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Mutters Apfelkuchen

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Keywords-Handlung:

Die Wellensteins: Jonas Mutter Edith, Vater Joe.

Zeitreise zurück ins 14te Lebensjahr.

»Jonas komm bitte in die Küche. Es gibt Apfelkuchen!«

Edith zeigte Jonas wieder eine Karte mit Symbolen, um Jonas das Verständnis zu erleichtern, ihn auf die Spur zu bringen. Die Routinen zu entwickeln, die Jonas brauchte, fielen ihr nicht schwer. Die Karten mit den Symbolen hatte sie sich selber angefertigt, im Laufe der Zeit. Das funktionierte damit sehr gut. Oft sagen Bilder mehr als Worte.

Ediths Sternzeichen ist Waage. Ihr zweiter Vorname ist Johanna. Das passte ganz gut zu ihr. Der Name Johanna ist ein biblischer Name, griechisch-hebräischen Ursprungs, abgeleitet vom männlichen Vornamen Johannes. Was soviel bedeutet wie: Gott ist gnädig.

Sie hat einen ausgeprägten Wunsch nach Harmonie und Frieden. Es fiel ihr aber schwer, Jonas und anderen Menschen, Grenzen aufzuzeigen.

Ihre Unentschlossenheit resultierte aber nicht aus Unsicherheit. Sie wollte dadurch zu mehr Harmonie und Gerechtigkeit beitragen.

Als attraktive und elegante Frau fiel ihr das nicht schwer. Als Waage ist sie eben dem Planet Venus zugeordnet. Ein Liebhaber von allem Schönen und Sinnlichen.

Auf der Karte war diesmal ein Geburtstagsapfelkuchen zu sehen, mit einer großen Zahl darauf. Es war die 15. Jonas Merkfähigkeit und sein Gedächtnis für Bilder, ließen keine Frage offen! Er wusste sofort, was das bedeutete. Es gab leckeren Apfelkuchen! Jonas ging gerne mit seinem Sponk und seiner Mutter in die Küche.

Jonas setzte sich auf seinen gewohnten Platz. Die Tonfigur stellte er bedächtig auf den Tisch. Er wollte, dass sein Sponk, an diesem angenehmen Moment, teilnimmt.

»Ich habe deinen Lieblingskuchen für dich gebacken, den du so gerne magst. Viele Nüsse drin, Zimt und Streusel oben drauf, mit den guten Boskoop Äpfeln. Oh, was ist denn das für eine schöne Figur?«

Jonas Mutter betrachtete die Tonfigur einen Moment lang. Edith war nicht besonders erstaunt über die Fertigkeiten ihres Sohnes. Das hatte sie schon so oft erlebt. Edith freute sich vielmehr, dass Jonas daran Spaß empfand.

Dass Jonas etwas mit Freude ausfüllte, wusste sie immer dann genau, wenn er sich mit Dingen länger beschäftigte. Und das tat Jonas sehr ausgiebig, wenn ihm etwas richtig gefiel. Diesmal hatte er, sehr schnell, aus seinem Geburtstagsgeschenk etwas Besonderes gefertigt: Eine Tonfigur. Edith freute sich, dass ihr Geschenk, die Tonerde, so schnell zu einem positiven Ergebnis geführt hatte.

Was Sie jedoch nicht wusste war, dass ihr Jonas damit bereits in die Vergangenheit gereist war, zu seinem längst verstorbenen Vater, zum Angeln am Kupferteich.

»Blume in Sonne, Sponk«, sagte Jonas und sah dabei, wie verliebt, zu seiner Tonfigur auf dem Küchentisch. Seine Mutter wusste sofort, was das bedeutete. Wenn Jonas: Blume in Sonne sagte, wollte er zum Ausdruck bringen, dass ihm etwas sehr gefiel. Seine Gefühle direkt aussprechen fiel ihm schwer, zumindest in seiner Ursprungsverfassung: Seiner Gegenwart, seinem 15ten Geburtstag, der 5. April im Jahre 2015.

Das Radio in der Küche spielte gerade: Red House over yonder, von Jimmy Hendrix. Das Radio hatte Jonas Mutter immer an. Sie hörte gern Musik. Sie war, bei Jonas Geburtstag heute, 43 Jahre alt. Sie gehörte zur Generation X, die ihren Phantasiegeschichten und Lebensträumen nachgingen und Schreckensvisionen von einem möglichen Atombombenkrieg hatten.

Sie fing an ein wenig zu tanzen. Ihre Gedanken waren in ihrer Jugendzeit. Sie erinnerte sich an die Zeit, als sie noch richtig jung war. Sie dachte daran wie sie, frisch verliebt, mit Joe, dem Vater von Jonas, im Urlaub war.

