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Eins

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Sir John Cranston, der Coroner der Stadt London, balancierte seine Leibesfülle auf einem Schemel, schob die Biberfellmütze in den Nacken und wischte sich über das rote, glänzende Gesicht. Zu gern hätte er den wunderbaren Weinschlauch unter seinem Mantel hervorgezogen, aber er war nicht sicher, in welcher Stimmung sein Secretarius war, der Dominikanerbruder Athelstan, der am anderen Ende des Zimmers saß. Athelstan war still – noch stiller als sonst. Das schmale, olivhäutige Gesicht unter dem schwarzen Haar mit der Tonsur war regungslos, und seine sonst lächelnden Augen blitzten ziemlich streng. Er hatte die Hände in die Ärmel seiner weißen Kutte geschoben und nagte an der Unterlippe.

Er ist nicht gern hier, dachte Cranston. Er wäre lieber drüben am anderen Ufer in St. Erconwald, bei seiner verdammten Pfarrgemeinde. Der Coroner betrachtete die Miene des Freundes aufmerksam. Athelstan hatte noch nicht einmal Zeit gehabt, sich zu rasieren oder zu frühstücken. Er hatte eben die Morgenmesse gelesen, als Cranston ihn gerufen hatte.

»Du mußt kommen, Bruder«, hatte der Coroner gedrängt und auf den großen Kater gedeutet, der mit Athelstan in der Kirche ein und aus ging. »Bonaventura kann St. Erconwald bewachen. Wirf dem alten Philomel ein bißchen Heu vor. Ich möchte ein Geheimnis aufdecken, welches sogar deinen Verstand auf eine harte Probe stellen wird. Der meine ist jedenfalls ratlos.«

Athelstan war schnell und schweigend gefolgt, und sie waren über die London Bridge und durch das Gedränge zum Haus des Wucherers Bartholomew Drayton in der Ratcat Alley marschiert.

»Erzähle es uns noch einmal.« Cranston winkte seinen obersten Büttel, Henry Flaxwith, heran.

Der Mann prustete geräuschvoll.

»Ich weiß, ich weiß«, sagte Cranston zuckersüß. »Aber Bruder Athelstan muß alle Tatsachen erfahren. Wir wären alle lieber anderswo. Aber Drayton ist ermordet worden, und eine Menge Silber ist verschwunden.«

»Es ist so, Sir John«, begann Flaxwith. »Heute früh, lange bevor es zur Morgenandacht läutete, waren ich und Samson …«

»Zur Hölle mit ihm!« unterbrach Cranston. »Ich will nichts von deinem verdammten Köter hören.«

»Ich und mein Hund«, fuhr Flaxwith unerschütterlich fort, »waren auf meinem dienstlichen Rundgang. Samson nun …« Er zwinkerte Athelstan zu. »Samson …«, intonierte er, ohne auf Cranstons verdrossenen Seufzer zu achten, »geht immer sehr langsam, bleibt gern stehen, schnuppert und hebt das Bein. Ich hatte mir eine Aalpastete gekauft, weil ich noch nicht gefrühstückt hatte …«

Cranston schloß die Augen. O Gott, gib mir Geduld, betete er. Flaxwith hatte ein so trübsinniges Aussehen, aber er war ehrlich und gründlich und besaß einen scharfen Blick für Einzelheiten.

»Ich hatte die Pastete eben aufgegessen«, fuhr Flaxwith fort, »als wir in die Ratcat Alley kamen. Zwei junge Männer, Draytons Schreiber, Philip Stablegate und James Flinstead, standen vor dem Haus ihres Herrn und hämmerten an die Tür.«

»Das sind die beiden Hübschen dort oben?«

»So ist es, Sir John. Nun, ich fragte sie, was denn los sei.« Flaxwith hob das pausbäckige Gesicht. »Ich sollte eigentlich nachsehen, was Samson macht…«

»Samson geht es wunderbar«, gurrte Cranston. »Ich habe eine Wurst in der Speisekammer gefunden. Die frißt er, als sei morgen der Jüngste Tag.«

»Nun – ich fragte sie also, was los sei. Sie berichteten, sie hätten die Glocke geläutet und an die Tür gehämmert, aber Master Drayton habe nicht aufgemacht. Nun habt Ihr ja die Haustür gesehen, Sir John – dick wie ein Franzosenschädel. Wir gingen also außen herum. Alle Fenster waren verrammelt, die Läden geschlossen.«

»Gibt es einen Hintereingang?« fragte Athelstan.

