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Vorwort
ОглавлениеDer vorliegende Band ist eine Erscheinung für sich in der Gesamtfolge der Werke Karl Mays.1 Er ist aus den Gedanken herausgewachsen, die ich in meinem Aufsatz „Der Bruch im Bau“, Karl-May-Jahrbuch 1930, zusammenhängend vorgetragen habe. Es handelt sich dort um die Feststellung, dass Karl May durch die aus seinen Prozessen und der nebenhergehenden Pressefehde geborene Karl-May-Hetze von seinem eigentlichen Schaffensweg abgedrängt wurde. Aus der lebensvollen Tatsachenwelt, in der seine Reiseerzählungen bis dahin spielten, flüchtete der Angegriffene ins Land der Symbolik. Das ist der „Bruch im Bau“. Und da jene Hetze in die Zeit der Abfassung von Im Reiche des silbernen Löwen fiel, tritt der Bruch grad in diesem Werk zu Tage. Die Bände I und II und das 1. Kapitel des III. Bandes schrieb der Karl May der Tatsachenwelt, das Folgende bis zum Ende des IV. Bandes der scheu sich verschleiernde Gleichnisdichter. Für viele Freunde und Leser Karl Mays wurde das Anlass dazu, den Silberlöwen halb gelesen aus der Hand zu legen, das Werk insgesamt abzulehnen, obwohl der Aufbau zeigt, dass es eine der stattlichsten Schöpfungen Karl Mays werden sollte.
Da war die Frage naheliegend: Wie hätte Karl May den Silberlöwen zu Ende geführt, wenn seine Gegner geschwiegen hätten, wenn er durch die Hetze nicht in seinem Schaffen gehemmt worden wäre? Ich untersuchte diese Frage in dem genannten Aufsatz und holte mir die Antwort aus dem Gesamtwerk Karl Mays heraus. Ich stellte sorgsam wägend die großen Linien wieder her, die mir zum eigentlichen Schluss des Werkes zu führen schienen. Die Ausarbeitung dieses Fortgangs und Schlusses, der eine Art Ersatz für Silberlöwe III und IV ist, liegt in diesem Band vor.
Dabei habe ich aber Band I und II nicht als bekannt vorausgesetzt. Das heißt, Die Verschwörung der Schatten ist eine Karl-May-Reiseerzählung für sich, verständlich auch für den, der den Silberlöwen nicht kennt. Im Übrigen ist es ein Versuch, Karl May nachschaffend zu ergänzen. Ob dieser Versuch geglückt ist oder nicht, werden die Leser entscheiden. Mir bleibt nur noch zu bemerken, dass das 1. Kapitel des ursprünglichen Bandes III des Silberlöwen in veränderter Form von mir als Anfang übernommen wurde. Das war nötig, um für die Leser, die dieses Werk Karl Mays nicht kennen, den Anschluss zu wahren.
Ich hoffe, dass dieser Band, der sich bemüht, dem alten, von Karl May ursprünglich geplanten Fortgang und Schluss des Silberlöwen zu entsprechen, eine freundliche Aufnahme in der Gemeinde der Karl-May-Leser findet.
Otto Eicke