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Informationstheorie des Alterns

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Erbinformationen werden im Laufe der Zeit immer schlechter lesbar, was die Zell-Seneszenz und damit Alterungserscheinungen verursacht: Diese Theorie lehrt uns, wie sich „Lesefehler“ in unsere Zellen einschleichen – und wie sie wieder behoben werden können.

Epigenetische Veränderungen

Um den Körper jung und gesund zu erhalten, ist es von entscheidender Bedeutung, dass die Körperzellen in der immer gleichen Qualität und Perfektion „kopiert“ werden. Leider können sich durch innere und äußere Faktoren Fehler in die Erbinformation einschleichen. Wird dann der Zellbauplan beschädigt, ist auch die daraus entstehende Zelle fehlerhaft. Glücklicherweise verfügt der Körper über zahlreiche Mechanismen, um Brüche und Schäden an den DNA-Strängen der Gene zu reparieren.

In jeder einzelnen Körperzelle befinden sich alle rund 20.000 Gene des menschlichen Zellbauplans, des sogenannten Genoms. Wie weiß nun eine Zelle, ob sie sich zur Gehirnzelle, zur Leberzelle oder zur Hautzelle entwickeln soll? Welche Gene müssen dazu jeweils ein- und ausgeschaltet werden? Nun, darüber entscheidet eine weitere Informationsebene im menschlichen Erbmaterial – das Epigenom. Der Altersforscher David Sinclair vergleicht das menschliche Genom mit seinen rund 20.000 Genen mit der digitalen Information auf einer Musik-CD. Den analogen Ausleseprozess durch den CD-Player vergleicht er mit dem Epigenom.

Während die digitalen Informationen selbst sehr stabil sind, können durch manuelle Abnutzungen Kratzer auf der Oberfläche der CD entstehen – der CD-Player kann die Information nicht mehr richtig auslesen. Je öfter wir die CD benutzen und je schlechter wir darauf achtgeben, desto mehr Gebrauchsspuren und Kratzer werden den Laser des Players stören. Zuerst wird dies kaum hörbar sein, aber je stärker sich die physischen Abnutzungen auf der CD-Oberfläche abzeichnen, desto verzerrter wird die Information, bis die Musik nur noch aus Störgeräuschen besteht und der Player aufgibt. Für die Zukunft haben Gerontologen wie David Sinclair die Vision, dass wir uns die Informationen quasi von einer Backup-CD holen und unsere Erbinformationen in regelmäßigen Abständen wieder auffrischen. Wir könnten uns vielleicht alle zehn bis zwanzig Jahre gegen das Altern „impfen“ lassen. Doch auch, wenn das in der Theorie vielleicht vorstellbar ist, in der Praxis sind wir noch weit davon entfernt.


Wie die Kratzer auf einer Audio-CD – schlechter lesbar werdende Erbinformation führt zu körperlichem Verfall.

Die Informationstheorie des Alterns, wie David Sinclair seine Theorie bezeichnet, kann uns aber auch heute schon dabei helfen, zumindest langsamer zu altern. Die Erkenntnisse über die epigenetischen Zusammenhänge helfen uns dabei, weniger „Kratzer“ auf unserer Jungbrunnen-CD zu hinterlassen. Außerdem geben sie uns die Werkzeuge in die Hand, um sie teilweise wieder aufzupolieren und die „Symphonie unseres Körpers“ von Störgeräuschen und Verzerrungen zu befreien. Durch unsere Lebensstilentscheidungen haben wir viel mehr Einfluss auf den Alterungsprozess, als in der Vergangenheit vermutet wurde.

Genetik versus Lebensstil – Wie viel Einfluss haben wir auf den Alterungsprozess?

Jeder kennt jemanden, der trotz ungesunder Gewohnheiten ein Leben lang gesund war, während ein anderer, der sich immer bewusst ernährt hat, schwer erkrankt ist. Solche Fallgeschichten lassen sich wissenschaftlich kaum aufarbeiten. Jeder Mensch bringt unterschiedliche Erbinformationen mit. In den meisten Fällen wissen wir zudem wenig darüber, welche positiven Einflüsse den negativen Lebensstilentscheidungen gegenübergestanden sind und warum sie sich auf die jeweilige Person mit ihrem einzigartigen Erbmaterial gerade so auswirken. Eine große Chance bietet da die Zwillingsforschung: Die Wissenschaft kann hier immer zwei Menschen untersuchen, die über exakt die gleiche DNA verfügen. So lässt sich feststellen, wie sich unterschiedliche Umwelteinflüsse bei gleicher Erbinformation manifestieren. Es reicht oft schon, wenn man Fotos von Zwillingen optisch vergleicht. Wenn einer der beiden jahrelang Kettenraucher war und der andere Nichtraucher, so ist ihr Genom noch immer gleich. Der eine hat allerdings größere Tränensäcke, eine fahlere, faltigere Haut und ein hängendes Doppelkinn. Der eine überlebt den anderen womöglich um viele Jahre, weil er bestimmte Krankheiten nicht bekommt. Im Einzelfall hat auch das keine Aussagekraft. Werden allerdings Tausende von eineiigen Zwillingen verglichen, wie das schon in zahlreichen Studien mit Blick auf die Lebenserwartung und das biologisches Alter geschehen ist, kommen wir zu einem überraschenden Ergebnis. Altersforscher schätzen den Anteil des genetischen Einflusses auf den Alterungsprozess auf lediglich zehn bis 25 Prozent. Die Art und Weise, wie wir altern, liegt also zum größten Teil in unseren Händen und hängt davon ab, wofür und wogegen wir uns entscheiden, welchen Gewohnheiten wir uns hingeben und welchen besser nicht.


Die Jungbrunnen-Küche

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