»O ja, aber die Tür ist wie die vordere, hartes Eichenholz. Wir hätten eine Belagerungsmaschine aus dem Tower gebraucht, um diese Türen aufzubrechen.«

Cranston hielt es nicht länger aus, nahm rasch einen Schluck Rotwein aus seinem Weinschlauch. Dann bot er ihn Athelstan an, aber der schüttelte nur den Kopf.

»Nun, und da brechen wir eben ein. Master Philip klettert Master James auf die Schultern. Mit einem Messer hebelt er die Läden auf. Dahinter ist eins von diesen kleinen Bogenfenstern. Er zerbricht die Scheibe und drückt den Griff hoch.«

»Da bist du sicher?« unterbrach Athelstan.

»Natürlich«, sagte Flaxwith. »Du könntest es dir selbst ansehen; das Holz ist gebrochen, die Sprossen verschrammt. Ja, es sieht aus, als wäre es jahrelang nicht geöffnet worden. Master Stablegate klettert jedenfalls hinein. Dann entriegelt er die Haustür, schließt das Schloß auf, und wir betreten das Haus.«

»Und wie war es da?« wollte Cranston wissen.

»Dunkel wie die Nacht. Es roch muffig. Keine Kerzen, kein Fackellicht.« Flaxwiths Stimme senkte sich zu einem Flüstern. »Still wie in einem Grab, Sir John – das war es.« »Weiter!« raunzte Cranston.

»Nun, alle Zimmer waren leer. Genau wie dieses hier.« Athelstan fuhr aus seinen Gedanken auf und schaute sich um. Er dachte an den Vers aus dem Evangelium: Was hülfe es dem Menschen, so er die ganze Welt gewänne und nähme doch Schaden an seiner Seele? Drayton, einer der größten Geldverleiher der Stadt, mußte zugleich ein Geizhals gewesen sein. Die schäbige Kammer wies nur wenige Möbelstücke auf, und die Binsen auf dem Boden sahen aus, als wären sie seit Jahren nicht erneuert worden. Die Wände waren schmierig, die weiße Farbe war fleckig und blätterte ab. Und Athelstan war sicher, daß er irgendwo im Korridor Ratten hatte quieken hören.

»Erzähle ich zu schnell?« fragte Flaxwith.

Cranston lächelte nur.

»Wir gingen zum Kontor«, plauderte der Büttel weiter. »Wir klopften und klopften, daß es Tote hätte aufwecken mögen. Aber es kam kein Laut.«

»In den Kammern oben habt ihr nachgeschaut?« fragte Athelstan.

»O ja, da war nichts. Deshalb wußten wir, daß Master Drayton in seinem Kontor sein mußte. Nun habt Ihr ja die Tür gesehen, Sir John: schweres Eichenholz, stählerne Angeln, außen mit Nägeln beschlagen. Inzwischen bekam ich es mit der Angst. Ich lief auf die Straße hinaus und gab vier Mistsammlern einen Penny, damit sie hereinkamen. Im Garten fanden wir einen Hackklotz, und damit rammten wir die Tür ein.«

»Das wäre doch unmöglich«, bemerkte Athelstan, »wenn die Tür so schwer ist, wie du sagst.«

»Da hast du recht, Pater«, sagte Flaxwith. »Aber einer der Mistsammler hatte als Soldat in Frankreich gedient und dort auch Türen eingeschlagen. Er meinte, wir sollten uns auf die Angeln konzentrieren, und das taten wir. Schlugen sie richtig aus der Wand, und da gab die Tür nach. Drinnen fanden wir Drayton auf dem Boden. Wir haben den Leichnam nicht angerührt. Er hat einen Armbrustbolzen in der Brust, und das Silber ist weg.«

