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Kommissar Meyer und das Geschenk
ОглавлениеEs ist Abend und ein verliebtes Paar sucht sich einen stillen Platz, an dem sie die Liebe praktizieren können. Durch ein halb offenstehendes Fenster eines Autos öffnen sie einfach die Tür und legen sich auf den Rücksitz.
Kommissar Meyer aus Osselröde ist in letzter Zeit ziemlich angespannt und schluckt deswegen jeden Tag Pillen zur Muskel-Entspannung, als sei es Brausepulver. Mehr oder weniger geht er seitdem wie ein nasser Lappen durch das Leben. Wobei angemerkt sei, dass ihm bei vielem mehr und mehr das Kotzen kommt.
Seine Frau, die sich Sorgen um ihren Mann macht, ist gerade am Telefon und spricht mit einer Freundin. "Hmm, ich habe zu ihm gesagt, du solltest mal zum Doktor gehen", sagt sie, während sie ihren Mann beobachtet, der im Stuhl schläft. "Nein, bei der Untersuchung kam nichts heraus … nur, dass das mit dem Kotzen immer abends passiert … worauf er zum Doktor gesagt haben soll: Das kommt bestimmt von dem kommerziellen Fernsehen abends, denn das wäre ja zum Kotzen, ständig Arsch- und Titten-Beiträge in der Bildröhre." Sie hört auf zu telefonieren und weckt ihren Mann. "Nun, wie steht‘s? Du sollst doch heute Abend deiner Schwester ihr Geschenk bringen", sagt sie zu ihm.
Er wird langsam wach: "Geschenk? … Geschenk … ach, natürlich … na klar. Er kratzt sich am Kopf. "Aber hoffentlich finde ich ihre neue Adresse?"
"Ja hoffentlich, übrigens — wie steht es mit dem Gestank im Auto, nachdem sich der Geruch deiner Matjes da verbreitet hat?"
"Ich habe die Fenster geöffnet, sodass da frische Luft hereinkommt."
"Und du denkst, dass das vernünftig ist mit all den Kriminellen in der Gegend?"
Er zuckt nur die Achseln, während das Telefon läutet.
Er geht ran: "Meyer … Funke, du? Was ist los?"
Frau Meyer hört konzentriert zu, während ihr Mann mit Polizeimeister Funke, redet.
"So, die Undercoverpolizistin steht als Prostituierte verkleidet am Straßenrand? Aber die Bereitschaftspolizei konzentriert sich nicht wie abgesprochen nur auf die Nutten, sondern auch auf den Hurenbock? … und Funke, morgen früh möchte ich den Bericht auf meinem Tisch, ist das klar?" Der Kommissar gähnt mal richtig, dass die Mundwinkel bis an beide Ohren reichen, und haut den Hörer aufs Telefon. Seine Frau überreicht ihm das Geschenk für seine Schwester.
Es ist schon ziemlich spät, als Kommissar Meyer in Richtung Großstadt fährt. Mit seinen Fingern tippt er beifällig auf ein Päckchen, das er zwischen seinen Beinen hält und auf dem die Adresse seiner Schwester geschrieben steht. In dem Päckchen befindet sich das Geschenk.
Da sein Navi in letzter Zeit falsche Angaben macht, hat er es ausgeschaltet. Er muss nun selbst die neue Adresse seiner Schwester suchen. In der Großstadt kennt er sich nicht aus und es ist dann auch kein Zufall, dass er relativ schnell in eine Sackgasse gerät.
Während er versucht aus der Sackgasse herauszukommen, überquert vor seinem Auto eine Frau die Straße. Er öffnet sein Fenster. "Guten Tag, ich suche … "
"Hallo Süßer", unterbricht ihn die Frau, „du bist sicherlich auf der Suche nach mir?", und drückt ihm ihr Dekolleté unter die Nase.
Der Kommissar kennt sich in diesen, nun ja, polizeilichen Dingen natürlich sehr gut aus und macht dann auch Anstalten weiterzufahren.
"Na na, Süßer, du möchtest weiterfahren, aber nicht doch … bei mir nämlich, kommt immer alles zum steh‘n! Und wenn ich mich nicht täusche, hast du da eine Geschenkverpackung zwischen deinen Beinen … Ach, du Süßer, genau betrachtet steht neben deinem Auto ein viel besseres Geschenk. Du brauchst es nur auszupacken … aber was ich mich frage: Woher kommt denn der … nun, wie soll ich es sagen, abscheuliche Geruch?" Sie schnuppert ständig in sein Auto.
Erneut versucht der Kommissar weiterzufahren, als die Frau ihren Kragen, in dem ein Mikrofon versteckt ist, an ihren Mund drückt: "Ich habe hier einen!"
Und noch bevor der Kommissar reagieren kann, und er ist viel gewöhnt, stehen zwei Polizisten um sein Auto und befehlen ihm auszusteigen.
Die Frau spricht dabei mit den Polizisten: "Schon beim ersten Anblick fühlte ich, hier stinkt etwas, außerdem liegen da auf dem Rücksitz ein Exemplar der Arsch- und Titten-Presse, ein gebrauchtes Kondom und, wenn ich mich nicht irre, ein Päckchen, das wie eine Bombe tickt!" Sofort ziehen die Polizisten ihre Waffen und legen dem Kommissar Handschellen an.
Der Kommissar, der sich schon längere Zeit wie ein nasser Lappen fühlt, versucht die Polizisten davon zu überzeugen, dass er der Kommissar Meyer von Osselröde ist. Die zwei Polizisten lachen nur und rufen: "Und wir sind Siegfried und Roy."
Wie aus dem Nichts ist plötzlich eine Spezialeinheit da, um das verdächtige Päckchen zu untersuchen. Auf der Motorhaube liegt der Kommissar und findet wieder einmal alles zum Kotzen, während die Spezialeinheit eine schöne Uhr aus dem Päckchen hervorholt.
Für den Kommissar, nicht mehr weit davon entfernt den Verstand zu verlieren, scheint von nun an ein langes und bisher fröhliches Leben endgültig vorbei zu sein. Aber dann ist auf einmal der Polizeimeister Funke da: "Kommissar … Sie?! Was ist los?"
"Funke, hol mich aus diesem Scheiß heraus und das ein bisschen plötzlich."
Am nächsten Tag liegt der Kommissar, von seinen Medikamenten total benebelt zu Hause im Bett und versucht, mit Funke neben ihm, einen Bericht über das gestrige Geschehen zu schreiben.