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1 Prolog - Die Herrlichkeit der König

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Dem König Salomon und den Königen vom Thron von Axum zur Verherrlichung! Die Geschichte wie das Königreich Davids von seinem Sohne Salomon, dem König von Israel, auf das Land des Negus von Abessinien überging. Gott sah, dass Salomon nach dem Tode seines Vaters David, des Sohnes von Jesse, der über die Kinder Israels als König herrschte und in Jerusalem den Tempel Gottes plante. Nach Gottes Willen hatte Salomon mit dem Bau gewonnen und befahl von ungeheuren Stein Blöcke zu behauen. Die Arbeiter waren aber nicht im Stande die Steine zu behauen weildie Brechwerkzeuge zerbrachen. So riefen sie zum König Salomon, er möge in seiner Weisheit auf etwas sinnen das ihnen die Arbeit erleichtere. Salomon bat nun Gott den Spender der Weisheit, er möge ihm dazu eine Eingebung senden. Dann berief er Jäger und befahl ihnen, ihm das Junge eines Drachen zu verschaffen. Sie brachten ihm seinem Befehle gemäß ein Drachen Junges und Salomon ließ sogleich einen kupfernen Kessel herstellen, dessen Innenraum das erwähnte Junge bedeckte, mit drei Ellen hohen Füßen. Nun ließ er das Drachenjunge mitten im Palast niedersetzen und den Kupferkessel darüber stülpen. Aber die Flügel des Drachen guckten unter dem besagten Kessel hervor, da letzterer sich ja über der Erde erhob. Als nunder alte Drachen zu den hohen Bergen in seine Heimat kam und sein Junges nicht da war, da geriet er in Unruhe und flog auf der Erde umher, um sein Junges zu suchen. Er blickte dabei auch herab auf Jerusalem, da gewahrte er sein Junges unter dem erwähnten Kessel, fand aber nicht Mittel und Wege es wegzunehmen. Nun flog er auf gegen das Paradies Gottes, den Osten von Eden und fand unterhalb des Paradieses ein Stück hingeworfenes Holz, bereit für ihn zum Forttragen. Da trug er es in seiner großen Trauer um sein verlorenes Junges fort, ruhte nicht, bis er es nach Jerusalem brachte und warf es auf den kupfernen Kessel. Da geschah durch die Kraft Gottes ein Zeichen an diesem: Er spaltete sich in zwei Hälften und dem Drachen erschien sein Junges, er trug es fort und flog damit nach Hause. Als nun Salomon und alle Kinder Israels dies sahen, priesen sie laut den Allmächtigen, der einem unvernünftigen Fluggeschöpfe Verständnis verliehen hatte für etwas, was keine menschliche Macht zu Stande gebracht hatte. König Salomon ließ nun sofort die Steinmetzen jenes heilige, gesegnete Holz nehmen, dann das, was sie an den Steinen abspalten wollten, ausmessen, daran ein Zeichen machen und dann dort das erwähnte Holz ansetzen. Da ließen sich durch die Kraft Gottes des Allmächtigen die Steine da spalten, wo jene wollten, und diese Arbeit wurde ihnen leicht. So erkannte Salomon, dass der Allmächtige in Wahrheit den Bau des heiligen Tempels billigte. Als dann der Tempelbau fertig war, lag das besagte Holz im Vorhof, in der Säulenhalle und seitdem der Bau des Tempels zu Ende war, hörte auch die Kraft auf, die von diesem Holz ausgegangen war. Aber man ließ deshalb nicht nach es in Ehren zu halten. Als nun der gelobte Gott willens war, dass die Herrschaft Davids und seines Sohnes Salomon auf das gesegnete Land Abessinien übertragen werde, da bewog er die dortige Königin, nach Jerusalem zu reisen, um Salomonische Weisheit zu hören. Wie das heilige Evangelium berichtet: Die Königin des Südens wird sich zum Gericht erheben und wird dieses Geschlecht richten, denn sie ist von den Enden der Erde gekommen, um von Salomon zu hören. Vor alters lag nämlich die Herrschaft über Abessinien in den Händen von Königskindern dieMädchen waren. Als nun die Mutter dieser Königin mit ihr schwanger ging, da sah sie eine feiste, herrlich anzusehende