»Wieviel Silber?«

»Nach dem Rechnungsbuch mindestens fünftausend gute Pfund Sterling.«

Cranston pfiff durch die Zähne. »Du lieber Gott – und was habt ihr sonst noch herausgefunden?«

»Die beiden Schreiber, Stablegate und Flinstead, hatten das Haus am Abend zuvor zur Vesper verlassen, wie sie es immer taten. Wenn sie gegangen waren, pflegte Master Drayton die Türen zu verschließen und zu verriegeln. Das war überall bekannt, Sir John, er ließ niemanden hinein, und niemand kam je heraus.«

Athelstan stand auf und spielte mit dem Holzkreuz, das an einer Schnur um seinen Hals hing.

»So, Master Flaxwith.« Er lächelte den Büttel an. »Nach allem, was du sagst, haben wir hier einen Mann, der sich in seinem Kontor einschloß, niemals hinausging und niemanden hereinließ. Am Morgen sind Türen und Fenster verriegelt und verrammelt. Das Kontor ist verschlossen und gesichert, aber drinnen liegt unser Geldverleiher tot, und sein Silber ist fort.«

»Mit einem Wort: ja.«

»Und es gibt keine geheimen Eingänge, Korridore, Hintertürchen?«

»Nicht einen, Pater. Du hast das Haus gesehen; es ist aus Stein. Nur wenige Häuser hier in der Gegend sind es. Deshalb hat Drayton es gekauft.«

»Und das Kontor?«

»Sieh es dir selbst an, Pater«, erwiderte Flaxwith. »Es ist eine viereckige Kammer aus Stein. Die Decke ist Gipsputz, aber sie ist unversehrt, und die Wände sind aus schierem Stein, genau wie der Boden. Wenn Drayton frische Luft haben wollte, machte er einfach die Tür auf. Pater, ich kenne mich aus mit Einbrechern. Die gehen so schnell durch ein Fenster wie ein Pfaffe ins Bordell …« Er unterbrach sich. »Ich meine, wie ein Frettchen ins Loch. Aber in dieses Kontor einzubrechen, dafür würde ein Dieb Stunden brauchen.«

»Dann wollen wir es uns mal ansehen.«

Flaxwith erhob sich und führte sie hinaus. Cranston packte Athelstan am Arm. »Bruder, fühlst du dich wohl?«

»Natürlich, Sir John. Ein bißchen schläfrig. Ich …«

»Du hast letzte Nacht nicht geschlafen, nicht wahr?« sagte Cranston vorwurfsvoll. »Hast wieder auf deinem Kirchturm gehockt und die verdammten Sterne studiert, stimmt’s?«

Athelstan lächelte verlegen. »Ja, Sir John.«

»Es steckt doch nichts anderes dahinter, oder?« fragte Cranston. »Ich meine, Pater Prior hat dir doch nicht geschrieben, daß er dich deiner Pflichten in St. Erconwald entheben und dich in die Hallen von Oxford schicken will?«

Athelstan ergriff Sir Johns mächtige, dicke Pranke und drückte sie. »Sir John, der Pater Prior hat mich vor einem Monat gefragt, ob mir eine solche Versetzung gefallen würde, und ich habe gesagt, ich möchte es nicht.«

Cranston verbarg seine Erleichterung. Er liebte seine Frau, Lady Maude, seine kleinen Zwillinge, die er »Kerlchen« nannte, und seine beiden Hunde Gog und Magog, vor allem aber diesen sanftmütigen Ordensbruder mit dem scharfen Verstand und dem trockenen Humor. Cranston hatte viele Jahre lang als Soldat wie auch als Coroner gedient. Dabei hatte er so manchen Mann kennengelernt, aber, wie er Lady Maude erklärte, »die Zahl meiner Freunde kann ich an einer Hand abzählen und habe immer noch genügend Finger frei, um den Regenten mit einer ungehörigen Geste zu begrüßen. Athelstan ist mein Freund.« Cranston schaute den Ordensbruder wehmütig an.

