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5.

Testamentseröffnung

»Vertrauen Sie mir«, sagte Jeremiah Goslin, der sogar am Steuer seines Gleiters seine Melone trug und steif wie ein Kutscher auf dem Pilotensitz saß, den aufgeklappten Aktenkoffer auf seinem Schoß.

»Ich würde Ihnen mehr vertrauen, wenn Sie entweder den Autopiloten einschalten oder sich auf den Verkehr konzentrieren würden«, gab Perry Rhodan zurück.

Goslin lächelte entschuldigend. »Sie haben natürlich recht.« Er aktivierte den Autopiloten, wie man einem Kind einen unvernünftigen Gefallen tut, und widmete sich weiter der Positronik in seinem Koffer. Auf seltsame Weise erinnerten Goslins Bewegungen Rhodan an die von Mentro Kosum: Jeder Handgriff saß perfekt, selbst wenn er nicht hinsah, war Teil eines größeren Ablaufs, den Goslin mit unsichtbaren Sinnen zu begreifen schien.

Der Gleiter bremste und orientierte sich fortan am Leitstrahl der Flugverkehrskontrolle. Die beiden Quadrokopter der Terra Police, die sie eskortierten, passten sich der neuen Geschwindigkeit und Flughöhe an.

»Was tun Sie da eigentlich?« Rhodan versuchte, einen Blick auf das kleine Hologramm zu erhaschen, das in Goslins Aktenkoffer schwebte.

»Ich arbeite mich in die psychologischen Profile der Kommission ein. Deren genaue Zusammensetzung wurde erst vor einer halben Stunde bekannt gegeben. Ich habe bereits Beschwerde eingelegt: Intransparenz, Willkür sowie ein klarer Verstoß gegen Paragraf achtundsechzig, Absatz zwei bis vier und die Novelle von 2085.«

»Sie verstehen Ihr Handwerk«, lobte Rhodan, ohne eine Ahnung zu haben, auf welche Gesetze genau Goslin abzielte. Der Gesetzesapparat der Terranischen Union war maßgeblich von William Tifflor in seiner Zeit als Koordinator für Justiz gestaltet worden, hatte sich über die Jahrzehnte aber stetig weiterentwickelt.

»Das gehört zum guten Ton.« Goslin klappte seinen Koffer zu. »Es wird uns in Ihrem Fall jedoch nichts nützen. Bei allem Respekt, Mister Rhodan: Niemand weiß genau, welche Gesetze auf den Protektor der Terranischen Union Anwendung finden – weil es nie einen Protektor vor Ihnen gegeben hat und Sie das erste Mal Ihres Amtes enthoben werden. Vergessen Sie das Nachspiel des arkonidischen Protektorats, vergessen Sie die Invasion der Sitarakh und die Evakuierung der Erde, die vielen Sammelklagen und die peinlichen Untersuchungsausschüsse auf Betreiben von SOLitude. Heute wird Justizgeschichte geschrieben.«

»Jetzt machen Sie mir Angst«, gestand Rhodan.

»Dazu besteht kein Anlass«, beruhigte ihn der Anwalt. »Denn obgleich wir nicht wissen, welche Gesetze Sie schützen, hat bis heute auch noch niemand herausgefunden, an welche genau Sie gebunden sind – aus demselben Grund. Das ist unsere Stärke. Der Kern unserer Verteidigung. Und wenn Sie mir eine Prognose gestatten: Man wird feststellen, dass es gar nicht so leicht ist, einen Protektor zur Rechenschaft zu ziehen.«

Vor ihnen kam Government Garden in Sicht, das weitläufige, begrünte Regierungsviertel mit der wirbelförmigen, volkstümlich »Waschmaschine« genannten Union Hall im Mittelpunkt. Der Autopilot brachte sie zu einem Landeplatz für die oberen Stockwerke, Goslin fuhr die Systeme herunter und sie stiegen aus. Die schattige Parklandschaft, die sie empfing, hätte niemals vermuten lassen, dass sie sich auf dem Dach eines hohen Gebäudekomplexes befanden. Allenfalls der frische Wind stellte einen deutlichen Unterschied zum Boden dar.