Ziege, nach der blickte sie begehrlich und sagte: Wie schön ist sie doch, wie schön sind ihre Füße! Und fühlte nach Art der Schwangeren ein lebhaftes Begehren nach ihr. Als dann die erwähnte Tochter im Leibe ihrer Mutter ausgebildet war, da war ihr einer Fuß der Fuß eines Menschen, der andere aber der einer Ziege, denn groß und erhaben ist der gepriesene Schöpfer des Alls in seiner Macht! Als dann ihre Mutter diese seltsame Gestalt zur Welt gebracht hatte, sie aufgezogen hatte, und die Tochter zur Entwicklung gekommen war, da wollte sie wegen der Missbildung ihres Fußes keinen Mann heiraten und blieb bis zu ihrem Regierungsantritt Jungfrau. Als sie dann — wie oben erwähnt — den Gedanken fasste, zu Salomon zu gehen, um von seiner Weisheit zu hören, war dies in Gottes, des gepriesenen Wissen schon vorherbestimmt. Damit das Reich Davids erhalten bleibe bis zum Ende der Welt; wie David durch den Heiligen Geist von Gott sagte: „Der Herr hat David einen wahren Eid geschworen, davon wird er sich nicht wenden: Von der Frucht deiner Lenden werde ich jemanden sitzen lassen auf deinem Stuhle. Werden deine Kinder meinen Bund halten, und mein Zeugnis, das ich sie lehren werde, so sollen auch ihre Kinder auf deinem Stuhl sitzen ewiglich“. Auch außerdem gibt es noch viele Belegstellen in den Psalmen und anderwärts, die darauf hindeuten. Zugleich deutet dies aber auch darauf hin, dass das Reich den Kindern Israels entrissen wurde: Als sie den Bund brachen, sich nicht mehr an die Wahrheit hielten und nicht an den zu Erwartenden Messias glaubten, da nahm Gott die Prophetie, das Priestertum und die Herrschaft von ihnen. Als nun die besagte Königin nach Jerusalem gekommen war, und der König Salomon gehört und durch Kundschafter bestätigt hatte, dass ihr einer Fuß der Fuß einer Ziege sei, da wandte er in seiner Weisheit eine List an, um ihren Fuß zu sehn, ohne sie darum zu bitten. Er stellte seinen Thron auf dem Hofe des Tempels auf und befahl, Wasserschleusen zu öffnen, um den Tempelhof mit Wasser zu füllen. Dies geschah, und da sich vorn im Hofe das erwähnte Stück Holz befand, das der Adler vom Fuße des Paradieses gebracht hatte, so wurde es, ohne dass jemand etwas davon merkte, vom Wasser überspült wegen dessen, was in Gottes weiser Vorsehung beabsichtigt war. Als dann die Königin an die Tempelpforte geritten kam und das Wasser vorfand, wollte sie auf ihrem Reittier zum König Salomon eindringen, da machte man ihr klar, dass dies der Tempel Gottes sei und niemand ihn reitend besuche. Man ließ sie dann von ihrem Reittier absteigen, wobei sie das Gefolge, das sie bediente, stützte. Da streckte sie ihre Hand aus, hob den Saum ihres Gewandes und schürzte ihre- Kleidung über den Füßen, um ins Wasser zu waten. So erblickte Salomon ihren Fuß, ohne sie darum gebeten zu haben. Sie aber watete im Wasser im Vorhof, da berührte ihr Fuß jenes Stück Holz. Und als der wie ein Ziegenbein gestaltete Fuß das Holz berührte, da erschien die Kraft Gottes: der Ziegenfuß wurde gerade und wurde ein Menschenfuß wie sein Bruder. Sie wurde sich der Kraft, die auf sie eingewirkt hatte, sofort bewusst, große Furcht und Schrecken überkam sie, aber dann freuten sie sich und ging im Wasser weiter, bis sie zum König Salomon kam. Der empfing sie mit Freuden, erhob sich von seinem Throne, bezeugte ihr Ehren und ließ sie neben sich sitzen. Sie aber tat ihm kund, dass sie nur deshalb von den Enden der Erde zu ihm gekommen sei, um in Jerusalem anzubeten und von seiner Weisheit zu hören. Dann befragte sie ihn und sagte: „Als ich zu deinem herrlichen Reiche kam und zu Fuß im Wasser ging, während mein einer Fuß ein Ziegenfuß war, da berührte dieser mein Fuß ein trockenes Ding im Wasser und wurde dann sofort gerade wie sein Bruder, und deshalb überkam