Читать книгу Panegyrici Latini - Panegyrici Latini - Страница 9

PANEGYRICUS DES JAHRES 321
LOBREDE DES NAZARIUS ZU EHREN KONSTANTINS

Оглавление

1 (1) Da ich im Begriff stehe, das feierlichste Lob auf Konstantin vorzutragen, der die Herrscher aller Jahrhunderte so weit überragt, wie die anderen Herrscher von ihren Untertanen entfernt sind, und da ich im Begriff stehe, das Wort in einer Versammlung zu ergreifen, die sich in überschwänglicher Freude und ausgelassenem Jubel begeistert, den die ersten Quinquennien der vom Glück so reich bedachten Caesares noch in ungewöhnlichem Maß gesteigert haben, spüre ich, dass man sich keinerlei Redekunst zu wünschen oder vorzustellen vermag, die imstande ist, für diese Situation angemessenen Dank vorzubringen oder dem Stoff angemessen sprachliche Fülle zu verleihen oder eurer Begeisterung ein angemessenes Ausdrucksmittel zur Verfügung zu stellen. Denn heute schwingt sich ja die freudige und glückliche Ergebenheit aller in ganz besonderer Weise empor. (2) Es ist auch nicht nötig, die geheime Gedankenwelt der Herzen zu erforschen: auf dem Antlitz eines jeden leuchtet der Glanz der allgemeinen Fröhlichkeit, und auf heiteren Stirnen liest man die Zeichen ihrer Empfindungen. (3) Denn die Größe freudigen Überschwangs vermag keine Zurückhaltung zu wahren, sondern sie verschmäht das Versteck des Herzens und tritt nach außen in solcher Fülle und so strahlend hervor, dass man erkennt, dass sie ebenso wahrhaftig wie außerordentlich ist. Und es sind ja in der Tat keine Güter von mittelmäßigem Rang, an denen sich diejenigen erfreuen, die in ihrem Jubel kein Maß kennen.

2 (1) Fruimur nos quidem praesentium maxima voluptate, sed lenocinatur his iam futuri ratio, et quae temporibus disparata sunt animorum praesumptione iunguntur. (2) Quintum decimum maximus princeps salutaris imperii degit annum, sed auguramur iam vicennalia et venturi fidem superiorum felicitate sancimus. (3) Quinquennalia beatissimorum Caesarum occupatos in gaudiis <nos> habent, sed iam in destinatis decenniis vota properantia et spes volucres constiterunt; horum dehinc compotes propagabimus optabilis boni seriem. (4) Ita omnia quae ex principibus nostris prospere veniunt continuatos fructus ferunt, nec magis recepta delectant quam exspectata iuverunt. (5) Verum quid agimus vicenis aut iam tricenis annis circumscribendo quae aeterna sentimus? Ampliora sunt merita principum quam optata votorum. (6) Eat quin immo in immensum felicis cursus imperii, nec humanorum terminos curent qui semper divina meditantur. Certe cupitorum irriti non sumus qui, cum optemus maxima, id faciamus <non> benignius quam securius, quod propter caelestem in illo favorem tam certa adipiscendi spes est quam optandi soluta libertas. (7) Has igitur gratulationes, quae praesentibus excitantur quaeque superiorum memoria vigent aut quas in posterum redundaturas cogitatio avida depascitur, quis omnium queat flagrantissimis audientium studiis satisfacere dicendo? (8) Iam vero, cum publicas tantum utilitates amplecti velim et unusquisque privatim suas cogitet, tremebunda proferatur oratio, quae tacita reputatione vincenda est. (9) In ipsis etiam publicis gestorum ingentium professa laudatio augendi cupiditatem prae se ferat: non iniuria minuendi metum faciunt quae spem amplificationis ex magnitudine sustulerunt.

2 (1) Gewiss genießen wir höchstes Vergnügen an der Gegenwart, doch verleiht der gedankliche Ausblick auf die Zukunft diesen Dingen einen noch höheren Reiz, und was der Zeit nach voneinander getrennt ist, wird durch geistige Vorwegnahme miteinander verknüpft. (2) Es ist das fünfzehnte Jahr segensreichen Regimentes, dass der höchste Herrscher sein Amt ausübt, doch wir stellen schon die Berechnung der Vicennalien an und besiegeln unser Vertrauen auf die Zukunft mit dem Glück der vergangenen Jahre. (3) Die Quinquennalien der vom Glück so reich bedachten Caesares halten uns fest im Bann der Freude, doch haben unsere dahineilenden Wünsche und unsere beflügelten Hoffnungen bereits bei den Decennien Station gemacht, die das Schicksal für sie vorherbestimmt hat. Dann, wenn wir im Genuss dieser Zeiten sind, werden wir (durch Fortführung der Vota) den Fortbestand dieses wünschenswerten Gutes erlangen. (4) So trägt alles, was uns durch unsere Herrscher glücklich zuteil wird, fortwährend Früchte, und es verschafft uns im selben Maß das bereits Empfangene Freude, wie uns das erst Erwartete Vergnügen bereitet hat. (5) Doch was tun wir da, wenn wir mit zwanzig oder auch dreißig Jahren Zeitspannen umschreiben, die nach unserem Empfinden doch von ewiger Dauer sind? Die Verdienste unserer Herrscher umfassen größere Dimensionen als die Inhalte unserer Wünsche. (6) Ja, bis ins Unendliche möge der Lauf einer glücklichen Herrschaft vordringen, und um die Grenzen, die dem Menschlichen gesetzt sind, sollen sich nicht diejenigen sorgen, die sich in ihrem Denken stets mit Göttlichem befassen. Jedenfalls erliegen wir keiner Täuschung in unseren Wünschen, die wir, da wir nach dem Größten verlangen, dies mit ebenso großer Zuversicht wie Großzügigkeit tun; denn aufgrund der Gunst des Himmels, die sich an jenem zeigt, ist die Hoffnung, das Erwünschte zu erlangen, ebenso sicher begründet wie die Freiheit unseres Wünschens ohne Grenzen ist. (7) Was also diese Segenswünsche angeht, die die Gegenwart in uns hervorruft und denen die Erinnerung an das Vergangene frische Kraft verleiht oder die unsere begehrliche Vorstellung sich schon im Vorgriff auf die reiche Fülle in der Zukunft zu Eigen macht: wer unter allen Menschen vermag denn wohl in der Rede zu leisten, was der glühendsten Begeisterung der Hörer angemessen ist? (8) Nun aber, da ich doch nur den Nutzen für den Staat behandeln will und ein jeder seinen eigenen Vorteil für sich selbst bedenken mag, sei voller Zagen eine Rede zum Vortrag gebracht, die sich, zieht man ein Resümee im Stillen, ja geschlagen geben muss. (9) Und ja gerade, wenn es um die Belange des Staates geht und die Rede mit ihrer Verheißung, außerordentliche Leistungen zu preisen, den Wunsch nach deren Überhöhung offen präsentiert, rufen nicht zu Unrecht Taten, die aufgrund ihrer eignen Größe die Hoffnung auf eine Steigerung in Worten zunichte gemacht haben, Furcht vor ihrer Minderung hervor.

3 (1) Quis, oro, Constantine maxime (praesentem enim mihi adloqui videor qui, etsi conspectu abes, revelli tamen mentibus non potes), quis, inquam, adspirare laudes tuas audeat aequiparandi magis spe quam gratia non tacendi? (2) Quis tam potens fandi, cuius copia tam larga tam felix, quae, cum virtutes tuas attrectaverit, non aut circumventa numero desperato exitu stupeat aut obteratur magnitudine aut splendore obsolefacta tantum nitoris habeat quantum ex rerum luce collegerit? (3) Cuius cum divina virtus et eius misericordia comes appendixque victoria urbem Romam non praecipitantem exceperit, sed adflictam et plane iacentem excitarit recrearit erexerit, cumque aliae felicissimae tuae prius ac deinceps expeditiones non minus in sese operis amplexae sint quam ex ipsis faucibus fati Roma servata, quid dignum magnitudine tua excogitari ac dici potest, in cuius laudibus id maximum non est quod in terrarum orbe primarium est? (4) Nobilissimorum quoque Caesarum laudes exsequi velle studium quidem dulce, sed non et cura mediocris est, quorum in annis pubescentibus non erupturae virtutis tumens germen, non flos praecursor indolis bonae laetior quam uberior apparet, sed iam facta grandifera et contra rationem aetatis maximorum <quorum>que fructuum matura perceptio. (5) Quorum alter iam obterendis hostibus gravis terrorem paternum, quo semper barbaria omnis intremuit, derivare ad nomen suum coepit; alter iam consulatum, iam venerationem sui, iam patrem sentiens, si quid intactum aut parens aut frater reservet, declarat mox victorem futurum, qui animo iam vincit aetatem. (6) Rapitur quippe ad similitudinem suorum excellens quaeque natura, nec sensim ac lente indicium promit boni, cum involucra infantiae vividum rupit ingenium. (7) Unde enim principis maximi tam effusus in liberos animus, nisi iam quod in illis simulacrum sui conspicit?

3 (1) Wer nun, ich bitte dich, höchster Konstantin, – denn es kommt mir vor, als richte ich das Wort an dich in eigener Person – der du, wenn du uns auch vor Augen nicht zugegen bist, unseren Herzen dennoch nicht entrissen werden kannst: wer, sage ich, kann es wohl wagen, sich deinem Lob eher in der Hoffnung zu nähern, dieser Aufgabe gewachsen zu sein, als in der Absicht, nicht in Stummheit dazustehen? (2) Wer ist der Rede so mächtig, wessen Ausdrucksfähigkeit so reich und so gesegnet, dass sie nicht, wenn sie auf deine Tugenden zu sprechen kommt, umringt von ihrer Vielzahl, am Ausgang des Unterfangens verzweifelt in Erstarrung liegt oder von ihrer Größe zermalmt wird oder, durch ihren strahlenden Schein wertlos geworden, soviel Glanz nur hat, wie sie aus dem Licht der Taten selbst gesammelt hat? (3) Da deine göttliche Tapferkeit und ihre Begleiterin, das Mitgefühl, sowie in ihrem Gefolge der Sieg die Stadt Rom nicht nur in ihrem Sturz aufgefangen, sondern sie, zerschmettert und gänzlich danieder liegend, wiedererweckt, neu erschaffen, wiederaufgerichtet haben, und da deine anderen überaus erfolgreichen Unternehmungen zuvor wie auch danach für sich genommen keine geringere Leistung umfassen als es die Rettung Roms aus dem Rachen des Schicksals selbst darstellt: was kann da noch erdacht und ausgesprochen werden, was der Größe deiner Person angemessen ist, bei deren Lob das Höchste nicht dasjenige ist, was auf dem Erdkreis den vornehmsten Rang einnimmt? (4) Auch den Lobpreis der so edlen Caesares ausführen zu wollen, ist zwar ein erfreuliches Unterfangen, doch ist es keine Aufgabe, die nur durchschnittliche Mühe erfordert: in den Jahren ihres Heranwachsens zeigt sich nicht der schwellende Keim einer Tugend, die sich erst künftig den Weg bahnen wird, nicht eine Blüte als Vorbote einer trefflichen Veranlagung, die sich eher heiter noch als üppig schon entfaltet zeigt, sondern es gibt schon Taten von reichem Ertrag und eine, berücksichtigt man das Alter, unerwartet reife Ernte schönster Früchte. (5) Von ihnen ist der eine bereits gewaltig in der Vernichtung der Feinde und hat begonnen, den Schrecken vor dem väterlichen Namen, der die Barbarenwelt stets insgesamt erbeben ließ, auf seinen eigenen zu übertragen; dem anderen sind schon der Rang des Konsulats, schon die Verehrung seiner eigenen Person, schon die Größe seines Vaters bewusst, und er lässt, falls ihm Vater oder Bruder ein Werk übrig lassen, das noch nicht in Angriff genommen ist, deutlich erkennen, dass er bald Sieger sein wird, er, der mit der Tatkraft seines Wesens bereits den Sieg über sein Alter erringt. (6) Jede hervorragende Natur beeilt sich ja, den eigenen Verwandten ähnlich zu werden, und nicht allmählich nur und langsam lässt sie das Kennzeichen ihrer Vortrefflichkeit zutage treten, wenn erst der Geist voller Lebenskraft die Hülle der Kindheit durchstoßen hat. (7) Denn woher kommt es, dass das Herz des höchsten Herrschers sich seinen Kindern so hingegeben hat, es sei denn, weil er in ihnen schon das eigene Ebenbild erblickt?

4 (1) Commendet inferioribus suos sola necessitudo naturae, et qualescumque diligant qui in illis quod ex se desiderent non habent: praestantissimum principem hoc maxime iuvat quod in annis primoribus iam sunt ductae lineae quibus virtutum suarum effigies possit includi, et pater optimus, sed melior imperator, non tam sibi quam rei publicae gaudet, cum liberos sibi similes intuetur. (2) Quibus ad perficienda quae ingenerata sunt bona non segnis virtutum opifex disciplina coniungitur, ut spes aequiparandi patris certa sit; quippe indoles similis, sed sub eodem magistro discendi fortuna felicior. (3) Ipsum a tenero intuentes, in ipsum oculis ac mente conversi, nihil ab eius contemplatione deflectunt, incerti mirentur an diligant, nisi quod necesse est utrumque permixte simul fieri; nam et amor factorum commendator est, unde nascitur admiratio, et facta cum mira sunt amorem invicem creant. (4) Ita spectantibus liberis, quidquid ab eo pulcherrime geritur, cum propter ipsum magis placuit, tum studio imitationis inolescit. (5) Iam tibi quidem in erudiendo, imperator optime, non omnia proponebantur quae sequi velles, nisi quod recte factorum contemplator acerrimus, si quid secus fieret, a spectandi cura pudentes oculos abstrahebas. Dabit enim veniam clementia tua, si audaciorem veritas facit.

4 (1) Mag es bei Menschen geringeren Standes allein das verwandtschaftliche Band der Natur sein, das ihnen die eigenen Angehörigen ans Herz legt, und mögen sie sie lieben, gleich welcher Art sie sind, ohne an ihnen das vorzufinden, was sie sich von ihrer eigenen Person her (als Anlage bei ihnen) wünschen: den trefflichsten Herrscher freut in höchstem Maße die Feststellung, dass schon in ihren Anfangsjahren die Linien gezeichnet sind, in denen das Abbild seiner eigenen Tugenden zu fassen ist; und der beste Vater, doch ein besserer Kaiser noch, empfindet Freude nicht so sehr für seine eigene Person als im Interesse des Staates, wenn er seine Kinder anschaut, wie sie ihm ähnlich sind. (2) Die ihnen angeborenen Vorzüge zu vollenden, tritt Unterweisung als fleißige Bildnerin der Tugenden hinzu, so dass die Erwartung, dem Rang des Vaters gleichzukommen, eine sichere Grundlage hat. Ihre Veranlagung ist ihm zwar ähnlich, doch ist die Gunst des Schicksals, auch unter seiner Leitung lernen zu können, für sie ein noch größeres Glück. (3) Auf ihn selbst schauen sie von zarter Kindheit an, auf ihn sind ihre Augen und ihr Herz gerichtet, und von der Betrachtung seiner Person wenden sie sich in keinem Moment ab; unsicher, ob sie ihn bewundern oder lieben sollen – doch es ist unausweichlich, dass sich beides vermischt und zu gleicher Zeit ereignet. Denn einerseits verleiht die Liebe den Taten Wertschätzung, worin die Bewunderung ihren Ursprung hat, andererseits schaffen Taten, wenn sie Bewunderung verdienen, im Gegenzug auch Liebe. (4) So ruft jede Tat, die er so ganz vortrefflich ausführt, bei den Kindern, wenn sie ihm zuschauen, zum einen höheres Wohlgefallen hervor, weil sie von ihm selbst stammt, und ganz besonders gewinnt sie an Bedeutung durch ihren Eifer, es ihm nachzutun. (5) Schon als du dich noch selbst im Stadium der Erziehung befandest, trefflichster Kaiser, wurden dir nicht nur Taten vorgeführt, denen du nacheifern wolltest; doch hattest du, bei deinem so scharfsichtigen Blick für die Rechtmäßigkeit von Taten, die Gewohnheit, dann, wenn sich etwas Schlechtes zutrug, deine Augen schamhaft von der Aufmerksamkeit für solchen Anblick fernzuhalten. Deine Güte wird mir Verzeihung gewähren, wenn die Wahrheit mich allzu kühn werden lässt.