Sie fuhren mit einer Ente, dem gelben Citroën 2CV4, nach Frankreich an die Atlantikküste, nach Mimizan. Das hatte unendlich lange gedauert. Die Ente hatte nur 17 PS, aber schön war es, besonders wenn die Sonne schien und das Verdeck offen war.

Ach, war das eine tolle Zeit, mitten in einem Pinienwald hatten wir gecampt. Auf den Wellen, des tosenden Atlantik, wunderbare Bodysurfings gemacht. Wäre das schön, wenn mein Mann noch leben würde, seufzte sie in Gedanken.

Jonas war mit seinem Kuchen beschäftigt. Man sah es ihm an, dass er so gerne Apfelkuchen aß. Jonas betrachtete seinen Sponk und sah in seinen Erinnerungen den Apfelkuchen, den er bei seinem letzten Geburtstag bekommen hatte. Der Apfelkuchen, seines 14ten Geburtstag war etwas anders. Er sah es genau vor sich. Seine Mutter hatte ihn ohne Streusel sondern mit Zuckerguss oben drauf gebacken.

Der war auch sehr, sehr lecker. Jonas dachte weiter intensiv an seinen vorherigen Geburtstag und an den Apfelkuchen, den es da gab.

Er umfasste seinen Sponk und verspürte wieder diese wohlige Wärme, die ihn angenehm umschloss. Das helle Licht umgab ihn erneut. Jonas fühlte sich leichter und leichter. Er schloss seine Augen und verließ seine derzeitige Raumzeitdimension.

»Jonas, du bist heute 14 Jahre alt geworden«, hörte er plötzlich seine Mutter sagen. Edith irrte sich da unbewusst. Jonas war als 15 Jähriger an seinem 14´ten Geburtstag aufgetaucht. Jonas öffnete seine Augen und sah einen Apfelkuchen, mit Zuckerguss oben drauf, genau der, an den er eben noch gedacht hatte.

Das gibt es doch nicht! Ich bin schon wieder in einer anderen Zeit aufgewacht, bestaunte Jonas seine neue Situation. Jonas Augen hatten einen direkten Blickkontakt zu seiner Mutter. Das machte er sonst nie so deutlich.

»Was hast du denn da für eine schöne Tonfigur«, fragte seine Mutter,

»Wo kommt die denn her?«

Edith konnte sich nicht erinnern, Jonas so eine Figur geschenkt zu haben. Sie kannte ihre Zukunft ja nicht, noch nicht! Jonas überlegte, was er sagen könnte, wie er reagieren sollte. Er fühlte sich anders als sonst. Wie bei der Begegnung mit seinem Vater, entschied sich Jonas, erst einmal, eine gewohnte Situation herzustellen.

»Sponk«, antwortete Jonas, gewohnt knapp und kurz.

Jonas überlegte sehr genau, was er machen sollte. Er konnte Edith ja nicht so abrupt mit seinen Zeitsprüngen konfrontieren.

»Zimmer«, sagte er zu seiner Mutter. Edith wusste immer, was dass zu bedeuten hatte. Jonas will in sein Zimmer gehen.

»Willst du denn deinen Kuchen gar nicht probieren?«, erwiderte Edith besorgt.

»Zimmer«, wiederholte Jonas noch mal mit Nachdruck.

»Na, dann geh. Ich bewahre den Kuchen für dich auf. Vielleicht möchtest du den leckeren Apfelkuchen ja später essen. Es ist auch recht früh zum Kuchen essen.«

Jonas nahm seinen Sponk und ging in sein Zimmer. Er betrachtet seine Atlanta Wanduhr. Es war 10.11 Uhr. Der kleine Zeiger stand auf dunkel Lila, der große auf dunkel Gelb.

Jonas setzte sich an seinen Tisch und betrachtete weiter seine Uhr. Wieso habe ich so eine Kinderuhr in meinem Zimmer? Ich bin 15 Jahre alt und nicht 6 oder 7! Jonas war empört.

Das stimmte nicht so ganz. Jonas war zwar 15 Jahre alt, befand sich aber, in einer seiner Parallelwelten, im Jahr 2014, genauer am 5.04.2014. Er hatte sich zu seinem 14ten Geburtstag zurück gedacht..

Sein Körper war nun 14 Jahre alt. Sein Bewusstsein und seine Erinnerungen, hatte er jedoch mitgenommen und autistisch war er auch nicht mehr!

Er sah sich weiter in seinem Zimmer um. Es war alles recht einfarbig in einem hellen Blau gehalten. Sehr reiz arm gestaltet. Sein Tisch und sein Stuhl waren einfache Holzmöbel.

Ach ja, fiel es Jonas ein: Ich bin ja Autist.