mich große Furcht und Schrecken, aber auch Freude über das, was mir durch die Barmherzigkeit des allmächtigen Gottes widerfahren ist. Sie zeigte ihm dann ihre beiden Füße. Da lobte und pries er Gott, den alleinigen Wundertäter, und gestand ihr, dass er das Wasser nur gemacht habe, bis sie sich schürzte und er ihren Fuß, den Ziegenfuß sah. Er hieß dann sogleich das Wasser zurücktreten, da erschien der Tempelhof, das Stück Holz ward sichtbar, das sie mit ihrem Fuß betreten hatte, und Salomon berichtete ihr nun dessen Geschichte. Sie aber ließ dem Holze, als sie die Sachlage erkannt hatte, Ehren widerfahren und schmückte es mit einem Nackenring aus Silber; und als sie der König Salomon dies tun sah, da schmückte auch er es mit einem solchen Silberring und ließ es im Tempel, dem Tempel des Herrn, einen Ehrenplatz einnehmen. Und es geschah, dass alle Regierungsnachfolger Salomons, die zum Gebet im Tempel Gottes kamen und diese Geschichte hörten, das bewusste Stück Holz mit Silberringen schmückten. So sammelten sich von den Tagen Salomons an bis zur Ankunft Christi an dem Holze dreißig Silberringe. Als dann Gott, dem Lob sei, willens war sein Erlösungswerk zu vollenden, und die Erlösung Adams und seiner Nachkommen aus den Händen des verfluchten Feindes welchen den Gott zu Schande machen möge, bevorstand, da kamen Judas, die Hohenpriester und das Judenvolk überein, dass er ihnen Christum ausliefere, damit sie ihn zum Tode verurteilten. Die Hohenpriester verpflichteten sich, ihm die erwähnten dreißig Silberlinge zu geben, schickten aus und ließen sich Nachts das Holz für einige Zeit bringen, nahmen davon die erwähnten Silberlinge weg und übergaben sie dem Judas. Dieser nahm sie, wie das Evangelium berichtet, an und lieferte ihnen Christus aus. Als dann der Morgen des Freitags anbrach, an dem sie Christus zum Kreuzestode verurteilten, da nahmen sie jenes Holz, ließen von einem Zimmermann ein Kreuz daraus anfertigen und kreuzigten daran den Erlöser. Dies beweist, wie richtig Chrysostomus sagte: Nur durch sein Essen von der Frucht des Baumes im Paradiese tat Adam Unrecht, und ward seines Ruhmes entblößt und wurde aus dem Paradiese vertrieben, und der Satan erhielt die Herrschaft über ihn und sein Geschlecht. Deshalb erfolgte nach dem Ratschluss Gottes auch seine Erlösung durch die Ankunft dieses Holzes vom Paradiese. Und dasselbe ward in Ehren gehalten bei den Königen, bis der König der Könige kam und daran gekreuzigt wurde und Adam und seine Nachkommen durch das Holz aus der Hand des Verfluchten erlöste, wie ihn Adam die Frucht des Holzes zum Unrecht verleitet hatte. Deshalb sprach der Prophet David im Psalm: Erzählet unter den Völkern, dass Gott Herrscher ist am Holz. Und dies Holz wurde dadurch, dass der Leib unseres Herrn daran erhöhet ward, so geehrt und ausgezeichnet, dass als man es einst auf einen Toten legte, dieser wieder auferstand. Das Kreuz ist den Königen Stütze und stärkt auch die übrigen Gläubigen bis in Ewigkeit. Was aber die erwähnten dreißig Silberlinge betrifft, so warf sie Judas nachmals den verfluchten Juden hin, und darauf erhängte er sich und schied so aus Geldgier vom Leben. Da nahmen sie die Juden und kauften darum den Acker des Töpfers, eine Begräbnisstätte der Fremden bis zum heutigen Tage. Dies zur Geschichte des Holzes! Nun wollen wir aber zu unserer Anfangserzählung von der Übertragung der Herrschaft Davids auf das Land Abessinien zurückkommen! Der König Salomon bezeigte also der Königin Ehren und ließ sie, ihr Gefolge und ihr Heer bei seinem Schloss lagern. Jeden Tag besuchte sie ihn, um seine Weisheit zu hören. Salomon aber war wahnsinnig in die Weiber verliebt ; als sich nun ihre Besuche bei ihm oft wiederholten, bekam er nach ihr Verlangen und erwartete von ihr die Erfüllung seines Wunsches. Sie aber tat ihm eine Zeit lang seinen Willen nicht, sondern sagte zu ihm: „Ich bin als Jungfrau zu dir gekommen, soll ich der Jungfernschaft verlustig zurückkehren und dadurch Schaden leiden in meinem Reiche?