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Stufe 3 – 3.

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Den Rest der Reise verbrachten sie in Schweigen. Imogen schämte sich zutiefst, dass Stuart sie in dieser Lage vorgefunden hatte. Vermutlich hielt er sie nun für ein geschändetes Weibsstück, das er so schnell wie möglich an ihre Familie loswerden wollte. Warum er sie nicht direkt zum Sitz der Familie Montagu brachte, war ihr ein Rätsel, aber vermutlich sah sie so ramponiert aus, dass ihre Familie nur das Schrecklichste annehmen würde.

Spät in der Nacht erreichten sie Headley Down Park, das imposante Anwesen der Woodstocks. Es war bereits seit mehr als vierhundert Jahren im Besitz der Familie. Stuart war der 9. Duke of Lonsdale. Bisher war der Titel jeweils an einen Sohn vererbt worden. Einzig Stuart war lediglich ein entfernter Neffe des 8. Duke, der keine Kinder hinterlassen hatte.

Imogen sank entgegen ihrer Absicht in einen leichten Schlaf, sie konnte sich nicht gegen die Müdigkeit wehren, und die Augen fielen ihr zu. Als die Kutsche mit einem Ruck hielt, erwachte sie und sah sich irritiert um.

»Wie spät haben wir?«, fragte sie laut.

»Weit nach Mitternacht, Mylady«, erklärte der Kutscher, während Stuart ihr beim Aussteigen half.

Ein Lakai öffnete die Tür des Herrenhauses, das seinen Schatten auf den Kiesweg warf. Der Mond stand hoch am Himmel und tauchte die Umgebung in ein silbriges Licht. Düster und unheimlich wirkte das Haus auf Imogen, sie begann zu zittern. Weit und breit gab es nichts außer den Schatten von großen Bäumen, der Wind fegte über sie hinweg, als wollte er sie mit fortreißen. Er zerrte an ihrer Kleidung, der kalte Hauch fühlte sich wie ein eisiger Atem an.

»Wir benötigen etwas zu essen«, wies Stuart den Diener an, der sich verbeugte und auf den Weg in die Küche machte. Im Haus brannten noch Lichter. Obwohl Imogen draußen noch gefröstelt hatte, war es im Haus behaglich warm. Die Wände der großen Eingangshalle waren mit Teppichen behangen, die sehr wertvoll aussahen. Große Statuen zierten den Treppenaufgang. Das Innere des Hauses war wesentlich angenehmer, als Imogen es erwartet hatte. Sie hatte sich also nicht nur in Stuart geirrt.

Als sie das Speisezimmer betraten, prasselte hier ein behagliches Feuer, obwohl es Mitte Juni war. In England waren die Nächte oft kalt, umso glücklicher war Imogen, der Wärme hier zu begegnen.

Stuart nahm ihr den Umhang ab. »Bitte setzen Sie sich. William, der Butler, wird uns gleich etwas zu essen bringen.«

»Danke, aber ich bin nicht hungrig. Ich sollte vielleicht zu meiner Familie zurückkehren.«

Stuart blickte Imogen irritiert an. »Bitte, nehmen Sie Platz. Sie können nicht mitten in der Nacht zurück zu Ihrer Familie, wenn Sie keinen Skandal auslösen wollen.«

»Aber wie könnte ich Ihrer Familie unter die Augen treten? Wo doch jeder weiß, dass ich geflohen bin, um einer Ehe mit Ihnen zu entkommen«, wisperte Imogen und kam der Aufforderung nach, setzte sich an den großen Esstisch.

»Es gibt niemanden, der Anstoß daran finden könnte. Außer Ihrem Vater weiß niemand davon, nur ich. Sie haben Cardiff zum Schiff begleitet, um ihn zu verabschieden, das ist das, was alle Welt annehmen wird. Nur wir beide wissen, was in dieser Kammer wirklich geschehen ist, und es wird für immer unser Geheimnis bleiben.«

Der Butler betrat den Raum, zusammen mit dem Lakaien, und brachte einige Platten herein. »Mylord, wir haben noch kalten Braten und Brot.«

»Danke, William. Das reicht Lady Imogen und mir vollkommen. Wir sind ein wenig hungrig nach der Reise. Sie können dann wieder zu Bett gehen, wir kommen allein zurecht.«

»Sehr wohl, Euer Gnaden.« William verbeugte sich und verließ mit dem Lakaien den Raum.

Stuart goss etwas in einen Kelch und reichte ihn Imogen. »Hier, trinken Sie das. Es wird Ihnen guttun. Sie können es jetzt gebrauchen.«

Er behielt recht. Nachdem Imogen an dem milden Wein genippt hatte, fühlte sie sich schon besser. Mit der Zunge nahm sie einen Tropfen auf, der an ihren Lippen hängen geblieben war, und seufzte leise.

»Wie können Sie mich heiraten wollen, nach allem, was geschehen ist? Wieso halten Sie an dieser albernen Vereinbarung fest? Es ist nicht mehr zeitgemäß. Warum soll ich Ihre Frau werden?«

Stuart blickte sie eindringlich an, dann wandte er den Blick ab. Imogen konnte sich keinen Reim darauf machen.

»Das geht Sie nichts an. Ihr Vater und ich sind uns einig, und so werden wir es machen.«

»Und wenn ich mich weigere?«, gab Imogen trotzig zurück.

