Читать книгу Wie wir nicht sind - Osama Abu El Hosna - Страница 9
2. November 2020, 05.45 Uhr
ОглавлениеEs ist noch dunkel im Zimmer, als mein Wecker klingelt. Ich bin sofort wach. Habe ich überhaupt geschlafen? Aber immerhin hatte ich mal keine Albträume. Die ganze Nacht war ich in diesem seltsamen Zustand, nicht wach aber auch nicht im Schlaf. Meine Augen brennen. Ich hasse diese Frühdienste. Neben mir schläft Nada noch, wie immer. Ihr Atem ist ganz ruhig. In meinem Kopf kreisen die Gedanken, wie in einem Fiebertraum. Ein paar Tage ist meine Verlobung jetzt her und ich sollte der glücklichste Mann der Welt sein. Aber in dieses Glücksgefühl, in das Glucksen in der Magengegend mischt sich etwas anderes. Eine hohe, grelle Stimme, die fragt: Weißt du, was diese Entscheidung für dein Leben bedeutet? Glaubst du, du wirst es schaffen, dieser Verantwortung, Nada gerecht zu werden? Es ist doch seltsam. Monatelang hatte ich auf diesen einen Tag gewartet, und jetzt fühlt es sich so an, als würde ich Jahre brauchen, bis ich wirklich verstanden habe, dass wir für immer zusammen sein werden. Ich drehe mich noch einmal im Bett um und sehe in Nadas schönes Gesicht. Wie ihre Wimpern flattern, das leichte Lächeln um ihre Lippen. Ich frage mich, ob Nada sich wohl dieselben Gedanken macht. Wahrscheinlich nicht. Bei ihr wirkt alles immer so leicht, so sicher. Ich fahre mit den Händen über mein Gesicht, reibe mir Leben ein.