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Jonas gibt es mehrfach
ОглавлениеKeywords-Handlung:
Edith googelt Zeitreisen, Multiversum, Dimension,
Parallelwelten, Stringtheorie, Zwischenzeiten.
Edith -Jonas Mutter- hat ein Problem.
Die halbe Nacht googelte Jonas Mutter im Internet herum. Sie suchte nach logischen Erklärungen, für die Fähigkeit ihres Sohnes, die sie so sehr beängstigte.
Alles, was sie zum Thema Zeitreisen fand, sog sie förmlich in sich auf. Edith suchte und suchte und wurde tatsächlich fündig!
Die Erklärung, dass Jonas durch Raum und Zeit reisen konnte, musste die Existenz von Paralleluniversen sein.
Jonas existierte also mindestens zweimal. Einmal in seiner Gegenwart 2015 und das zweite Mal in seiner Vergangenheit 2007 erklärte sie sich das, voller Stolz.
Das leuchtete ihr ein. Die Befürchtung, dass etwas Schreckliches bei der Veränderungen der Vergangenheit passieren könnte, war jetzt aus Ediths Kopf verschwunden. Sie hatte sich eine scheinbar beruhigende Erklärung gegeben.
Es existierten ja zwei oder unendlich viele Universen, gleichzeitig nebeneinander. Eine Änderung in dem einen hat keine Auswirkung in einem anderen, dachte sie. Ein wenig getröstet, konnte sie ihren Jonas jetzt reisen lassen.
Wenn sie sich damit nicht irrt!
Unser Universum ist unendlich riesig, so unvorstellbar endlos, dass wir jede Menge an interessanten und gefährlichen Sachen übersehen.
Zum Beispiel den kleinen Blauen Planeten, der ebenfalls eine Sonne umkreist. Auf dem ein Blogger, in einem Blog namens Astrodicticum Simplex, gerade einen Artikel über Parallelwelten schreibt.
Nein, ich spreche nicht über die Erde! Sondern von einem Himmelskörper, weit entfernt im All, auf dem fast das Gleiche geschieht wie bei uns.
Mit kleinen Veränderungen:
Unsere Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gibt es eben nicht nur einmal. Sie findet gleichzeitig, nebeneinander, in zig parallelen Raumzeiten, im Multiversum statt.
Edith war nicht auf den Kopf gefallen. Die Botschaft, die Jonas ihr aus der Zukunft mitbrachte, war echt. Das wusste sie, da gab es keinen Zweifel. Edith guckte auf den Kalender. Das Datum zeigte den 06.04.2007.
In 8 Jahren werde ich meinem Sohn eine Tonerde zum Geburtstag schenken, überlegte sie angestrengt, daraus bastelt er eine Tonfigur, seinen Sponk. Durch seine Gedankenkraft und seinen Sponk besucht er mich dann. Das war Gestern. Aber, wie zum Teufel, ist das möglich?
Jonas direkt fragen wollte sie nicht. Er schlief bereits. Sie fing an im Internet zu suchen. Alle Begriffe zum Thema Zeitreisen, verschlang sie förmlich.
Edith stopfte sich voll, mit dem Wissen das sie fand. Ihr erster Suchbegriff war Parallelwelten. Angestrengt fing sie an zu lesen:
Die Branenkosmologie beschreibt parallele Welten als Vorhänge, die nebeneinander, für uns jedoch unsichtbar, existieren. Außer den vier uns bekannten Dimensionen: Höhe, Breite, Länge und Zeit, gibt es viele Extradimensionen.
Gewöhnlich ist die Materie in der Bran, im Vorhang gefangen. Sie kann nicht entweichen, deshalb nehmen wir sie nicht mehrfach war.
Nur Energiefäden, sogenannte Strings, mit bestimmten Schwingungen, scheinen diese Dimensionen durchqueren zu können. Ja können sogar, an verschiedenen Orten, in der Raumzeit, gleichzeitig anwesend sein.
Ah ja..., entschied Edith, noch sehr naiv, ...Jonas muss diese Strings in sich haben. Sie gab weitere Begriffe ein: Zeit, Strings, Zukunft und lass weiter. Je nachdem, wie plausibel ihr eine Antwort erschien, lass sie intensiver. Ihr Wissensspeicher zur Astronomie, füllte sich langsam, sie googelte weiter:
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind wie Punkte auf einem Kreis. Sie existieren gleichzeitig. Gleichwohl gibt es sehr viele solcher Kreise. Sie sind, als verschiedene Ringe, zu einer Membran übereinandergestapelt.
Je nach Dimension, je nachdem auf welchem Kreis, unsere Zeit gerade abläuft, erleben wir die Vergangenheit und Gegenwart als Fixpunkte. Das sind sie aber nicht! Sie sind veränderbar. Zeit selbst kann sich nicht bewegen, sondern nur wir auf ihr.
Vergangenheit und Gegenwart sind für uns nur Momentaufnahmen, weil wir den weit entfernten Punkt im Raum, in unserer Zeit, in der Raumzeit unseres Kreises, nicht erreichen können.
Edith kam sich vor wie ein Professor, der zu viel gelesen hatte. Ihre Augen wurden langsam müde. Sie las trotzdem weiter, das Schicksal ihres Sohnes war wichtiger:
Die Raumzeit ist eine Hyperebene (die Bran), die in eine multidimensionale Mannigfaltigkeit (den Bulk) eingebettet ist. Die Raumzeit kann von Materiefeldern nicht verlassen werden.