“. Da sagte er zu ihr: Ich werde dich ja nur als rechtmäßige Frau für mich nehmen. Ich der König, und du die Königin! Aber sie gab ihm keine befriedigende Antwort darauf. Da sprach er zu ihr: Schließe einen Vertrag mit mir, dass ich dich nur nach deinem freien Willen zum Weibe nehmen darf, und die Bedingung unter uns soll die sein: Wenn du nachts zu mir kommst, während ich auf meinem Lager bin, so sollst du mein Weib sein nach dem Recht der Könige. Da schloss sie mit ihm diesen Vertrag, indem sie sich darauf verließ, ihre Jungfräulichkeit vor ihm zu bewahren. Und dies geschah durch die Fügung des gepriesenen, erhabenen Gottes. Eine Reihe von Tagen bildete er dann ihren Verstand durch seine Weisheit und kam nicht mehr darauf zurück, die Erfüllung seiner Wünsche von ihr zu verlangen; und ihr gefiel es, dass er sie sich aus dem Sinn geschlagen. Darauf geschah es, dass er die Köche berief und ihnen befahl, für jedermann im Palast, für ihn und die Königin, zu kochen, und zwar scharfe Speisen, und gab ihnen zu diesem Zwecke aromatische, starkriechende Gewürze; und die Köche führten seinen Befehl aus. Wie die Königin nun von diesen scharfen, feurigen Speisen gegessen hatte, da verlangte sie nach kaltem Wasser und trank davon eine Menge, bei Nacht und bei Tag; aber das half ihr nichts. Als es dann in der dritten Nacht war, da erließ der König einen geheimen Befehl für alle Palastbewohner, innen und außen, dass niemand in der Nähe der besagten Königin irgend eine genügende Menge Trinkwasser lasse, und dass derjenige, der Wasser zeige oder irgend jemandem von sich Wasser gäbe, ohne weiteres Urteil getötet werden sollte und er gebot ihnen, von wem immer in der Nacht Trinkwasser gesucht werde, dem sollten sie sagen: Du findest kein Wasser außer nämlich am Kreuzesholze beim Lager des Königs. Als es nun Nacht war, da machte sich wegen der scharfen Speisen im Herzen der Königin eine furchtbare Hitze geltend und sie suchte Wasser, um zu trinken, fand aber keines, warf sich unruhig hin und her und war dem Tode nahe. Da schrie sie nach ihrem Gefolge, aber die fanden kein Wasser, das sie ihr hätten zu trinken geben können. Wegen des heftigen Durstes, der sie befallen, irrte sie nun im Palast umher nach jemandem, der Wasser habe, damit sie trinke. Aber alle Leute, die sie fragte, sagten ihr: bei deinem Reiche! du wirst nirgends Wasser finden, um die Flamme deines Durstes damit zu löschen, außer beim Lager des Königs. Da kehrte sie zu ihrer Ruhestätte zurück, aber sie konnte nicht zur Ruhe kommen und war nahe daran, dass ihr Geist ihren Körper verließ und sie ohnmächtig wurde. Da machte sie sich eilends auf und ging zu Salomon hinein, um bei ihm Wasser zu trinken. Der aber war wach, es schien nur so, als schlafe er. Nun trank sie eine Menge und löschte ihren Durst, da kehrte ihr Geist zurück und sie fühlte, wie nach dem Tode ihr Leben sich erneuerte. Als sie nun zu ihrer Ruhestätte zurückkehren wollte, da stand jener eilends auf, hielt sie zurück und sagte: „Wahrlich, jetzt bist du mir Gattin geworden nach dem Gesetz der Könige und erinnerte sie an den Vertrag, der zwischen ihm und ihr bestand. Da gab sie freiwillig, wie es vorher vereinbart war, seinem Verlangen nach. Sie wurde dann von ihm schwanger und sprach zu ihm: Ich will in mein Land und mein Reich reisen. Aber was soll ich mit meinem Kinde tun, wenn ihm Gott das Leben schenkt? Da sagte er zu ihr: Wenn es der Wille des Herrn ist und du einen Sohn gebierst, so schicke ihn, wenn er herangewachsen ist, zu mir, ich will ihn zum