Es musste etwas geschehen. Das wurde ihm immer klarer. Aber was?, fragte er sich verzweifelt. Bin ich wirklich in der Vergangenheit gelandet, oder träume ich das nur? Nach langem, jonaslichen hin und her überlegen, hatte er eine Idee:

Ich werde meine Erlebnisse aufschreiben und meiner Mutter zeigen. Da ich in der Gegenwart autistisch bin, kann ich es ihr selber nicht vernünftig mitteilen. Er grübelte weiter: Wie soll Mutti mir glauben? Ich muss etwas mitnehmen, das für Edith dann aus der Zukunft kommt. Dann weiß auch ich, ob ich nicht doch nur alles träume.

Jonas arbeitete weiter, an seiner bizarren Idee. Er wollte mit seiner Gedankenenergie zurück. Zurück in die Zeit, wo sein Vater noch lebte. Aufgeregt versuchte Jonas sich an den Unfalltag zu erinnern.

Stück für Stück, Schritt für Schritt bewegten sich seine Gedanken hin, zu jenem Tag, an dem das Schreckliche passiert war. Verschwommen sah er sich hinten in dem grünen Opel Ascona sitzen. Er fuhr mit seinen Eltern im Sommer immer an die Ostsee zum Rosenfelder FKK Strand. Es geschah auf der Autobahn A1 kurz vor der Abfahrt Ahrensburg.

Die Bilder seiner Erinnerung erschienen sehr klar. Aber es geschah nichts: kein helles Licht, keine Wärme, keine Leichtigkeit, die er sonst verspürte.

Jonas senkte betrübt, fast verzweifelt, sein Gesicht, dabei fiel sein Blick auf die Tonfigur, die auf dem Tisch stand.

Der Sponk!, schoss es Jonas in den Kopf:

Ohne Sponk geht das nicht. Ich werde meine Tonfigur ganz fest halten und mich zurückdenken, zu meinem 7ten Geburtstag. 2 Wochen später war der Unfall. Welcher Tag war das genau? Oh Gott, wie soll ich das schaffen? Ich möchte ja nicht, dass Paps bei dem Unfall stirbt!, überlegte Jonas sehr angestrengt.

Jonas fiel sein Bild ein, das er mit 7 Jahren, kurz nach dem Unfall, im Krankenhaus gemalt hatte. Das Einzige was ihn damals, in dieser ungewohnten Umgebung , zur Ruhe bringen konnte. Er kramte in seiner dicken Truhe, in der er alles Unsichtbare aufbewahrte. Zu viele Sachen und Eindrücke, in seinem Blickfeld, strengten ihn an und machten ihn sehr unruhig. Deshalb bewahrte Jonas viele Dinge, eben unsichtbar, in seiner Truhe auf.

Da ist es!, Jonas war erleichtert. Er nahm das Bild vorsichtig aus der Truhe, legte es vor sich auf seinen Tisch und betrachtete es minutenlang. Es waren fürchterliche Farben. In der Mitte ein giftgrünes Feuerwerk, welches das halbe Bild ausmachte. Drumherum ein wässriges Blutrot, so wie mit Wasserfarben gemalt. Jonas drehte das Bild um.

Auf der Rückseite stand ein Datum. Daran konnte er sich sehr gut erinnern. Eine nette Krankenschwester hatte ihn sehr freundlich behandelt. Sie hieß Jessica und besorgte ihm immer die Farben, Pinsel und das Papier, damit er malen konnte.

Sie war oft bei mir und half mir ein wenig, erinnerte er sich mit einem guten Gefühl.

Jessica war es auch, die Jonas Bilder mit einem Datum auf der Rückseite versah. Auf der Rückseite des Bildes stand: Jonas Wellenstein, gemalt am 19.04.2007, im Krankenhaus Heidberg!

»Kurz nach meinem 7ten Geburtstag«, sagte er leise zu sich selbst. Jetzt wurde ihm alles klar.

Er hatte nur ein paar Tage in diesem schrecklichen Krankenhaus verbracht. Also musste er, ungefähr 2 Wochen in die Zeit zurück, vor diesem Datum auftauchen.

Was wäre schöner, als mein 7ter Geburtstag?, triumphierte er entschlossen. Jonas versuchte sich an den Apfelkuchen zu erinnern, den er an diesem Geburtstag bekommen hatte. Das fiel ihm nicht schwer. Er hatte ein außergewöhnliches Bildergedächtnis und konnte jeden seiner Apfelkuchen genau vor sich sehen.

Jonas zählte das Aussehen, aller seiner Geburtstagsapfelkuchen, in Gedanken auf. Beim 7ten Apfelkuchen war es soweit. Er betrachtete die Bilder dieses Geburtstages. Jetzt konnte er sich genau erinnern. Die Erinnerungen brauchte er, um sich, mit seinen Gedanken und seinem Sponk, zurückzureisen.

