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Besuch aus der Zukunft

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Keywords-Handlung:

Zeitreise zurück ins 7te Lebensjahr,

Ediths Einweihung, Veränderung der Vergangenheit

Jonas fiel in eine Art Trance. Das Bewusstsein verlor er diesmal nicht. Es war ihm auch nicht warm. Nein, sehr heiß wurde ihm! Er hatte das Gefühl, eine merkwürdigen Aura umgibt ihn, als sei etwas über ihn gestülpt. Seine außergewöhnlichen Sinne, sein besonderes Hören und Sehen, funktionierte nicht mehr.

Leicht war ihm auch nicht zumute. Im Gegenteil, sehr schwer fühlte er sich. Es war jetzt nicht hell, sondern dunkel. So, als säße er ohne Licht an einem heißen Kaminfeuer und eine dunkle Kraft hält ihn fest. Er spürte einen unangenehmen Druck auf seiner Brust.

Jonas fühlte sich bedroht und wehrte sich innerlich dagegen. Er stellte sich auf einen Kampf ein. Alle seine Sinne waren in Alarmbereitschaft.

Seine gefühlte Situation wechselte. Der Druck verringerte sich, ohne scheinbaren Grund, war es nun nicht mehr dunkel und auch der Druck verringerte sich, der ihn vorher, wie ein eiserner Reif, umspannte. Sein unbändiger Wille, seine Gedankenkraft, hatte ihn befreit.

Es war jetzt strahlend hell und eine wollige Wärme umgab ihn. Es kam ihm vor, als würde er schweben. Die Schwerkräfte waren außer Kraft gesetzt.

Jonas erinnerte sich sofort an eine Stelle in seiner alten Bibel, die er von seinen Onkel bekommen hatte, an die Bergpredigt Jesu:

Tretet ein durch die enge Pforte. Denn weit ist die Pforte und breit der Weg, der ins Verderben führt, und viele sind es, die auf ihm hineingehen. Wie eng ist die Pforte, wie schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind es, die ihn finden.

(Matthäus.7,13f)

So kam ihm das vor. Er musste eine Entscheidung treffen, einen Weg finden:

Soll ich zurück oder weitergehen, kämpfte er mit sich.

Nein, auf gar keinen Fall zurück. Ich muss wissen, was mit mir los ist, beschloss Jonas mutig.

Da war er sich ganz sicher. Er dachte jetzt noch intensiver an seinen 7ten Geburtstag und an das schreckliche Krankenhausbild. Jonas gab sich nun vollständig dem Geschehen hin. Er ließ alle seine Befürchtungen und Bedenken los. Er beobachtete, ohne zu bewerten. In diesem Moment durchströmte ihn eine seltsame Energie.

Er hatte das Gefühl, nicht mehr unverrückbar mit einem Ort verbunden zu sein. Sein Körper zischte, in dieser ungewohnten Aura, durch einen gleißend hellen Lichtkanal. In seinen Gedanken sah er Bilder seiner Vergangenheit, rasend schnell, an sich vorbeifliegen. Er verlor das Bewusstsein.

»JONAS, UM GOTTES WILLEN! WIE SIEHST DU DENN AUS? WAS HAST DU DA FÜR KOMISCHE SACHEN IN DEINEN HÄNDEN UND DEIN GESICHT, DAS IST JA GANZ WEISS?«

Das entsetzte Rufen seiner Mutter, holte ihn zurück. Jonas saß an seinem 7ten Geburtstag am Küchentisch! Es roch nach Apfelkuchen. Seine Zeitreise, in seine Vergangenheit, hatte funktioniert. Auch die mitgenommen Gegenstände hatten den Zeitsprung gut überstanden. Er führte langsam seinen kleinen, rechten Zeigefinger an seine Lippen.

»Psst, Mama, lies das hier«, sprach er mit sehr ruhiger und doch fordernder Stimme.

Jonas legte seinen Brief, die Fernsehzeitung und seinen Sponk bedächtig auf den Tisch.

Jonas Mutter nahm zuerst den Brief in ihre zittrigen Hände. Sie torkelte rückwärts und setzte sich auf einen Küchenstuhl. Ihr kleiner Jonas hatte, ganz normal, zu ihr gesprochen! Voller Verwunderung begann sie zu lesen.

Dabei gingen ihr so viele Fragen durch den Kopf: Wieso kann Jonas mit seinen 7 Jahren so schreiben? Wieso spricht er so bestimmt zu mir? Was ist das für eine Tonfigur auf dem Küchentisch?, grübelte sie ängstlich. Edith wurde blass, leichenblass!

