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Vorwort: Die Faszination des Windeltragens

»Hier gibt es endlich einmal ein ganzes Buch zu lesen für all die Geschöpfe des starken Geschlechts, die gerne einmal schwach sein wollen« – mit diesen freundlichen Worten begrüßten die SCHLAGZEILEN 1998 das Buch »Ins Röckchen gezwungen«, einen Band mit Travestie-Geschichten, die erste Veröffentlichung des Marterpfahl-Verlags. Doch für dieses »Schwach-sein-wollen« gibt es noch eine Steigerung: den Wunsch, ein kleines, total hilfloses, behütetes, aber auch total bevormundetes Kleinkind zu sein, ein Baby. Ein Wunsch, der mir in einer immer stressigeren Welt nur zu verständlich erscheint. Nicht von ungefähr finden Jahr für Jahr mehr gestresste Männer den Weg zu mir, wollen wieder Baby sein, alle Verantwortung ablegen – sogar und gerade die Verantwortung für den Gang zur Toilette! – und liebevoll bevormundet und bemuttert werden.

In einer Rudi-Carrell-Show aus den frühen 70er Jahren machte sich der holländische Showmaster über eine damals neue Einrichtung an deutschen Autobahnraststätten lustig. An einer solchen trat ihm ein Mann gegenüber, der schon so nötig aufs Klo mußte, daß er mit bebendem Körper und heftig zusammengekniffenen Pobacken vor Carrell von einem Fuß auf den andern trat, während dieser langsam und umständlich nach der erbetenen Münze suchte. Endlich hatte er sie gefunden und wollte sie dem nun entspannt, aber resigniert wirkenden Bittsteller geben – »Nein? Brauchen Sie nicht mehr? Ach ja – der Babywickelraum ist dort gegenüber!«

Peter Alexander spielte in einer seiner Shows ein Baby mit fast ballonförmig dick gepolstertem Windelpo, das in einem überdimensionalen Laufstall stand und mit anhören mußte, wie zwei unsympathische Tanten planten, ihn auf einen langweiligen Sonntagsspaziergang mitzunehmen. »Hilfe! Da muß ich wohl zum Äußersten greifen und die Notbremse ziehen!« sagte er, spreizte seine Beine und tat unter dem großen Gelächter des Saalpublikums so, als drücke er einen Knödel in seine Windel.

Sich beschmutzen, seinen Dreck unbekümmert um Konventionen in die Hose drücken – nur kleinen Kindern gesteht die Gesellschaft so etwas zu, und das mag mit zu der untergründigen Faszination beitragen, der solch babyhaftes Verhalten meist begegnet. Die ganzen mühsam aberzogenen analen Sehnsüchte brechen da wieder mit Macht durch. Es ist fast so etwas wie die Überschreitung eines der letzten Tabus.

Niveauvolle Geschichten für Menschen mit solchen Neigungen sind immer noch sehr selten, trotz der Bemühungen des Lange Verlags mit seiner 1992 gegründeten, im deutschen Sprachraum einzigartigen Zeitschrift »Baby Gum« (und einigen Buchtiteln).

»Aber das ist doch alles immer wieder derselbe Scheiß!« wird mancher Mensch nach der Lektüre dieser Geschichten sagen – und befände sich mit diesem Urteil gar nicht mal so sehr im Unrecht. »Die Geschichten aus dem Englischen finde ich ganz gut, obwohl sie sich (für mich) in einigen Details zu sehr gleichen. Mag ja den Fetischcharakter unterstreichen, aber literarisch ist das eine klare Schwäche«, schrieb ein Freund des Verlegers diesem nach dem Erscheinen des »Röckchens« über drei der Travestie-Geschichten in diesem Band, und damit hatte er recht. Literarisch ist die Wiederholung des Immergleichen schlecht, für den Fetischisten aber ist sie unerhört geil – vorausgesetzt, man bemüht sich wenigstens um ein Mindestmaß an Abwechslung und Variation. Und das hat der Autor »Pampersboy«, von dessen Stories ich hier eine erste Auswahl vorlege, hoffentlich geschafft.

Das Grundgerüst dieses Buches bildet die in fünf Teile zerlegte Geschichte des 30jährigen Robert, der auf wundersame Weise in ein einjähriges Baby verwandelt wird und dessen neu-kindlichen Lebensweg wir einige Episoden lang verfolgen. Pampersboy schrieb diese Geschichten im Spätherbst 1998 im Krankenhaus, in das ihn ganz plötzlich ein gereizter Blinddarm (beinahe wäre es ein Durchbruch geworden) geworfen hatte. Aufgefüllt wird dieser Rahmen von einigen anderen Stories, Stories von den Nöten eines Windelfetischisten in einem Verkehrsstau oder eines Gesandten am Hofe Ludwigs XIV. … aber lassen wir nun Pampersboy selbst zu Wort kommen.

Im März 2001

Schwester Incontinenzia


Der Sinn des Lebens

»Mal erklärte er, ›am Leben sein‹ heiße: ›Sich entweder vor Langeweile oder vor Angst in die Hose scheißen‹. Dann meinte er, wir seien ›hienieden, um herumzublödeln. Lassen Sie sich bloß nichts anderes erzählen!‹ Schließlich hielt er sich an seinen Sohn Mark, der sagte: ›Wir sind alle hienieden, um einander auf dem Weg durch dieses … äh … na, egal, was es ist, behilflich zu sein.‹ «

(Aus einem FAZ-Artikel vom 2.11.1998 über die wechselnden Lebensphilosophien des amerikanischen Schriftstellers Kurt Vonnegut).

Windeln, Stöckchen, strenge Gouvernanten

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