Jonas nahm sich ein Blatt Papier und fing an zu grübeln, was er schreiben sollte. Das Geschriebene wollte er mitnehmen, als Beweis seiner ungewöhnlichen Zeitreisen und als Botschaft an seine Mutter.

Reden ist Silber, schreiben ist Gold, beschloss er.

Ich nehme eine Zeitung von heute und mein Krankenhausbild mit. Dann denk ich mich zurück, zu meinem 7ten Geburtstag, entschied Jonas siegessicher.

Jonas konnte mithilfe seiner Gedankenkraft und seinem Sponk, materielle Dinge vom Stofflichen lösen. Seine Gedankenenergie nahm die Informationen, des darin enthaltenem, mit auf seine Zeitreisen. Er konnte nicht nur sich selbst vom Zwang der Zeit befreien, sondern auch die Gegenstände, die ihn umgaben. Wie aus dem Nichts, tauchte dann alles wieder auf, in einer anderen Raumzeit.

Jonas fing an zu schreiben. Nicht wissend , ob seine Zeitreise mit Erfolg gekrönt würde:

Hey Mama, mir sind sehr Merkwürdige Sachen passiert. Immer wenn ich intensiv an eine Situation in meiner Vergangenheit denke, dabei meine Tonfigur umfasse und mich genau dort hin wünsche, lande ich wirklich in dieser Situation. Das ist mir schon zwei Mal passiert! Beim ersten Mal landete ich am Kupferteich mit Paps beim Angeln. Beim zweiten Mal landete ich an meinem 14ten Geburtstag, in der Küche, mit Dir, beim Apfelkuchenessen.

Ich habe daher beschlossen, mir Klarheit über diese merkwürdigen Erlebnisse zu verschaffen. Dazu versuche ich nochmal in meine Vergangenheit zu reisen, um dir diese Botschaft von heute mitzuteilen und mir selber sicher zu sein, dass ich das nicht alles nur träume.

Jede Reise beginnt mit einem ersten Schritt. Wenn du mich an dem Küchentisch, an meinem 7ten Geburtstag, siehst, wirst du mich, eine Tonfigur in meinen Händen, ein Krankenhausbild vom 19.04.2007 und eine Fernsehzeitung aus dem Jahr 2014 sehen.

Bitte erschrecke nicht. Für Dich ist es ja der 05.04.2007. Ich weiß nicht, wie ich dir begegnen werde. Es ist nämlich noch etwas sehr merkwürdig. Reise ich in die Vergangenheit, bin ich gar nicht mehr autistisch. Das wird dich sicherlich alles sehr verwundern.

Und zum Schluss dieser Botschaft muss ich dir noch etwas sehr trauriges sagen. Paps wird in 2 Wochen nach meinem 7ten Geburtstag bei einem Autounfall ums Leben kommen. Das möchte ich natürlich verhindern. In meinem Zimmer liegt ein Bild, das ich danach im Krankenhaus gemalt habe. Tu bitte alles Mama, damit wir nicht an die Ostsee fahren, in den nächsten 2, besser 3 Wochen!!!

So, jetzt werde ich versuchen in die Vergangenheit, zu meinem 7ten Geburtstag, zu reisen. Bis dann!

Jonas las sich sein Geschriebenes noch mal durch. Er war sehr aufgeregt. Danach faltete er den, so wichtigen, Brief zusammen und legte ihn neben seinen Sponk. Anschließend schlich er sich leise in das Wohnzimmer und griff nach der aktuellen Fernsehzeitung, der Hör Zu, das tat er sonst nie. Bloß nicht auffallen, dachte er sich.

Ein kurzer Blick auf das Datum: 05.04.2014, beruhigte ihn ein wenig. Zurück in seinem Zimmer, setzte er sich an seinen Tisch. Jetzt kommt es drauf an, entschied er erwartungsvoll.

Jonas umklammerte mit beiden Händen umschlossen, fast wie zum Gebet, seinen Brief, die Fernsehzeitung und seinen Sponk. Er guckte dabei das Krankenhausbild, das vor ihm auf seinem Tisch lag, sehr intensiv an. Es erinnerte ihn, jedes mal, an den schrecklichen Unfall. Das Bild sollte mit in die Vergangenheit.

Jonas konzentrierte sich auf seinen Geburtstag am 05.04.2007. In seinen Gedankenbildern sah er den 7ten, leicht angebrannten Apfelkuchen, der mit den Rosinen drinnen. Er sah seinen Sponk sehnsüchtig an und schloss erwartungsvoll seine Augen.

Und die Zeit der Menschen tickte, schneller.

Sponk - Zeitreisen mit Gedanken

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