König machen, und er soll dein Reich erhalten. Wenn es aber eine Tochter ist, so lass sie bei dir bleiben! Da sprach sie zu ihm: Wenn ich dir nun aber deinen Sohn schicke, woran wirst du sicher erkennen, dass es dein Sohn ist?. Da gab er ihr seinen Ring und sagte zu ihr: Bewahre diesen Ring und verpflichte dich, dass du keinesfalls die folgende Bedingung vernachlässigst, die nach rechtmäßigem, bindendem Vertrage unter uns bestehen soll, und der allmächtige Gott, der Gott Abrahams, Isaacs und Jakobs und der Gott meines Vaters David sei Zeuge zwischen mir und dir: wenn du mir meinen Sohn schickst, so gib ihm meinen Ring, dass er ihn bei sich trage und ich so sicher erkenne, dass es mein Sohn ist, ihn zum König mache und dann wieder zu dir sende. Da nahm sie den bindenden Vertrag von ihm an. Sie verabschiedeten sich, und sie reiste mit ihren Truppen in ihre Heimat, umfangen vom Frieden Gottes. Als sie nun in ihr Land kam, verbrachte sie ihre Tage der Schwangerschaft und gebar dann einen Sohn; sie hatte darüber große Freude, nannte ihn nach dem Namen seines Großvaters David und ließ ihm eine ausgezeichnete Erziehung zu teil werden. Als dann dieser zum Jüngling herangewachsen war und geistige Reife erlangt hatte und weise und klug wie sein Vater war, da geschah es eines Tages, dass er seine Mutter fragte und zu ihr sprach: 0 Mutter, wer ist mein Vater? ist er am Ende schon gestorben, während ich noch klein war? Da antwortete sie ihm und sagte zu ihm: Dein Vater lebt, mein lieber Sohn es ist Salomon, der Sohn Davids, der Prophet Gottes und König von Israel. Seine Herrschaft ist in Jerusalem und ich habe das Reichssiegel deines Vaters bei mir, das für dich verwahrt ist, damit du dadurch König werdest über Abessinien. Dies ist der Wille Gottes, und von jetzt an herrsche nicht mehr ich, sondern du, der Königssohn bist König! Das gefiel ihm sehr gut, und er bezeigte ihr seine Dankbarkeit. Dann sagte sie zu ihm: Mein lieber Sohn, versieh dich mit Geschenken und Truppen und ziehe nach Jerusalem, auf dass du dort anbetest, deinen Vater, sein Reich und seine große Weisheit erschauest und er dich zum König mache nach dem Vertrage, der zwischen mir und ihm besteht, während der allmächtige Gott zwischen uns Zeuge ist. Und alsbald steckte sie ihm den Ring seines Vaters an seine rechte Hand. Da rüstete er sich nach dem Willen des gelobten Gottes aus, zog mit den Truppen und den königlichen Geschenken fort und kam nach einiger Zeit nach Jerusalem. Als nun Salomon erfuhr, dass ein König gegen ihn heranziehe, ließ er die Truppen ihm entgegen ziehen, und wie jener an das Tor des Schlosses seines Vaters Salomon kam, da wusste Salomon noch nicht sicher, dass es sein Sohn war. Der Jüngling aber sah bei seiner Ankunft das Reittier seines Vaters gesattelt und gezäumt dastehen, stieg sofort auf, ritt und tummelte es und zückte das Schwert in seiner Hand. Als nun Salomon dies erfuhr, da bedrückte es ihn, aber er ließ sich nichts anmerken; erst als sie beide zusammengetroffen waren, brachte Salomon die Sache offen zur Sprache, nämlich dass jener sein Reittier geritten und das Schwert in seiner Hand gezückt habe. Da sprach jener zu ihm: Der Eigentümer dieses Ringes hier hat mich zum König über sein Reich eingesetzt, als ich noch im Leibe meiner Mutter war, und dies ist nach dem Willen Gottes geschehen. Da nun Salomon den Ring erblickte und seiner Sache sicher war, da frohlockte er in Freuden, erhob sich von seinem Throne, umhalste ihn und rief laut: Willkommen, mein lieber Sohn Ibn-Da’üd M. Er setzte ihm sofort die Krone seines Vaters David auf und ließ ihn auf dem Throne seines Vaters David sitzen. Die Bläser stießen ins Hörn und die Herolde riefen aus: Dieser ist David, der Sohn Salomons, des Sohnes von David, König von