Читать книгу Miss Claires sinnliche Versuchung - Patricia Sveden - Страница 6

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2. Kapitel

Am nächsten Vormittag beschloss Claire einen kleinen Spaziergang durch den schönen, blühenden Garten direkt neben dem großen Haupthaus zu machen. Das Wunderbare an ihren Aufenthalten auf dem Lande war, dass es ihr stets möglich war, sich komplett alleine und frei rund um das Haus bewegen zu dürfen. Zuhause in London war es ihr strengstens untersagt, das Haus alleine und ohne angemessene Begleitung einer Anstandsdame oder Zofe zu verlassen. Aber hier konnte sie durchatmen und endlich wieder einmal mit ihren Gedanken, inmitten der grünen Natur, alleine sein.

Claire schlug den kleinen Kieselweg zum Rosengarten ein, den ihre Mutter vor Jahren so sorgfältig und bemüht geplant und umgesetzt hatte. Natürlich hatte ihre Mutter nicht selbst Hand an die Beete gelegt, das wäre undenkbar. Ihre Mutter war ein Abbild einer hochgeborenen, vornehmen Dame der gehobenen und erhabensten Gesellschaft. Die perfekte Adelige, mit vornehmer und porzellanartiger, weißer Haut und einem stets makellosen, eleganten Auftreten. Claire fühlte sich ihrer Mutter in keiner Weise ähnlich, bekam allerdings des Öfteren zu hören, dass sie ganz nach ihr geraten wäre. Claire war allerdings etwas kleiner als ihre Mutter, die sehr hochgewachsen war. Vielleicht hatte sie diese Eigenschaft von ihrem Vater, der für einen Mann doch relativ klein war.

Claire trat durch den wunderschön geschmiedeten Rosenbogen in den kleinen, aber prachtvollen Rosengarten ein und setzte sich auf eine der kleinen, weißen Sitzbänke, die zum Verweilen bereitstanden. Diese waren stets feinsäuberlich geputzt und poliert, sodass sich niemand die Kleider daran verschmutzen konnte. Diesen ausgezeichneten Service im Hause ihres Vaters, wusste Claire sehr wohl zu schätzen, allerdings fand sie es manches Mal auch etwas übertrieben.

Andererseits war sie durch ihre Eltern dazu angehalten, stets die feinsten und teuersten Kleider zu tragen, auch tagsüber, dass es tatsächlich schade um die teure Seide gewesen wäre, hätte sie sich damit womöglich in Vogeldreck gesetzt.

Manchmal hätte Claire lieber ein schlichtes und praktischeres Tageskleid aus einfacher Wolle getragen, um nicht immer derart vorsichtig sein zu müssen. Sie wusste aber, dass keine Ausnahme geduldet werden würde, nicht einmal hier auf dem Lande.

Langsam erhob sich Claire und überlegte, wo sie nun hingehen könnte. Zurück ins Haus wollte sie noch nicht, denn dort würde sie womöglich nur lernen und studieren müssen. Claire beschloss, ihren Spaziergang durch den hauseigenen Garten noch etwas auszudehnen, auch wenn Vater damit nicht gerade glücklich wäre. Im Grunde war sie aber nur dazu aufgefordert, im Garten und in der Nähe des Hauptgebäudes zu bleiben. Und diese Nähe war doch in gewisser Weise Definitionssache. Claire raffte euphorisch ihre Röcke und verließ den Rosengarten ausnahmsweise durch den zweiten Rosenbogen in die andere Richtung. Dorthin hatte sie sich in den vergangenen Jahren noch nie im Zuge eines vormittäglichen Spazierganges gewagt. Sie wusste sehr wohl, wie man die Pferdeställe, die irgendwo dahinter liegen mussten, über den Hauptweg vor dem Haus erreichen konnte. Doch hier durch den Garten mit all seinen vielen Bäumen und Sträuchern, war sie noch nie weiter gegangen, als bis zum Rosengarten. Claire musste vor Aufregung schmunzeln, sie hatte das Gefühl ein kleines Abenteuer zu begehen. Es würde schon nichts Schlimmes passieren. Immerhin war sie inzwischen siebzehn Jahre alt und nach dem Sommer würde sie bald achtzehn werden. Sie war also nicht mehr permanent auf eine Kinderfrau oder eine Aufpasserin angewiesen. Und was sollte schon passieren, hier im privaten Garten ihrer Eltern?

Claire ging durch das Gras und hob vorsichtig ihre Füße, da der Rasen an dieser Stelle doch recht hoch und mit vielen schönen Blümchen versehen war. Plötzlich blieb Claire mit einem Ärmel an dem Ast eines Obstbaumes hängen und riss sich ein kleines Loch in die gelbe Seide. Sie gab einen verärgerten Laut von sich. Wie sollte sie das ihren Eltern erklären? Andererseits besaß ihr Vater wirklich genügend Geld, um ihr noch an diesem Tag ein Dutzend neue Kleider anfertigen zu lassen. Sie würde einfach sagen, dass sie versehentlich an den Dornen der Rosen gestreift wäre, das müsste funktionieren.

Mit neuem Mut stieg Claire weiter durch das hohe Gras, dann hielt sie inne. Sie hörte Stimmen aus einiger Entfernung, männliche Stimmen. In Claire erwachten Schuldbewusstsein und Neugierde zur selben Zeit. Sie sollte schleunigst umdrehen und zurück zum Haus eilen, bevor sie noch jemand entdecken konnte. Andererseits war sie zu neugierig darauf, was dort hinten gerade geschah.

