Читать книгу Perry Rhodan Neo 220: Imperium am Abgrund - Oliver Plaschka - Страница 8
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Ein Totengräber für den Protektor
Reginald Bulls Komgerät klingelte. Sein Kom klingelte ständig, und es war ihm egal – aber auf diesen Anruf hatte er tatsächlich gewartet.
»Was hast du für mich?«, fragte Perry Rhodan.
Bull verzichtete darauf, den Freund darauf hinzuweisen, dass er vor lauter Terminen und Pflichten gerade kaum noch wusste, wo ihm der Kopf stand, während Rhodan seit der Rückkehr der FANTASY die Hände gebunden waren. Außerdem wurde die Leitung, auf der sie sprachen, mit Sicherheit abgehört, weswegen es nicht ratsam schien, seinem Ärger über Rhodans Arrest sowie den Unionsrat und die Administratorin Luft zu machen. Dennoch hasste er es, um den heißen Brei herumzureden.
»Man nennt ihn den Totengräber«, gab Bull stattdessen Antwort. »Und nicht nur wegen seiner Kleidung, sondern weil er seine Gegner gern mal zu Grabe trägt.«
»Du redest von Goslin?«, vergewisserte sich Rhodan.
»Nein, von Gucky«, alberte Bull. »Natürlich von Goslin! Lass dich von seiner Unschuldsmiene nicht täuschen. Das ist genau die Masche, die er auch vor Gericht durchzieht.«
»Dann ist er gut?«, vermutete Rhodan.
Bull prustete. »Mehr als gut, wie's aussieht. Autum hat ein bisschen für mich gewühlt.«
Rhodan war schlau genug, nicht weiter nachzufragen. Bulls Ehe existierte nur noch auf dem Papier, und Autum Legacy – immerhin die Sicherheitschefin der Terranischen Union – war alles andere als begeistert von Rhodans Ausflug nach Lashat und Bulls Unterstützung gewesen. Ehrlich gesagt, war Bull sehr überrascht gewesen, dass sie ihm die Bitte überhaupt erfüllt hatte – insbesondere nach dem letzten Gespräch über Sophie.
»Geboren in Southwark, London. Studierte Rechtswissenschaften in Harvard und München, machte dann seinen Doktor in Rechtspolitik an der University of Melbourne ...« Er überflog Legacys Notizen. »Summa cum laude, kleiner hatte er's nicht. Zusätzlich hat er einen Abschluss in vergleichender Rechtstheorie, Schwerpunkt Exojurisprudenz, was auch immer das sein mag ...«
»Ich schätze mal, das heißt, dass er auch über außerirdische Rechtssysteme Bescheid weiß«, half Rhodan aus.
Bull grunzte. »Würde passen. Er spricht acht Sprachen fließend, darunter Arkonidisch, mag Weißwein, aber keinen roten, und klassische Musik, vor allem einen Burschen namens Bruch, der wohl so eine Art Anti-Wagner war ...«
»Bleib beim Thema«, bat Rhodan.
Bull schaltete das Holo mit seinen Notizen ab. »Nur ist das so ziemlich das bestimmende Thema seines Lebens: Der Kerl ist ein Antagonist, ein Quertreiber, der sich nicht darum schert, was andere von ihm halten. Allein sein Aufzug – den beknackten Hut nimmt er wahrscheinlich nicht mal nachts im Bett ab. Ist so was wie sein Markenzeichen geworden, passt ja auch gut, und 'ne Menge Gerüchte ranken sich darum, was das soll. Vielleicht hält er sich ein Haustier darunter?«
»Gerüchte ranken sich um seinen Hut?«, staunte Rhodan.
»Erst wenn alle Welt über deine Kleider redet, hast du's geschafft«, spöttelte Bull. »Die vergangenen Jahre hielt er sich jedenfalls viel auf dem Mond auf und war mit schuld daran, dass NATHAN dort mittlerweile so ziemlich tun und lassen kann, was er will. Erinnerst du dich noch an die Sache mit dem Posbi voriges Jahr, der bei Michelsens Besuch fast ihren dämlichen Roboterhund in seine Bestandteile zerlegt hätte?«
»Oh ja.« Rhodan machte ein sorgenvolles Gesicht. Bull wusste, er teilte die Antipathie gegen Diamond, Michelsens Hund. »Der Posbi machte diplomatische Immunität geltend, nicht wahr?«
»So in der Art. Außerdem verlangte sein Anwalt ein robotpsychologisches Gutachten von Diamond, und Michelsen musste ihre Eignung als Halterin nachweisen.«
Rhodan ächzte. »Und das war Goslin?«
»Das war Goslin«, bestätigte Bull.
»Michelsen wird begeistert sein, ihn wiederzusehen.«
»Niemand in Juristenkreisen ist je erfreut, ihn zu sehen«, erinnerte ihn Bull. »Er ist der Totengräber.«
»Wie oft hat er denn schon einen Fall verloren?«
»Ein einziges Mal«, antwortete Bull. »Vor achtzehn Jahren. Und der wurde hinterher neu aufgerollt, weil herauskam, dass er eine Affäre mit der Gegenseite hatte. Wahrscheinlich verlor er aus reiner Freundlichkeit. Nachweisen konnte man ihm aber nichts. Ein Jahr lang war er ohne Lizenz – danach verlor er nie wieder.«
»Das heißt dann wohl, er ist ... gut?«, fragte Perry Rhodan.
»Der Beste«, stellte Reginald Bull klar. »Und den wirst du auch brauchen, wenn du deine schicke rote Uniform noch einmal tragen willst.«