»Du gehst nicht nach Oxford, nicht wahr, Bruder?«

»Nein, Sir John. Ich gehe ins Kontor.« Athelstan sah sich in der kargen Kammer um. »Dies ist ein tückischer Mordfall, Sir John, aber warum seid Ihr hier?« Und nach kurzem Zögern fügte er hinzu: »Warum seid Ihr so beunruhigt deswegen?«

»Drayton bewahrte sein Geld für gewöhnlich bei den Italienern auf«, sagte Cranston. »Bei Frescobaldi und den Gebrüdern Bardi in der Leadenhall Street. Aber das meiste hat er dort abgehoben, um es unserem hochedlen Regenten John von Gaunt, dem Herzog von Lancaster, zu geben: ein Darlehen über fünftausend Pfund in Silber.« Athelstan seufzte.

»Du siehst, Bruder, Gaunt interessiert es einen Dreck, ob Drayton im Himmel oder in der Hölle ist. Er will das Silber, zumal da Drayton keine Erben hat und er es deshalb nicht zurückzahlen muß. Und er will, daß der Dieb gefaßt wird. Und wie du weißt, mein guter Mönch …«

»Ordensbruder, Sir John.«

»Wie du weißt, mein guter Ordensbruder, kommt niemand, der unseren Regenten ärgert, ungeschoren davon.« Cranston unterbrach sich, als er Flaxwith rufen hörte. »Wir gehen jetzt lieber, Bruder.«

Sie gingen hinaus in den schmutzigen und düsteren Korridor. Hier roch es nach Talg, gekochtem Öl und anderen unappetitlichen Dingen.

»Flaxwith sagt, der Nachttopf oben war voller Kot«, flüsterte Cranston. »Drayton war ebenso schmutzig wie niederträchtig.«

An der Treppe wartete Flaxwith mit einer Fackel. »Sir John, was ist denn mit Samson?« fragte der Büttel flehentlich.

»Zum Teufel mit ihm!« erwiderte Cranston. »Henry, dein Köter wird ewig leben, und das ist mehr, als ich von mir selbst sagen kann, falls wir dieses Silber nicht wieder herschaffen.«

Flaxwith zuckte die Achseln und führte sie die schmalen Steinstufen hinunter. Unten lehnte die mächtige Tür, die er beschrieben hatte, an der Wand. Flaxwith führte sie ins Kontor und steckte die Fackel in einen Halter.

Athelstan starrte den Leichnam an, der ausgestreckt auf dem Steinboden lag. Eine Blutlache hatte sich in Rinnsalen durch die Spalten zwischen den Steinplatten ausgebreitet. Athelstan hockte sich nieder und betrachtete mitleidig Draytons hageres Gesicht: Die Augen waren im Tode geschlossen, und der blutverkrustete Mund hing offen. Er betastete den Hals; die Haut dort war kalt und klamm. Athelstan schloß die Augen und betete, daß Christus in Seiner unendlichen Barmherzigkeit Erbarmen mit diesem Mann haben möge, der hier unter seiner Würde gelebt hatte und gestorben war wie ein Hund. Er drehte den Toten um. Drayton war mit einem schäbigen Wams und einer engen Kniehose bekleidet. Die verschlissenen Stiefel sahen an den spindeldürren Beinen ziemlich erbärmlich aus, und er trug keine Kette am Hals und keine Ringe an den Fingern. Athelstan fragte sich, welche Freude dieser Mann wohl im Leben gefunden haben mochte.

»War er Junggeselle?« fragte er.

»Er war einmal verheiratet«, antwortete Flaxwith. »Aber vor vielen Jahren, nach dem Vertrag von Bretigny und dem Frieden mit Frankreich, ging ihm seine Frau auf und davon. Wer kann es ihr verdenken? Und andere Verwandte hatte er nicht.«

Athelstan untersuchte die Wunde, die der Armbrustbolzen geschlagen hatte. Der Bolzen war tief in Draytons dürre, schmale Brust eingedrungen. Er lehnte sich zurück und studierte den Blutfleck, der den Boden ein Stück weit entfernt bei der Tür bedeckte. Dann raffte er seine Kutte hoch und kroch über die Steinplatten.

