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VORSPIEL In Ihrer Sache

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Ist Fischgeruch im Schritt normal? Warum ist ein Bonjour-Tropfen in der Unterhose kein guter Start in den Tag? War Mona Lisas Lächeln nur so geheimnisvoll, weil sie an der Syphilis erkrankt war? Einige dieser bereits seit Jahrhunderten bekannten Spielarten von sexuell übertragbaren Erkrankungen (STI = Abk. engl.: sexually transmitted infections) erleben seit mehreren Jahren ein wahres Comeback, denn das Sexualverhalten hat sich im Umfeld von sozialen und kulturellen Strömungen verändert.

Allein in den letzten Jahrzehnten wogte die sexuelle Freizügigkeit mehrfach hin und her. In den 1960er Jahren wurde durch die Einführung der Anti-Baby-Pille die sexuelle Freiheit neu definiert und gelebt. In den 1980er Jahren kam dann mit der weltweiten Ausbreitung von HIV ein Dämpfer ins Spiel, der neue Ängste und Vorsicht mit sich brachte. Die zunehmende Behandelbarkeit von HIV führte wiederum zu einem weniger bedachten Umgang mit Verhütung durch Kondome – und damit zu steigenden Infektionszahlen von sexuell übertragbaren Erkrankungen.

Die Zeiten, in denen Vater und Mutter das pubertierende Kind beiseite genommen und über Bienchen und Blümchen gesprochen haben, waren ja spätestens dann vorbei, als Dr. Sommer in der Bravo die blühende Jugend über intime Praktiken aufklärte. Dr. Sommer selbst wiederum fiel schließlich auch den Jahreszeiten kultureller Entwicklungen zum Opfer und wurde durch das Internet ersetzt. Jeder kann per Mausklick und anonym erfahren, wie Sex in allen denkbaren Variationen rein technisch abläuft. Das Wissen über gesundheitliches Ungemach im Schlüpfer ist jedoch deutlich weniger verbreitet, als die Lust, die dazu führen kann.

Aber bitte keine falsche Scham: STI können grundsätzlich jeden treffen, der mit anderen Menschen sexuell intim wird. Und wenn man ein wenig sucht, findet man auch im World Wide Web neben Tipps für sexuelle Praktiken entsprechend aufklärerisches Material für den ernüchternden Morgen danach und idealerweise für die Prävention davor. Die verlässlichsten und belastbarsten Quellen sollten aber nach wie vor die entsprechenden Fachärztinnen und Fachärzte aus den Gebieten Haut- und Geschlechtskrankheiten, Urologie, Gynäkologie und Infektiologie (Internistinnen und Internisten) sein.

«Mit so etwas beschäftigte man sich nicht», berichtete meine Großmutter. Mit so etwas war die Forschung an sexuell übertragbaren Keimen gemeint, wie sie Friedrich Fritz Schaudinn, mein indirekter Vorfahre mütterlicherseits, betrieben hat. 1905 entdeckte er zusammen mit Erich Hoffmann den Erreger der Syphilis. Damals wurde seine Arbeit von der eigenen Familie missbilligt, heute profitieren Ärztinnen und Ärzte wie Patientinnen und Patienten von seinem Pioniergeist und seiner Unnachgiebigkeit.

In der ärztlichen Sprechstunde kann man sehr vertraulich über die Nacht zuvor, den Morgen danach oder den Akt dazwischen sprechen, nachdem sich ein unerklärliches wie unerwünschtes und manchmal sogar kaum spürbares Symptom bemerkbar gemacht hat. In diesem Buch lasse ich Sie genauso anonym wie offen an diesem Querschnitt heiterer bis naturtrüber Geschichten aus meiner Erfahrung als Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten teilhaben. Dieses Buch möchte und kann kein medizinisches Lehrbuch ersetzen. Es soll ebenfalls keine Anleitung zur Selbstbehandlung sein. Vielmehr soll das Thema durch die bewusst leichtfüßige Erzählweise anschaulicher und greifbarer werden und dadurch den Mantel des Tabus abstreifen.

Möglicherweise finden Sie sich oder Ihnen nahestehende Menschen gefühlt in der einen oder anderen Anekdote wieder. Warum auch nicht? Solche Geschichten schreibt das Liebesleben, und Ähnlichkeiten lassen sich aufgrund der Natur der Sache nicht ausschließen. Die meisten in diesem Buch abgebildeten Patientengespräche liegen viele Jahre zurück. Die Probleme sind aber heute aktueller denn je.

Dieses Buch sollte für alle sexuell aktiven Menschen von Interesse sein, nicht nur für die unzähligen Singles, die auf der Jagd nach Abenteuern und sexuellen Erfahrungen sind. Nach der Lektüre sollten Sie die potenziellen gesundheitlichen Folgen einer wilden Nacht im eigenen oder fremden Laken besser einschätzen und sich auch davor schützen können. Die Empfehlungen und Hinweise sollen allen Menschen helfen, auch am Morgen danach mit einem guten Gefühl aufzuwachen.

Also lieben Sie sich, wie Igel es tun – mit Vorsicht.

Syphilis & Co.

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