Jonas hielt sich mit störenden Kommentaren vorerst zurück.

Mama muss das erst mal schlucken, entschied er und sah Edith dabei direkt an, was er sonst, als Autist, nie tat.

Jonas Mutter hatte fertig gelesen. Ihre Hände, immer noch sehr fest, mit dem wunderlichen Brief verbunden, sanken auf ihren Schoss.

Völlig verstört, immer noch leichenblass und ein wenig überrascht von Jonas ungewohnten Blick in ihre Augentiefe, schaute sie Jonas und den Sponk fassungslos an.

Jonas schaltete sofort:

»Mama, guck Dir das hier an.«

Jonas tippte mit seinen Fingern auf die Fernsehzeitung. Damit wollte er erreichen, dass Edith aufstand und sich zu ihm an den Küchentisch setzt. Das tat sie und musterte abwechselnd ihren kleinen Sohn, den Sponk und die Fernsehzeitung. Sie hatte einen sehr fragenden Gesichtsausdruck.

Sie legte Jonas Brief auf den Küchentisch und nahm sich die Fernsehzeitung. Es roch nach verbrannten Apfelkuchen.

Dann betrachtete sie die Fernsehzeitung, las das Datum: 05.04.2014, wie in Jonas Brief beschrieben, eine Hör Zu aus der Zukunft. Sie sah Jonas fragend an. Jonas rüffelte seine Nase und bemerkte fragend:

»Apfelkuchen?«

Hektisch erhob sich Edith von ihrem Küchenstuhl und schaltete den Backofen aus.

»Jonas, der Apfelkuchen ist angebrannt! Was machen wir denn, ohne Apfelkuchen, an deinem Geburtstag?«

Ihre Routine einfach abstreifen, war nicht möglich. Jonas schmunzelte über diese obskure Situation. Es hätte ein Außerirdischer in die Küche kommen können. Der Apfelkuchen war jetzt wichtiger!.

Edith holte den Kuchen aus dem Ofen und stellte ihn auf den Tisch. Sie musterte ihn genau.

»Och, das geht doch noch«, beschloss Edith, immer noch abgelenkt durch das Malheur.

»Mama, ich bin, sozusagen, zu Besuch aus der Zukunft hier. Ich weiß nicht, wie das möglich geworden ist«, holte Jonas seine Mutter zurück zum eigentlichen Problem.

Abwechselnd musternd sah sie Jonas, die Tonfigur, Jonas Brief und die Fernsehzeitung an. Sie kniff sich mehrmals am Handgelenk. Die Fernsehzeitung war echt. Jonas machte keinen autistischen Eindruck. Die Tonfigur gab es auch. Nein! Sie träumte nicht. Edith sah sehr traurig aus. Ihr wurde bewusst, was der Besuch, aus der Zukunft, für Konsequenzen hatte.

»Jonas, ich möchte das Bild sehen, das du im Krankenhaus gemalt hast«, forderte sie.

»Das ist eine gute Idee«, erwiderte Jonas entschlossen.

Er nahm seinen Sponk und ging voran in sein Zimmer. Seine Mutter folgte ihm, als wenn sie einem Geist hinterher geht. Auf dem Tisch lag das Bild. Jonas hatte nicht nur sich, sondern auch das Krankenhausbild, mit in die Vergangenheit transportiert.

Edith betrachtete es sehr lange. Jonas drehte es um und zeigte ihr Jessicas geschriebene Worte: Jonas Wellenstein, gemalt am 19.04.2007 im Krankenhaus Heidberg!

»Das ist ja schon in 2 Wochen, und dieses fürchterliche Grün, das ist ja genau das Grün unseres Autos!«, stellte Edith erschrocken fest.

Jonas Mutter stand da, wie angewurzelt. Das muss ein Traum sein, sagte ihr Verstand.

»Kneif mich mal, fest!«

Das tat Jonas und nicht zu knapp.

»Aua, das tat weh.«

»Das sollte es auch. Ich bin wirklich da. Du träumst das nicht, Mama.«

»Ich habe keine Ahnung wie das möglich ist, aber ich glaube dir jetzt. Wir fahren erst mal nicht an die Ostsee, Papa sage ich vorerst nichts. Und anderen Leuten sagst du auch nichts.«

Jonas fiel ein Stein vom Herzen. Seine Mutter war nun eingeweiht, in seine besondere Fähigkeit.

»Ist den Morgen alles, wie früher? «, fragte sie ängstlich.