»Was ist los, Bruder?«

Athelstan deutete zur Tür. »Das Blut beginnt mindestens einen Fuß weit von dort entfernt. Drayton muß also dort gefallen sein.« Er drehte sich um und zeigte zur gegenüberliegenden Wand. »Wir haben hier demnach einen Sterbenden, und die Tür ist verschlossen und verriegelt, ja?«

Flaxwith nickte.

»Da drüben« – Athelstan streckte den Finger aus – »ist Draytons Schreibpult, wo er all seine Geschäfte besorgte. Wo er saß und die Reichtümer bestaunte, die er angehäuft hatte.«

»Ja«, sagte Cranston leise. »Aber er versuchte nicht, zur Tür oder zu seinem Schreibpult zu gelangen, sondern zur gegenüberliegenden Wand. Warum?«

Er ging hinüber, zog seinen Dolch und klopfte damit an die weißgekalkten Steine. »Hört sich doch ganz solide an, finde ich«, erklärte er. »Hörst du, Athelstan?«

Er klopfte weiter an die Wand, oben und unten, und man hörte immer nur einen dumpfen Klang. »Ein Geheimgang ist da nicht«, stellte er fest und steckte den Dolch wieder ein.

»Vielleicht war Drayton von Sinnen?« erwog Flaxwith. »

Es beweist nur eins«, sagte Athelstan. »Die Tür muß immer noch verschlossen und verriegelt gewesen sein, denn sonst wäre der ärmste dorthin gekrochen.« Er stand auf und wischte sich die Hände an dem schwarzen Umhang über seiner weißen Kutte ab. Dann schaute er sich noch einmal in der Kammer um. »Du hast recht, Master Flaxwith: eine viereckige Kammer aus reinem Stein und Gipsputz.«

Athelstan ging umher. An einer Wand standen der Zähltisch und ein Stuhl mit einem Kissen. Auf dem Tisch fanden sich eine Waage, Pergamentstücke, Federkiele, ein Tintenhorn und eine Schatulle mit zerbrochener Schließe. Athelstan untersuchte die Schließe und kam zu dem Schluß, daß sie seit Jahren in diesem Zustand sein mußte. In der Schatulle lagen nur Wachsstreifen und weitere Federkiele. Der Rest des Raumes war kahl und trostlos.

»Nicht einmal ein Kruzifix«, flüsterte Athelstan. »Drayton muß eine sehr verschlossene, engstirnige Seele gewesen sein.«

Eine Zeitlang suchten alle drei die viereckige, muffige Kammer ab.

»Nicht einmal eine Ratte könnte hier einbrechen«, befand Cranston schließlich. Er wischte sich über die Stirn und nahm noch einen Schluck aus dem wunderbaren Weinschlauch.

»Es sei denn durch die Tür«, stellte Athelstan fest. »Es wird Zeit, daß wir sie untersuchen.«

Sie nahmen die Fackel aus dem Halter an der Wand und betrachteten eingehend die Tür. Athelstans Neugier wuchs. Das Holz war mindestens neun Zoll dick, und die Angeln waren aus Stahl. An den drei Riegeln und zwei Schlössern, in denen die Schlüssel noch steckten, sah er, daß die Tür verschlossen gewesen sein mußte, als sie eingeschlagen worden war. Er begutachtete die metallenen Beschlagnägel. An der Außenseite waren sie kegelförmig, und innen waren sie mit einer Mutter im Holz verschraubt. Die einzige Öffnung war ein kleines Gitter hoch oben in der Tür, etwa sechs Zoll breit und sechs Zoll hoch. Er bewegte die Holzklappe, die es bedeckte.

»War diese Klappe offen oder zu?«

»Das weiß ich nicht genau«, sagte Flaxwith. »Jetzt hängt sie herunter. Aber vielleicht wurde sie durch die Gewalt, die wir anwenden mußten, gelöst?«

Athelstan betrachtete das kleine Gitter. Es war breit genug, um durchzuschauen, aber die Stäbe standen so eng, daß es schwierig gewesen wäre, auch nur einen Dolch hindurchzuschieben, von einem Armbrustbolzen ganz zu schweigen. Athelstan wandte sich wieder den dicken Eisennägeln zu und begann, an jedem einzelnen zu rütteln.