Der eine Mann, der etwas älter klang, rief einem anderen zu, er solle sich gefälligst beeilen, die Heuballen in den Stall zu befördern, bevor es zu regnen beginnen würde.

Claire warf einen Blick zum Himmel. Tatsächlich, dunkle Wolken verdichteten sich allmählich über dem Gut ihres Vaters und bald würde auch die Sonne dahinter verschwinden.

Doch Claire war einfach zu neugierig und schlich ganz leise näher an die Männerstimmen heran. Sie huschte von Baum zu Baum und bemühte sich, sich hinter den Stämmen zu verbergen. Allerdings konnte man sie mit ihrem üppigen, leuchtend gelben Kleid bestimmt noch sehen, wenn man denn genauer hinsah. Doch bestimmt würde hier niemand mit ihr rechnen.

Nun hatte Claire den letzten Obstbaum vor den Pferdeställen erreicht. Sie versuchte, ihre vor Aufregung beschleunigte Atmung wieder etwas zu verlangsamen, und linste vorsichtig an dem Baumstamm vorbei, hin zu der Stelle vor den Ställen, aus denen zuvor die Stimmen gekommen waren.

Und da erblickte sie ihn. Erneut. Es war eindeutig derselbe junge Mann, den sie am Vortag von ihrem Zimmerfenster aus gesehen hatte. Er hatte die gleiche Haarfarbe und trug haargenau dasselbe Gewand. Recht eng anliegende, braune Hosen und ein locker sitzendes, naturfarbenes Hemd aus Leinen, das vorne an seiner Brust etwas aufgeknöpft war. Allerdings hatte er nun seine Hemdsärmel hochgekrempelt und war intensiv damit beschäftigt, Heuballen, die zuhauf vor dem Stall auf dem Boden herumlagen, zu packen und auf einen Karren zu hieven. Claire hatte komplett vergessen, dass sie darauf achten sollte, sich gut zu verbergen. Sie starrte den jungen, gut aussehenden Mann an, und beobachtete fasziniert das Spiel seiner ausgeprägten und von der Sonne etwas gebräunten Armmuskeln, als er die Heuballen aufhob. Claire musste ihn wohl mit offenem Mund angestarrt haben. Etwas beschämt wandte sie ihr Gesicht ab und zog sich kerzengerade hinter den Baumstamm zurück. Offenbar hatte sie niemand gesehen, das war gut. Claire bemerkte aber, dass ihr Herzschlag nun noch schneller ging, als zuvor, und versuchte, sich zu beruhigen. Was geschah gerade mit ihr? Wieso wollte sie nicht aufhören, diesen Mann anzustarren. Was war an ihm so besonders? Claire konnte es nicht verstehen. Vorsichtig streckte sie erneut ihren Kopf hinter dem Stamm hervor, um nach ihm zu sehen. Genau in diesem Moment hielt der junge Mann in seiner offenbar sehr anstrengenden Tätigkeit inne, stellte ein Bein auf dem Karren ab, und blickte genau in Claires Richtung. Claire blieb erstarrt stehen. Ihre Blicke trafen sich. Claire fühlte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss, konnte sich aber nicht vom Fleck bewegen. Der junge Mann, vermutlich war er einer der Stallburschen, wischte sich jedoch lediglich mit einem Arm die Schweißperlen von der Stirn, und fuhr dann mit seiner Aufgabe fort.

Geschockt und nervös wie noch nie zuvor, zog Claire in Windeseile ihren Kopf zurück hinter den Baumstamm und überlegte einen Moment. Dann lief sie unwillkürlich los und hoffte einfach, von niemandem mehr gesehen zu werden.

Während sie mit gerafften Röcken zwischen den Obstbäumen in die Richtung zurück zum Haupthaus rannte, dachte sie über das, was gerade passiert war, nach. Hatte er sie gar nicht gesehen? Wieso hatte er nicht gegrüßt? Wer war er? Und warum war sie so sehr daran interessiert, wer er war?

Claire erreichte endlich den Rosengarten und hielt am Rosenbogen inne. Keuchend stützte sie sich am geschnörkelten Metall des Bogens ab und bemühte sich, wieder zu Atem zu kommen. Sie hatte eindeutig zu wenig Kondition, vom vielen Herumsitzen und Lernen. Sie sollte wirklich öfters laufen, um nicht derart schnell außer Atem zu geraten. Andererseits war sie nun auch ein ganzes Stück weit gerannt. Hastig blickte sich Claire um, ob sie auch von niemandem gesichtet oder beobachtet worden war, außer natürlich von diesem attraktiven, jungen Stallburschen. Wieso hatte sie ihn noch nie zuvor gesehen? Vielleicht war er ja neu eingestellt worden für diese Saison. Und da sie selbst erst wenige Tage hier war, und noch keinen Ausritt gemacht hatte, war sie ihm noch nicht begegnet. Abgesehen davon hätte sie ihm, aufgrund der vielen Verbote und Einschränkungen ihres Vaters, vermutlich ohnehin niemals über den Weg laufen können.

Langsam normalisierte sich Claires Atem, sie strich ihre Röcke glatt und ging erhobenen Hauptes, und so unauffällig wie möglich, zurück zum Haus. Sie würde sich nun, wie es von ihr erwartet wurde, in ihre Bücher vertiefen und sich von diesem unerklärlichen Gefühl des Sehnens, nach jemandem, den sie nicht einmal kannte, ablenken.

Miss Claires sinnliche Versuchung

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