5 (1) Existimare quidem de principibus nemini fas est. Nam et in vestibulo suo inquirentem repellit obiecta veneratio, et si qui [mente] propius adierunt, quod oculis in solem se contendentibus evenit, praestricta acie videndi facultate caruerunt. (2) Verum tu facis, principum maxime, ut patere videantur quae obstructa prius fuerant, qui tam optas totus videri quam ceteri recusabant. (3) Non terror obtentu est nec occultandis quae plerumque extrinsecus latent demorandoque adspectu ostentatio speciosa perhibetur. (4) Obtutus hominum benignus receptas, nec intuentem iniquus fulgor retundit, sed serenum lumen invitat. Nunc denique intellegimus quae desideranda in prioribus fuerint, postquam ea quae operta in ceteris veriti sumus in te reserata veneramur. (5) Igitur, ut facitis, beatissimi Caesares, per omnes paternarum laudum vias ite securi. (6) Non simplici quidem itinere numerosae eius virtutes ingrediuntur, sed omnia ad eundem gloriae exitum ferunt. Nullae cupiditatum deflexiones, nullus erroris anfractus, ut verenda progredientibus non sit dispendiosa revocatio. (7) Itaque maturiorem cursum instituistis qui moram considerandi itineris non habetis. (8) Sed mihi circumvento hac ipsa rerum copia, quae potissimum capessenda sit via, qui aditus fiat, incertum est: ita se multa offerunt specie paria, magnitudine congruentia.

5 (1) Über die Herrscher sich ein eigenes Urteil zu bilden, ist zwar niemandem gestattet: denn einerseits weist die Schranke der Hoheit den, der sie aufsuchen will, schon in ihrer Vorhalle zurück; wenn aber doch einige näheren Zugang fanden, wurden sie – wie es mit den Augen geschieht, wenn sie sich direkt auf die Sonne richten – in ihrer Sehkraft ganz geblendet und verloren ihre Fähigkeit, zu sehen. (2) Du aber, Höchster der Herrscher, bringst es fertig, dass es den Anschein hat, es stehe offen, was zuvor versperrt gewesen war: der du so sehr den Wunsch hast, dich in eigner Person ganz sehen zu lassen, wie es die anderen verweigert haben. (3) Es gibt keinen Schrecken als Hindernis, und es wird auch keine prächtige Schau geboten, indem man noch verhüllt hält, was zumeist der Außenwelt verborgen bleibt, und indem man seinen Anblick hinauszögert. (4) Mit Wohlwollen nimmst du die Blicke der Menschen entgegen und kein feindlicher Blitzstrahl stößt den Betrachter ab, sondern sanfter Lichtschein lädt ihn ein. Jetzt erst erkennen wir, was wir zu vermissen hatten bei deinen Vorgängern, nachdem wir das, was wir bei den andern verhüllt in scheuer Furcht geachtet haben, bei dir jetzt offen zugänglich verehren. (5) Schreitet also, ihr vom Glück so reich bedachten Caesares, sicher auf allen Wegen väterlichen Ruhmes voran, wie ihr es bereits tut. (6) Die Fülle seiner Tugenden zieht freilich nicht auf einem Weg allein dahin, doch alle Wege führen zu demselben Ziel: dem Ruhm. Da gibt es keine Abweichungen der Begierden, keine Windung eines Irrwegs, so dass die Vorwärtsschreitenden nicht fürchten müssen, unter Zeitverlust wieder zurückgerufen zu werden. (7) Und so habt ihr denn einen Lauf begonnen, auf dem ihr zeitig schon recht weit gelangt seid, die ihr keinen Verzug dadurch habt, dass ihr den Weg erst reiflich überdenken müsst. (8) Doch ich bin mir, umstellt von eben dieser Fülle an Dingen, nicht sicher, welcher Weg am ehesten einzuschlagen ist und welchen Zugang ich denn nehmen soll: so zahlreich bieten sich die Gegenstände an, gleich an Schönheit und angemessen in der Größe.

6 (1) Verum ut in magnis domibus interiorem ornatum vestibula ipsa declarant, sic nobis venturis ad ingentium virtutum stupenda penetralia debet laudationis ingressum et praedicationis ianuam Roma praebere. (2) Quae demersa quondam tyrannidis impiae malis et quo maior eo miserabilior maiestatis pristinae decus ad misericordiae ambitum conferebat, tibi tamen, Constantine maxime, etiam in illa sui sorte venerabilis, quod quos impense amamus observantia illorum integra est, etiamsi dilapsa fortuna est. In abiectos officia gratiora sunt quae non ex misericordia sed ex honore venerunt. (3) Sed nimirum recte a sapientibus ponitur conexio inter se apta virtutum. Sic enim mutuo et opera iuvant et fructum operae partiuntur, ut facile appareat inseparabilis et indiscreta permixtio. (4) Gessisti bellum, imperator maxime, quod tibi non minus honos Urbis imposuit quam eiusdem aerumna persuasit. (5) Itaque non plus ex eo laudis fortitudini tuae datum quam pietati tributum est quod, dum scelestos persequeris, miseros liberasti. (6) Constituta enim et in perpetuum Roma fundata est, omnibus qui statum eius labefactare poterant cum stirpe deletis.

6 (1) Doch wie bei bedeutenden Häusern schon die Eingangshallen von der Ausstattung des Innern künden, so muss uns, da wir zu dem wunderbaren heiligen Wohnsitz außerordentlicher Tugenden gelangen wollen, Rom den Eingang zum Lob seines Ruhmes schaffen und uns die Türe zu seinem Lobpreis öffnen. (2) Einst versunken in unheilvollem Leid ruchloser Tyrannei und, gemessen an seinem hohen Rang, umso mehr zu beklagen, hat Rom das Ansehen seiner alten Größe bei seinem Bestreben, dein Mitgefühl zu wecken, eingebracht: für dich jedoch, o höchster Konstantin, war die Stadt selbst in jenem Schicksal, wie es ihr bestimmt war, verehrungswürdig, da die Hochachtung für die, die wir sehr lieben, unberührt bleibt, auch wenn das Glück zerronnen ist. Hilfeleistungen für die, die ganz am Boden liegen, sind willkommener, wenn sie nicht aus Mitleid, sondern aus Wertschätzung zustande gekommen sind. (3) Doch es wird natürlich zu Recht seitens der Weisen die Behauptung vom Zusammenhang und der Verflechtung der Tugenden miteinander aufgestellt. So nämlich unterstützen sie sich gegenseitig in ihrer Arbeit und teilen sich auch die Früchte ihrer Mühe, so dass ihre untrennbare und ungeschiedene Vermischung leicht sichtbar wird. (4) Du hast, o höchster Kaiser, einen Krieg geführt, den dir nicht weniger die Ehre dieser Stadt auferlegt als ihn dir die Sorge ihretwegen angeraten hat. (5) Und so ist aufgrund dieser Tat deiner Tapferkeit ebensoviel Lob gezollt worden wie man deiner Liebe zugewiesen hat, da du mit der Verfolgung der Verbrecher den Unglücklichen die Freiheit wiedergeschenkt hast. (6) Denn jetzt ist Rom gegründet und gesichert für die Ewigkeit, da alle, die ihren Bestand ins Wanken hätten bringen können, mitsamt der Wurzel ausgerottet sind.

7 (1) Non enim, qui bellorum eventus solent esse, per varios et volubiles casus Mars dubius erravit, nec fortunae vicissitudo, quae plerumque prosperis rebus triste aliquid adglutinat, victorum laetitiam vulneravit; sed tanta hostium et tam ampla caedes, tam felix et incruenta victoria, ut credas non bello ancipiti dimicatum sed solas impiorum poenas expetitas. (2) Tantum etiam inter arma bona conscientia sibi vindicat, ut iam coeperit non virtutis magis quam integritatis esse victoria. (3) Spectat enim nos ex alto rerum arbiter deus et, quamvis humanae mentes profundos gerant cogitationum recessus, insinuat tamen sese totam scrutatura divinitas; nec fieri potest ut, cum spiritum quem ducimus, cum tot commoda quibus alimur divinum nobis numen impertiat, terrarum se curis abdicaverit, nec inter eorum vitas diiudicet quorum utilitates gubernat. (4) Illa igitur vis, illa maiestas fandi ac nefandi discriminatrix, quae omnia meritorum momenta perpendit librat examinat, illa pietatem tuam texit, illa nefariam illius tyranni fregit amentiam, illa invictum exercitum tuum tot victoriarum conscientia plenis pectoribus ardentem tantis insuper viribus iuvit, quantas praestare aut deus potuit aut amor tuus debuit, ut horrendas acies, ut incognita ferri et corporum robora fulmineus miles everteret, ut, quidquid instruxerat diuturni sceleris longa molitio, felici congressione consumeres.

7 (1) Denn Mars hat nicht, wie es in Kriegen gewöhnlich geschieht, unschlüssig seine Streifzüge durch die veränderlichen Wechselfälle der Ereignisse unternommen, und der Wechsel des Schicksals, der sehr oft an den Erfolg ein schmerzliches Ereignis anknüpft, hat der Freude der Sieger keine Beeinträchtigung zugefügt; sondern das Morden an den Feinden war so gewaltig und so umfassend, der Sieg so glücklich und so ohne Blutvergießen, dass man glauben könnte, es habe nicht ein Kampf mit ungewissem Ausgang stattgefunden, sondern es sei nur die Bestrafung der Frevler vollzogen worden. (2) Soviel kann ein gutes Gewissen selbst im Kampf für sich (als Verdienst) in Anspruch nehmen, dass (damit) der Sieg schon begonnen hat, ebenso Erfolg der Tapferkeit wie der Lauterkeit zu sein. (3) Denn auf uns blickt vom hohen Himmel her als Schiedsrichter der Dinge Gott und, mag der Geist der Menschen auch noch so tief verborgene Rückzugsorte seiner Gedanken haben, so dringt die Gottheit doch ganz in sie ein, sie zu erforschen; und es ist unmöglich, dass sich der göttliche Wille, da er uns den Atem, den wir schöpfen, da er uns so viele Güter, denen wir unseren Daseinsunterhalt verdanken, zuerteilt, – dass er sich von der Sorge für die Welt losgesagt hat und sein Urteil nicht nach den Formen der Lebensführung derjenigen bemisst, auf deren Nutzen seine Lenkung ausgerichtet ist. (4) Jene Macht also, jene göttliche Erhabenheit, die Recht und Unrecht scheidet, die allen Wert und Rang der Verdienste genau prüft, wägt und untersucht: sie hat deine Liebe beschützt, sie hat den verbrecherischen Wahn jenes Tyrannen zerbrochen; sie hat dein unbesiegtes Heer, das im Bewusstsein so zahlreicher Siege aus vollem Herzen kampfbegeistert ist, darüber hinaus mit solchen Kräften unterstützt, wie sie nur ein Gott verleihen konnte oder die Liebe zu dir schenken musste: damit der blitzeschleudernde Soldat die schreckenstarrenden Schlachtreihen, damit er die ihm zuvor nicht bekannte Widerstandskraft von Eisenwehr und Leibern zerschmettern konnte, damit du all das, was die ausgedehnte Vorbereitung einer langen Ära des Verbrechens ins Werk gesetzt hatte, in einem glücklichen Kampf gänzlich vernichten konntest.

8 (1) O tuam, imperator, non victoriam magis quam clementiam praedicandam! Gravate apud animum tuum etiam mali pereunt. Invitus pugnasti qui tam facile vincebas. (2) Iamdudum quippe pervideras hominem non imperando habilem, non tantae maiestatis capacem, quod magnitudo male crediti muneris extra animi angustias effluebat. Quam qui tueri nequeunt, ubi sub tanto onere fortunae infirmitas lapsa est, faciunt licentiam de potestate. (3) Quid ego referam infelicium indignissimas caedes, quid inexpletos libidinum pastus, quid miseras patrimoniorum direptiones? (4) Sileantur haec sane, non tantum ne sopitam malorum memoriam oratio mea suscitet, sed ne sanctissimas principis laudes, dum aliena vitia depromimus, sermo talis incestet. (5) Incrementum quidem adeptae felicitatis est malorum commemorata depulsio; verum ut in segetibus, etiamsi multa quae humum obsederant industria revellenda sunt, laborem tamen purgati soli nesciunt qui fructus editos intuentur, sic Constantini laudibus satis est, dum efflorescentia bona cernimus, ne mala excisa reputemus.

8 (1) O deine Milde, Kaiser, ist ebenso zu preisen wie dein Sieg: selbst der Untergang der Bösen beschwert dein Herz. Gegen deinen Willen hast du gekämpft, der du sonst den Sieg so leicht errungen hast. (2) Du hattest freilich schon lange genau erkannt, dass dieser Mensch zur Herrschaft nicht geeignet, zu solchem Hoheitsrang nicht befähigt war, weil die Größe dieser Aufgabe, die ihm zu schlechtem Ausgang anvertraut war, weit über die engen Grenzen seines Geistes hinausging. Diejenigen, die sie nicht behaupten können, sobald einmal ihre Schwachheit unter so großer Schicksalslast ins Wanken geraten ist, verwandeln die Befugnis ihres Amts in eine Willkürherrschaft. (3) Was soll ich also von dem schmählichsten Morden an den unglücklichen Opfern sprechen? Was von der unstillbaren Befriedigung seiner Begierden? Was von der elenden Plünderung ererbter Privatvermögen? (4) Es mag über diesen Dingen meinethalben Schweigen ruhen: nicht nur, damit meine Rede nicht die in Schlaf gesunkene Erinnerung an die Leiden weckt, sondern damit solche Äußerungen nicht das heiligste Lob des Herrschers beflecken, wenn wir fremde Verfehlungen ans Tageslicht bringen. (5) Das Glück, das erlangt ist, wird zwar noch gesteigert durch die Erwähnung der Vertreibung dieser Leiden; doch wie bei den Saatfeldern (muss man auch vieles, was den Boden in seinen Besitz genommen hatte, mit eifrigem Einsatz wieder ausreißen) trotzdem die Mühsal der Kultivierung des Bodens denjenigen nicht bewusst ist, welche die dann hervorgebrachten Früchte anschauen: so ist es für Konstantins Lobpreisung genug, während wir die Güter in ihrer Blüte betrachten, nicht wieder über die Ausmerzung der Übel Erwägungen anzustellen.

9 (1) Ferebas tamen, imperator, ferebas illum in tantis malis ludentem et, cum omnia tu scires, vota hominum coniventi patientia fatigabas, qui ne sic quidem iniuste arma caperes, etsi nondum ab homine lacessitus, iam tamen vitiorum eius inimicus, (2) sed (quod erat consentaneum clementiae tuae) experireris remedia molliora ut, quod leniri quam resecari malles, mitior medicina sanaret. (3) Quin extorques animo tuo et conveniendi studium et concordiae voluntatem, si concordiam quam veniam appellari fas est, cum qui potest vincere optat ignoscere. Et non dubito quin hanc rationem caelestis prudentia tua duxerit, quod coniunctione sua flagrantissimas hominis cupiditates vel exstingueret penitus vel modice temperaret. (4) Nulla quippe est libido tam vecors quam non capiat cum in consortium temperantia venerit; deicit oculos deformis ignavia ubi ei pulchritudo virtutis obiecta est. (5) Tergiversari atque haerere petulantiam videas, gravitate modestia et decore confusam, ut appareat te, imperator optime, concordia impetranda non illi impunitatem vexandae Urbis daturum, sed leniorem petisse victoriam, cum malles vitia eius quam arma superare.

9 (1) Dennoch hast du ihn ertragen, Kaiser, hast ertragen jenen Mann, der mit so großen Leiden sein Spiel trieb; und obgleich du um alles wusstest, hast du die Wünsche der Menschen in deiner nachsichtigen Duldsamkeit bis zur Erschöpfung hin zermürbt, da du nicht einmal unter diesen Umständen zu den Waffen greifen wolltest ohne rechtliche Begründung, – wenn du auch noch nicht von diesem Menschen herausgefordert warst, so warst du doch bereits ein Gegner seiner Lasterhaftigkeit: (2) sondern du wolltest ja (was zu deiner Milde passte) nicht so starke Mittel ausprobieren, damit ein milderes Medikament das heilen könne, was du lieber sanft behandelt als weggeschnitten haben wolltest. (3) Ja, du nötigst deinem Herzen das Bestreben ab, dich mit ihm zu treffen, sowie den Wunsch, zu einem Einklang zu gelangen, – falls es denn erlaubt ist, dies als Einklang eher zu bezeichnen denn als Nachsicht, wenn der, der siegen kann, Verzeihung zu gewähren wünscht. Und ich habe keinen Zweifel, dass deine göttliche Klugheit folgende Überlegung angestellt hat: sie werde durch die Berührung mit ihr selbst die übergroße Glut der Leidenschaften dieses Mannes gänzlich zum Erlöschen bringen oder ihr doch Maß und Linderung schaffen können. (4) Keine Leidenschaft ist ja so wahnerfüllt, dass Mäßigung sie nicht gewinnen könnte, wenn sie mit ihr in Verbindung tritt. Hässliche Feigheit senkt die Augen, sobald ihr die Schönheit der Tugend gegenübersteht. (5) In Zaudern und ins Stocken geraten kann man dann wohl die Frechheit sehen, wenn sie von Ernst, Besonnenheit und Schicklichkeit in Verwirrung gebracht ist, so dass deutlich wird, du, trefflichster Kaiser, wolltest bei Erlangung eines guten Einvernehmens jenem nicht Amnestie für die Misshandlung dieser Stadt gewähren, sondern du hast nur einen milderen Sieg erstrebt, da du lieber über seine moralischen Fehler als über seine Waffen siegen wolltest.

