Читать книгу Ströme meines Ozeans - Ole R. Börgdahl - Страница 125

Paris, 10. Dezember 1893

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Es ist ungeheuerlich, abscheulich, monströs. Die letzten beiden Worte verwendet der Figaro für das, was gestern im Palais Bourbon geschehen ist. Die Dritte Republik ist nicht mehr sicher, die Nationalversammlung, unsere Volksvertreter wurden angegriffen und verletzt. Ich habe nichts gegen Protest, nichts gegen Meinungsäußerung, aber sie darf nicht in brutaler Gewalt münden. Nein, es war kein Protest, es war ein Verbrechen. Die Täter können nur froh sein, dass sie ihr Gewissen nicht mit einem Menschenleben belastet haben. Ich glaube jedoch, solche Individuen besitzen gar kein Gewissen, keinen Anstand und keine Moral. Hier jetzt die Einzelheiten, wie ich sie aus dem Figaro zitiere, der erschreckend detailliert ist, weil einer seiner Journalisten als Augenzeuge zur Verfügung stand. Gestern, gegen vier Uhr am Nachmittag wurde von der Zuschauertribüne in der zweiten Galerie ein Gegenstand in die Menge der tagenden Parlamentarier geworfen. Der Gegenstand war eine Bombe, die explodierte, sodass Nägel und andere Metallteile in den Saal geschossen wurden. Ich erschauere, wenn ich daran denke, in einen solchen Hagel Fleisch zerfetzender Teile zu geraten. Es wird von schlimmen Verletzungen der Anwesenden geschrieben, Wunden an den Gliedmaßen, an Kopf und Brust. Das Palais Bourbon wurde sofort abgeriegelt und die, die es verlassen wollten, ob Attentäter oder Opfer, wurden mit Namen und Adresse polizeilich erfasst. Es gibt auch schon eine Gruppe von Tätern, die erkannt wurden. Eine Tat mildert sich nicht, weil die Täter verhaftet wurden, aber es ist der erste Schritt zur Abstrafung des Verbrechens. Victor spricht von Anarchisten, von dieser Gefahr, die in den letzten Jahren immer mehr in den Blickpunkt rückt und das Land und die Obrigkeit herausfordert. Jetzt gesteht er mir das Vorkommen weiterer Bombenattentate, die sich letztes Jahr im März ereignet haben und von denen neben zwei Wohnhäusern auch eine Kaserne getroffen wurde. Ich habe gefragt, welche. Victor hat nur geantwortet, dass er nicht in Gefahr gewesen sei. Ich kann mich nicht erinnern, dass die Gazetten im letzten Jahr über derartige Vorfälle berichtet haben. Mag sein, dass ich es nicht wahrgenommen habe. Jetzt will ich aufmerksamer sein, aber es bedrückt mich. Ich hoffe nur, es wird einmal genug sein und dass wieder Ruhe einkehrt.

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