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Kommissar Meyer und eine schöne Bescherung

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Kommissar Meyer von der Gemeinde Osselröde ist schon längere Zeit sauer und das ist auch gut zu merken. Während er an einem warmen Sommerabend zusammen mit seiner Frau Monopoly spielt, verliert er andauernd sein Geld und landet ständig im Knast. Außerdem hat er in letzter Zeit einen spastischen Darm entwickelt. Und als ob dies alles zusammen noch nicht genug wäre, ist in letzter Zeit im kriminellen Bereich auch wenig Aktivität zu spüren. Kurz und gut: Es sind für Kommissar Meyer keine rosigen Zeiten.

"Ich habe die Schnauze voll … ich geh ins Bett", gähnt Kommissar Meyer.

"Du hättest — bei deinen Problemen — die Bohnensuppe nicht essen sollen", antwortet seine Frau.

Auf einem Tisch stehen die leeren Suppenteller.

"Jaja, weiß ja schon, aber es schmeckt mir einfach so gut", murrt der Kommissar.

Seine Frau fängt an, alles aufzuräumen.

Ziemlich müde geworden läuft Kommissar Meyer die Treppe hinauf zum Schlafzimmer, als dort das Telefon klingelt — gerade als sein Darm anfängt, spastische Neigungen zu zeigen.

Er nimmt den Hörer ab: "Meyer", antwortet er und zieht dabei ein schmerzhaftes Gesicht, während seine Hand über den Bauch streichelt. "Funke, du? Was ist los?"

Zu diesem Zeitpunkt kommt seine Frau ins Schlaf-zimmer: "Schon wieder Funke, was hat der denn nun schon wieder?"

"Ich brauche einen Krankenwagen", schreit auf einmal der Kommissar und fällt mit dem Hörer, aus dem nur noch Geräusche zu hören sind, auf den Boden.

"Oh Gott, Liebster!", schreit seine Frau.

Der zweite Mann nach Kommissar Meyer, Polizeimeister Funke hat den Hörer noch am Ohr und ruft: "Kommissar, Krankenwagen! Oh Gott, Straßensperren", während hinter ihm durch das Fenster einige Lausbuben zu sehen sind, die dabei sind, die Luft aus den Reifen seines Streifenwagens zu lassen.

Es ist kurz nach zehn, und weil es ein Sommerabend ist, ist es noch hell, als der Krankenwagen mit dem Kommissar darin und mit heulender Sirene die Straße entlang fährt. Und obwohl es in Osselröde ein Krankenhaus gibt, muss der Krankenwagen wegen einer Umleitung einen längeren Weg über eine Bundesstraße nehmen.

Mit extrem hoher Geschwindigkeit fährt der Krankenwagen über die Bundesstraße, als aus entgegengesetzter Richtung ein Reisebus kommt.

Aus unerklärlichen Gründen schleudert der Reisebus hin und her. Der Fahrer des Krankenwagens tritt auf die Bremse, doch der Reisebus ist schon so nahe, dass sich beide Fahrzeuge streifen. Die Funken sprühen und der Krankenwagen dreht sich wie ein Kreisel. Dabei springen die Hintertüren auf und der Kommissar schießt auf seiner Tragbahre wie ein Fernlenkgeschoss in einen Graben voller Froschlaich. Das Kreischen von Blech ist in der ganzen Umgebung zu hören.

Zur gleichen Zeit rutscht der Reisebus mit brachialer Gewalt in den Grünstreifen. Im Reisebus brennen alle Lichter und im hellen Schein erkennt man eine Travestie-Gesellschaft, die unterwegs ist zu einem Treffen. Durch das plötzliche Manöver und den darauffolgenden Schrecken, sind bei den meisten Männern die künstlichen Brüste auf den Rücken gerutscht und auch ihre Perücken haben sich von hinten nach vorne gedreht.

Der Krankenwagen-Besatzung ist noch ein wenig schwindlig, doch schon sind sie dabei, den Kommissar aus seiner misslichen Lage zu befreien. Ganz grün von all dem Froschlaich fängt der Kommissar an zu fluchen wie ein Pferdekutscher, als sich auch einige Travestiedarsteller die Sache mal ansehen. Andere Verkehrsteilnehmer versuchen mit Lichtsignalen, näherkommende Fahrzeuge zu warnen. Mittlerweile ist auch schon die lokale Presse vor Ort und macht Bilder von dem ganzen Geschehen.

"So ein grünes Kleid hatte ich auch mal, weißt du noch?", sagt eine der Drag Queens.

"Deins war glaub ich ein wenig heller", antwortet ein anderer.

"Verdammt noch mal, so ein Scheißdreck … da wäre ich doch beinahe ertrunken", schreit der Kommissar, als die beiden Sanitäter ihn auf seiner auch ganz grünen Tragbahre über die Straße ziehen, wo auch schon ein anderer Krankenwagen angefahren kommt.

Natürlich wird auch die Polizei verständigt. Und die kommt auch, aber nicht mit heulenden Sirenen, sondern auf einem Fahrrad in der Gestalt des Polizeimeisters Funke.

Funke auf seinem Fahrrad aber, erschrocken von dem Anblick der verschiedenen Drag Queens mit auf dem Rücken hängenden Brüsten, fährt direkt in den Graben voller Froschlaich.

Alles in allem ist es ein Schauspiel, wovon die Presse sonst nur träumt — besonders, als dann die Drag Queens versuchen, Polizeimeister Funke aus dem Graben zu ziehen.

Albträume sind es aber nur für Kommissar Meyer und den Polizeimeister Funke, als die beiden am nächsten Tag nebeneinander im Krankenzimmer liegen und auch beide dieselbe Zeitung lesen. Der Kommissar trägt eine übergroße Windel und Polizeimeister Funke hat beide Beine im Gipsverband.

Wir sehen auf der Titelseite der lokalen Zeitung die Schlagzeilen eines humorvollen Redakteurs: DER KOMMISSAR UND DAS TRAVESTIE-TREFFEN. Darunter ein Foto mit einem äußerst grünen Kommissar Meyer auf seiner Tragbahre und dahinter mehrere Herren in Damenkleidung, mit Brüsten auf dem Rücken und derangierten Haaren im Gesicht.

Satirische Sketche

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