10 (1) Sed profecto nulla vi possunt coire quae naturali divortio dissident, nec ulla tam fidelis est copula quae in diversum tendentia nexu suo teneat. (2) Perpendit scilicet secum excellens prudentia tua eique semper pietas applicata omnes concordiae commoditates: illam esse fundamentum ac radicem otii, bonorum civilium seminarium, quietis publicae segetem et almam pacis altricem. (3) Sed o quam aeger est ad honestatem recursus his qui iam gradum ex nequitia protulerunt! Vocas ad societatem; appetitum tuum refugit aversatur horrescit, nihil sibi putat tecum commune quia nihil simile est. Iam certe quiescere virtuti integrum non est; (4) nam bellum animo gerere armis abstinentem non concordiae ratio est sed ignava dissensio.

10 (1) Doch in Wirklichkeit vermag keine Macht Dinge, die von Natur getrennt im Widerstreit zueinander liegen, zu vereinen, und kein Band ist so zuverlässig sicher, dass es voneinander Strebendes selbst verknüpfen und ihm so Halt geben kann. (2) Freilich haben deine herausragende Klugheit und deine Liebe, die ihr stets verbunden ist, sämtliche Vorzüge eines Einvernehmens genau abgewogen: dass eben dies Fundament und Wurzel ruhiger Muße sei, Pflanzstätte für das Wohlergehen der Bürger, Saatfeld der Ruhe, die den Staat im Inneren erhält, und segensreicher Ernährer des Friedens. (3) Doch ach, wie voller Mühsal ist die Rückkehr zur Sittlichkeit für diejenigen, welche bereits in Verderbtheit auf ihrem Weg vorwärts gegangen sind! Du lädst ihn zu einem Bündnis ein: er weicht vor deinem Wunsch zurück, wendet sich ab, schaudert zurück: nichts, glaubt er, sei ihm mit dir gemeinsam, da es keine Ähnlichkeit zwischen euch gibt. Jetzt ist es kriegerischer Tüchtigkeit gewiss nicht mehr gestattet, stillzuhalten. (4) Denn die Auseinandersetzung nur auf geistiger Ebene zu führen, ohne zu den Waffen zu greifen, ist keine Vernunfterwägung des Einvernehmens, sondern Uneinigkeit, die keine Tatkraft kennt.

11 (1) Licet non sit in his ratio desideranda qui semel de via praecipites ire coeperunt, mirari tamen <satis> nequeo, cur id delatum non amplexus sit, quod impudens esset si auderet optare. (2) Utrum Urbis funestam illam lacerationem lente ac remisse te laturum putavit? Sed natura fert ut iniuriae eius quem diligas, etiam si re ipsa graves sunt, fiant tamen amore graviores. (3) An credidit conserenda manu non inferiorem? Hoc vero quam opinari non potuerit exitus docuit, cum signis tam saepe conlatis nihil umquam fuerit quod aut spes aucuparetur aut fortuna promitteret. (4) Dolis, credo, existimavit decipi posse. Sed non virtus tua de congressione quam prudentia est de fraude securior. Quis enim ad praesentiendum sagacior? Quis vigilantior ad videndum? Quis contempletur praesentia acrius, ventura prolixius, ambigua certius, captiosa felicius? (5) Non hinc tecum Lynceus ille certaret qui, ut poetae ferunt, parietum saepta et arborum truncos visu facile traiciebat, aut etiam ille quem eadem vetustas locuta est, cum in Siciliensi specula constitisset, conspicari solitum naves quae Africae portum subirent, cum prospectum hominis non aer offusus quem crassiorem exalatio maris faceret, non tantum disiunctarum regionum longinquitas impediret.

11 (1) Mag man auch nicht nach einer Begründung forschen bei Leuten, die einmal begonnen haben, vom Weg blindlings abzuweichen, so kann ich mich doch nicht genug darüber wundern, weshalb er dieses Angebot nicht gerne angenommen hat; unverschämt wäre es, hätte er sich erkühnt, solches (von sich aus) zu wünschen. (2) Hat er denn geglaubt, du würdest jene unheilvolle Zerfleischung dieser Stadt ruhig und gelassen hinnehmen? Die Natur bringt es doch mit sich, dass Unrechtstaten gegenüber demjenigen, den man liebt, – auch wenn sie schon von der Sache her schwerwiegend sind – trotzdem aufgrund der Liebe noch schwerer wiegen. (3) Oder war er der Meinung, er werde im Fall einer Schlacht nicht unterliegen? Doch wie wenig er zu einer solchen Auffassung berechtigt war, lehrte der Ausgang, da es trotz so zahlreicher Gefechte niemals etwas für ihn gab, was die Hoffnung hätte erjagen oder was das Glück hätte versprechen können. (4) Meiner Meinung nach hat er geglaubt, du könntest dich per Überlistung täuschen lassen: doch ist deine Klugheit hinsichtlich des Betrugs ebenso sicher wie deine kriegerische Tüchtigkeit hinsichtlich des Kampfes. Denn wer hat größeren Spürsinn in der Vorausahnung? Wer größere Wachsamkeit des Blicks? Wer könnte wohl mit größerer Scharfsicht die Gegenwart betrachten, mit größerer Weitsicht die Zukunft, mit größerer Zuverlässigkeit die Ungewissheit und mit größerem Erfolg heikel verfängliche Momente? (5) In dieser Hinsicht wollte nicht jener berühmte Lynkeus mit dir in Wettstreit treten, der, wie die Dichter sagen, mit seinem Blick die Absperrung der Mauern und die Stämme der Bäume leicht durchdringen konnte; noch auch jener, der, wie uns dieselbe Tradition der Alten berichtet hat, als er sich in Sizilien auf einem Beobachtungsposten eingerichtet hatte, gewöhnlich mit eigenen Augen die Schiffe sehen konnte, die in Afrika im Hafen einliefen, wobei weder die hingebreitet ruhende Luftschicht, welche die Ausdünstung des Meeres weiter verdichtete, noch die Distanz so weit entfernter Regionen die Sicht des Mannes behinderten.

12 (1) Cum spes omnis frigere debuerit et voluntas pacificandi alienata sit, quis dubitet divinitus armis tuis deditum, cum eo dementiae processerit ut ultro etiam lacesseret quem ambire deberet? (2) O quam acres dolorum aculeos habes, contumelia quam imponit inferior! Ecce enim, pro dolor! (verba vix suppetunt), venerandarum imaginum acerba deiectio et divini vultus litura deformis. (3) O manus impiae, o truces oculi! Ita non caligastis? In quo lumen mundi obscurabatis, meritas ipsi tenebras non imbibistis? Commovere tandem, conscia virtus, nec permittas hoc furori cui de te aliud non licebat. (4) Sed quid tandem adsequeris, caeca dementia? Aboleri vultus hic non potest. Universorum pectoribus infixus est, nec commendatione cerae ac pigmentorum fucis renitet sed desiderio efflorescit animorum. Una demum Constantini oblivio est humani generis occasus. (5) Nunc vero commendabiliorem iniuria tua faciet patientiam eius: avidius expetent quem pictura non reddit. Flagrantiora sunt animorum desideria, cum oculorum solacia perdiderunt.

12 (1) Da also jegliche Hoffnung erstarrt sein musste und der Wille, Frieden zu schließen, ganz abhanden gekommen war, wer könnte nun noch daran zweifeln, dass er von göttlicher Seite deinen Waffen preisgegeben war, da er sich zu einem derartigen Grad an Verrücktheit verstieg, denjenigen noch obendrein zum Kampf zu reizen, dem er sich mit Bitten hätte nahen sollen? (2) O wie spitz und schmerzlich sind deine Stachel, Schmach, wenn es ein niedriger Charakter ist, der uns die Kränkung zufügt! Denn sieh, o Schmerz – kaum fassen es die Worte: die bitter verletzende Umstürzung deiner ehrwürdigen Bilder und die schimpfliche Tilgung deiner göttlichen Züge! (3) Ihr gottlosen Hände! Ihr grässlichen Augen! So seid ihr nicht in Finsternis versunken? Als ihr das Licht der Welt in Dunkelheit zu hüllen suchtet, habt ihr nicht die verdiente Nacht selbst (in euch) eingesogen? So rühre dich nun endlich von der Stelle, o Tapferkeit, die du um all dies weißt, und übe bei dieser Tat keine Nachsicht mit solcher Ausgeburt des Wahnsinns, die ja, was dich betrifft, nichts anderes zustande bringen konnte. (4) Doch was erreichst du schließlich, blinde Unvernunft? Dieses Antlitz kann man nicht zerstören: im Innern aller Menschen ist es eingeprägt, es strahlt nicht wider im freundlichen Schimmer des Wachses oder im bunten Schein der Farben, vielmehr erblüht es in der Sehnsucht unserer Herzen. Dass Konstantin einmal vergessen wird, tritt nur dann ein, wenn die Menschheit untergeht. (5) Jetzt aber bewirkt dein Unrecht, dass seine Duldsamkeit sich noch willkommener empfiehlt: noch begieriger werden sie nach dem verlangen, dessen Züge das Gemälde nicht mehr wiedergibt. Leidenschaftlicher ist die Sehnsucht der Herzen ja, wenn Trost und Zuflucht der Augen verloren sind.

13 (1) Nihil profecto gravius, nihil miserius, Roma, doluisti. Quamvis recondita alte magis gemeres, et ingestos cotidie luctus callo quodam obduratae patientiae sustineres, confessus est se inconsultior dolor nec timuit deprehendi, et male clausi signa maeroris per vultus indices exierunt. (2) Hoc enim, Roma tot vulneribus saucia, vindicari volebas, cum tamen praestantissimus princeps iniuriae suae neglegens ulcisci tuas mallet. (3) Ita ambo, benigni ratiocinatores officiorum, paria fecistis, tu voto quo solo valebas, ille amore pariter et facultate, ut tantum bonorum tibi tribueret quantum te sibi velle cognosceret. (4) Pugnasti igitur, imperator, coactus quidem, sed hoc maxime victoriam meruisti quia non desiderabas. Optasti pacem, sed ignosce si plus omnium vota valuerunt. (5) Nec illa divinitas obsecundare coeptis tuis solita in hoc refragata est, sed aliquid ex sententia tua non dedit, ut plus pro meritis iniret. Negata est concordia cui erat parata victoria.

13 (1) Nein, wahrhaftig: einen schlimmeren, elenderen Schmerz hast du nie empfunden, Rom! Obwohl du es eher gewohnt warst, die Dinge tief im Verborgenen zu beklagen und die traurigen Geschehnisse, die dir Tag für Tag aufgeladen werden, gleichsam mit der Hornhaut empfindungslos gewordener Duldsamkeit zu ertragen, hat sich dein Schmerz doch weniger kühl abgewogen zu erkennen gegeben und keine Furcht vor Entdeckung gezeigt, und zum Vorschein kamen Zeichen nur schlecht verhohlener Trauer, da dein Antlitz deine Empfindungen offenbarte. (2) Denn es war dein Wille, Rom, die du selbst so vielfach verwundet und verletzt warst, diese Tat zu strafen, während doch der trefflichste Herrscher, des selbsterlittenen Unrechts nicht achtend, eher das dir zugefügte rächen wollte. (3) So habt ihr denn beide, in wohlgesonnener Abwägung eurer Pflicht und Schuldigkeit, das Entsprechende getan: du mit deinem Wunsch, der allein deine Stärke ausmachte, er mit seiner Liebe gleichermaßen wie mit seiner Macht zu handeln, um dir soviel Gutes zuzufügen, wie du es (das wusste er) für ihn wünschtest. (4) In diesen Kampf bist du also gegangen, Kaiser, genötigt zwar, doch du hast darum ganz besonders diesen Sieg verdient, weil du ihn nicht sehnlich wolltest. Gewünscht hast du dir Frieden, – doch sei nachsichtig, wenn die Wünsche der Gesamtheit ein größeres Gewicht hatten! (5) Und jene Gottheit, deren Gewohnheit es ja ist, deinen Unternehmungen förderlich zur Seite zu stehen, hat sich dir auch in diesem Fall nicht widersetzt; doch etwas hat sie dir nicht nach Wunsch verliehen, um entsprechend deinen Verdiensten ein größeres Ziel anzugehen: die Verweigerung des Einvernehmens galt ja dem, für den der Sieg bereitet war.

14 (1) In ore denique est omnium Galliarum exercitus visos, qui se divinitus missos prae se ferebant. (2) Et quamvis caelestia sub oculos hominum venire non soleant, quod crassam et caligantem aciem simplex illa et inconcreta substantia naturae tenuis eludat, ibi tamen auxiliatores tui adspici audirique patientes, ubi meritum tuum testificati sunt, mortalis visus contagium refugerunt. (3) Sed quaenam illa fuisse dicitur species, qui vigor corporum, quae amplitudo membrorum, quae alacritas voluntatum? Flagrabant verendum nescio quid umbones corusci et caelestium armorum lux terribilis ardebat; tales enim venerant, ut tui crederentur. (4) Haec ipsorum sermocinatio, hoc inter audientes serebant: „Constantinum petimus, Constantino imus auxilio.“ (5) Habent profecto etiam divina iactantiam et caelestia quoque tangit ambitio: illi caelo lapsi, illi divinitus missi gloriabantur, quod tibi militabant. (6) Ducebat hos, credo, Constantius pater, qui terrarum triumphis altiori tibi cesserat, divinas expeditiones iam divus agitabat. Magnus hic quoque pietatis tuae fructus: quamvis particeps caeli, ampliorem se fieri gratia tua sensit, (7) et cuius munera in alios influere iam possint, in eum ipsum tua munera redundarunt.

14 (1) Schließlich geht in allen gallischen Ländern die Rede, es seien Heere gesehen worden, die offen verkündeten, sie seien von göttlicher Seite entsandt. (2) Und obgleich himmlische Wesen den Menschen gewöhnlich nicht zu Gesicht kommen, weil jene reine und unkörperliche Substanz einer feinen Natur unserer groben und in Finsternis gehüllten Sehkraft nicht zugänglich ist, ließen es deine Helfer dort dennoch zu, dass man sie sehen und vernehmen konnte, und erst, als sie für dein Verdienst ihr Zeugnis abgelegt hatten, entzogen sie sich dem Kontakt sterblicher Wahrnehmung. (3) Doch wie sah denn, den Berichten zufolge, ihre Gestalt aus? Welche Kraft besaßen ihre Körper? Welche Größe ihre Glieder? Welch frohen Eifer zeigten ihre Entschlüsse? Ihre Schilde loderten in flackerndem Schein, der irgendwie scheue Furcht hervorrief, und Schrecken verbreitender Lichtglanz flammte auf ihren himmlischen Waffen. Denn so gerüstet waren sie gekommen, um als dein Gefolge Geltung zu erlangen. (4) So klang ihre eigene Rede, solche Worte verbreiteten sie rings unter denen, die sie vernahmen: „Konstantin suchen wir, Konstantin kommen wir zu Hilfe!“ (5) Ja, selbst göttliche Wesen haben ihr Ruhmbedürfnis, und auch Himmlische rührt der Ehrgeiz an: jene, die vom Himmel hernieder gekommen, jene, die auf göttliches Geheiß entsandt waren, rühmten sich, dir als Kämpfer zu dienen. (6) Ihr Führer war, so glaube ich, dein Vater Constantius, der für irdische Triumphe dir, dem Überlegenen, seinen Platz geräumt hatte und der, nunmehr in den Rang der Götter erhoben, Feldzüge göttlicher Dimensionen unternahm. Ein reicher Lohn deiner Liebe ist auch dies: obgleich er als Mitglied in den Himmel aufgenommen war, war er dennoch der Meinung, er werde (das sei dir zu verdanken) noch an Größe dazugewinnen. (7) Und eben auf ihn, dessen Gaben jetzt anderen zufließen können, haben deine Gaben sich in vollem Maße ergossen.

