeln (leibliche Eltern, Licht und Schatten) – sie stehen gemeinsam auf der »physischen« Erde, die als Amme des Lebens verstanden wird. Das Hexagramm des geistigen Kosmos hat sich aufgelöst und in sieben konzentrische Schalen gewandelt, in denen wir die Namen der Planeten finden, sowie Bezeichnungen für Organe, Metalle und Erzengel, die jeweils miteinander korrespondieren (siehe Tabelle Seite 18).

Den kosmischen Prinzipien direkt gegenüber finden wir sieben Organe, die im Menschen den inneren Kosmos verkörpern. Auch im Ayurveda begegnet uns diese Idee als die »Sieben Chakren«, was natürlich kein Zufall ist. In dem Werk des Rosenkreuzers Johan Georg Gichtel, Theosophia Practica, aus dem Jahr 1696 gibt es eine bemerkenswerte Darstellung einer Planetenspirale im Menschen, die dem Bild der Chakrendarstellungen verblüffend ähnlich ist; ob Gichtel dies wusste, darf bezweifelt werden, vielmehr ist es wohl Ausdruck einer universellen Weisheit (siehe Abbildung auf S. 21).


Die göttliche Trinität als Osiris, Isis und deren Sohn Horus, den die Muttergöttin auf ihrem Schoß hält.

Das korrespondierende Metall kann man als Kardinalmittel für Leiden des zugeordneten Organsystems verstehen, das beste Mittel für das Herz wäre demnach das Gold, das Beste für die Niere wäre das Kupfer. Man sollte sich jedoch nicht von dem Gedanken leiten lassen, dass die Metalle nur für spezifische Leiden der Organe zuständig wären. Vielmehr umfasst nach den Vorstellungen der hermetischen Medizin ein Planetenprinzip auch organübergreifende Funktionen, man könnte sie am besten als Funktionskreise bezeichnen, die sich gleichermaßen auf Körper, Seele und Geist beziehen.

In den »reinen« Metallen ist die entsprechende kosmische Kraft besonders intensiv präsent. Schon die Verbindung mit Schwefel oder Arsen kann die Zuordnung modifizieren. Pflanzen hingegen sind fast immer mehreren Kräften unterstellt und dies in unterschiedlicher Intensität. Meistens ist ein Prinzip dominant, selten zwei in gleicher Intensität. Beispielsweise zeigt die Eiche Mars und Jupiter und etwas Saturn; die Birke Venus und auch Mond, der Weißdorn Venus und Mars. Es gibt bei den »alten« Autoren wie Nicholas Culpeper oder Leonhard Thurneysser sogar unterschiedliche Zuordnungen je nach Pflanzenteil. Die Zuordnungen ergeben sich aus der Betrachtung der Signaturen und den Wirkprofilen. Pflanzen sind nach diesen Vorstellungen Begleitmittel der Metalle. Da Metalle immer auf den ganzen Menschen wirken, modifizieren die Pflanzen die metallische Wirkung in Richtung auf ein bestimmtes Organ oder auf Organfunktionen. So wirken Kupfer und Melisse eher auf seelische Prozesse im Herzbereich, während Kupfer und Kamille mehr auf den Bauchraum entspannend wirken.


Der dunkle Mensch in seinen Untugenden, die durch die spirituelle Reifung in Tugenden gewandelt werden. – Die Metalle sind hierbei Spiegelbild und Hilfsmittel. Mit der Wandlung wird sich auch die Gestik ändern – der dunkle Mensch zeigt noch mit der linken Hand nach oben und rechts nach unten, als Sinnbild für die Gebundenheit an die Materie. Dies dreht sich beim lichten Menschen um, und er wird damit zur Brücke zwischen Kosmos und Erde. (Gichtel, 1696)

Nicht bezeichnet auf dem Bild von Malachias Geiger ist die Erde selbst, doch sind die Korrespondenzen zum grundlegenden Verständnis wichtig. Das Organ in Analogie zur Erde ist das Blut, das Metall ist das Antimon und der Erzengel ist Luzifer, der Erste unter den Engeln, der den Fall in die Materie versinnbildlicht. – Dies wird uns noch im Kapitel über Antimon beschäftigen.

Die Zuordnung der Metalle zu den Erzengeln, die sich im Bild von Malachias Geiger gegenüberliegen, macht deutlich, woher eigentlich die Heilkraft der Metalle kommt. Sie sind ihrem wahren Wesen nach kosmischen Ursprungs, gasförmig, ätherisch engelhaft, rein geistig, aus der göttlichen Sphäre über verschiedene Stufen inkarniert, ganz wie der Mensch auch. Diese Qualitäten sind in der Substanz in einer Art Dornröschenschlaf und müssen durch alchemistische Verfahren »wachgeküsst« werden.

Die Kunstgriffe der Alchemie, die ebenfalls auf dem Bild dargestellt sind, geben dem Metall etwas von seiner kosmischen Natur zurück. Hierzu gehört die Metalldestillation oder auch die Potenzierung im Sinne der Homöopathie. Allein schon das Schmelzen und Lösen der Metalle, zum Beispiel von Gold in Königswasser, oder die Herstellung kolloidaler Metalle schafft die Voraussetzungen für Heilmittel, die der kosmischen Natur der Metalle entsprechen – siehe hierzu das Kapitel zur Herstellung (Seite 3153).

Alchemistisch zubereitet sind die Metalle die Kardinalmittel bei allen körperlichen Gebrechen, und sie sind Inkarnationshelfer und Seelenbegleiter auf dem spirituellen Lebensweg.

4 In der Hermetik wird die Sonne als männlich gesehen und der Mond als weiblich, auch wenn die deutsche Sprache dies umgekehrt darstellt, im Lateinischen und in den romanischen Sprachen wird dies jedenfalls »hermetisch« richtig formuliert. Vielleicht kommt es daher, dass im Germanischen die Sonne als Göttin Sunna gesehen wurde.

5 Man mag sich fragen, warum eigentlich in der gesamten hermetisch alchemistischen Literatur die kosmische Leiter immer auf dieselbe Weise dargestellt wird – beginnend mit Mond, gefolgt von Merkur, Venus, Sonne, Mars, Jupiter und schließlich Saturn. Diese Abfolge bezeichnet man als »chaldäische Reihe«, die sich aus der durchschnittlichen Geschwindigkeit der »Sieben« beim Durchlauf durch den Tierkreis ergibt, wenn man das Ganze von der Erde aus betrachtet. Der Mond ist hierbei am schnellsten, der Saturn am langsamsten.

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