Doch, Jonas kann das, widersprach sie empört, dem soeben Gelesenen.
Die außergewöhnliche Fähigkeit, die Raumzeit verlassen zu können, hatte Jonas der Energie seiner Gedanken und einer seltsamen Tonfigur, seinen Sponk, zu verdanken, da war Edith sich sicher.
Die Tonerde war in der Tat etwas sehr Besonderes. Sie bestand zu einem Teil aus einem Stein-Eisen Meteorit, den sogenannten Chondrit und Kalksandstein. Chondrite bildeten die große Staub- und Gasscheibe, aus der, vor 4,6 Milliarden Jahren, die Sonne, die Planeten und Kometen entstanden sind. Doch davon wusste Jonas und Edith noch nichts.
Edith gab weitere Suchbegriffe ein: Dimensionen, Universum, Zeitreisen. Dabei verband sie unbewusst, das Gelesene mit ihren Gedanken an ihren Sohn:
Die Dimensionen, die Jonas auf seinen Zeitreisen erlebt, können raum- oder zeitartig, oder beides zugleich sein. Das hat Einfluss auf das Expansionsverhalten jedes Universums und kann somit als dunkle Energie wirken.
Diese dunkle Materie reflektiert nichts. Wir können sie nicht sehen, nur deren Auswirkungen beobachten.
Das stellt Jonas noch vor schwierige Aufgaben, vielleicht sogar sein Schicksal bestimmen, grübelte Edith besorgt.
Das ganze Ausmaß, von Jonas Zeitreisen, konnte sie nicht mal erahnen. Sie wusste nicht genug über Parallelwelten, Zwischenzeiten, Fehler in der einsteinschen Relativitätstheorie, über Information als 5. Dimension.
Sie wusste auch noch nichts über das Higgs-Boson und schwarze Löcher, und erst recht nichts über über die mysteriöse M-String Theorie oder über das Raum-Zeit-Kontinuum.
Sie hatte auch noch nichts gelesen oder gehört, über die Verhinderung von Zwillings- und Zeitparadoxa, Zeitschleifen, über Schwerkraftmonster und Wurmlöcher, über Schwingungen als Schöpfungsprinzip und vieles, vieles mehr, war ihr auch noch nicht bekannt.
Hauptsache war, dass Edith sich selbst eine kleine, beruhigende Erklärung geben konnte, was mit ihrem Sohn passiert und sich weniger Sorgen machen musste. Sie war mittlerweile zu müde, um weiter zu lesen, um weiter zu forschen, was da eigentlich geschehen ist, mit ihrem Jonas.
Vielleicht habe ich das doch nur geträumt, wünschte sie sich, bevor sie schlafen ging.
Was wir heute lernen, ist übermorgen nicht mehr richtig. Mit dieser Erkenntnis wird Edith noch oft konfrontiert werden.
Bereits der Naturphilosoph Demokrit war 500 v. Chr. der Auffassung, dass Materie aus kleinsten Teilchen zusammengesetzt ist, die ihre vielfältigen Erscheinungsformen erklären. Er ahnte gewissermaßen, dass es so etwas wie Atome geben müsste.
Während die westliche Welt, noch viele Jahrhunderte lang, an die vier Urstoffe: Erde, Wasser, Feuer und Luft glaubte, wurde die Idee des Atoms im frühen 18. Jahrhundert, mit Daltons Gesetz, der konstanten Proportionen, wieder aufgegriffen.
In den ersten zehn Jahren des 19. Jahrhunderts gelang, mit den Rutherfordschen Streuexperimenten, ein erster Blick ins Atominnere, indem ein Atomkern und eine Elektronenhülle ausgemacht werden konnten.
In den 1930er Jahren wurden Protonen und Neutronen als Bausteine des Atomkerns identifiziert. Im Jahre 1964 folgte die Hypothese des Murray Gell-Mann, einen Physiker, der sich mit der allgemeinen Entstehung von komplexen Phänomenen aus einfachen Gesetzen beschäftigte.
Er erhielt den Nobelpreis für Physik mit seiner Erkenntnis, jedes Nukleon sei aus drei Elementarteilchen, den Quarks, aufgebaut.
Heute sind es wesentlich kleinere Teile, sog. Energiefäden - die Strings -, die die Physiker suchen und Edith, und natürlich Jonas, noch beschäftigen werden.
Ganz nach Friedrich Dürrenmatt: Die Physiker, einem Theaterstück, wo drei Physiker als Patienten in einer privaten psychiatrischen Klinik leben. Einer von ihnen hat eine Entdeckung gemacht, die die Gefahr der Vernichtung der Welt in sich birgt und damit zur Grundfrage nach der Verantwortung der Wissenschaft und der Menschen führt.
Für den zeitreisenden Jonas bedeutete das, auf jeden Fall, eine Menge an Problemen und Abenteuern, eine Fülle an Erlebnissen und Erkenntnissen, über die er noch gar nichts wissen konnte.
Wohin werden ihn seine Zeitreisen bringen? Was wird ihm geschehen? Was wird Edith geschehen? Was wird uns geschehen?
Aber erst mal vorwärts, in die Zeit, an den Ort, auf den Planeten Erde, wo alles begann.
Und die Zeit der Menschen tickt, schicksalhaft.