15 (1) Cedat tibi non recentium saeculorum modo sed totius memoriae vetustas, quamvis illa recti appetens et nullo umquam in officio depravata glorietur penes se sanctitatis famam stetisse. (2) Sed negleguntur praeconia hominum, ubi quaeruntur iudicia divina. (3) Illi igitur veteres, laudati vitae moderatores, qui refrenandis cupiditatibus restricte contenteque vixerunt, quorum omnis aetas armis conterebatur, quando tantam in proelio divinam opem pro merito integritatis habuerunt ut, qui longe a virtutibus tuis distant, in proximo saltem iustitiae gradu reponantur? (4) Romano quodam in bello ferunt duo cum equis iuvenes exstitisse spectandos forma pariter ac viribus, qui in dimicando praeter ceteros insignes fuissent. Iussu imperatoris ad remunerandam industriam requisitos, ubi nulli inveniebantur, fides habita est divinos fuisse, quod cum laborem sedulo communicavissent, laboris pretium respuerunt. (5) Equidem historiae non invitus adsentior; neque enim in hoc veri interpolatrix tenenda quae se non vanam antiquitatis nuntiam pollicetur. Sed tamen illi qui hoc annalium monumentis inligaverunt, verebantur ne apud posteros miraculi fides claudicaret. (6) Estote, o gravissimi auctores, de scriptorum religione securi: credimus facta qui maiora nunc sensimus. Magnitudo principis nostri gestis veterum fidem conciliat, sed miraculum detrahit. (7) Pro auxilii copia negotiorum ratio metienda est. Duo quondam iuvenes, sed nunc exercitus visi; hoc certe uberius nec infirmius veritate. Stat argumento duplici fides nixa: sic Constantinus iuvari meruit, sic debuit Roma servari.

15 (1) Die Vergangenheit soll dir jetzt den Platz freigeben, nicht nur die Spanne der gerade erst zurückliegenden Jahrhunderte, sondern die ganze altvergangene Zeit, soweit Erinnerung reicht, obgleich diese ja, nach dem Rechten strebend und bei keiner Pflicht je korrumpiert, sich rühmt, bei ihr habe sich der Ruf reiner Gesittung niedergelassen. (2) Doch menschliche Lobpreisungen finden keinerlei Beachtung, wo man göttliche Urteile befragen kann. (3) Jene Alten also, die für ihre maßvolle Lebensführung gepriesen waren, die, unter Zügelung ihrer Begierden, ein karges und genügsames Dasein hatten, die ihr ganzes Leben in Kriegstaten zubrachten: wann haben sie einmal für das Verdienst ihrer Lauterkeit so bedeutsame göttliche Hilfe in einer Schlacht erhalten, so dass sie, in weitem Abstand zu deinen Tugenden, doch wenigstens, was die Gerechtigkeit angeht, auf der nächstfolgenden Stufe Platz finden könnten? (4) In einem Krieg der Römer, so erzählt man, sollen zwei junge Männer mit ihren Rossen erschienen sein, gleich anzuschauen an Schönheit der Gestalt und Kraft, die sich vor den anderen im Kampf außerordentlich bewährt hatten; auf Befehl des Feldherrn ließ man nach ihnen suchen, ihren Einsatz zu belohnen, und als es nicht gelang, sie ausfindig zu machen, glaubte man, sie seien göttlicher Natur gewesen, da sie, trotz ihrer engagierten Beteiligung an der Mühsal der Unternehmung, den Lohn für diese Mühsal nicht entgegennahmen. (5) Ich jedenfalls stimme der Geschichte recht gerne zu: man darf sie, die sich als durchaus glaubwürdige Botin der Vergangenheit darbietet, nämlich nicht in dieser Sache für eine verfälschende Umgestalterin der Wahrheit halten. Aber trotzdem befürchteten jene, die diesen Bericht in die Bücher ihrer Geschichtsdarstellungen aufgenommen haben, bei den Nachfahren werde der Glaube an das Wunder erlahmen. (6) Seid ohne Sorge, hochehrwürdige Autoren, was unseren frommen Respekt gegenüber euren Schriften angeht: wir schenken diesen Taten Glauben, da wir jetzt noch größere erfahren haben. Die Größe unseres Herrschers verleiht den Taten der Alten Glaubwürdigkeit, doch sie mindert auch den Rang des Wunders. (7) An dem Umfang der Hilfeleistung ist die Einschätzung der Aufgaben zu ermessen: einst sah man zwei junge Männer, doch jetzt – Heere: dies ist gewiss üppigere Unterstützung, und nicht minder wahr. Fest steht unser Glaube, auf ein doppeltes Argument gestützt: solche Hilfe hat Konstantin verdient, solche Rettung war Rom geschuldet.

16 (1) Magnum hoc, imperator maxime, sed de tua pietate non mirum. Adesse tibi in omnibus summam illam maiestatem quae te circumplexa tueatur, coniectura mentium tenebamus, etsi nondum ad fidem patebat oculorum. (2) Etenim cum mens tua mortali contagione secreta, pura omnis, funditus sincera, ubique se promerendo deo praestet, cum gloria tua humanum modum supergressa sit, quis est omnium quin opitulari tibi deum credat, cum id et vita mereatur et rerum gestarum magnitudo testetur? (3) Parumper igitur ab instituto cursu non ingrato deverticulo recedamus. Tenebo hunc orationis modum ut nec inhumane de ceteris muta sit nec odiose instantibus obloquatur. (4) Tu, imperator optime, inito principatu, adhuc aevi immaturus sed iam maturus imperio, ostendisti cursum aetatis non exspectandum in festinatione virtutis. (5) Tu exinde domi militiaeque iuxta bonus nusquam gradum extulisti, quin ubique te gloria quasi umbra comitata sit. Tu ferocissimis regibus Ascarico et comite suo captis tanta laude res bellicas auspicatus es, ut eam inauditae magnitudinis obsidem teneremus. (6) Ut Herculem ferunt adhuc tenerum atque lactantem duos angues manu elisisse, ut iam infantulo indoles futuri roboris emicaret, sic tu, imperator, in ipsis imperii tui cunabulis, quasi geminos dracones necares, per saevissimorum regum famosa supplicia ludebas.

16 (1) Das ist ein Ereignis von hohem Rang, höchster Kaiser, doch bei deiner Frömmigkeit nichts Wunderbares. Wir hatten im Herzen die Vermutung, dass dir in allen Dingen jene höchste Macht zur Seite steht, die dich umfängt und schützt, wenn auch für die Augen noch kein deutlicher Beweis vorlag. (2) Denn da dein Geist, von der Berührung mit dem Sterblichen gesondert, gänzlich rein, von Grund auf lauter, überall durch sein Verdienst dem Gott für sich selbst bürgt, da dein Ruhm Menschenmaß überschritten hat: wen gibt es unter allen, der nicht an des Gottes Hilfe für dich glauben sollte, da dir dies durch deine Lebensführung als Verdienst zusteht und auch die Größe deiner Taten es bezeugt? (3) Also wollen wir ein wenig von dem eingeschlagenen Kurs auf einen nicht unerfreulichen Seitenweg abweichen. Folgendes Maß will ich in meiner Rede einhalten: weder soll sie in unhöflicher Stummheit zu den anderen Themen schweigen noch soll sie in ärgerlicher Länge ihre Worte zur Gegenwart ausbreiten. (4) Du, trefflichster Kaiser, hast seit Herrschaftsantritt, als du dem Alter nach noch nicht zur Reife gelangt, doch schon zu kaiserlicher Macht herangereift warst, gezeigt, dass man angesichts der eiligen Ungeduld, mit der sich deine Tüchtigkeit offenbarte, nicht auf das Fortschreiten deines Alters zu warten hatte. (5) Du hast seither, im Krieg wie im Frieden gleichermaßen tüchtig, keinen Schritt je unternommen, ohne dass, gleichwie ein Schatten, der Ruhm überall dein Begleiter war. Du hast, mit der Gefangennahme von so wild trotzenden Königen, des Ascaricus und seines Gefährten, deine Kriegstaten mit so herausragendem Ruhm glücklich begonnen, dass wir in ihm nun einen Bürgen für Größe besaßen, wie sie uns bisher unbekannt gewesen ist. (6) Wie Hercules, erzählt man, in ganz zartem Alter und ein Säugling noch, mit bloßer Hand zwei Schlangen erwürgt hat, so dass schon bei diesem ganz kleinen Kind die natürliche Anlage seiner künftigen Kraft hervorleuchtete: so hast du, Kaiser, dich in der Wiege deiner Herrschaft schon, gleichsam um ein Drachenpaar zu vernichten, daran vergnügt, an grausamsten Königen Hinrichtungsstrafen zu vollziehen, die weithin von sich reden machten.

17 (1) Franci ipsi praeter ceteros truces, quorum vis cum ad bellum effervesceret ultra ipsum Oceanum aestu furoris evecta, Hispaniarum etiam oras armis infestas habebant. Hi igitur sub armis tuis ita conciderunt ut deleri funditus possent, nisi divino instinctu, quo regis omnia, quos ipse adfeceras conficiendos filio reservasses. (2) Quamquam ad gloriam vestram fecunda malis suis natio ita raptim adolevit robusteque recreata est, ut fortissimo Caesari primitias ingentis victoriae daret, cum memoria acceptae cladis non infracta sed asperata pugnaret. (3) Differamus parumper Italicas expeditiones quibus Segusiensium civitatem, quae superatis Alpibus Italiae claustrum obiecit, cum vi et virtute velut ianuam belli refregisses, inde per obiectas acies, per exercitus obvios usque ad Romana moenia inoffensus victoriarum impetus percucurrit.

17 (1) Die Franken selbst, deren Wildheit alle anderen übertrifft, hielten mit ihren Waffen sogar die Küsten der spanischen Länder bedroht, als ihre kämpferische Macht in Kriegsleidenschaft entbrannte und in der Woge ihrer Raserei sogar über den Ozean hinaus gefahren war: sie also sind unter deinen Waffen so zusammengebrochen, dass sie gänzlich hätten vernichtet werden können, hättest du nicht in der göttlichen Eingebung, mit der du alles lenkst, die von dir selbst bereits Geschwächten zur völligen Vernichtung deinem Sohn vorbehalten. (2) Zu eurem Ruhm ist dieses Volk jedoch, fruchtbar an eignem Leid, so rasch gewachsen und so kraftvoll neu erstarkt, dass es dem tapfersten Caesar die Erstlinge eines gewaltigen Sieges verleihen konnte, da es, eingedenk der eingesteckten Niederlage, nicht etwa gebrochenen Mutes, sondern in wilder Erbitterung den Kampf führte. (3) Lassen wir für eine Weile deine Unternehmungen in Italien beiseite, – in deren Verlauf hast du zunächst die Stadt Segusio, die, sind erst die Alpen überwunden, einen Riegel vor Italien legt, mit machtvoller Tapferkeit gleichsam als Tor des Krieges aufgebrochen, und daraufhin ist der stürmische Vorstoß deiner Siege unangefochten durch die Reihen, die sich dir entgegenwarfen, durch die Armeen, die gegen dich marschierten, bis zu den Mauern Roms vorgedrungen.

18 (1) Quid memorem Bructeros, quid Chamavos, quid Cheruscos Lancionas Halamannos Tubantes? Bellicum strepunt nomina, et immanitas barbariae in ipsis vocabulis adhibet horrorem. Hi omnes singillatim, dein pariter armati conspiratione foederatae societatis exarserant. (2) Tu tamen, imperator, cum tantam belli molem videres, nil magis timuisti quam ne timereris. Adis barbaros, et dissimulato principis habitu quam proxime poteras, cum duobus accedis. (3) Numquam est excelsior principatus quam cum se publico submittit officio. Facis verba, spem illorum agitas et versas credulitatem, negas te esse praesentem. (4) O vere caeca barbaria, quae in illo vultu signa principis non videris, quem ne sic quidem senseris, cum intra iactum teli securus sui staret, Constantinum esse! Qui hoc poteras non timere, dubitare quisquam potest te per omnia subnixum deo vadere? Invictos ducis et solus timeris. (5) Tot regna, tot populi et tantarum nationum congregatio indignam se viribus tuis putat, quem credit absentem. Tibi tamen incrementum laudis ex multiplicatione terroris est. Magnificentius congregata obteris quae scrupulosius dispersa sequereris. (6) Innumerae simul gentes ad bellum coactae, sed uno impetu tuo fusae, dum conlativam vim comparant, compendiosam victoriam praestiterunt.

18 (1) Was soll ich die Bructerer erwähnen? Wozu die Chamaven? Was Cheruscer, Lancionen, Alamannen und Tubanten? Diese Namen haben kriegerischen Klang, und die Rohheit des Barbarenlandes nutzt mit der Benennung selbst die Schreckenswirkung. Sie alle standen zuerst einzeln, dann gemeinsam unter Waffen und hatten sich in leidenschaftlichem Aufruhr zu einer Gemeinschaft von Bündnis und Allianz verschworen. (2) Du, Kaiser, hast jedoch, obgleich du so eine gewaltige Kriegslast sahst, nichts mehr gefürchtet, als dass du gefürchtet würdest. Du suchst die Barbaren auf, des Herrschers Gewand wird unkenntlich gemacht und du trittst mit zwei Begleitern möglichst nahe an sie heran. (3) Nie ist Herrschaft erhabener, als wenn sie sich der Verpflichtung für die Öffentlichkeit unterwirft. Du wechselst Worte, erweckst Hoffnungen in ihnen, drehst und wendest ihre Leichtgläubigkeit, streitest deine Anwesenheit ab. (4) O wahrhaft blindes Barbarenvolk, das du auf jenem Antlitz die Züge des Herrschers nicht erkannt hast; dass dies Konstantin gewesen ist, hast du nicht einmal da bemerkt, als er, ohne Sorge für sich selbst, innerhalb der Reichweite eines Speerwurfs dastand! Und du, der du hierbei ohne Furcht sein konntest! Wie kann da noch jemand zögern anzunehmen, dass du, in Zuversicht auf die Hilfe der Gottheit, alles zu durchschreiten vermagst? Unbesiegbare Soldaten führst du an und wirst allein gefürchtet. (5) So viele Königreiche, so viele Völker und der Zusammenschluss so bedeutender Völkerschaften halten sich nicht für wert, dass du deine Kräfte gegen sie erprobst, – du, den sie abwesend glauben. Doch dein Ruhm wächst mit der Vervielfachung des Schreckens. Großartiger ist es, wenn du die zusammengeschlossenen Scharen zermalmst, die du – wären sie einzeln zerstreut – mit größerem Aufwand verfolgen müsstest. (6) Ungezählte Stämme, die zum Krieg verbündet waren, doch in einem einzigen Angriff von dir in die Flucht geschlagen wurden, haben dir, indem sie eine vereinte Streitmacht bildeten, in einem Zug zu einem raschen Sieg verholfen.

19 (1) Uno hoc bello, si debitis laudibus immorari vacaret, dies integer conderetur. Nunc ita omnia praetervolans tetigit oratio, ut victoriarum tuarum non summam evolveret sed ornamenta monstraret. (2) His rebus semper e republica gestis tanta vi tantoque successu ut numquam virtus tua intremuerit, prudentia haeserit, felicitas claudicarit, satis, ut opinor, probatum est perpetuam in te benignae maiestatis opem fluere, ut caelestes exercitus tui non tunc primo missi sed tum demum intellecti esse videantur. (3) Talis igitur ad liberandam Italiam et tam tutus accedis, ut cum res bellica caecos habeat eventus, in te tamen dimicandi voluntatem pro victoriae pignore teneres, etiamsi abessent auxilia divina. (4) Aderat enim robustus et florens, plenus virium animi plenus exercitus, laetus armis et militiae munia exsequens studio magis quam necessitate, quippe cui stipendia sint pauciora quam proelia (cum dico proelia, significo victorias), praeterea tam amans tui quam tibi carus. (5) Ignosce enim, superba Virtus: quantumvis fiduciae et spiritus capias, amor principis facit militem fortiorem.

19 (1) Mit diesem einen Krieg müsste man einen ganzen Tag zubringen, wäre es gestattet, bei dem schuldigen Lob zu verweilen. Jetzt hat meine Rede in ihrem raschem Flug alles nur so berührt, dass sie nicht die Gesamtheit deiner Siege entfaltet, sondern Auszeichnung und Ehre, die sie bedeuten, vorgeführt hat. (2) Diese Taten hast du zum Wohl des Staates stets mit soviel Kraft und so großem Erfolg vollbracht, dass nie ein Zittern deine Tapferkeit erbeben ließ, nie deine Klugheit in Ratlosigkeit verfiel, nie dein Glück ins Schwanken geriet: also ist zur Genüge erwiesen, meine ich, dass dir unaufhörlich Hilfe von Seiten einer wohlgesonnenen Macht zufließt, so dass deine himmlischen Heere dir offensichtlich nicht damals zum ersten Mal zugesandt, sondern damals erst von uns wahrgenommen wurden. (3) So gerüstet und in solcher Sicherheit ziehst du zu Italiens Befreiung aus, dass du, mag das Geschäft des Kriegs auch ungewissen Ausgang haben, dennoch mit deiner Person den Entschluss zum Kampf als Pfand des Sieges fest in Händen hieltest, selbst wenn göttliche Hilfe nicht vorhanden wäre. (4) Denn es stand dir ein starkes und mächtiges Heer zur Verfügung, reich an Kräften, reich an Mut, waffenfroh, das die Pflichten des Kriegsdienstes mehr voller Eifer als aus einem Zwang heraus erfüllt, da die Zahl seiner Dienstjahre kleiner ist als die der Schlachten (und wenn ich Schlachten sage, meine ich damit Siege), ferner dir ebenso ergeben wie dir teuer. (5) Denn verzeih, du stolzgesinnte Tapferkeit: wieviel Selbstvertrauen und hohen Sinn du auch für dich beanspruchst – es ist die Liebe zu dem Herrscher, die dem Soldaten größere Tapferkeit verleiht.