Auch die Quadrokopter waren gelandet, und die Polizeibeamten, die Rhodan auf Schritt und Tritt begleiteten, eskortierten sie nach drinnen. Sie mussten sich mehreren Sicherheitskontrollen unterziehen; Goslin lüftete jeweils knapp den Hut – gerade genug, um die Theorie über Haustiere darunter verwerfen zu können – und öffnete auch seinen Koffer, doch niemand widmete ihm mehr als einen flüchtigen Blick, nachdem er sich ausgewiesen hatte. Was für Dokumente und Vollmachten auch immer NATHANS Totengräber präsentierte, sie mussten sehr gut sein. Rhodan passierte den Sicherheitsbereich ebenfalls ohne Probleme – nur einen flüchtigen Moment lang, als er den Metalldetektor durchschritt, wurde ihm erneut bewusst, dass er keinen Zellaktivator mehr trug.

»Denken Sie daran, was wir besprochen haben«, mahnte Goslin, ehe man sie zum Sitzungssaal der Kommission führte. »Sie antworten nur auf direkte Fragen. Die Verteidigung überlassen Sie mir.«

»Wenn es hilft, diese Angelegenheit schnell zu beenden«, murmelte Rhodan. Dann öffnete man ihnen die Tür, und sie traten ein.

In dem Saal saßen etwa zwanzig Personen in einem Halbrund versammelt. Den Vorsitz führte Stella Michelsen, der Rest der eigens einberufenen Kommission bestand aus einer Auswahl Koordinatoren, Vertretern der TU-Staatsanwaltschaft sowie Rechtsexperten. Rhodan und Michelsen tauschten kurz Blicke. Er wusste, die Administratorin hatte bislang immer auf seiner Seite gestanden, von seinem ersten Ersuchen an den Rat bis kurz vor dem Moment, in dem er die FANTASY entführt hatte – vielleicht sogar danach noch. Wenn sie unter sich waren, redeten sie fast wie Freunde. Diesmal jedoch hatte sie eine Rolle zu spielen, eine Erwartung zu erfüllen. Sie hatte gar keine andere Wahl, genauso wenig wie ihre Vorgänger Ngata oder Adams eine gehabt hätten. Rhodan wusste das, und es war einer der Gründe, weshalb er das Administratorenamt nie angestrebt hatte.

Michelsens wacher Blick wanderte weiter und fiel auf Jeremiah Goslin, und da erstarrte ihr Gesicht zu Stein.

Goslin tippte sich kurz an den Hut, den er jedoch nicht absetzte, und führte Rhodan zu zwei Sesseln in der vordersten von drei Reihen, die dem Halbrund gegenüberstanden. Mit ihnen nahmen mehrere Wachleute, Gerichtsdiener und unabhängige Prozessbeobachter Platz. Presse war nicht zugelassen, und Rhodan war dankbar dafür. Diese Angelegenheit hatte das Potenzial, das innere wie äußere Ansehen der Terranischen Union und seines Lebenswerks schwer zu beschädigen. Jeder im Raum war sich dieser Tatsache bewusst.

»Im Namen der Terranischen Union!« Michelsens Sekretär hielt eine knappe Begrüßungsrede, gefolgt von der Staatsanwaltschaft, die eine ausführliche Fassung der bereits bekannten Anklagepunkte verlas: angefangen bei der Missachtung des Rats, aufgehört mit Rhodans grober Lüge – die sich durchaus genauso gut als Drohung auffassen ließ –, dass jeder Versuch, die FANTASY aufzuhalten, das Leben ihrer Besatzung gefährde. Des Weiteren behielt sich auch die Solare Union juristische Schritte gegen Rhodan vor, hatte sein Flug ihn doch zunächst zur Kolonie Cybora geführt, wo er den Emotionauten Mentro Kosum aus dem Gefängnis befreit hatte.

Wieder einmal erwies sich, dass sich aus allem ein Strick drehen ließ, wenn man nur fest genug zwirbelte.

Entgegen seiner Art schenkte Perry Rhodan dem Geschehen kaum Aufmerksamkeit. Er war sich seiner Schuld bewusst und hatte sie mehr als einmal gestanden. Das gegenwärtige Verfahren war somit nur noch eine Formalie – ein Schauprozess für die Regierung, damit man sich hinterher einig war, was man in die Geschichtsbücher schrieb. Seine Gedanken weilten stattdessen bei seiner Familie, wo auch immer sie gerade sein mochte: irgendwo dort draußen zwischen den Sternen, in der Leere zwischen Thantur-Lok und der Milchstraße; unterwegs nach Arkon.

