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DER KÖRPER VERÄNDERT SICH

Es ist eine Zeit enormer Veränderungen: Ein neuer Mensch wächst in Ihnen heran! Das stellt Ihr Leben auf allen Ebenen auf den Kopf. Vor allem Ihr Körper ist jetzt nicht mehr der, den Sie so gut zu kennen glaubten. Er zeigt Ihnen, welch unfassbares Potenzial in ihm steckt.

DER SCHWANGERSCHAFTSVERLAUF

Die Schwangerschaft wird in drei Abschnitte zu drei Monaten, beziehungsweise je 13 Schwangerschaftswochen – medizinisch Trimenon oder Trimester – eingeteilt. Die ab dem ersten Tag der letzten Menstruation gerechnete Schwangerschaft dauert durchschnittlich etwa 280 Tage oder 40 Wochen. Natürlich kann die Realität oft von diesen Zahlen abweichen.

Woche für Woche verwandelt

In der Schwangerschaft wird nicht nur der Bauch größer, die Umstellungen sind gewaltig. Damit der Körper das Baby optimal tragen und versorgen kann, läuft die Produktion bestimmter Hormone auf Hochtouren. Sie haben meist eine körperlich wichtige Funktion, wirken sich aber nebenbei auch auf das Gemüt aus. Das Schwangerschaftshormon Progesteron sorgt beispielsweise dafür, dass das glatte Muskelgewebe entspannter und weicher wird. Dies verhindert zu starke Gebärmutterkontraktionen, die für das Ungeborene gefährlich werden könnten, und ermöglicht dem Uterus, sich optimal auszudehnen. Außerdem unterstützt dieses Hormon die vielfältigen Transporte zum und vom Uterus. Wenn das Baby geboren wurde, sinkt der Progesteronspiegel rasch wieder. Dies begünstigt die Rückbildung und ermöglicht den Anstieg von Prolaktin, dem Hormon, das für die Milchbildung verantwortlich ist.

Weicher – und sensibler

Neben Progesteron ist noch ein weiteres Hormon – das sogenannte Relaxin – für die Auflockerung von Sehnen, Bändern und Gelenken verantwortlich. Zur Unterstützung des stetig wachsenden Uterus, und später für die Geburt, sind diese Hormone äußerst hilfreich. Da sich aber nun mal die ganze Frau, und nicht nur ihr Bauch »in anderen Umständen« befindet, macht die erhöhte Elastizität den Körper insgesamt instabiler. Das ist einer der Gründe, warum werdende Mütter häufig über Rückenschmerzen klagen und nicht über Stock und Stein klettern sollten.

TIPPS FÜR EINEN SCHONENDEN ALLTAG

 Gewöhnen Sie sich an, die Zehen ein klein wenig einwärts zu drehen und die Knie etwas zu beugen. Ihr Baby wird so wie ein Ei im Eierbecher getragen und Ihr Rücken wird entlastet. Außerdem: Tragen Sie flache Schuhe.

 Bücken Sie sich, indem Sie die Knie beugen und im Rücken gerade bleiben. Beim Hochkommen stützen Sie sich über die Oberschenkel ab.

 Tragen Sie nichts Schweres. Der Rücken und auch der Beckenboden würden dabei zu sehr belastet. Wenn es sich nicht vermeiden lässt, achten Sie darauf, dass Ihr Oberkörper aufrecht bleibt und Sie den Gegenstand nah an Ihrem Körper halten.

 Sitzen Sie gerade. Schieben Sie sich dafür ein oder zwei feste Kissen hinter den Rücken. Und legen Sie immer mal wieder die Füße hoch.

 Ab ungefähr der 20. Schwangerschaftswoche sollten Sie generell besser auf der Seite als auf dem Rücken liegen. Für die Wirbelsäule ist es am besten, wenn Sie sich in der Seitenlage ein festes Kissen zwischen die Knie legen, ein Stillkissen ist dafür besonders zu empfehlen.


So liegt das Ungeborene im Optimalfall am Ende der Schwangerschaft im Mutterleib.

Haltungsveränderungen

Die Wirbelsäule ist die zentrale Stütze des Körpers. Optimal aufgerichtet trägt sie ihre Last am besten. In der Schwangerschaft muss der Körper extra Arbeit leisten und das zusätzliche Gewicht des heranwachsenden Babys tragen. Auch die Bänder, die den immer größer werdenden Uterus in Position halten, werden während der Schwangerschaft stark beansprucht.

Je größer der Bauch wird, desto mehr wird das Kreuzbein nach vorn gezogen. Dies ist der Grund dafür, dass etwa ab dem sechsten Schwangerschaftsmonat bei fast allen Frauen ein Hohlkreuz entsteht.