20 (1) Antiqua admodum res est quam proferam, sed non indigna memoratu. Illyrii quondam despicientes Aeropi regis infantiam Macedonas bello lacessierunt. Et prima quidem congressio secundum illos fuit; verum Macedones cum bellum reficerent, regem suum in cunis ad aciem detulerunt. (2) Cum illos ira, hos miseratio, illos signorum cantus hos pueri vagitus accenderet, mutata est ratio certaminis: vicerunt qui amore pugnabant. (3) Quanto igitur est amor fidelior accepti beneficii memoria quam praesumptione futuri, quod illic percepta res iuvat, hic exspectata blanditur, tanto tui animosius dimicaverunt qui non puero spem gratiae munerabantur, sed principi post natos homines benignissimo meriti debitum rependebant.

20 (1) Recht alt ist die Geschichte, die ich euch vortragen will, doch nicht unwert der Erinnerung: Die Illyrer haben einst, in Geringschätzung für das kindliche Alter des Königs Aeropus, gegen die Makedonen einen Krieg eröffnet. Und gewiss, das erste Treffen ging zu ihren Gunsten aus. Als die Makedonen jedoch den Krieg wiedereröffneten, trugen sie ihren König in seiner Wiege bis zu ihrer Schlachtlinie hin. (2) Als nun jene die Kampfeswut, diese das Mitgefühl, jene der Klang der Kampfsignale, diese das Wimmern des Knaben anfeuerte, verwandelte sich das Gesetz des Kampfes: den Sieg gewannen die, die aus Liebe kämpften. (3) Je zuverlässiger nun also treue Liebe in Erinnerung an eine schon empfangene Wohltat ist als aufgrund einer Vorwegnahme künftiger Wohltat, weil dort bereits Erlangtes Freude macht, hier erst Erwartung lockt: desto mutiger kämpften deine Soldaten, die nicht einem Knaben ihre Hoffnung auf seine Gunst zum Geschenk machten, sondern dem gütigsten Herrscher, seit es Menschen gibt, das vergalten, was sie seinem Verdienst zu verdanken hatten.

21 (1) Primam igitur Segusiensium civitatem, quam primam iter dederat, victoria facilis amplexa est. Quae resistendi pertinacia ita in se imperatoris vim convertit ut pietatem tamen non alienaverit. (2) Nam cum introitus vi manu quaereretur, et portarum inflammatio ignem late distulisset, cuius facilis per adiuncta contagio pastu pestifero valescebat, maxima benignissimi imperatoris fuit cura, non modo ut incendium non adiutum senesceret, sed oppressum emori posset; et longe operosior clementia eius quam fortitudo perspecta est, cum plus in conservanda urbe quam in capienda fuerat laboris oreretur. (3) Itaque digrediens sic civitatem cupidam sui fecit, ut eam ad omne obsequium non victoriae metus componeret sed admiratio lenitatis.

21 (1) Die Stadt Segusio, die dir auf deiner Marschroute als erste in die Hand gegeben war, war also die erste, die ein leichter Sieg erobert hat. Sie hat durch die Hartnäckigkeit ihres Widerstands die Macht des Kaisers auf sich gelenkt, doch so, dass sie trotzdem seine Liebe nicht abwenden konnte. (2) Denn als man sich mit aller Macht bemühte, in die Stadt einzudringen, und der Brand der Tore das Feuer schon weithin ausgedehnt hatte, das über die anschließenden Bauten leicht Kontakt zur weiteren Verbreitung fand und in unheilvollem Fraß erstarkte, war es die größte Sorge unseres gütigsten Kaisers, nicht nur den Brand nicht weiter anzufachen und so allmählich dahinschwinden zu lassen, sondern ihn aktiv zu bekämpfen und damit zum Erlöschen bringen zu können. Und es war deutlich zu sehen, dass seine Milde mit weitaus mehr Aufgaben befasst war als seine Tapferkeit, da mehr Anstrengung zur Erhaltung der Stadt erforderlich wurde, als es zur Einnahme der Fall gewesen war. (3) Und so hat er die Stadt bei seinem Weggang in einen Zustand solcher Ergebenheit gegenüber seiner Person versetzt, dass nicht die Furcht aufgrund seines Sieges, sondern die Bewunderung für seine Milde sie zu vollständiger Fügsamkeit brachte.

22 (1) Optima esse aiunt remedia quae ad usum corrigendi nostri ex aliena calamitate nascuntur; verum animus pravitate velut morbo impeditus dilectum boni non habet. (2) Ecce iam apud Taurinos venientem pugna gravior exspectat; nec Segusiensium vastitas monet ut sibi caveant, nec cogitant quo cum principe res futura sit, quod neque vis eius resistendi spem faciat nec mansuetudo rationem. (3) Campum late iacentem tantus miles oppleverat, ut non improbaret fiduciam qui instructos videret. (4) Quae enim illa fuisse dicitur species, quam atrox visu, quam formidolosa, operimento ferri equi atque homines pariter obsaepti! Clibanariis in exercitu nomen est: superne hominibus tectis, equorum pectoribus demissa lorica et crurum tenus pendens sine impedimento gressus a noxa vulneris vindicabat.

22 (1) Am besten, sagt man, seien die Heilmittel, die uns zum Zweck unserer Besserung aus fremdem Schaden erwachsen. Doch einem Geist, der von der Verkehrtheit seines Denkens wie von einer Krankheit behindert ist, ist es nicht möglich, eine Wahl des Guten zu treffen. (2) Sieh, da erwartet ihn bereits bei den Taurinern zu seiner Ankunft ein noch schwererer Kampf: doch es mahnt sie nicht die Verwüstung von Segusio, sich in Acht zu nehmen, und sie bedenken nicht, mit was für einem Herrscher sie es zu tun haben werden, – da ihnen weder seine Macht Hoffnung auf Widerstand lässt, noch seine Milde einen Grund dafür. (3) Die weithin sich erstreckende Ebene war mit so vielen Soldaten angefüllt, dass, wer sie zur Schlacht aufgestellt erblickte, ihre Selbstgewissheit nicht für unangebracht hielt. (4) Denn welch ein Schauspiel soll sich da geboten haben, wie grässlich anzusehen, wie furchteinflößend: Pferde und Männer, umhüllt von Eisenwehr in gleicher Weise. Im Heer nennt man sie „Clibanarii“. Im oberen Teil waren die Männer ganz von ihrer Rüstung bedeckt, und ein Panzer, der über die Brust der Pferde herabhing und bis zu den Beinen hinunter reichte, schützte sie, ohne sie in der Fortbewegung zu behindern, davor, durch eine Verletzung Schaden zu erleiden.

23 (1) Te tamen, imperator, non terruit nec quod tanto numero duplicabat armatura terrorem nec quod vim armis numerus addebat. (2) Certum est enim pro negotii modo animosam esse virtutem, quod ex serie rerum captum suum temperat: in parvis prope ad securitatem remissa, in mediocribus modice intentior, ubi magna venerunt iuxta magnitudinem exanclandi operis erigitur. (3) Illa armorum ostentatio et operti ferro exercitus, qui imbelles oculos vulnerassent, invictas mentes incitaverunt, quod imbutus imperatoris exemplo totis animis eius miles ardescit, cum invenit hostem, quem vinci deceret. (4) Catafractos equites, in quibus maximum steterat pugnae robur, ipse tibi sumis. His disciplina pugnandi ut, cum aciem arietaverint, servent impressionis tenorem, et immunes vulnerum, quidquid oppositum, sine haesitatione perrumpant.

23 (1) Dich jedoch, Kaiser, hat es nicht schrecken können, weder, dass diese Bewaffnungsart mit einer so gewaltigen Zahl den von ihr ausgehenden Schrecken noch verdoppelte, noch, dass die Zahl den Waffen zusätzliche Kraft verlieh. (2) Denn es ist sicher, dass die Tüchtigkeit ihren Mut der Art ihrer Aufgabe anpasst, weil sie ihren Einsatz an der Reihenfolge des Rangs der Dinge bemisst. In kleinen Dingen ist sie fast bis zur Sorglosigkeit herabgestimmt, bei Aufgaben mittlerer Bedeutung ist sie etwas aufmerksamer, und wenn große Ereignisse eingetreten sind, reckt sie sich bis zur Größe der zu meisternden Aufgabe empor. (3) Jene Zurschaustellung der Waffen und die eisengepanzerten Heere, die kriegsungewohnte Augen schon verwundet hätten, stachelten die unbesiegten Gemüter an, weil die Soldaten, erfüllt vom Beispiel ihres Kaisers, von ganzem Herzen in Kriegslust entbrannten, wenn sie auf einen Feind stießen, den es zu besiegen galt. (4) Die Panzerreiter, auf denen die größte Kampfstärke beruhte, nimmst du dir selbst vor. Diese wenden folgende Kampftaktik an: wenn sie gegen eine Schlachtreihe heftig losgestürmt sind, behalten sie den Schwung des Angriffs bei, und da sie unverwundbar sind, durchbrechen sie jedes Hindernis, ohne ins Stocken zu geraten.

24 (1) Sed tu, imperator prudentissime, qui omnes bellandi vias nosses, opem ex ingenio repperisti: (2) quod tutissimum eludere quos est difficillimum sustinere. Diducta acie inrevocabilem impetum hostis effundis; dein quos ludificandos receperas, reductis agminibus includis. Nil proderat contra tendere, cum ex industria tui cederent; flexum ad insequendum ferreus rigor non dabat. (3) Ita nostri proditos sibi clavis adoriuntur, quae gravibus ferratisque nodis hostem vulneri non patentem caedendo defatigabant ac maxime capitibus afflictatae, quos ictu perturbaverant, ruere cogebant. (4) Tunc ire praecipites, labi reclinis, semineces vacillare aut moribundi sedilibus attineri, permixta equorum clade impliciti iacere, qui reperto sauciandi loco passim equitem effreni dolore fundebant. (5) Ad unum interfectis omnibus, tuis integris, horrorem armorum ad miraculum victoriae transtulerunt, quod qui invulnerabiles habebantur sine tuorum vulneribus interissent. (6) Antoninus imperator in toga praestans et non iners nec futtilis bello, cum adversum Parthos armis experiretur, visis catafractis adeo totus in metum venit, ut ultro ad regem conciliatrices pacis litteras daret. (7) Quas cum rex immodicus animi respuisset, insolentia quidem barbari debellata est, sed patefactum est in his armis tantam inesse violentiam ut eam et vincendus fideret et superaturus timeret.

24 (1) Doch du, klügster Kaiser, der du ja alle Kampfmethoden kanntest, hast in deiner Ingeniosität ein Mittel ersonnen: (2) dass es am meisten Sicherheit bietet, diejenigen dem Spott preiszugeben, denen man nur sehr schwer standhalten kann. Du lässt deine Schlachtordnung auseinandertreten und gibst dem Ansturm des Feindes freien Lauf, der nicht mehr rückgängig zu machen ist; dann führst du die Heeresteile wieder zusammen und schließt so diejenigen ein, die du zur Verhöhnung in deinen Reihen aufgenommen hattest. Es hatte keinen Zweck, dagegenzuhalten, da deine Leute mit Absicht zur Seite wichen. Die Starrheit der Eisenwappnung erlaubte es nicht, eine Wendung zur Verfolgung vorzunehmen. (3) So greifen unsere Soldaten die ihnen Preisgegebenen mit Knüppeln an, die mit ihren schweren, eisenbeschlagenen Knoten den Feind, der keinen Verwundungen ausgesetzt war, durch ihre Hiebe zu völliger Erschöpfung brachten und besonders, wenn die Köpfe solche Schläge abbekommen hatten, die vom Schlag Betäubten dann zum Niederstürzen zwangen. (4) Dann gingen sie kopfüber zu Boden, fielen rücklings herab, wankten halbtot umher oder wurden sterbend in ihren Sätteln festgehalten, lagen kreuz und quer, in den Untergang der Pferde mitverwickelt, die – hatte man eine Stelle, sie zu verwunden, entdeckt – rasend vor Schmerz ihre Reiter ringsumher abwarfen. (5) Als sie alle bis zum letzten Mann getötet, deine Soldaten dagegen unversehrt geblieben waren, hat man das Entsetzen vor den Waffen auf das Wunder dieses Sieges mitübertragen, da die als unverwundbar Geltenden zugrundegegangen waren, ohne dass deine Soldaten eine Verwundung erhalten hatten. (6) Den Kaiser Antoninus, der so trefflich in der Friedenstoga und im Krieg so tüchtig und so zuverlässig war, ergriff, als er auf einem Feldzug gegen die Parther die Kataphrakten zu Gesicht bekam, so ganz und gar die Furcht, dass er von sich aus einen Brief an ihren König sandte, um Frieden zu erwirken. (7) Als der König diesen in der Maßlosigkeit seines Sinns zurückgewiesen hatte, wurde die Überheblichkeit des Barbaren zwar völlig besiegt – doch es wurde deutlich, dass diese Art der Rüstung einen so starken Eindruck von Gewalt erzeugte, dass der zu Besiegende sein Vertrauen in sie setzte und der künftige Sieger Furcht vor ihr empfand.

25 (1) Quid ego referam post tantam et tam gravem pugnam, quod apud Brixam magnus quidem et acer equitatus, sed fuga quam vi sua tutior et primo impetu tuo pulsus, Veronam usque contendit ad praesidia maiora? (2) Neque id dedecori fuit, quod excusati fugiunt qui tibi cedunt. Contingat quin immo miserae timiditati res ostentanda, fuga quae habuerit dignitatem. (3) Ipsa autem Verona referta immanibus copiis, quas in unum adventus tui formido conduxerat, cum multorum iam clades accepisset, facta est parumper metu cautior, non ratione felicior: muris se ab impetu vindicant. (4) Aderat quidem Ruricius, experientissimus belli et tyrannicorum ducum columen, per tota admodum moenia magna vis hominum; sed apud Brixam plerique iam fracti. Ut in corpore, cum aliqua pars aegra est, valitudo omnis contaminari solet, sic illius multitudinis portio malo affecta totum <in> exercitum timoris contagium dissiparat. (5) Quam faciles lapsus infirmitas habeat, cum eam intempestiva movit audacia, cum saepe alias tum maxime in illa obsidione perspectum est. (6) Clausi impetum faciunt, et qui se aliquamdiu latendo a morte defenderant, facta pugnandi copia, poenas eruptionis temerariae pependerunt. (7) Idemque Ruricius magna suorum clade reiectus in moenia, spe iam lassa et adhuc mente vesana, cum se Verona proripuisset, novos eodem egit exercitus, et praecipitante iam die bellum non detrectavit pugnae avidior quam salutis. Sed eum exitus magis quam merita fefellerunt; nam furorem mors domuit, quem non potuerat nec considerati ratio nec victi formido sanare.

25 (1) Was soll ich nach so großem und so schwerem Kampf davon berichten, wie bei Brescia eine Reitertruppe, die zwar groß und von feurigem Elan war, aber größere Sicherheit in der Flucht sah als in der eigenen Stärke und bei deinem ersten Angriff in die Flucht geschlagen war, bis nach Verona eilte, um größeren Schutz zu erlangen? (2) Aber das bedeutete keine Schande für sie: entschuldigt fliehen ja die, die vor dir zurückweichen. Ja, es mag sogar kläglicher Furchtsamkeit eine rühmenswerte Tat gelingen: eine Flucht – in Würde. (3) Verona selbst andererseits, mit Truppen in gewaltiger Zahl vollgestopft, die die Furcht vor deiner Ankunft alle an einer Stelle zusammengebracht hatte, war, da man schon zahlreiche Verluste hatte hinnehmen müssen, aus Furcht für kurze Zeit vorsichtiger, aber nicht erfolgreicher in seiner Überlegung: in seinen Mauern suchte man vor deinem Angriff Schutz. (4) Da gab es nun Ruricius, einen sehr kriegserfahrenen Mann und Hauptpfeiler der militärischen Befehlshaber des Tyrannen, und es war über die gesamte Maueranlage hin eine große Menschenmenge verteilt; doch sehr viele waren schon bei Brescia überwältigt worden. Wie bei einem Körper, wenn ein Teil erkrankt ist, für gewöhnlich die Gesundheit insgesamt in Mitleidenschaft gezogen wird, so hatte der Teil jener Menge, der von dem Unglück betroffen war, die Ansteckung der Furcht auf das ganze Heer verteilt. (5) Wie leicht man die Schwachheit zu Fall bringt, wenn sie sich durch unangebrachte Kühnheit hat hinreißen lassen, konnte man oft bei anderer Gelegenheit, doch ganz besonders bei jener Belagerung erkennen. (6) Die Eingeschlossenen unternahmen einen Angriff, und sie, die sich eine Weile vor dem Tod durch Versteckthalten hatten retten können, sie hatten, da sich ihnen eine Gelegenheit zum Kampf bot, die Strafe für die Unbesonnenheit ihres Ausfalls zu zahlen. (7) Und eben derselbe Ruricius wurde, mit großen Verlusten unter seinen Männern, bis in die Stadt hinein zurückgedrängt, und da er, mit schon ermatteter Hoffnung, doch weiter in wahnsinniger Verfassung, aus Verona einen Vorstoß unternommen hatte, führte er frische Truppen an dieselbe Stelle, und obwohl sich der Tag schon neigte, verzichtete er nicht auf den Kampf, da er mehr auf die Schlacht versessen war als auf das Leben. Doch hat er sich mehr im Ausgang des Kampfes getäuscht als in dem, was er verdient hatte; denn der Tod hat seine Raserei bezwungen, die weder die vernünftige Überlegung eines Besonnenen noch die Furcht eines Besiegten hatte heilen können.