»Rhodan? Mister Rhodan!«, riss ihn Michelsens Stimme in die Gegenwart zurück. »So unerfreulich es ist, aber die Vorwürfe gegen Sie wiegen schwer und müssen geklärt werden. Haben Sie etwas zu Ihrer Verteidigung zu sagen?«

Er sah zu Goslin, der ihn mit gehobenen Brauen erwartungsvoll anschaute. Rhodan nickte. Mit einem Anflug sichtlicher Erleichterung stand Goslin auf.

»Administratorin, geehrte Kommission«, grüßte er freundlich. »Jeremiah Goslin, für den Angeklagten.«

»Mister Goslin!«, sagte Michelsen. »Ich fragte mich schon, wann sich unsere Wege das nächste Mal kreuzen. Sie sind sich hoffentlich bewusst, dass diese Anhörung kein ordentliches Verfahren darstellt und nicht den Ihnen so vertrauten und genehmen Regeln eines Gerichtssaals folgen wird?«

»Natürlich, Administratorin. Und genau da komme ich auch zum Kern meiner Verteidigung. Mit Ihrer Erlaubnis?«

Michelsen machte eine ungeduldige Geste. Sie wirkte verärgert und vielleicht auch ein wenig enttäuscht, dass Goslin anstelle von Rhodan das Reden übernahm. »Bitte sehr.«

»Wie Sie selbst gerade feststellten, ist dies kein echter Gerichtsprozess«, eröffnete Goslin seinen Monolog. »Sie sind keine Richterin und urteilen nicht nach den Regeln des normalen Strafrechts. Es ist aber auch kein Militärtribunal und kein gewöhnliches Amtsenthebungsverfahren, wie es Ihnen oder Ihren Kommissaren im Fall eines Missbrauchs Ihrer Ämter drohen würde.« Er ließ den Blick genüsslich über die Gesichter schweifen. »Tatsächlich kam diese Kommission wohl noch nie in dieser Besetzung zusammen und wird es auch nie wieder. Weshalb ist das so?«

Er drehte leicht den Oberkörper, um mit ausgestrecktem Arm Perry Rhodan zu präsentieren. »Weil Sie mit dem Rang des Protektors eine Position geschaffen haben, die außerhalb des normalen politischen Apparats steht, wie die Traditionen der meisten Demokratien der vergangenen zweitausend Jahre ihn kennen. Es ist ein besonderer Rang, geschaffen für eine besondere Zeit, allenfalls entfernt vergleichbar – und ich wähle dieses Simile mit größter Vorsicht – den für Krisenzeiten ernannten, gesetzmäßigen Diktatoren der Römischen Republik. Und mit diesem Amt kommen besondere Rechte und Pflichten.« Der Anwalt holte Luft und sah zur Decke.

Der Totengräber, dachte Rhodan. Ehe er sich an die Arbeit macht. Er fragte sich nur, wen Goslin gerade beerdigen wollte.

»Perry Rhodan hat die FANTASY gestohlen und ist nach Lashat geflogen, wo man ihm Heilung von seinem Leiden versprach – das, wie Sie wissen, durch das sogenannte Dunkelleben ausgelöst wurde. Deshalb diente die Reise ins Omnitische Compariat auch nur vordergründig der Gesundung des Protektors. Vor allem galt sie der Beschaffung von Informationen über das Dunkelleben selbst. Die Erkenntnisse der FANTASY-Mission lassen darauf schließen, dass die Gefahr einer Infektion die gesamte Milchstraße bedroht. Ich möchte Ihre Aufmerksamkeit insbesondere auf die Zustände in der als Contagiat bezeichneten Seuchenregion der Southside richten, in der sich das Dunkelleben bereits hemmungslos ausgebreitet hat. Unsere opronischen Freunde haben das akribisch dokumentiert ... Zugangscodes zu einem Datenspeicher der LRA mit den entsprechenden Informationen finden Sie in Ihren Posteingängen.«

Ehe die verdutzten Mitglieder der Kommission ihre Komgeräte aktivieren und nachsehen konnten, fuhr Goslin fort.

