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Prolog

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»Wir sind Verlorene«, sagte der Reiter, dessen Visierhelm mit einem Federbusch geschmückt war. Einst mochte er ein Edelmann gewesen sein, doch das zählte nicht mehr. Er sah abgekämpft aus, seine Kleidung war zerschlissen, das Eisen seines Brustpanzers matt.

»Egal, wohin wir reiten und wie lange wir unterwegs sind, wir kommen an kein Ziel.«

Er sagte es wie zu sich selbst, aber sein Begleiter hörte seine Worte. Er erwiderte:

»Wie lange sind wir schon in diesem Nebel? Ich fühle nichts mehr. Schlägt mein Herz noch? Atme ich? Ich weiß es nicht. Bin ich tot? Sind wir es alle – und reiten wir ins Land der Heroen ein?«

»Schöne Helden sind wir!«, sagte der Reiter mit dem Federbusch abfällig. »Was haben wir gewonnen?«

»Wir haben keinen Sieg errungen – aber auch keine Niederlage erlitten«, sagte sein Begleiter.

Sie nannten es das Nebelland, obwohl der Ausdruck nicht zutreffend war. Die Düsternis, die sie einhüllte, war nicht wirklich Nebel.

»Verdammt!« Der Edelmann trieb sein Pferd an und sprengte an der Kolonne von Kriegern vorbei, hinein in das verwaschene Nichts. In der Ferne zeigte sich kein Horizont. Nirgends ein Baum, kein Büschel Gras weit und breit, nicht einmal Sand. Kein Berg, kein Hügel unterbrach das eintönige Nichts. Man sah nicht einmal einen Steinwurf weit.

Fußvolk und Reiter, alle von lange zurückliegenden Kämpfen gezeichnet, trotteten wie im Traum einher.

»Da vorne! Land!«

Der Ruf pflanzte sich wie ein Lauffeuer fort, einer rief es dem anderen zu, und Hoffnung keimte in den Herzen der Krieger auf.

Das Land war ein schmaler heller Streifen in der ewigen Dämmerung. Wie eine Insel erhob sich die Landzunge aus dem trüben Nichts. Ein Streifen Grün, mit Tieren und Menschen darauf.

Der Haufen der Verlorenen eilte darauf zu. Die Reiter trieben ihre Tiere ein letztes Mal an – dort war das rettende Land! Die Fußkrieger nahmen alle ihre Kräfte zusammen, um die grüne Insel zu erreichen.

Das Donnern der Hufe und das Trampeln der Schritte erfüllte die Luft ... Doch als sie das vermeintliche Land erreichten, löste es sich wie ein Spuk auf.

»Wir sind Verlorene«, sagte der Reiter mit dem Federbusch auf dem Visierhelm. »Was für einen Sinn hat unser Leben denn noch? Wenn wir doch wenigstens kämpfen könnten!«

»Vielleicht sind wir Gefallene auf dem Weg ins Land der Heroen«, sagte sein Begleiter wieder.

Die Ruhe kehrte in die Kolonne zurück, deren lange Schlange sich vorne und hinten in der Düsternis verlor. Alle fielen wieder in den hoffnungslosen Trott zurück.

Jemand fragte:

»Oder ist das die Schattenzone ...?« Niemand konnte ihm Antwort geben. Einige fröstelten bei diesem Gedanken. Andere machten verkniffene Gesichter, schoben solche Überlegungen weit von sich und dachten an bessere Zeiten, als sie noch in einer Welt lebten, wo das Unten auch wirklich unten war und das Oben von einem Himmel begrenzt, wo sie den Boden sahen, über den sie schritten – und vor sich einen Horizont, ein Ziel.

»Weiter! Lasst den Kopf nicht hängen. Irgendwann einmal werden wir ...«

Der Sprecher verstummte.

Er hatte keine Vorstellung davon, was die Zukunft bringen mochte.

Mythor 50: Die Mauern von Logghard

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