Israel. Und es ward ruchbar und verbreitete sich unter allen Stämmen der Kinder Israels, dass dieser Sohn Salomons, der Sohn der Königin des Südens, zu seinem Vater Salomon gekommen war und dieser ihn zum Herrscher über das Reich seines Vaters David eingesetzt und gekrönt und auf seinen Thron erhoben hatte. Nun war im Tempel Gottes, den Salomon erbaut und geweiht hatte, die Bundeslade Gottes, worin sich die beiden von dem Finger Gottes beschriebenen Steintafeln befanden sowie der Stab Aarons und das Maß des Mannas mit Gold getäfelt und mit Brokat bedeckt. Da ward dem ganzen Volke Israel ein Zeichen offenbar: so oft die Priester gebetet und ihr Gebet dem Allmächtigen vorgetragen und die Gebetszeremonien beendet hatten, erhob sich die Bundeslade Gottes von der Erde, und sie erhielten dadurch die Gewissheit, dass ihr Gebet angenommen sei, wenn aber, nachdem sie die Gebetszeremonien vorgenommen hatten, sich die Arche erhob, dann erlangten sie dadurch Gewissheit, dass von ihnen oder vom Volke eine Sünde begangen war, setzten deshalb ihr Gebet zum Herrn fort, forschten nach dem, der gesündigt hatte, und taten mit ihm, was rechtens war. Und wenn sich daraufhin die Arche erhob, dann erkannten sie, dass Gott seinen Grimm von ihnen gewandt hatte. Als nun jener König, der Sohn Salomons, den Tempel des Herrn betrat, um zu beten, und er die für den Verstand so erstaunliche Tatsache erschaute, dass sich die Bundeslade Gottes erhob, da dünkte ihn dies trefflich und er fasste den Plan, die Bundeslade Gottes mit sich in sein Land zu nehmen. Er unterredete sich mit seinem Vater Salomon, dem König von Israel, und sprach zu ihm: ,Ich will die Bundeslade Gottes in meine Heimat tragen. Da sagte jener zu ihm: Das kannst du nicht tun, mein lieber Sohn; nur die Priester können sie tragen, und jeder, der sie außer den Priestern berührt, kommt sofort ums Leben, werden doch die Kinder Israels nur durch die Bundeslade Gottes vor den Feinden beschützt. Jener aber gab sich nicht zufrieden, sondern sagte zu ihm: Ich verlange von dir weder Gold noch Silber, denn in meinem Lande sammelt man das Gold in Mengen auf der Erde. Ich verlange von dir nichts anderes als die Bundeslade Gottes, dass sie mich auf meiner Reise behüte und meinem Reiche und meinen Truppen in meiner Heimat ein Beistand sei. Da sprach sein Vater zu ihm: 0 mein Sohn, wenn es mit dem Willen des allmächtigen Gottes geschieht, dass du sie fortführest, so wird dir dies leicht werden. Wenn du aber die Lade nimmst, so lass es mich nicht wissen, und wenn du sie fortführst, so nimm nicht Abschied von mir. Denn die Priester und die Ältesten der Hochburg von Israel werden mir in dieser Angelegenheit sicherlich einen Eid beim Namen Gottes auferlegen, und wenn ich beim Namen Gottes schwöre, so muss ich meinen Eid halten. Da ließ der Jüngling heimlich einen Arbeiter zu sich kommen, der machte ein Holzgestell in der Form und nach dem Maße, der Länge und der Breite der Lade; und dann tötete er des Nachts den Arbeiter. Er ließ dann noch mehrere Arbeiter kommen, die überzogen es mit Gold grade wie dies bei der Lade der Fall war, und auch diesen Arbeitern bereitete er das gleiche Schicksal wie dem ersten. Und dann bedeckte er es mit Brokat. Als er sich nun zur Abreise anschickte, wusste sein Vater, der König Salomon, nicht darum. Dagegen berief jener vier zuverlässige Priester und spiegelte ihnen vor, er wolle sie vor seiner Abreise um ihr Gebet ersuchen, unterstützte sie mit Geld, damit sie für ihn beteten, und setzte ihnen eine Bezahlung aus, damit sie immer um ihn seien. Als dann die Nacht der Abreise herangekommen war, begaben sie sich zu ihm, um sich von ihm zu verabschieden. Da führte er sie in sein Privatgemach hinein, dass sie für ihn beten sollten, und als sie sich bei