Читать книгу Zwischen meinen Inseln - Ole R. Börgdahl - Страница 297

Brisbane, 15. April 1920

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Auf Tahiti stellte sich mir nie die Frage, wer vor uns, wer vor den Franzosen auf den Inseln gelebt hat. Ich brauchte es nicht zu fragen, weil ich es sehen konnte, weil wir mit den Urbewohnern eng zusammengelebt haben, sehr eng sogar, wenn ich an meine Zeit in Onoos Familie denke. In Brisbane gibt es so gut wie keine australischen Ureinwohner, es gibt gar keine, wenn ich recht überlege und sie sind, wenn überhaupt, auch nur in den ländlichen Gegenden zu sehen und auch dort nicht überall. Mein Interesse für diese Menschen hat sich erst kürzlich ergeben, als ich eine Statistik gelesen habe. Noch vor Jahrhunderten soll die Zahl der Aborigines bei gut einer Million gelegen haben. Im Jahre 1900 sollen es dann nur noch hunderttausend gewesen sein und in diesem Jahr ist ihre Zahl auf weniger als fünfundsiebzigtausend zurückgegangen. Die Europäer verdrängen dieses Volk. In Polynesien ist es anders, weil sicherlich niemand großes Interesse an den vielen kleinen Inseln hat. Australien dagegen ist riesengroß, hat Bodenschätze und genug Land für Viehzucht und für Fabriken und Industrien. Über die Aborigines gibt es in der Öffentlichkeit nur wenig zu erfahren. Ich bin daher in die Bibliothek gegangen und auch fündig geworden. Ich habe in anthropologischen Fachbüchern gelesen und mir ein gutes Bild gemacht. Der Name Aborigines ist schon verkehrt, weil er zu allgemein ist. Es gibt viele Stämme, die Koori leben in New South Wales und in Victoria. Die Murri hier im Bundesstaat Queensland. In West Australien die Noongar, die Yamatji und die Wankais. Es sind faszinierende Namen und alles hat mich an Polynesien erinnert, auch wenn es andere Namen und sicherlich auch andere Sprachen sind. Ich werde wohl nochmals in die Bibliothek gehen und weiter in den Büchern lesen, um mehr über Kultur und Bräuche zu erfahren.

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