Um diese verstärkte Kurve der Lendenwirbelsäule auszugleichen, werden auch die anderen Krümmungen der Wirbelsäule ausgeprägter. Durch die hormonell bedingte Auflockerung der Sehnen, Bänder und Gelenke fehlt es in der Schwangerschaft darüber hinaus sowieso schon an Stabilität. Für den Rücken bedeuten diese Faktoren eine zusätzliche Belastung. Wenn Sie vor der Schwangerschaft eine gesunde Wirbelsäule und eine gute Haltung hatten, wird Ihr Körper das Mehrgewicht wahrscheinlich problemlos tragen können. Verspannungen im Rückenbereich kommen aber aufgrund der erhöhten Belastung des Rückens in dieser Zeit insgesamt sehr viel häufiger vor.

Begleiterscheinungen lindern

Mithilfe des Yogaprogramms können Sie Ihre Körperhaltung verbessern und die lästigen Verspannungen auflösen. Wichtig ist, dass Sie sich auch im Alltag um eine aufrechte Haltung bemühen und alles vermeiden, was Ihren Rücken zusätzlich belasten könnte. Auch die anderen typischen Unannehmlichkeiten wie Übelkeit, Herzrasen oder Stimmungsschwankungen lassen sich mit einem auf diese Zeit abgestimmten Yogaprogramm zumindest lindern, denn es wirkt ausgleichend auf Körper, Geist und Seele.

EIN BESONDERES ÜBUNGSPROGRAMM

Wer sich in anderen Umständen befindet, braucht ein besonderes Übungsprogramm. Viele Mütter beschreiben die Schwangerschaft als eine der schönsten und faszinierendsten Phasen ihres Lebens. Die Beschwerden, die dabei mitunter auftreten, können all das Wunderbare, das Sie jetzt erleben, kaum wirklich beeinträchtigen. Außerdem: Yoga hilft Ihnen, optimal damit umzugehen.

Entspannung tut gut

Mit dem speziell für Schwangere entwickelten Yogaprogramm in diesem Buch sind Sie auf der sicheren Seite. Viele der herkömmlichen Yogahaltungen wären jetzt für Sie nämlich ungeeignet. Sie könnten sich überdehnen, sich etwas zerren oder sich schlicht überanstrengen. Außerdem ist die Schwangerschaft bestens dafür geeignet, etwas Wesentliches zu lernen, was uns heute gar nicht so leichtfällt: die Anforderungen etwas herunterzuschrauben und es sich gut gehen zu lassen. Entspannen und Ruhigwerden, das sind wesentliche Eckpfeiler im Schwangerschaftsyoga.

Gezielt Spannung durchleben

Ausschließlich sanft und entspannend sollte das Programm aber dennoch nicht sein. Um wirklich loslassen zu können, braucht es einen gewissen Widerstand. Die Übungen auf der Yogamatte fungieren nämlich wie nebenbei auch als Spiegel für den Umgang mit Stress im Alltag.

Wäre das Leben durchweg rosig, wäre es einfach, immer gelassen zu bleiben. Die Kunst liegt darin, Frieden mit den Höhen und Tiefen zu schließen, das neue Leben mit all seiner Ungewissheit willkommen zu heißen und zu bejahen. Versuchen Sie, nicht an bestimmten Plänen festzuhalten, sondern sich für das zu öffnen, was Ihnen das Leben bringt. Das muss allerdings richtig geübt werden. Im Schwangerschaftsyoga wird dieses Loslassen zum Kernthema. Selbst wenn eine Haltung intensiv ist, Sie in den Muskeln fordert, lernen Sie, sich in die Übung hinein zu entspannen. Sie lassen los.


Sie können täglich freudig staunen, was da in Ihnen passiert.

WIRKLICH MUTTER WERDEN

Nicht wenige Schwangere versuchen mit aller Kraft, möglichst lange schlank, fit und leistungsfähig zu bleiben. Das alte Selbstbild aufrechtzuerhalten mag beruhigend wirken – hilfreich für die Schwangerschaft, die Geburt und die gemeinsame Zukunft mit Ihrem Kind ist es aber nicht. Tragen und gebären Sie Ihr Kind in Liebe, nicht im Kampf! Der Weg dorthin liegt im Loslassen, im Annehmen. Genau das wird durch Schwangerschaftsyoga gefördert.

Ihre Hauptaufgabe ist es, das Baby in Ihnen optimal zu versorgen und heranreifen zu lassen. Durch gezielte Bewegungen können Sie diesen so wesentlichen Prozess unterstützen. Powern Sie sich nicht aus! Schöpfen Sie stattdessen bewusst neue Kraft. Die Übungen in diesem Buch werden Ihnen dabei helfen.

Yoga in der Schwangerschaft

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