ihm drinnen befanden, da legte er sie des Nachts in eiserne Fesseln und hieß die Truppen ohne Hörnerklang fortreiten. Sodann nahm er eine Anzahl seiner Diener mit sich, die Waffen in Händen trugen, ergriff die Priester, wie sie waren, in eiserne Fesseln gelegt, damit sie ihm nicht entrinnen konnten, betrat den Tempel Gottes und befahl den Priestern, die bei ihm waren, die Bundeslade Gottes fortzutragen und die ihr ähnlich gemachte Lade an ihrer Stelle zu lassen. Er zog dann samt der Lade bei Nacht fort, wobei die Priester tragen halfen, nahm aber von seinem Vater keinen Abschied und ließ ihn nichts von seiner Abreise wissen. Und dies geschah durch eine Fügung des gepriesenen, erhabenen Gottes, damit seine heilige Bundeslade, solange die Herrschaft des Geschlechts Davids währe, bewahrt bleibe bis zum Ende der Welt, wie er in dieser Hinsicht David das Versprechen gegeben hatte, er werde auf seinem Throne jemanden von der Frucht seiner Lenden sitzen lassen. So reiste denn der Jüngling, Salomons Sohn, umgeben von der göttlichen Hilfe ab. Als es nun Morgen war, da betraten die Kinder Israels und die Priester den Tempel Gottes, um nach ihrer Gewohnheit zu beten. Als aber die Priester ihre Gebetszeremonien vollendet hatten und dem Allmächtigen ihren Begehr vortrugen, da erhob sich die Arche nicht in die Höhe und rührte sich nicht von ihrer Stelle. Da sprachen sie: Man hat eine Sünde begangen, und fuhren fort zu fasten und zu beten, drei Tage lang, und forschten unter dem Volke nach dem, der ein Verbrechen begangen, fanden aber niemanden. Darauf gingen die Priester an die Lade heran – Gott!, was war das für ein Unglück, ein Schrecken und eine Trauer, als sie die Lade des Bundes und der Heiligkeit Gottes nicht mehr fanden, sondern da, wo die Lade gestanden hatte, einen leeren Platz fanden, ein Betrug! Nun erkannten sie, dass der Sohn des Königs Salomon sie weggenommen hatte. Da hielten sie denn Nachforschung in der Reihe der Priester unter den Stämmen Israels und vermochten die Priester nicht aufzufinden, die jener mit sich genommen hatte: Und dadurch, dass gerade die Priester fehlten, wurde ihnen jene Vermutung zur Gewissheit. Nun gingen die Priester und die Ältesten Israels zum König Salomon, indem sie weinten, trauerten und wehklagten über die Bundeslade Gottes und ihr Fehlen in seinem heiligen Tempel, und sprachen zu Salomon: Du hast deinem Sohne aufgetragen, die Lade fortzunehmen! Da brach er in Weinen und Wehklagen aus und legte große Trauer an den Tag und schwor ihnen, dass er jenem dazu keine Erlaubnis erteilt, von ihm nicht Abschied genommen habe und über seine Abreise nicht wisse, zu welcher Zeit sie stattgefunden habe. Da antworteten sie ihm und sprachen: Es lebe der König! Wenn dies also nicht mit deinem Willen und deiner Erlaubnis geschah, so gib uns gerüstete Truppen an die Seite, damit wir ihn verfolgen, ihm die heilige Bundeslade Gottes abnehmen und sie wieder in ihren herrlichen Tempel zurückbringen!“. Da gab er ihnen Truppen, Geldmittel und Proviant, und sie zogen aus, um jenen zu suchen, und setzten ihre Reise ununterbrochen eine Reihe von vierzig Tagen fort. Da trafen sie Kaufleute, die sich auf der Rückreise befanden und ihnen entgegenkamen, und befragten sie nach der Lade, ob sie etwa gesehen hätten. Jene antworteten ihnen darauf: Wir haben einen großen König mit seinen zahlreichen Truppen gesehen, und bei ihnen war die Bundeslade Gottes. Sie zogen schon vor langer Zeit dahin wie die Wolken, die von der Gewalt eines heftigen Windes getrieben werden, und die Leute der Gegend, die wir hinter uns ließen, erzählten uns, dass sie an jedem Tag eine Strecke von vierzig Tagereisen zurücklegten. Da kehrten jene unverrichteter Sache, gedemütigt, weinend und voll Reue zurück, ohne dass