26 (1) O nox illa aeternis saeculis monumentisque mandanda! Cum spissis tenebris <de> congressu Fortunae totum liceret, tu tamen, imperator, non intutior tempore quam deo tectior, saevissimo hosti multus instares et libertate caedis exsultans donum noctis duceres quod pugnantem nemo servaret. Per infestas acies interritus vadis, densissima quaeque perrumpis deicis proteris. (2) Mortis decus perdunt quos ignoratus adfligis, nisi quod te ipsa vis tua cogit agnosci. Nihil enim te permovent tubarum fractae voces, horrendus militum clamor, permissa casibus vulnera, inlisi cominus gladii, cadentum graves gemitus, arma late strepentia et in unum quendam sonitum diversi fragoris acta confusio, quod haec omnia aut virtus neglegit aut ira non sentit. (3) Nox ipsa, iustissima bellantibus causa terroris, vehementiorem te agendis stragibus fecerat. Quod solum enim virtutis tuae impedimentum est, miserationem tenebrae non habebant, ut intellegi liceat quantum illo in bello vis tua perfecerit pietate non retenta et maiestate secura. (4) Proelio vix multa nocte confecto fessus caedibus, anhelus ex bello, cruore oblitus sed hostili, ad obsidionis vigilias recurrebas. (5) O Fortuna! O praepotens Roma! Quam tu umquam gratiam pro tantis his laboribus referes? nisi quod indulgentissimus princeps, tamquam hoc ipsum tibi debeat, eo cariorem habet quo maiore labore servavit.

26 (1) O jene Nacht, die es verdient, für ewige Zeiten und zu ewiger Erinnerung überliefert zu werden! Da in der Tiefe der Dunkelheit Fortuna alle Freiheit der Entscheidung über den Kampf zustand, da du jedoch, o Kaiser, durch die Tageszeit nicht weniger geschützt als durch die Obhut der Gottheit, dem wild tobenden Feind unablässig zusetztest und, erfüllt von Jubel über die Ungebundenheit der Schlacht, es für ein Geschenk der Nacht ansahst, dass den Kämpfenden keiner im Auge behielt: Unerschrocken schreitest du durch die Reihen des Feindes, durchbrichst gerade die dichtest gedrängten Massen, schlägst sie in die Flucht, zermalmst sie. (2) Die Ehre ihres Todes verlieren diejenigen, die du unerkannt zu Boden streckst, wenn nicht deine Kampfgewalt selbst sie zwingt, dich zu erkennen. Denn es erschüttern dich in keiner Weise schrill-geborstener Tubaklang, das schreckliche Geschrei der Soldaten, die Wunden, wie sie des Zufalls Wirken überlassen sind, der Zusammenprall der Schwerter im Nahkampf, das furchtbare Stöhnen der zu Fall Gekommenen, der weithin tosende Waffenlärm und die Vermischung dieses unterschiedlichen Getöses zu einer Art gewaltigem Gesamtklang – entweder nun, weil deine Tapferkeit all dies nicht achtet, oder, weil deine Kampfeswut es nicht spürt. (3) Die Nacht selbst, triftigster Grund des Schreckens für die Kämpfenden, hatte dich noch hitziger darin gemacht, Vernichtung zu verbreiten. Denn was allein ein Hindernis ist für deine Tapferkeit: Mitleid – kannte die Dunkelheit nicht, so dass man erfassen kann, was für eine Leistung deine Stärke in jenem Kampf vollbracht hat, da sie nicht von Liebe zurückgehalten wurde und in deiner Majestät Sicherheit besaß. (4) Kaum war die Schlacht in tiefer Nacht beendet, eiltest du, erschöpft vom Blutbad, keuchend noch vom Kampf, mit Blut bespritzt – doch dem des Feindes –, zurück, um bei der Belagerung Wache zu halten. (5) O Fortuna, o Rom, du in der Fülle deiner Macht! Mit welchem Dank wirst du je so gewaltige Anstrengungen vergelten können? Es sei denn, dass der nachsichtigste Kaiser – so als ob er genau dieses dir schuldete – dich umso mehr liebt, je mehr Anstrengung deine Rettung ihn gekostet hat.

27 (1) Et quoniam me ad Urbis commemorationem fors quaedam intulit, non rerum ordo deduxit, neque revocari inde orationem fas est quo iamdudum contenta veniebat, praetereo te, Aquileia, te, Mutina, ceterasque regiones quibus propter insecutas incredibilium bonorum commoditates gratissima fuit ipsius oppugnationis iniuria. (2) Senserunt enim translatis ad fortissimum principem fortunarum suarum gubernaculis quam facile omnia ad salubrem cursum redirent, quae ita deferebantur ut mox aut malorum omnium scopulis inliderentur aut miseriarum vadis adhaerescerent. (3) Praetereo, inquam, et haec et alia complura quorum est et singillatim onerosa moles et omnium simul acervus onerosior. (4) Nam quae diducta ferre nequeas, his congregatis subire spei importunioris est quam fiduciae promptioris. (5) Recuperata igitur Italia hic primus fuit liberandae Urbis gradus et ad victoriam facilis ascensus, quod illum semper exedendae Urbis visceribus inhaerentem ex adsuetis latebris vis divinitatis excussit. (6) In quo quidem tantum momenti fuit ad perficiendae rei facilitatem, ut non tam gloriandum sit virtuti tuae, praestantissime imperator, quod eum viceris quam gratulandum felicitati quod ad pugnam potueris evocare.

27 (1) Und da mich ein Zufall veranlasst hat, den Namen der Stadt Rom zu erwähnen, ohne dass die Abfolge der Ereignisse mich dazu gebracht hat, und da es nicht rechtens ist, die Rede von dem Gegenstand abzubringen, den sie doch schon lange voller Eifer zu erreichen suchte, übergehe ich denn also dich, Aquileia, dich, Mutina, und die anderen Gebiete alle, denen – aufgrund der Vorzüge unglaublich großer Güter in der Zeit danach – der Schaden durch Belagerung und Sturm selbst höchst willkommen war. (2) Als die Lenkung ihrer Geschicke auf den tapfersten Herrscher übergegangen war, merkten sie nämlich, wie leicht alles zu einem vorteilhaften Lauf zurückfand; alles war ja dabei, derart stromab zu treiben, dass sie bald darauf entweder an den Klippen aller Leiden zerschellt wären oder in den Untiefen des Elends festgehalten. (3) Ich übergehe, sage ich, sowohl dies als auch anderes mehr, dessen Gewicht, jedes einzeln für sich genommen, eine schwere Last ist und dessen aufgehäufte Gesamtmenge noch schwerer wiegt. (4) Denn das, was man einzeln abgeteilt nicht zu tragen vermag, alles zusammengehäuft auf sich zu laden, zeugt eher von Hoffnung am verkehrten Ort als von einem Selbstvertrauen mit sicherer Perspektive. (5) Da Italien also wiedergewonnen war, war es der erste Schritt, die Stadt zu befreien, und eine leicht zu meisternde Stufe zum Sieg, dass die Macht einer Gottheit denjenigen, der sich in den Eingeweiden der Stadt auf Dauer festgesetzt hatte, sie zu verschlingen, aus seinem vertrauten Schlupfwinkel aufgejagt hat. (6) Das hatte jedenfalls so großen Einfluss darauf, die Vollendung der Tat zu erleichtern, dass sich nicht so sehr deine Tapferkeit zu rühmen hat, trefflichster Kaiser, dass du ihn besiegt hast, wie dass deinem Glück zu gratulieren ist, dass du ihn zum Kampf herauslocken konntest.

28 (1) Non enim casu, non fiducia factum putemus ut ultro etiam exercitum educeret adversum eum cuius adventus stridorem ipsum perhorresceret, nisi animum iam metu devium infestior deus et pereundi maturitas perpulisset; quod ipsa ratio disponendi exercitus docuit illum mente perdita implicatoque consilio, cum eum pugnae locum caperet ut interclusa fuga moriendi necessitatem imponeret, cum spem victoriae non haberet. (2) Quod quidem imperatori nostro optandum largiter fuit, qui hoc uno maxime offenditur, si certamen lubricum faciat spes prompta fugiendi. (3) Relaxaverit acies aut frons impulsa titubaverit, fiducia manuum ad pedes migrat. Non amas, imperator, bella nisi ferventem hostem in gradu suo praecisa fuga teneas, ut aut ferro concidat aut miseratione servetur. (4) Apud Tiberim igitur suos instruit sic ripae locatos ut ultimorum vestigia praesagio quodam eventurae cladis unda fatalis adlueret, ita vero multitudine suppeditante ut ultra quam visus agi posset extenta acies pertineret, (5) non quo frons imbecilla tractu invalido duceretur, sed tanta subsidiorum atque ordinum confirmatione ut acies non porrectior quam robustior mirum utrumque praeberet, quod eam nec constipatio contraxisset nec longitudo tenuaret.

28 (1) Denn wir dürfen nicht annehmen, es sei durch Zufall oder aus Zuversicht geschehen, dass er sogar von sich aus das Heer gegen denjenigen ins Feld führte, vor dessen waffenklirrendem Heranrücken er bereits in heftiges Entsetzen geriet, hätte nicht eine feindlicher gesinnte Gottheit und die nun gekommene Stunde seines Untergangs seinen Sinn, der vor Furcht schon auf Abwege geraten war, dazu angetrieben; denn gerade die Art und Weise, wie er sein Heer verteilte, zeigte, dass sein Geist zerrüttet und sein planendes Denkvermögen in Verwirrung war, da er einen solchen Platz für den Kampf auswählte, dass ihm die Flucht abgeschnitten war und so den Tod als unausweichliches Ende auferlegte, da er keine Hoffnung mehr auf einen Sieg hatte. (2) Dies war für unseren Kaiser freilich sehr wünschenswert, dem das allein größtes Ärgernis bereitet, wenn bequem verfügbare Hoffnung auf Flucht die Entscheidung in der Schlacht zu einem Terrain macht, von dem man leicht entschlüpfen kann. (3) Mag die Schlachtordnung nachgeben oder die vordere Linie durch eine Attacke ins Wanken geraten, so verlagert sich das Vertrauen, das auf die bewaffnete Hand gesetzt hat, auf die Füße. Du, Kaiser, liebst nur Kämpfe, in denen du – da die Flucht abgeschnitten ist – den tobenden Feind in seiner Stellung festhältst, so dass er entweder durch das Schwert fällt oder durch Mitgefühl gerettet wird. (4) Nahe beim Tiber stellte er also seine Soldaten so am Ufer verteilt auf, dass das Wasser schicksalhaft in einer Art Vorankündigung der kommenden Niederlage die Füße der Letzten umspülte; die Menge war aber so groß, dass sich die Schlachtordnung in ihrer Ausdehnung über den Punkt hinaus erstreckte, wohin der Blick noch reichen konnte; (5) nicht so, dass sich die Front schwach, in kraftloser Linie hinzog, sondern mit einer solchen Zahl an Reserven und Schlachtreihen, dass die Schlachtordnung, ebenso ausgedehnt wie stark, einen doppelt staunenswerten Anblick bot: denn weder hatte die dichte Aufstellung sie verkürzt, noch hat die lange Ausdehnung sie ausgedünnt.

29 (1) Praetermittam hoc loco, Constantine maxime, disponendi militis tui miram incredibilemque rationem. Hoc enim persequi vellem, quem tenuisse locum caelestis exercitus dicam? – quamquam illos non arbitror stetisse nisi tecum. (2) Difficillimam enim pugnae partem tibi deligis et, tamquam pro fortunae gradu modus virium debeatur, ita inter tuos non vis principatu magis excellere quam labore. (3) Cumulatissimum quidem principis munus est, si manu cesset, non cessasse consilio; sed tu non segnior gerere quam iubere simul exercitus tuos monitu regis, opere iuvas, incendis exemplo. (4) Quod hic etiam facis promptius quam in ceteris proeliis, quod in praesenti erat tam ampla pugnae merces quam pugnator inlustris et statim Roma victoris. (5) Cuius rei cum imaginem cepi, dicturus horresco. Invadis primus aciem, solus inrumpis. Obumbrant euntem telorum inriti iactus, sonat ictibus umbo securus. His, quos trabalis hasta deiecit, insultans equus proterit. Fulget nobilis galea et corusca luce gemmarum divinum verticem monstrat. Auro clipeus, auro arma conlucent. O quantam vim possides, Virtus, quae in hoc habitu plus terroris praeferas quam decoris! (6) Secuti hunc ardorem fortissimi milites, et dignos se ductu eius imperioque testati sic viritim laboraverunt, quasi summa res singulorum manu teneretur.

29 (1) An dieser Stelle, höchster Konstantin, will ich deine wunderbare und unglaublich kluge Planung zur Aufstellung deiner Soldaten beiseite lassen. Denn diese Frage hätte ich gerne verfolgen wollen: welchen Platz, soll ich sagen, haben die himmlischen Heere eingenommen? Obgleich ich glaube, jene konnten nur an deiner Seite Aufstellung bezogen haben. (2) Denn den schwierigsten Teil des Kampfes suchst du für dich selbst aus und, als ob es deine Pflicht sei, entsprechend dem Rang deines Glückes auch das Maß deiner Kräfte einzusetzen, hast du den Wunsch, dich unter deinen Soldaten durch deine herrscherliche Position nicht mehr auszuzeichnen als durch deine Leistung. (3) Die höchste Aufgabe eines Herrschers ist es zwar, wenn er das Kampfgetümmel verlässt, nicht auch in der Planung zu pausieren; doch du, der du ebenso eifrig im Handeln bist wie im Erteilen von Befehlen, lenkst zur gleichen Zeit durch Zuspruch deine Heere, unterstützt sie durch die Tat, feuerst sie durch dein Beispiel an. (4) Dies führst du hier sogar mit noch größerem Einsatz aus als bei den anderen Schlachten, da in dieser Situation der Lohn für den Kampf ebenso reich wie der Kampfgegner berühmt war und Rom sogleich im Besitz des Siegers. (5) Indem ich mir ein Bild von diesem Geschehen gemacht habe, schaudere ich zurück, da ich nun sprechen soll. Als erster gehst du auf die feindliche Reihe los, alleine stürzt du dich in sie hinein. Unwirksam losgeschleuderte Geschosse hüllen dich auf deinem Weg in ihren Schatten, dein Schild hallt sorglos sicher von den Treffern wider. Diejenigen, die deine balkenstarke Lanze niedergeworfen hat, stampft dein Ross nieder und zermalmt sie. Glanz verbreitet dein edler Helm und bietet das göttliche Haupt im funkelnden Licht der Edelsteine dar. Von Gold erstrahlt dein Schild, von Gold erstrahlen deine Waffen. Welch gewaltige Macht besitzt du, Tapferkeit, die du in diesem Kleid mehr Schrecken offenbarst als Waffenzier? (6) Diesem Feuer der Begeisterung folgten die tapfersten Soldaten und zeigten sich seiner Führung und seines Befehls würdig: sie setzten sich Mann für Mann so ein, wie wenn die höchste Entscheidung in die Hand jedes einzelnen gelegt wäre.

30 (1) Non commemorabo hic tectas continuis stragibus ripas, non oppletum acervis corporum Tiberim et inter congestas alte cadaverum moles aegro nisu ac vix eluctantibus gurgitibus exeuntem, quodque illum ipsum tyrannum non mors virilis sed fuga turpis prodidit et digno ignaviae et saevitiae exitu fluctus sanguinei necaverunt. (2) Perstringi haec satis est, quod etiam pridie prolixius mihi dicta sunt neque pro dignitate exsequi copia est, et ne pugna raptim gesta diutius narrata quam confecta videatur. (3) O si nunc mihi facultas daretur sermonis pro rerum <modo> figurandi! Adhiberem omnes flosculos et abuterer exquisito quodam lepore ac venustate dicendi. (4) Iam strepitus Martii, iam tubarum sonores fest<is vocib>us et resultanti favore mutantur. Dicendus in Urbem ingressus est imperatoris, et in exprimendo senatus populique Romani maximo gaudio ingrata, nisi et ipsa lascivit, oratio. (5) Nullus post Urbem conditam dies Romano inluxit imperio, cuius tam effusa tamque insignis gratulatio aut fuerit aut esse debuerit; nulli tam laeti triumphi quos annalium vetustas consecratos in litteris habet.

