Читать книгу Die Sonnenkinder Saga - Patty Jackson - Страница 4
II
ОглавлениеNachdem sie mit ihrer Familie ausgiebig ihren Geburtstag gefeiert hatte, war sie nun wieder auf ihrem Zimmer. Sie fühlte sich immer noch sehr unruhig. Sie hatte das unbestimmte Gefühl, dass etwas anders war. Wahrscheinlich war es die Aufregung und – sie hatte eindeutig zu viel Kuchen gegessen. Da fiel ihr der Traumfänger ein. Sie hatte ihn nach der Schule ihren Eltern gezeigt, die ihn toll fanden, und ihn dann auf ihren Schreibtisch gelegt. Bevor sie schlafen ging, nahm sie ihn in die Hand, betrachtete ihn eindringlich und hing ihn über ihr Bett, direkt vor das Fenster, damit die einfallenden Sonnenstrahlen ihn am Morgen trafen. Früher hatte sie oft Alpträume gehabt. Sie wachte dann schreiend oder weinend auf und es dauerte manchmal einige Minuten, bis sie sich wieder gefangen hatte. Sie konnte sich immer nur an Bruchstücke erinnern, es ging meistens darum, dass sie vor irgendetwas oder irgendjemand eine panische Angst hatte und flüchten musste. Ihre Eltern hatten sich damals schon Sorgen gemacht. Sie hatten versucht herauszufinden, woher die Alpträume kamen. Da sie sehr behütet aufwuchs, konnten sie sich das wirklich nicht erklären. Ihre Mutter las einige Bücher zum Thema Psychologie und Traumdeutung und fand heraus, dass Verfolgungsträume sehr häufig waren und dahinter oft das Gefühl der Überforderung steckte. Ihre Eltern entschieden dann, dass sie ein „Sensibelchen“ war und packten sie noch mehr in Watte als sie es sowieso schon taten. Irgendwann hörten die Alpträume einfach auf. Die letzten Jahre konnte sie sich kaum erinnern, überhaupt etwas geträumt zu haben.
Das Amulett behielt sie an, dann ging sie ins Bett. Sie musste sofort in einen tiefen Schlaf gefallen sein, denn als sie aufwachte, fühlte sie sich hellwach. Sie war etwas irritiert, da es draußen noch stockdunkel war. Sie stand auf und wollte Licht machen, aber sie konnte den Lichtschalter nicht finden. Da bemerkte sie plötzlich eine Lichtquelle von draußen. Sie sah aus dem Fenster. Dort saßen zwei Leute vor dem Haus an einem offenen Feuer! Wie war das denn möglich? Nun war sie sich sicher, dass sie noch träumen musste. Dennoch war sie neugierig und ging in ihrem Nachthemd die Treppe hinunter. Obwohl es wirklich unheimlich war, verspürte sie aus einem unerklärlichen Grund überhaupt keine Angst. Und warum auch, es war doch nur ein Traum. Sie öffnete leise die Haustür und bewegte sich mit nackten Füßen auf die beiden zu. Sie konnte schon die Wärme des Feuers spüren. Das fühlte sich aber sehr realistisch an. Jetzt konnte sie die beiden Gestalten erkennen. Es handelte sich um einen Mann und eine Frau. Der Mann sah sehr alt aus, er trug einen schweren, dunklen Mantel, der wie Leder aussah, und auf dem Kopf war eine Art mit Federn besetzter Kopfschmuck. War er sowas wie ein Stammeshäuptling? Sie hatte sowas in der Art schon in Cowboy-Filmen gesehen. Schon verrückt, was einem das Unterbewusstsein so vorgaukeln kann. Die andere Person war eine Frau. Ihr Haupt bedeckte eine Art Turban, der wie eine Spirale spitz nach oben zulief. Sie trug ein langes, weiß-silbriges Gewand, eingehüllt in einen transparenten Schleier aus einem feinen Stoff, der silbern schimmerte. Sie hatte große, fast schwarze Augen, in denen sich das offene Feuer wiederspiegelte.
„Wir haben dich schon erwartet“, sagte eine sanfte, tiefe Stimme.
Kate setzte sich auf einen kleinen Schemel, der für sie bereitstand. Dann fuhr der Häuptling ruhig fort.
„Um die Erde steht es schlecht. Ihr habt eine wichtige Aufgabe vor euch. Es geht um das Überleben der Menschheit. Du bist eine der Auserwählten. Achte auf die Zeichen der Zeit.“
Dann erlosch das Feuer plötzlich.
In dem Moment wachte sie auf. Helles Licht schien durch das Fenster, es war Tag. Sie schaute auf die Uhr, die links neben ihr auf dem Nachtkästchen stand. 6:21 Uhr, zeigte die digitale Anzeige. Sie lag noch eine Weile in ihrem Bett, starrte den Traumfänger an und dachte nach. Sie fühlte sich etwas unbehaglich. Was war das für ein merkwürdiger Traum! Sie konnte sich an alles erinnern, an jedes kleinste Detail, an jedes Wort, was an sich schon seltsam genug war. Alles war so real gewesen! Was waren das für Leute? Und diese rätselhafte Botschaft – nein, sie konnte sich wirklich nicht vorstellen, eine Auserwählte zu sein. Um was zu tun? Die Menschheit zu retten? Und vor was denn? Klar, es gab viele Probleme auf der Welt. Aber was genau war denn damit gemeint? Die Zeichen der Zeit? Sie wusste beim besten Willen nicht, was sie damit anfangen sollte. Jetzt kam sie sich doch ein wenig albern vor. Sie war doch nur Kate. Die kleine Kate aus Bradford-on-Avon. Vermutlich hatte sie einfach zu viele Fantasy-Romane gelesen. Während Sie ihre Schuluniform anzog entschied sie sich, erst einmal niemandem von dem Traum zu erzählen, nicht einmal Beth.