»Dann wird ganz England erfahren, dass Cardiff versucht hat, Sie zu schänden. Ich glaube, von dieser Blamage wird sich Ihre Familie nie wieder erholen.«

»Sie erpressen mich?« Imogen traute ihren Ohren nicht. »Sie sind noch niederträchtiger, als Lupus es gewesen ist.« Imogen konnte es nicht fassen. Sie ließ die Gabel auf den Teller fallen, mit der sie sich eben ein Stück von dem Braten hatte nehmen wollen. Obwohl ihr Magen laut knurrend rebellierte, war ihr schlagartig der Appetit vergangen. Abrupt sprang sie auf, von dem Sessel, auf dem sie Platz genommen hatte. »Wenn Sie mir bitte das Zimmer für diese Nacht zeigen wollen? Morgen werden Sie mich wieder los sein.« Sie blickte Stuart erhobenen Hauptes ins Gesicht.

»William wird Ihnen Ihr Zimmer zeigen«, presste er ungehalten zwischen den Zähnen hervor und rief erneut nach dem Butler.

Ohne sich von Stuart zu verabschieden, folgte Imogen William, der an der Tür mit einem Kandelaber auf sie wartete, hinauf in das obere Stockwerk.

*

Dieses verdammte Weibsbild brachte ihn noch zur Weißglut. Stuart ballte die Hände zu Fäusten. Nun hatte sie den Raum verlassen und weder richtig gegessen noch getrunken. Auch wusste er nicht, ob er nach einem Zimmermädchen rufen sollte, das ihr als Zofe zur Hand gehen konnte. Wieso hatte Gott diese störrischen Lebewesen geschaffen? Vermutlich, um den Männern den Verstand zu rauben.

Missmutig packte Stuart ein Fleischstück auf einen Teller, dazu ein wenig Brot, und zuletzt füllte er einen Kelch mit Wein. Damit belud er ein Tablett und brachte es hinauf in den Stock zu den Schlafgemächern. Er hatte ihr das Bernsteinzimmer vorbereiten lassen, weil es direkt neben seinem lag und es eine Verbindungstür gab.

Durch diese Tür betrat er nun ihr Gemach, nachdem er angeklopft hatte.

»Lady Imogen, Sie haben noch nichts gegessen …« Mitten im Satz hielt er inne, als er sah, dass sie dabei war, sich ihres Kleides zu entledigen.

Ihre Blicke trafen sich, und Imogens Wangen wurden von einer reizenden Röte überzogen, obwohl sie ihr Kleid noch nicht heruntergelassen hatte.

»Soll ich nach einem der Dienstmädchen schicken lassen?«

»Nein, danke. Ich komme allein zurecht«, behauptete sie, obwohl dies ganz und gar nicht der Fall zu sein schien.

Stuart stellte das Tablett auf dem kleinen Tisch neben der Tür ab und trat auf Imogen zu, die immer noch vor dem bodentiefen Spiegel stand.

Er suchte ihren Blick im Spiegel und als er ihn fand, hielt er ihn gefangen.

Sie hatte bereits ihr Haar gelöst, das sich nun über ihren Rücken ergoss. Mit einer schnellen Bewegung strich er ihr die Haarpracht über die rechte Schulter nach vorn.

»Ich könnte Ihnen ebenso behilflich sein«, erklärte er mit ruhiger Stimme.

»Das halte ich nicht für schicklich.« Ihre Worte waren weniger als ein Flüstern, sie erregten Stuart ungemein. Diese Frau heizte sein Blut auf eine ungeahnte Weise an, und dieses Gefühl war neu für ihn.

»Es weiß ja niemand«, gab er zur Antwort und lächelte.

Wie wunderschön sie doch war, mit ihrem blonden Haar und den hellblauen Augen. Mit geschickten Fingern öffnete er rasch die Haken an ihrem Kleid, sodass das Unterhemd auf dem Rücken sichtbar wurde. Er konnte nicht anders, als sie zu berühren. Sie war für ihn bestimmt, sie sollte seine Gemahlin werden, ihm gehören. Wie gern hätte er sie mehr als nur berührt, doch das war ausgeschlossen. Nicht, bevor sie verheiratet waren. Nicht nach dem, was sie alles am vergangenen Tag hatte durchmachen müssen.

»Sie müssen mich verachten, Euer Gnaden«, wisperte Imogen und zog das Kleid von ihren Schultern, das raschelnd zu Boden fiel. Geschwind löste sie die Schleifen des Reifrocks und entledigte sich dessen.

Wie gebannt starrte Stuart sie an, nicht in der Lage, sich zu rühren. Das Kaminfeuer gab ein wenig Licht ab und ließ ihren Körper durch die dünne Unterwäsche durchscheinen. Er holte hart Atem. Wie schön sie doch war. Mit einem unschuldigen Blick sah sie zu ihm auf. Viel zu nah standen sie sich gegenüber. Er bemerkte, wie sich ihre Brüste hoben und senkten, bei jedem Atemzug. Unmerklich kam sie noch einen Schritt näher.

»Nein, Sie müssen mich sogar verabscheuen. Ein anderer Mann hat mich heute berührt«, raunte sie ihm zu und blickte ihm selbstbewusst in die Augen.

In diesem Moment verstand Stuart, was Imogen mit diesem Verhalten beabsichtigte. Sie wollte ihn schockieren, sie wollte ihn von sich stoßen, damit er sein Vorhaben, sie zu ehelichen, aufgab.

»Kein Mann will eine Frau, die sich derart ruchlos verhält.« Bei diesen Worten streifte sie den Rest ihrer Kleidung ab, bis sie nackt vor ihm stand.

Keine Ahnung, wie Imogen auf einen solchen Gedanken kam, aber mit ihrem Benehmen bewirkte sie das genaue Gegenteil von dem, was sie bezweckte.

Dir verpflichtet

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