30 (1) Nicht erwähnen werde ich hier die Ufer, ohne Zwischenraum bedeckt von Bergen der Verwüstung, nicht den Tiber, angefüllt von Leichenhaufen, wie er zwischen hoch aufgehäuften Massen von Kadavern in mühsamer Anstrengung, in strudelnden Wassern, denen es kaum gelang, sich hervorzuwinden, einen Ausweg suchte; und dass kein mannhafter Tod, sondern schändliche Flucht den Tyrannen selbst ausgeliefert hat, und dass ihn blutige Fluten in einem seiner Feigheit und Grausamkeit angemessenen Ende in den Tod gezogen haben. (2) Es genügt, diese Geschehnisse hier nur kurz zu streifen, da ich mich zuvor schon ausführlicher dazu geäußert habe, und doch keine Möglichkeit besteht, all dies seinem Rang angemessen darzulegen, – und damit es nicht den Anschein hat, es habe längere Zeit gebraucht, den Kampf, der ja rasch ausgefochten war, zu schildern als ihn zu vollenden. (3) Ja, wäre mir jetzt Gelegenheit geboten, meine Rede nach dem Maß der Taten auszugestalten! Alle Blüten holte ich herbei, und wahrhaft erlesene Anmut und feinen Liebreiz der Rede nutzte ich in vollem Maße. (4) Schon vertauscht man das Kriegsgetöse, schon der Tuba Schall mit festlichem Stimmenklang und dem Widerhall des Beifalls. Zu schildern ist der Einzug des Kaisers in die Stadt – und die Rede kann, soll sie das Übermaß der Freude bei Senat und Volk von Rom in Worten dartun, nur dann willkommen sein, wenn sie sich auch selbst in frohem Überschwang präsentiert. (5) Es gibt keinen Tag, der seit der Gründung der Stadt dem römischen Reich sein Licht geschenkt hat, an dem es eine so verschwenderische und so außerordentliche Bekundung dankbarer Freude gegeben hat oder hätte geben sollen; keiner der Triumphe, welche die alte Überlieferung der Annalen in ihren Aufzeichnungen verewigt enthält, war so von Freude erfüllt.

31 (1) Non agebantur quidem ante currum vincti duces sed incedebat tandem soluta nobilitas. Non coniecti in carcerem barbari, sed educti e carcere consulares. Non captivi alienigenae introitum illum honestaverunt sed Roma iam libera. (2) Nil ex hostico accepit sed se ipsam recuperavit, nec praeda auctior facta est sed esse praeda desivit et, quo nil adici ad gloriae magnitudinem <maius> potest, imperium recepit quae servitium sustinebat. (3) Duci sane omnibus videbantur subacta vitiorum agmina quae Urbem graviter obsederant: Scelus domitum, victa Perfidia, diffidens sibi Audacia et Importunitas catenata. Furor vinctus et cruenta Crudelitas inani terrore frendebant; Superbia atque Arrogantia debellatae, Luxuries coercita et Libido constricta nexu ferreo tenebantur. (4) Sequebatur hunc comitatum suum tyranni ipsius taeterrimum caput ac, si qua referentibus fides est, suberat adhuc saevitia et horrendae frontis minas mors ipsa non vicerat. (5) Iaciebantur vulgo contumeliosissimae voces; nam et ludibriis oppressoris sui auspicari libertatem iuvabat et mira cum voluptate conceptus e vita terror insultatione interitus obterebatur.

31 (1) Vor dem Festwagen wurden freilich keine Anführer in Fesseln mitgeführt, sondern dort schritt der Adel, endlich befreit, voran. Man warf keine Barbaren in den Kerker, sondern man führte die Consularen aus dem Kerker heraus. Keine Kriegsgefangenen aus fremdem Land haben diesem Einzug Ehre und Glanz verliehen, sondern das nunmehr freie Rom. (2) Die Stadt hat nichts aus Feindesland erhalten, sondern sich selbst wiedergewonnen, sie ist durch Beute nicht vergrößert worden, sondern hat aufgehört, selbst Beuteobjekt zu sein; und, was man, die Größe des Ruhmes noch zu steigern, durch Größeres nicht überbieten kann: sie, die die Sklaverei zu ertragen hatte, hat wieder die Herrschaft übernommen. (3) Es entstand in der Tat bei allen der Eindruck, dass die Laster, welche die Stadt unter schwerem Druck besetzt gehalten hatten, in Heerscharen unterjocht im Zug mitgeführt wurden: das Verbrechen bezwungen, besiegt die Treulosigkeit, ohne ihre Selbstsicherheit die Verwegenheit und die Unverschämtheit in Ketten gelegt; gefesselte Raserei und blutbefleckte Grausamkeit knirschten mit den Zähnen, ohnmächtig, Schrecken zu verbreiten; besiegte Hochmut und Anmaßung, gezügelte Ausschweifung und in Fesseln gelegte Lüsternheit wurden in eisernen Banden festgehalten. (4) Auf dieses persönliche Geleit folgte das so scheußliche Haupt des Tyrannen selbst, und, wenn man den Berichterstattern Glauben schenken darf, war seine Wildheit noch vorhanden, und der Tod selbst hatte es nicht vermocht, den drohenden Ausdruck der graueneinflößenden Stirn zu besiegen. (5) Schmählichste Worte wurden ihm von der Masse zugeschleudert; denn es erfreute sie, das Zeitalter der Freiheit durch Verspottung ihres Unterdrückers zu eröffnen, und mit seltsamer Lust trat man, in Verhöhnung seines Untergangs, den Schrecken, der im Leben von ihm ausgegangen war, mit Füßen.

32 (1) Quis triumphus inlustrior, quae species pulchrior, quae pompa felicior? (2) Dicam itaque, imperator, quo uno satis mihi videor divinam gloriam tuam significaturus. Quot in illo turpitudinum notas extinxeras, tot in te laudum infulae refulserunt. (3) Fraudari indulgentissimus princeps ea gratia neminem voluit, quominus omnia, quae odium eius pervaserat, spectaculum tyrannici funeris expiaret. (4) Ubique iam quidem laetitiam gestae rei diffuderat Fama velox et ad celeritatem nuntii pennata Victoria; insequebatur tamen uberiore cum gaudio ipsius rei fructus, quod ad animum languidius accedunt quae aurium via manant quam quae oculis hauriuntur. (5) Itaque tanti per Italiam concursus hominum excitabantur, tantae ex oppidis effusiones, ut facile anteacti terroris testificatio in praesenti exsultatione luceret. (6) Pari studio missum eiusdem tyranni ad permulcendam Africam caput, ut quam maxime vivus adflixerat laceratus expleret. Et nondum satis tempestivo mari adfuerunt tamen navigantibus felices aurae et fluctus secundi, beatissimamque victoriam ipsa etiam elementa iuverunt. (7) Caput, in quo titulus tantae laudis circumferebatur, reddidit Tiberis, prosecuti sunt venti, maria servarunt. (8) Quonam modo te, potens Africa, quanto laetitiae fremitu, quam insolenti voluptate iactasti! Nil quippe est immoderatius quam post longam tristitiam repens gaudium; impetu suo fervet, nec ut primum liberum, continuo defaecatum, statim purum est. (9) Nam ut fistulae, cum diu intersaeptae sunt, exitu dato quo largiores eo crassiores aquas evomunt, sic vota hominum metu interclausa turbidi aliquid egerunt cum cumulata ruperunt.

32 (1) Welcher Triumph ist strahlender gewesen? Welcher Anblick schöner? Welcher Festzug glücklicher? (2) Ich will daher das aussprechen, Kaiser, womit allein, so scheint es mir, ich deinem göttlichen Ruhm genügenden Ausdruck zu verleihen vermag. So viele Makel an Schimpf und Schande du an jenem getilgt hattest, ebenso viele heilige Ruhmesbänder erstrahlten an dir in hellem Schein. (3) Der gütigste Herrscher wollte niemandem die Gunst vorenthalten, mit dem Anblick der Leiche des Tyrannen alle Orte zu entsühnen, die der Hass auf ihn durchdrungen hatte. (4) Schon hatte zwar die schnelle Fama überall die Freude über die vollbrachte Tat verbreitet, und auch Victoria, die ihre Schwingen nutzt, die Botschaft rasch zu überbringen. Die Befriedigung über die Sache selbst jedoch folgte, mit üppigerer Freude, etwas später nach, da die Kunde, die auf dem Weg des Gehörs Verbreitung findet, mit geringerer Lebhaftigkeit unseren Geist erreicht, als was wir mit den Augen trinken. (5) Daher kam es in ganz Italien zu so gewaltigen Menschenansammlungen, so große Mengen strömten aus den Städten hervor, dass im freudigen Überschwang der Gegenwart der Beweis für den zuvor verbreiteten Schrecken leicht und klar zutage trat. (6) Mit dem gleichen Bestreben wurde das Haupt desselben Tyrannen übersandt, Afrika zu besänftigen, damit er dem Land, das er im Leben so schlimm heimgesucht hatte, nunmehr in Stücke gerissen, Genugtuung schaffe. Und obwohl es für die Schifffahrt auf dem Meer noch nicht ganz die passende Jahreszeit war, halfen den Seefahrern doch glückbringende Winde und günstige See, und den herrlichsten Sieg unterstützten sogar die Elemente selbst. (7) Dieses Haupt, mit dem der Ehrentitel so hohen Ruhmes für dich ringsum verbreitet wurde, hat der Tiber zurückgegeben, die Winde haben ihm Geleit gegeben, die Meeresfluten haben es verschont. (8) In welchem Maß, mächtiges Afrika, in welch gewaltigem Freudenlärm, in wie exzessiver Vergnügungslust hast du geschwelgt! Nichts ist ja maßloser als plötzliche Freude nach einer langen Zeit der Trauer: in entsprechendem Ungestüm braust sie empor und ist nicht auf der Stelle ungetrübt und sogleich klar, wenn sie die Freiheit eben erst erlangt hat. (9) Denn wie Rohre, wenn sie lange Zeit verstopft gewesen sind und dann der Ausgang wieder freigelegt ist, ihr Wasser in desto schlammigerem Schwall ausspeien, je reichlicher es fließt: ebenso haben die Wünsche der Menschen, da Furcht sie unterdrückt gehalten hat, etwas trüb Aufgewühltes mitgerissen, als sie, zu Haufen aufgetürmt, sprengend hervorgebrochen sind.

33 (1) Hae victoriarum gratulationes, nec minus uberes fructus reliquarum virtutum fuerunt. (2) Implicatam quidem atque obsitam Urbem gravissimis malis evolverunt indefessa vis atque eximia fortitudo; sed quantum boni prudentia excogitavit, benignitas et clementia contulerunt! (3) Quorum quid magis iuverit, difficilis existimatio est. Nam et calamitate obsessis finis est voti miseria liberari, et mox vacuitas miseriarum parum grata est, nisi laetitia consequatur. (4) Ita pro se quaeque officiis suis functae fortitudo et liberalitas imperatoris cumulatissimam Urbis beatitudinem <et miseria> exhaurienda et congerendis commodis reddiderunt. (5) Facilior quidem, multo proclivior laedendi quam commodandi semper est via, vulnerare integrum quam sauciato mederi, dissipare parta quam divulsa componere; cessit tamen haec rerum condicio principi nostro. (6) Nam quidquid mali sexennio toto dominatio feralis inflixerat, bimestris fere cura sanavit. Sanavit, dico? Redintegratio status pristini permulcendo dolori satis est, non etiam arcessendae gratulationi; nec amplius postules quam ut eum sui non poeniteat qui solita … non modo id egit ut <res publica > recuperatis quae amiserat non doleret sed etiam ut novorum adeptione gauderet. (7) Praetereo privatim reddita omnibus patrimonia quos illa monstrosa labes extorres domo fecerat; praetereo, inquam, quia vix sufficit oratio facta publicitus explicare; quamquam, cum ex singulis sit coagmentata res publica, et quidquid in eam confertur ad omnes pro portione permanat et vicissim necesse est, quod singillatim omnes adipiscuntur, in commune rei publicae redundare.

33 (1) Von solcher Art waren die Freudenbekundungen für deine Siege. Nicht weniger ertragreich waren die Früchte deiner anderen Tugenden. (2) Gewiss haben deine unermüdliche Stärke und deine außerordentliche Tapferkeit die Stadt, die in schlimmste Leiden hineingeraten und von ihnen übersät war, davon befreit: doch wieviel Treffliches hat deine Klugheit erdacht, haben Güte und Milde beigetragen! (3) Was von all dem der Stadt mehr Nutzen gebracht hat, ist schwer einzuschätzen: denn einerseits ist es für diejenigen, die vom Unglück in Beschlag genommen sind, der Gipfelpunkt ihres Wünschens, aus ihrem Elend befreit zu werden; andererseits ist schon bald das Befreitsein von den Leiden nicht angenehm genug, folgt nicht auch Freude gleich dazu. (4) So haben beide, eine jede für sich, ihre Aufgaben erfüllt, die Tapferkeit und die Großzügigkeit des Kaisers, und haben so das Glück der Stadt hoch aufgetürmt, indem sowohl das Elend beseitigt als auch Vorteil und Nutzen in Fülle gewährt wurden. (5) Leichter freilich und viel einfacher ist stets der Weg, Schaden zuzufügen als sich gefällig zu erweisen, einen Unversehrten zu verletzen als einen Verwundeten zu heilen, erworbenes Gut zu zerteilen als auseinander gerissenes zu vereinen. Und doch hat dieses Prinzip für unseren Herrscher seinen Platz geräumt. (6) Denn alles Leid, das eine todbringende Gewaltherrschaft in diesen ganzen sechs Jahren zugefügt hatte, hat seine Fürsorge in fast zwei Monaten geheilt. Geheilt, sage ich? Die Rückkehr zu dem alten Zustand genügt, den Schmerz zu besänftigen, nicht aber, auch noch freudigen Dank zu gewinnen. Und man darf ja wohl nicht mehr verlangen, als dass er nicht unzufrieden ist mit sich selbst – er, der in gewohnter Sorge nicht nur darum bemüht war, dass der Staat das Verlorene wiederbekam und ihn dies also nicht mehr schmerzte, sondern auch, dass er sich über den Erwerb neuer Dinge freuen konnte. (7) Ich übergehe die persönliche Zurückerstattung der ererbten Güter an alle diejenigen, die jener abscheuliche Schandfleck aus ihrer Heimat vertrieben hatte; ich übergehe sie, so sage ich, weil meine Rede kaum genügt, die Leistungen für das Gemeinwesen zu beschreiben; indessen, da ein Staatswesen aus der Zusammenfügung von Einzelpersonen besteht, gelangt sowohl alles, was man ihm zukommen lässt, anteilmäßig zu allen hin, als auch muss umgekehrt das, was alle je einzeln erlangen, dem Gemeinbesitz des Staates zufließen.

34 (1) Iam illa vix audeo de tanto principe commemorare, quod nullam matronarum, cui forma emendatior fuerit, boni sui piguit, cum sub abstinentissimo imperatore species luculenta non incitatrix licentiae esset sed pudoris ornatrix. (2) Quae sine dubio magna seu potius divina laudatio, saepe in ipsis etiam philosophis non tam re exhibita quam disputatione iactata. (3) Sed remittamus hoc principi nostro, qui ita temperantiam ingenerare omnibus cupit, ut eam non ad virtutum suarum decus adscribendam sed ad naturae ipsius honestatem referendam arbitremur. (4) Quid? faciles aditus, quid? aures patientissimas, quid? benigna responsa, quid? vultum ipsum augusti decoris gravitate, hilaritate admixta, venerandum quiddam et amabile renidentem, quis digne exsequi possit? Quarum rerum miraculo sic omnes devinciebantur ut non tam homines dolerent quod illum tyrannum ita diu tulerant quam quod tali principe tam sero fruerentur.