ihnen die Reue doch etwas half. Dem Jüngling aber ging, als er wohlbehalten in seine Heimat kam, seine Mutter entgegen, und dankte zu seinen Gunsten von der Regierung ab; er ward König auf dem Throne seines Vaters David, und das Reich der Abessinier gehörte auf immerdar dem Throne Davids, und die Bundeslade Gottes blieb bei ihnen. Dies ist die Geschichte von der Lade Gottes und dem Grunde, weshalb sie nach dem Lande Abessinien verpflanzt wurde. Und dies währte bis zur Geburt unseres Herrn Jesu Christi der vollbrachte sein Erlösungswerk auf Erden und erlöste Adam und seine Nachkommen und als er zum Himmel gefahren war, da verkündeten die Jünger in seinem Namen das Evangelium auf der ganzen Erde. Von dem Eunuchen aber, dem Würdenträger der Candaces, wird erzählt, dass er gen Jerusalem reiste, um dort anzubeten und bei seiner Rückkehr sandte ihm der Heilige Geist den Apostel Philippos, der Eunuch ward gläubig, ließ sich taufen, kehrte nach seiner Heimat zurück und predigte dort das Evangelium Christi. Da nahmen alle von ihm den Glauben an. Und nachmals kam zu ihnen Parmenas, einer von den Sieben, der taufte sie, erwählte für sie Priester und Diakone und bestimmte, dass ihr Metropolit zum Bistum des Evangelisten Markus gehöre. Dann erhielt sich der orthodoxe Glaube im Lande Abessinien, und die Herrschaft verbleibt dort den Nachkommen von David bis in Ewigkeit. Lob sei und Preis und Verherrlichung, Ehre und Anbetung der Heiligen Dreieinigkeit in alle Ewigkeit, Amen! Dies ist es, was sich in den Chroniken der früheren koptischen Kirchenväter fand. Gelobt sei der, der seinen Geschöpfen Einsehen und Verstand verliehen hat; und seine Gnade sei mit uns in Ewigkeit, Amen! Indem wir preisen den Herrn, den allmächtigen Vater, und seinen Sohn Jesus Christum, durch den alles geworden ist und ohne den nicht ist, was geworden ist, und den Heiligen Geist, den Parakleten, der vom Vater ausgeht und vom Sohne nimmt, einen Gott, Vater, Sohn und Heiligen Geist, glauben wir und huldigen dem Dreieinigen. Dies sind die Erklärungen und Erzählungen von der Herrlichkeit und der Größe und der Wonne, wie sie der Herr den Kindern Adams zu teil werden ließ, und insbesondere von der Größe und Herrlichkeit Zions, der Gesetzeslade Gottes, die er selbst geschaffen und gebildet hat in dem Gelasse seines Heiligtums vor aller Kreatur, Engeln und Menschen. Denn nach übereinstimmendem, gleichwertigem Beschluss haben Vater, Sohn und Heiliger Geist, die himmlische Zion zum Wohnsitz ihrer Glorie erschaffen. Es sprach der Vater zum Sohne und zum Heiligen Geiste: Lasst uns nach unserem Bild und nach unserem Gleichnisse Menschen machen! Und sie waren einstimmig und einigten sich über diesen Beschluss. Und es sprach der Sohn: Ich will den Leib Adams anziehen. Und es sprach der Heilige Geist: Ich will im Herzen der Propheten und der Gerechten wohnen. Dieser übereinstimmend beschlossene Bund ward vollzogen in Zion, dem Wohnsitz ihrer Glorie. So sprach David: Gedenke an deine Gemeinde, die du von Alters her erschaffen hast zur Erlösung deines Erbteils auf dem Berge Zion, da du auf wohnest. Und er machte Adam nach seinem Bilde und Gleichnisse, damit er den Satan samt seinen Scharen wegen seiner Hoffart austilge und an seiner Statt Adam einsetze samt den Guten, den Kindern seiner Glorie. Denn entschieden und bestimmt war der Entschluss des Herrn, da er sprach: Ich will Mensch werden und meiner ganzen Schöpfung offenbar werden, im Fleische berührter. Und am letzten der Tage wurde nach seinem Willen im Fleische von der zweiten Zion der zweite Adam geboren, das ist unser Heiland, Christus. Dies ist unser Rühmen und unser Glaube, unsere Hoffnung und unser Leben: Die himmlische Zion.

Kebra Nagast

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