»Ohne Rhodans Alleingang wüssten wir von all dem nichts. Ist das nicht genau seine Amtspflicht: der Schutz der Menschheit? Ohne Wissen um eine Bedrohung mag diese uns eines Tages überwältigen. Denken Sie nur – ganz konkret! – an Iratio Hondro und die isolierte Kolonie Plophos, die vielleicht zur Keimzelle eines weiteren Contagiats geworden wäre, hätte Rhodan uns nicht gewarnt. Daraus lässt sich schwerlich ein Amtsmissbrauch konstruieren. Rhodan hat zu jedem Zeitpunkt im Interesse der Terranischen Union gehandelt.«

»Was genau ist denn Ihr Argument, Mister Goslin?«, fragte Michelsen. »Dass der Zweck alle Mittel heiligt? Oder dass die Geschichte Ihrem Klienten im Nachhinein recht geben wird? Ich hasse es, Sie zu enttäuschen – aber auch der Protektor steht nicht über dem Gesetz. Er kann nicht einfach tun und lassen, was er will.«

»Tatsächlich kann er vor allem nicht lassen«, gab Goslin ohne einen Augenblick des Zögerns zurück. »Er kann es sich nicht erlauben, tatenlos zuzusehen, während sich draußen im All eine Gefahr zusammenbraut. Perry Rhodan hat – das lässt sich nach unserem heutigen Kenntnisstand nicht bestreiten – genau so gehandelt, wie sein Amt es verlangt. Ja, man könnte sogar sagen: Gerade die rückwirkende Legitimation ist typisch dafür. Es ist nicht zweckdienlich, den Protektor in Erfüllung seiner Pflichten mit Rechtfertigungsmodalitäten zu bremsen. Rhodan hat das ihm geschaffene juristische Konstrukt vollkommen korrekt eingesetzt.«

»Diese Argumentation«, unterbrach Kanna Watanabe, die Koordinatorin für Justiz und Menschenrechte, »ist absurd. Und das wissen Sie.«

»Man kann einem Mann, der um sein Leben kämpft, nicht vorwerfen, dass er dies mit allen Mitteln tut«, wechselte Goslin nahtlos die Strategie. »Ja, Rhodan hat Regeln gebrochen. Aber er hat niemanden gezwungen, ihn auf seiner Reise zu begleiten. Jeder, der mit der FANTASY zurückgekehrt ist, wird dies gern unter Eid bezeugen.«

»Was ist mit denen, die nicht zurückgekehrt sind?«, warf Alexandre Lefebvre ein, der Koordinator für Flottenangelegenheiten. »Rhodan mag sie nicht gezwungen haben, oder er mag es verstanden haben, die entsprechenden Beweise zu vernichten. Aber es besteht kein Zweifel daran, dass er diese Männer und Frauen dazu angestiftet hat, die FANTASY zu entführen. Und dass einige davon ihren Fehler mit dem Leben bezahlten.«

Die Blicke der Koordinatoren ruhten auf Rhodan, nicht Goslin. Er erwiderte sie ruhig. Es gab nichts, was er zu seiner Verteidigung hätte sagen können, selbst wenn sein Anwalt ihn gelassen hätte.

Goslin kannte solche Skrupel nicht. »Ihren Fehler?«, wiederholte er. »Ich frage mich, ob all jene, deren Leben durch die Opfer der FANTASY-Besatzungsmitglieder gerettet wurden, es ebenso sähen. Der Linearantrieb ist eine technische Sackgasse. Auch die Auswertung dieser wertvollen, auf dem Flug nach Lashat gewonnenen Daten finden Sie in dem erwähnten Speicher, zusammen mit der Meinung der Oproner hierzu. Ohne Rhodans Tun wären die Trugschlüsse der Parallelspur-Forschung nicht annähernd so schnell identifiziert worden. Wie viele Leben mehr hätten weitere Testflüge womöglich gekostet?«

»Keine vielleicht«, antwortete Emina Muratovi, die Koordinatorin für Wissenschaft und Technik. »Sie stellen hier eine zynische Rechnung auf, Mister Goslin.«

»Ich kann der Koordinatorin nur beipflichten«, bekräftigte Michelsen grimmig.