»Mama, das weiß ich nicht. Das wird die Zukunft zeigen, und ob Papa nichts passiert.«

Jonas sah sehr müde aus. Seine dritte Reise war anstrengender. Die Vorherigen gingen leichter. Jonas ging zu seiner Mutter und umklammerte ihre Taille. Das sah schon sehr komisch aus. Ein kleiner Junge, aus der Zukunft, mit einem Bewusstsein eines 15-jährigen, nimmt seine Mutter liebevoll in den Arm.

»Mama, ich habe Angst. Diesmal war es anders als beim ersten und zweiten Mal. Es war sehr merkwürdig. Ich hatte das Gefühl, ich schaffe es nicht und bleibe in der Zeit stecken.«

Angst ist ein großes Hindernis menschlicher Entwicklung. Es gibt zwei angeborene Ängste, die vor dem Fallen und die vor Lautstärke. Beide erzeugt beim Geburtsvorgang. Erstens: Heraus fallen, aus der warmen, behaglichen Fruchthülle und zweitens: Lärm. An den Beinen aufgehängt, gibt es einen Klaps auf den Po, damit wir einen Schrei von uns geben. Um das erste Mal, mit den eigenen Lungen, atmen zu können. Es sind überlebenswichtige Urängste.

Edith drückte Jonas fest an sich und fing an zu weinen. Die unvorstellbaren Ereignisse hatte beide überwältigt.

»Alles wird gut, Jonas. Ich stehe dir bei, egal was geschieht. Wir machen uns das heute richtig gemütlich. Und morgen sieht die Welt anders aus, dann sehen wir weiter. Vielleicht ist es ja doch nur ein Traum«, beruhigte sie sich.

Jonas und seine Mutter verbrachten einen schönen Tag, letztendlich als Ablenkung, ein Verdrängen der wundersamen Geschehnissen, die ihre Zeit durcheinander brachte.

Außer dem etwas angebrannten Apfelkuchen und der Tatsache, dass Jonas keine autistischen Züge mehr hatte und dass er aus der Zukunft zu Besuch war, verlief der Tag ganz gewöhnlich.

Gegen Abend erwischte sich Edith dabei, wie sie Jonas die Zu-Bett-gehen-Karte zeigen wollte, tat es aber nicht. Sie konnte ihre Routine nicht einfach loswerden. Der Umgang mit einem Sohn, der nicht mehr autistisch reagiert, war ihr immer noch fremd.

»Jonas, es ist Zeit Schlafen zu gehen. Ich bin sehr gespannt auf den morgigen Tag. Papa ist erst in 2 Tagen zuhause. Er ist beruflich auf einem Seminar, mit seinen Biologie Kollegen und hält da einen Vortrag. Das war ja ein sehr aufregender Tag. Ich bin richtig müde.«

»Krieg ich keine Karte gezeigt?«, fragte Jonas schmunzelnd, als wenn er Ediths Gedanken gelesen hätte.

»Mama, ich bin auch sehr erschöpft. Ich habe ein bisschen das Gefühl, das morgen wirklich wieder alles gut ist«.

»Ja, das hoffe ich. vielleicht ist das ja doch nur alles ein böser Traum«, seufzte Edith.

Jonas zog sich seinen Pyjama an und legte sich in sein Bett. Er war froh, nach diesem Tag, zur Ruhe zu kommen.

»Nacht Mama!«

»Gute Nacht Jonas, schlaf gut.« Edith gab ihrem kleinen, mutigen Jonas noch einen dicken Gutenachtkuss auf die Wange.

Jonas war alleine in seinem Zimmer. Er schaute aus dem Fenster und betrachtete die Abenddämmerung. Dabei gingen ihm sehr viele Fragen durch seinen Kopf:

Mein Zimmer ist so klein. Es hat eine Länge, eine Breite, eine Höhe. Wie war es nur möglich, dass ich durch die vierte Dimension, durch die Zeit, reisen kann? Und das nur mithilfe meiner Gedanken und meiner Tonfigur. Was hatte denn mein Sponk damit zu tun? Ich bin hier nur zu Besuch! Wohin soll ich denn zurückreisen? Kann ich vielleicht auch in die Zukunft gehen?

Jonas wurde schläfrig, von seinen vielen Fragezeichen. Er schlief trotzdem sehr schlecht ein. Edith ging ins Arbeitszimmer. Das Geschehene konnte sie nicht so einfach stehen lassen. Sie googelte im Internet herum.

Wieso kann mein Sohn in der Zeit reisen? Was soll oder muss ich tun? Diese Fragen beschäftigten sie die halbe Nacht, bis sie vor Müdigkeit aufgab.

Und die Zeit der Menschen tickt, unruhig.

Sponk - Zeitreisen mit Gedanken

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