34 (1) Kaum habe ich jetzt den Mut, bei einem so hohen Herrscher zu erwähnen, dass keine verheiratete Frau, deren Gestalt von außerordentlicher Schönheit war, ihren Vorzug zu bereuen hatte, da unter einem so zurückhaltenden Kaiser strahlendes Aussehen keinen Anreiz zur Zügellosigkeit darstellte, sondern Zierde züchtigen Anstands war. (2) Dies ist ohne Zweifel ein hohes oder vielmehr göttliches Lob, das oft auch selbst bei Philosophen weniger im Leben verwirklicht als vielmehr in der Diskussion erörtert ist. (3) Doch wollen wir diesen Punkt unserem Herrscher zuliebe nicht weiter betrachten, der ja so sehr den Wunsch hat, allen Menschen Mäßigung einzupflanzen, dass wir glauben, sie sei nicht der Zierde seiner Tugenden zuzuordnen, sondern auf seine ehrenhafte Veranlagung selbst zurückzuführen. (4) Was soll ich nennen? Die Leichtigkeit des Zugangs zu ihm? Was weiter? Seine höchste Duldsamkeit, uns anzuhören? Was noch? Die milde Freundlichkeit seiner Antworten? Was schließlich? Das Antlitz selbst, ernst in erhabner Würde, von Heiterkeit begleitet, etwas Verehrungswürdiges und Liebenswertes widerstrahlend – wer könnte das in angemessenen Worten ausführen? Das Wunderbare an diesen Dingen hat alle Herzen in der Weise bezwungen, dass die Menschen nicht so sehr Schmerz darüber empfanden, jenen Tyrannen so lange schon ertragen zu haben als vielmehr, sich eines solchen Herrschers erst so spät erfreuen zu dürfen.

35 (1) Longum est ex illo percensere beneficia principis, quae in orbem sine modo redeuntia contexta eius benignitate fulserunt, ita infinita numero commodis magna, ut numquam oblivionem gratiae obductura sit vel multitudo omnium vel utilitas singulorum. (2) Sensisti, Roma, tandem arcem te omnium gentium et terrarum esse reginam, cum ex omnibus provinciis optimates viros curiae tuae pignerareris, ut senatus dignitas non nomine quam re esset inlustrior, cum ex totius orbis flore constaret. (3) Populi vero Romani vis illa et magnitudo venerabilis ad imaginem antiquitatis relata non licentia effrenis exsultat, non abiecta languide iacet, sed sic adsiduis divini principis monitis temperata est ut, cum ad nutum eius flexibilis et tenera ducatur, morigeram se non terrori eius praebeat sed benignitati. Placidam quippe rerum quietem et profundum Urbi otium gentes perdomitae condiderunt. (4) Vacat remissioribus animis delectamenta pacis adhibere. Celeberrima quaeque Urbis novis operibus enitescunt, nec obsoleta modo per vetustatem redivivo cultu insigniuntur, sed illa ipsa quae antehac magnificentissima putabantur nunc auri luce fulgentia indecoram maiorum parsimoniam prodiderunt. (5) Circo ipsi maximo sublimes porticus et rutilantes auro columnae tantum inusitati ornatus dederunt, ut illo non minus cupide conveniatur loci gratia quam spectaculi voluptate.

35 (1) Es wäre zu weitläufig, von damals an die Wohltaten des Herrschers der Reihe nach durchzugehen, die, auf den Erdkreis ohne Ende herabkommend und mit seiner Großzügigkeit verknüpft, ihr Licht erstrahlen ließen, so unbegrenzt an Zahl und an Vorzügen so reich, dass es niemals geschehen kann, dass unsere Dankbarkeit, sei es für die Fülle des Gesamten, sei es für den Nutzen jeder einzelnen Tat, vom Mantel des Vergessens bedeckt wird. (2) Endlich hast du gespürt, o Rom, dass du die Zitadelle aller Völker und Königin aller Länder bist, da du die edelsten Männer aus allen Provinzen für deine Kurie zum Unterpfand genommen hast, auf dass der Rang des Senats nicht dem Namen nach rühmlicher sei als von der Sache her, da er sich jetzt aus der Blüte des ganzen Erdkreises zusammensetzte. (3) Jene Macht des römischen Volkes aber und seine verehrungswürdige Größe, wieder zugewandt dem Geist der alten Zeit – sie jubelt nicht enthemmt in Zügellosigkeit, sie liegt nicht schlaff verzagt danieder, sondern hat sich auf die ständigen Mahnungen des göttlichen Herrschers hin so in Mäßigung geübt, dass sie, da sie sich auf seinen Wink bereitwillig und fügsam führen lässt, sich nicht dem Schrecken seines Namens, sondern seiner Güte willfährig zeigt. Die gänzliche Unterwerfung der Völker hat ja sanften Frieden für den Staat und tiefe Ruhe für die Stadt geschaffen. (4) Denen, die nun zu mehr Gelassenheit gefunden haben, steht es frei, die Annehmlichkeiten des Friedens zu genießen. Gerade die berühmtesten Punkte der Stadt erstrahlen im Glanz neuer Bauwerke, und nicht nur all das, was aufgrund des Alters baufällig geworden ist, zeichnet sich durch die Erneuerung seiner Pracht aus, sondern eben jene Bauten, die zuvor für ganz großartig galten, haben jetzt, im Licht des Goldes strahlend, erkennen lassen, dass die Sparsamkeit der Vorfahren ohne den Reiz der Schönheit lebte. (5) Selbst dem Circus Maximus haben hochragende Säulenhallen und Säulen im rötlich schimmernden Glanz des Goldes soviel außergewöhnlichen Schmuck verliehen, dass das Volk ebenso gern wegen der Schönheit des Ortes dort zusammenkommt wie aus Vergnügen an den Spielen.

36 (1) Tantorum Roma compos bonorum, quae quidem ei sunt cum toto orbe communia, haurit insuper ingentis spei fructum, quam propositam sibi ex Caesaribus nobilissimis habet eorumque fratribus. Quorum iam nomina ipsa veneramur, etsi vota nostra interim proferuntur. (2) Nec Lacedaemoniis magis licuerit hoc instituto rem publicam tueri suam, cum regem nisi ex stirpe Herculis non haberent: tuos, Constantine maxime, tuos liberos ac deinceps nepotes tecum optat, ut tanto a pluribus petantur quanto maiora noscuntur. (3) Declarant ecce rationem cupiditatemque votorum facta Crispi, Caesarum maximi, in quo velox virtus aetatis mora non retardata pueriles annos gloriis triumphalibus occupavit, cuius ita iam uberes scatent laudes ut plenae possent videri nisi <sic> coepisse et patrem cogitaremus. (4) Qui quidem nunc nobilissimus Caesar venerandi patris, fratrum suorumque omnium fruitur adspectu seque fruendum omnibus praebet. (5) Cruda adhuc hieme iter gelu intractabile, immensum spatio, nivibus infestum incredibili celeritate confecit, ut intellegamus alacritati eius nihil asperum, qui ipsam quam a suis petebat tam laboriosam instituerit voluntatem.

36 (1) Rom, im Besitz so bedeutender Güter, die es ja mit dem ganzen Erdkreis teilt, erfreut sich darüber hinaus an der außerordentlichen Hoffnung, die es mit den edelsten Caesares und deren Brüdern vor Augen hat. Eben die Namen der letzteren verehren wir bereits, wenn unsere Wünsche auch einstweilen noch warten müssen. (2) Auch die Lakedaemonier hatten wohl keine bessere Möglichkeit, als mit diesen Brauch ihren Staat zu schützen, da sie ihren König ausschließlich aus dem Geschlecht des Hercules hatten: für deine, höchster Konstantin, für deine Kinder und danach für deine Enkel wünscht Rom, mit dir zusammen, dass umso mehr Menschen nach ihnen verlangen, je bedeutendere Gaben bei ihnen zu erkennen sind. (3) Denn sieh, die Taten des Crispus, des ältesten der Caesares, machen schon den Grund und Eifer unserer Wünsche deutlich: bei ihm hat rasch herangereifte Tüchtigkeit, unbehindert vom Verzug des Alters, die jungen Jahre mit triumphalen Ruhmestaten angefüllt, und sein Lob und Ruhm sprudeln bereits so reichlich, dass es den Anschein haben könnte, sie hätten schon ihr volles Maß erreicht, dächten wir nicht daran, dass so auch die ersten Taten seines Vaters ausgesehen haben. (4) Dieser edelste Caesar erfreut sich ja jetzt gerade des Anblicks seines verehrungswürdigen Vaters, seiner Brüder und aller seiner Angehörigen und schenkt allen seine eigene Gegenwart zu ihrer Freude. (5) Noch in harter Winterszeit hat er mit unglaublicher Schnelligkeit eine Route zurückgelegt, die vom Eis unpassierbar, unendlich in ihrer Ausdehnung und von Massen an Schnee bedroht war, so dass wir erkennen: seiner Tatkraft ist nichts zu schwierig, da er eben die Willenskraft, die er von seinen Soldaten eingefordert hat, sich selbst so unermüdlich zur Aufgabe gemacht hat.

37 (1) Quae tuum, Constantine maxime, mite pectus inundavit gratulatio, cui tanto intervallo videre filium licuit, et videre victorem! (2) Narravit utique exhausta bella, et hoc ad tuam gratiam, non ad sui ostentationem: qualis excipiendo hoste, quam resistenti vehemens, quam facilis supplicanti. (3) Audivit haec frater intentus, et puerilem animum spes laeta et blanda gaudia titillarunt; cumque miraretur fratrem etiam sibi favit, quod ex annis eius quam proximus tantae gloriae esset agnovit. (4) Nunc te, Constantine maxime, omnes rogamus, cum praesentem laudaveris, cum iam rei publicae flagitanti, cum Gallis desiderantibus reddes, iterum atque iterum moneas revertentem (neque enim persuaderi facile potest) ut, si quando armis vestris contusa barbaria aliquid tamen moverit, sit ille animo, sit consilio tui similis; temperet modo dexterae, manu parcat, et sit aliquid quaesumus in quo te iterum nolit imitari. (5) Te vero, Constantine Caesar, incrementum maximum boni publici, quibus votis amplectitur Romana felicitas, quae de te tantum exspectat quantum nomine polliceris! Et licet aetas adhuc avocet ab imitatione virtutis paternae, iam tamen ad pietatem eius natura deducit: iam maturato studio litteris habilis, iam felix dextera fructuosa subscriptione laetatur. (6) Delegat multa indulgentissimus parens, et quae per te concedit referri ad gratiam tuam mavult.

37 (1) Was für ein Gefühl dankbarer Freude, höchster Konstantin, hat da dein mildes Herz überflutet, da es dir vergönnt war, deinen Sohn nach so langer Zeit wiederzusehen und ihn als Sieger wiederzusehen! (2) Er hat dir ja gewiss die zu Ende gebrachten Kriege geschildert, und dies, um dein Wohlgefallen hervorzurufen, nicht, um sich selbst zur Schau zu stellen: wie er den Feind in Empfang nahm, wie heftig er sich seinem Widerstand widersetzte, wie bereitwillig er auf sein flehentliches Bitten einging. (3) Aufmerksam hörte sein Bruder diesen Worten zu, frohe Hoffnung und schmeichelnde Freuden reizten den Sinn des Knaben und, da er seinen Bruder bewunderte, war er auch sich selbst gegenüber günstig gestimmt, da er an dessen Jahren erkennen konnte, wie ganz nahe er selbst schon so großem Ruhme war. (4) Nun bitten wir dich, höchster Konstantin, allesamt: wenn du ihm persönlich dein Lob ausgesprochen hast, wenn du ihn dann dem Staat, der nach ihm verlangt, wenn du ihn den gallischen Ländern, die ihn vermissen, zurückgibst, ermahne ihn immer wieder, wenn er zurückkehrt, (denn man kann ihn nicht leicht davon überzeugen), er solle, wenn eines Tages die Barbarenwelt, von euren Waffen zwar zerschmettert, dennoch eine Erhebung wagt, an Mut, an kluger Planung dir ähnlich sein; er solle nur seiner Rechten Mäßigung verordnen, die eigne Hand schonen, und es solle etwas geben, bitten wir, worin er dich nicht wieder nachahmen wolle. (5) Dich aber, Constantinus Caesar, den wichtigsten Zuwachs für das Wohl des Staates, mit welchen Wünschen schließt das Glück Roms dich in seine Arme, das von dir so viel erwartet, wie dein Name es verheißt! Und mag deine Jugend dich noch davon abhalten, der Tüchtigkeit des Vaters gleichzukommen, so führt dich deine Natur doch schon zu dem liebevollem Pflichtgefühl hin, wie es ihm eigen ist: nach zeitig absolviertem Studium schon geschickt im Schreiben, erfreut sich deine Rechte schon erfolgreich an nutzbringender Unterschrift. (6) Dein Vater vertraut dir in seiner ganzen Güte viele Dinge an und zieht es vor, dass man, was er durch dich gestattet, einem Akt deiner Gunst zuschreibt.

38 (1) Quid igitur his temporibus fortunatius cum beneficio Constantini maximi, qui tam mature nobis Caesares dedit, et utamur maximis eorum commodis et integra aetas supersit? Nihil imminuitur et plurimum sumitur ut, cum res largiter suppetat, spes tamen inlibata permaneat. (2) Quinquenniis igitur feliciter inchoatis, decennia Caesarum nobilissimorum ultra posteros nostros extendenda quam impense rogare et orare nos conveniat, ipsis bonis temporum et rei publicae utilitatibus admonemur. (3) Iacet in latere Galliarum aut in sinu suo fusa barbaria; Persae ipsi, potens natio et post Romani magnitudinem in terris secunda, amicitiam tuam, Constantine maxime, non minus trepide quam amabiliter petiverunt. Nulla in terris tam ferox natio est quae te non metuat aut diligat. (4) Omnia foris placida, domi prospera annonae ubertate, fructuum copia. Exornatae mirandum in modum ac prope de integro conditae civitates. Novae leges regendis moribus et frangendis vitiis constitutae; veterum calumniosae ambages recisae captandae simplicitatis laqueos perdiderunt. (5) Pudor tutus, munita coniugia. Securae facultates ambitione sui gaudent, nec aliquis habendi quam plurimum metus, sed in tanta bonorum adfluentia magna verecundia non habendi. Hic denique status rerum est, ut obtinendae potius felicitatis votum geramus quam augendae cupiditatem. (6) Unum modo est quo fieri possit Roma felicior, maximum quidem sed tamen solum, ut Constantinum conservatorem suum, ut beatissimos Caesares videat, ut fruendi copiam pro desiderii modo capiat, ut vos alacris excipiat et, cum rei publicae ratio digredi fecerit, receptura dimittat.

38 (1) Was für ein größeres Glück könnte es also geben als diese Zeiten, da aufgrund der Gnade des höchsten Konstantin, der uns so zeitig Caesares geschenkt hat, wir uns einerseits größter Vorteile durch sie erfreuen, sie andererseits noch ein ganzes Leben vor sich haben. Nichts wird verringert, und doch wird sehr viel verbraucht, so dass – Vorrat ist ja reichlich vorhanden – die Hoffnung dennoch ungemindert fortbesteht. (2) Da ihre Quinquennien also einen glücklichen Anfang genommen haben, werden wir gerade durch die Vorzüge der Zeiten und den Nutzen des Staates darauf hingewiesen, wie nachdrücklich zu flehen und zu bitten es uns ansteht, dass die Decennien der edelsten Caesares über unsere Nachfahren hinaus Verlängerung finden. (3) Das Barbarentum liegt am Boden, an der Flanke der gallischen Länder oder im Innern seiner eigenen Gebiete hingestreckt; sogar die Perser, ein mächtiges Volk und auf Erden nach der Größe Roms an zweiter Stelle, haben um deine Freundschaft, höchster Konstantin, ebenso in Furcht wie in Liebe geworben. Es gibt kein Volk auf Erden, das so wild ist, dass es dich nicht fürchtete oder liebte. (4) Draußen ruht alles in Frieden, drinnen ist alles voller Segen durch den reichen Vorrat an Lebensmitteln, durch die Fülle der Erträge in der Landwirtschaft. Auf wunderbare Weise sind die Gemeinden schön geschmückt und beinahe neu gegründet. Neue Gesetze sind aufgestellt, die Gesittung zu verbessern und die Lasterhaftigkeit zu bändigen. Die Winkelzüge rechtsverdreherischer Klagen der Vergangenheit sind beschnitten und haben ihre Fallstricke zur Überlistung der Arglosigkeit eingebüßt. (5) Die Ehre ist in Sicherheit, die Ehen sind geschützt. Hab und Gut sind in Sicherheit und voller Freude, dass man sie begehrt, und es gibt keine Furcht vor möglichst großem Besitz, sondern, angesichts so reichen Zustroms an Gütern, große Scheu, nichts zu besitzen. Mit einem Wort, die Lage der Dinge ist von solcher Art, dass wir eher den Wunsch haben, dieses Glück zu wahren, als ein Verlangen danach, es zu vergrößern. (6) Nur eines gibt es, was Roms Glück noch steigern könnte, es ist zwar ein sehr großer Wunsch, jedoch der einzige: Konstantin, seinen Erhalter, und die vom Glück so reich bedachten Caesares mit eigenen Augen zu schauen, die Fülle des Genusses entsprechend dem Maß seiner Sehnsucht zu fassen, euch mit frohem Eifer zu empfangen und, wenn euch das Interesse des Staates veranlasst, fortzugehen, euch zu entlassen, um euch wieder zu empfangen!

Panegyrici Latini

Подняться наверх