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3. Kapitel

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Lieber Cousin,

es scheint, mit der Schilderung der ’Betze’-Atmosphäre habe ich dich etwas erschreckt?

Du fürchtest, du würdest dir inmitten einer fanatisierten Menge etwas verloren vorkommen, gar das Opfer unberechenbarer Freudenausbrüche werden?

Nein, das ist unbegründet. Auch du mit deiner eher nüchternen Veranlagung eines Historikers wirst erfahren, wie schön es sein kann, einfach in der Menge aufzugehen. Notfalls behilfst du dir mit einem Kunstgriff, stellst dir vor, die roten Teufel wären dein Heimatverein. Du wirst sehen, wie schnell du dann außer Rand und Band bist.

Ich weiß nicht, warum mir in diesem Zusammenhang der Ausdruck ’Pfälzer Krischer’ einfällt. Als erste Einstimmung eine Erklärung: ’Krischer’, dieses Wort kommt von ’Kreischen’, hochdeutsch auch ’Schreien’ genannt. Glaube mir, die lautstarken FCK-Anhänger trugen und tragen erheblich zum Mythos Betzenberg bei. Du darfst hier keine norddeutsch-unterkühlten oder gar schüchtern-spröden Fans erwarten. Der Betze bebt! Ein Erdbeben ist nichts dagegen

Viele Grüße Felix.

Guten Tag Jobst Jürgen,

nun bin ich aber überrascht: Kann es sein, dass du manchmal zu philologisch vorgehst? Der Ausdruck ’der Betze bebt!’ war nicht wörtlich zu nehmen. Wie kommst du darauf? Vielleicht hätte ich den Zusatz ’Ein Erdbeben ist nichts dagegen’ besser weggelassen.

Ich wollte damit natürlich nicht auf seismographisch bedenkliche Zustände unseres geliebten Berges anspielen. Ich weiß, dass du ein bodenständiger Mensch bist. Du brauchst, wenn wir zusammen den Betzenberg besteigen, nicht zu befürchten, dass du den Boden unter den Füssen verlieren wirst, sich unter uns ein Abgrund oder eine Erdspalte auftut und du am Ende nach Gießen überführt werden musst.

Berichte, nach denen Seismographen zu Zeiten von FCK-Heimspielen besondere Erdaktivität registrieren sollen, entbehren jeglicher Grundlage. Auch ist der Aufstieg zum Berg ganz leicht. Man braucht weder Spezialschuhe, noch Steigeisen.

Nicht nur der Betzenberg, auch das Umland wird dich hinreißen, befinden wir uns doch mitten im Pfälzer Wald: Dem größten zusammenhängenden Waldgebiet Deutschlands!

Vergiss nicht, festes Schuhwerk mitzubringen. Wir haben sicher genügend Zeit für Wanderungen durch lichtdurchflutete Mischwälder und Hügellandschaften.

Schon auf der Fahrt nach Kaiserslautern (wäre es übrigens möglich, dass du mir für deine Ankunft schon mal einen ungefähren Zeitraum nennst?) wirst du sehen, wie sich die Landschaft erheblich von der Vorderpfalz unterscheidet:

Ist es dort flach, so siehst du hier Erhebungen und schroffe Felsen, herrlich urwüchsige Wälder und Gesteinsformationen und alleine schon die Luft wird dir gut tun. Kaum bist du hier, spürst du, wie du wieder tief und leicht atmen kannst, wie frische, gesunde Luft dich durchströmt, dein Kopf leichter wird, alle Müdigkeit und Schwere von dir abfällt. Ein wahrer Jungbrunnen sage ich dir.

Lautern wird dich läutern − auch gesundheitlich. Du siehst, ich werde immer mehr zum Lauterer.

Viele Grüße Felix.

Jobst Jürgen,

anstatt dass du mir mitteilst, wann du in etwa zu kommen gedenkst, bringst du Bedenken vor, der Aufstieg ’bis zum Gipfel des Betzenberges’ würde dich möglicherweise physisch überfordern. Sollte meine begeisterte Schilderung dich zu der Vorstellung verleitet haben, dich erwarte so etwas wie die Besteigung der Zugspitze oder des Nanga Parbat, so kann ich dich gleich wieder beruhigen. Wir reden hier von keinem Drei- oder Achttausender! Die Höhe hält sich in Grenzen.

Vielleicht ist es aber einfach die Scheu vor großen Menschenmassen? Ich kann mir unschwer vorstellen, dass die Ränge deines heimischen Stadions selten so große Zuschauerzahlen anziehen. Du bist es einfach nicht gewohnt. Das wird sich aber schnell legen.

Ich schlage deshalb vor, dass wir − sozusagen als Einstimmung und zur Probe − uns erst einmal zu einem FCK-Training aufmachen.

Viele Grüße Felix.

Kaiserslautern? Sagenhaft!

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