»Zynisch ist es, dem Protektor mit Ihrem Votum erst Steine in den Weg zu legen und dann das Ergebnis zu kritisieren. Hätten Sie ihn nicht zu seinem Alleingang gezwungen, sondern eine vollwertige Expedition ausgerüstet ...«

»Sie strapazieren meine Geduld«, warnte Michelsen. »Kommen Sie zum Ende, Goslin!«

Der Totengräber schnalzte verstimmt mit der Zunge. Dieser kleine Hauch von Verärgerung war die erste echte Regung, die Rhodan an ihm beobachtete. Dann hatte sich Goslin wieder perfekt im Griff.

»Was auch immer die Kommission entscheiden wird«, sagte der Anwalt lächelnd. »Die gewaltigen Verdienste, die sich Perry Rhodan um die Menschheit und die Terranische Union erworben hat, sollten nicht vergessen werden. Und Sie wissen, wie es um die öffentliche Meinung bestellt ist.«

Rhodan gestattete sich, eine Braue zu heben. Er mischte sich selten in die Arbeit seines Medienteams ein, aber es verschlang einen beachtlichen Teil des Budgets seines Stabes – offenbar zu Recht.

»Dies ist keine Frage der öffentlichen Meinung, sondern der Inneren Sicherheit«, widersprach Ivar Gunnarsson, Koordinator derselbigen, doch sogar Michelsen wirkte nicht überzeugt.

»Meinen Sie?«, entgegnete Goslin. »Perry Rhodan ist die Galionsfigur der Terranischen Union, wenn Sie mir den Vergleich gestatten. Und in dieser Eigenschaft kann er auch in Zukunft mehr für die weitere Einheit der Erde und der Solaren Union erreichen als jeder andere hier im Raum. Die Kommission sollte sich gut überlegen, ob sie sich in Zeiten der Krise eines solch mächtigen Symbols berauben will. Lebend nutzt er Ihnen sozusagen mehr als tot, also fleddern Sie nicht einfach alles, was er aufgebaut hat.«

Rhodan räusperte sich. Teils, weil ihm die Lobpreisungen peinlich und die Vergleiche zu blumig wurden, teils, weil ihm die Ungeduld unter den Nägeln brannte. Michelsen hatte recht – es wurde Zeit.

»Ja, Mister Rhodan?«, nahm Michelsen seine Lautäußerung zur Kenntnis. »Sie möchten doch noch etwas zu dieser Unterhaltung beisteuern?«

»Wenn Sie gestatten.«

Sie nickte, beinahe erleichtert. Goslin musterte ihn kurz prüfend, nahm dann aber Platz und überließ ihm die Bühne.

»Ich bekenne mich schuldig, die Anweisungen des Rats ignoriert und die FANTASY entführt zu haben. Jedes verlorene Leben unserer Fernreise lastet auf mir. Ich möchte, dass die Menschen das wissen. Deshalb werde ich die Schuld öffentlich auf mich nehmen. Ich werde meinen Fehler eingestehen – denn ein Fehler war es – und die Strafe dafür akzeptieren. Ich erkenne die Autorität des Rats und der Vollversammlung uneingeschränkt an und stelle mich hinter die Werte und Ziele der Terranischen Union. Ich werde sagen, was auch immer Sie von mir verlangen – und es wird die Wahrheit sein. Denn ohne die Union bin ich nichts. Ein Niemand.«

Er sprach die Worte nicht demütig, sondern mit Stolz. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Jeremiah Goslins Lippen immer schmäler wurden.

»Ich habe nur eine Bitte – lassen Sie mich in einer anderen Sache helfen. Falls auf Arkon wirklich eine Krise droht, hat dies das Potenzial, all unsere gegenwärtigen Probleme zu überflügeln. Dass meine Frau sich noch nicht gemeldet hat, gibt Anlass zur Sorge. Wir sollten keine Zeit verlieren und eine Expedition entsenden!«

»Sie halten die Untersuchung Ihres Amtsmissbrauchs für ... fehlgeleitet?«, erkundigte sich Stella Michelsen unschuldig.

Perry Rhodan kannte die Administratorin jedoch lange genug, um ihre Fallen zu erkennen. »Nein«, sagte er. »Ich halte sie sogar für überfällig.« Er lächelte schwach. »Ich bitte Sie – verurteilen Sie mich. Aber urteilen Sie rasch.«

Perry Rhodan Neo 220: Imperium am Abgrund

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