Читать книгу Faszination Kosmetik I - Paul Reinhold Linn - Страница 17
Persönlichkeit führt? – Persönlichkeit führt!
ОглавлениеEs ist nicht schwer, darauf zu kommen, dass eine selbständige Kosmetikerin Menschen mögen und kommunizieren können muss. Weitere Persönlichkeitsmerkmale, wie Fleiß, Ehrlichkeit und Zielstrebigkeit sind obligatorisch; also unverzichtbar.
Ich persönlich glaube, dass man nicht von Grund auf fleißig, zielstrebig oder ehrlich ist. Sondern meine Überzeugung ist es, dass die dahinterstehenden Motivationen eben den Fleiß, die Zielstrebigkeit oder die Ehrlichkeit nähren. Somit wäre also nicht die Frage, welches Persönlichkeitsmerkmal jemand mitbringt, sondern vielmehr, wie intensiv jemand wodurch motiviert – also angetrieben – ist.
Was treibt Sie an, sich selbstständig zu machen? Wie groß und wie stabil ist dieser Antrieb? Noch intensiver befragt: Fühlen Sie sich beinahe gezwungen, diese Selbständigkeit eingehen zu müssen – oder darf es einfach nur sein? Ist es mehr eine spontane kurzlebige Angelegenheit, sozusagen eine „Idee mal schnell zwischendurch“ oder bewegt Sie dieser Antrieb schon lange und intensiv?
Liest sich merkwürdig, oder? Aber ob Sie es für möglich halten, oder nicht, tatsächlich sind die meisten Menschen unbemerkt getrieben von Vorstellungen und Werte anderer! Meistens leben Menschen die Apelle und Wertungen ihrer frühen Bezugspersonen, wie Eltern, Lehrer oder anderer sehr nahestehenden (beeinflussenden) Menschen aus, ohne ihnen dass dieses Verhalten bewusst wäre. Nahestehende Menschen können Verwandte, Freunde, Vertraute aus frühen Tagen, Kindergärtnerinnen oder Priester sein. Die Wertvorstellungen wichtiger früher Bezugspersonen sind stark verinnerlicht bzw. sitzen tief in uns und sind uns in der Regel meist nicht bewusst. Sie können – wie eigentlich alles im Leben – hilfreich und auch blockierend sein.
Warum ist diese Frage wichtig zu klären? Nun ja, bevor ich nicht als Individuum weiß, woher meine Antriebe oder Motivationen kommen, kann ich nicht unterscheiden, ob die Antriebe zu meinem Wohl oder meinem Wehe führen werden. So ist beispielsweise der Antrieb, perfekt sein zu wollen, ein zu Höchstleistungen motivierender Aspekt. Keine Frage. Aber sobald hieraus ein Zwang wird, weil alles andere außer Höchstleistungen mich zum Versager machen würde, dann wirkt ein solcher Antrieb eher zerstörerischer als alles andere. Zwanghaft perfekte Menschen – sogenannte Perfektionisten – leiden unter unerträglichem Druck und der Tatsache, dass es nie ausreichen wird. Und dieser Druck und die gleichzeitige Angst vor Versagen macht jede mögliche Freude an den schönen Aspekten der Perfektion zunichte.
Machen Sie sich deutlich, indem Sie sich hinterfragen, was wirklich die Bestrebungen hinter Ihrem Wunsch nach Stärke, Perfektion und Anstrengungen sind. In der nachfolgenden Auflistung finden Sie die klassischen Antreiber, die möglichen Botschaften hinter den selben, das Ziel der Antreiber und parallel die heilvollen »Erlauber«, die Sie alternativ zu den üblichen Botschaften für Sich gedanklich ausprobieren können.
Sollten Sie feststellen, dass die Botschaften übermächtig sind und nicht durch die vorgeschlagenen Erlauber zu korrigieren scheinen, dann ist dringender Handlungsbedarf angezeigt, damit Sie gesund und positiv motiviert bleiben.
»Sei stark!«
Seine Botschaft: »Beiß die Zähne zusammen! Zeige keine Gefühle, keine Schwäche. Bewahre immer die Haltung!«
Sein Ziel: »Sicherheit liegt nur in der Unabhängigkeit! Deshalb müssen Abhängigkeiten und Verletzlichkeiten vermieden werden!«
Positiver Aspekt: kraftvoll sein
Der Erlauber: »Ich bin offen und teile meine Wünsche mit!«
»Ich darf auf mich vertrauen!«
»Ich darf um Hilfe bitten!«
»Ich darf Gefühle zeigen!«
Sie erkennen sofort, dass es prinzipiell attraktiv und erstrebenswert erscheint, »kraftvoll« zu sein. Unter diesem Mantel der vermeintlichen Attraktivität tarnt sich möglicherweise ein gnadenloser Druck, den wir nicht übernehmen müssen! Wir dürfen nach Kraft streben, aber eben dies: Wir dürfen danach streben, wir müssen es aber nicht.
Beim nächsten bereits angesprochenen Beispiel der Perfektion wird es noch deutlicher:
»Sei perfekt!«
Seine Botschaft: »Mache bloß keine Fehler!«
Sein Ziel: »Nur maximale Kontrolle über Menschen und Dinge verschafft auf jeden Fall Anerkennung. Deshalb sind Fehler zu vermeiden!«
Positiver Aspekt: Sinn für Vollkommenheit
Der Erlauber: »Ich gebe mein Bestes!«
»Ich bin liebenswert und wertvoll, so wie ich bin!«
»Ich bin, wie ich bin: Gut genug – ergebnisunabhängig!«
»Ich habe ein Recht auf Erfolge und Misserfolge!«
»Ich darf Erfahrungen machen!«
Der nächste Antreiber ist nahezu ein »weiblicher« Antreiber:
»Mach es allen Recht!«
Seine Botschaft: »Sei immer liebenswürdig und gefällig!«
Sein Ziel: »Nur wenn man es allen Recht macht, bekommt man Zuwendung und Anerkennung. Deshalb darf man nie nein sagen!«
Positiver Aspekt: Sensibel und achtsam sein
Der Erlauber: »Ich bin lieb und nett zu mir selber!«
»Ich bin auch wichtig!«
»Meine Bedürfnisse sind gleichrangig zu anderen Bedürfnissen!«
»Niemand ist schuldig – ich auch nicht!«
»Beeil dich!«
Seine Botschaft: »Schaue immer vorwärts!«
Sein Ziel: »Schnell machen, damit man nichts verpasst!«
Positiver Aspekt: hohe Leistungsbereitschaft
Der Erlauber: »Ich darf mir Zeit nehmen!«
»Meine Zeit gehört mir!«
»Streng dich an!«
Seine Botschaft: »Mühe dich bis zum letzten ab! Nur Schweres ist wertvoll! Wer erfolgreich sein will, muss leiden!«
Sein Ziel: »Nur allergrößte Anstrengung bringt Erfolg!«
Positiver Aspekt: Durchhaltevermögen
Der Erlauber: »Ich tue es einfach!«
»Meine Kraft teile ich mir ein!«
»Was ich tue, tue ich für mich«
Ziel dieser kleinen Bewusstmachung ist ein gütiger Umgang mit sich selber. Zwanghaftes Verhalten führt niemals zu Glück und Erfolg. Sie und ich, wir sind selbständig und dürfen selbständig fühlen, denken und entscheiden.