»Was machst du da?« fragte Cranston neugierig.

»Ich will sehen, ob welche locker sind«, sagte Athelstan.

»Sie sind mit Schrauben an der Tür befestigt.«

»Das habe ich selbst schon getan«, sagte Flaxwith triumphierend. »Pater, da ist kein Nagel locker.«

»Und wenn«, warf Cranston ein, »wäre er doch sicher herausgefallen, als Master Flaxwith und seine Kameraden gegen die Tür hämmerten?«

Widerstrebend stimmte Athelstan zu und kratzte sich am Kopf. »Das Problem bleibt also bestehen«, sagte er und ging zurück ins Kontor. »Master Drayton dürfte sein Silber hier bei sich gehabt haben, ja?«

Cranston nickte.

»Das begreife ich nicht«, sagte Athelstan. »Der Mörder mußte unseren Geldverleiher töten, das Geld an sich nehmen und fliehen. Nicht wahr? Unter gewöhnlichen Umständen hätte die Tür offenbleiben müssen, aber Drayton liegt drinnen, und die Tür ist verschlossen und verriegelt. Wenn die Räuber also zuschlugen und das Silber dann aus dem Raum schafften, warum ist dann die Tür verschlossen?«

»Und wenn sie verschlossen ist«, vollendete Cranston, »wie sind dann die Räuber überhaupt hineingekommen, wie konnten sie Drayton ermorden, sein Silber stehlen, wieder hinausgelangen und die Tür von innen verschlossen und verriegelt hinterlassen?«

»Genau, Sir John. Ein perfektes Rätsel.«

»Mehr noch«, fügte Flaxwith hinzu, »sie haben nicht nur das Silber gestohlen, sondern auch alle losen Münzen. Außerdem, behaupten Draytons Schreiber, fehlen zwei silberne Kerzenhalter und ein goldener Anhänger.«

Athelstan setzte sich auf den Stuhl und starrte den Toten an.

»Wie?« murmelte er. »Drinnen oder draußen?«

»Was meinst du damit?« Cranston nahm noch einen Schluck aus seinem Weinschlauch.

»Nun, ich kann verstehen, daß sie Drayton umbringen und das Silber stehlen, aber wie sind sie hinein- und wieder herausgekommen? Diese Tür ist besser als eine Wand aus Stahl. Sie hat keine Lücken, keine Spalten. Wenn sie sich der Tür genähert hätten, so hätte Drayton die Klappe geschlossen. Hinter dem Gitter war er sicher. Er hätte sich geweigert, die Tür zu öffnen. Nun könnte ich es verstehen, wenn ein Mann wie Drayton einen Schreiber oder einen Freund hereinließe.« Er sah Flaxwith an. »Du bist sicher, daß der Schlüssel im Schloß steckte und die Riegel vorgeschoben waren?«

»Es ist das erste, was ich überprüft habe«, antwortete der Büttel und trat von einem Fuß auf den anderen. »Oh, bitte, Sir John, kann ich jetzt zu meinem Hund gehen? Samson bekommt Sehnsucht, wenn er von mir getrennt wird.«

»Dann geh schon zu deinem verdammten Vieh!« zischte Cranston. »Ich lasse auch schön grüßen.«

Flaxwith rannte fast, als er die Kammer verließ.

»Wir haben noch ein Problem«, fuhr Athelstan fort. »Wie ist der Mörder ins Haus und wieder hinausgekommen, ohne eine Tür oder ein Fenster aufzubrechen?«

»Verflucht rätselhaft!« knurrte Cranston.

»Sind die Schreiber noch hier?« fragte Athelstan.

»O ja, Bruder. Sie warten oben.«

Sie verließen die Kammer und gingen hinauf zu den beiden. Athelstan empfand augenblicklich Abneigung gegen Master Philip Stablegate und seinen Kollegen James Flinstead. Oh, sie waren durchaus freundlich. Als Athelstan und Cranston eintraten, erhoben sie sich höflich. Sie waren von angenehmer Erscheinung, das Haar sauber geschnitten, die Gesichter glattrasiert und gewaschen. Sie waren nüchtern gekleidet und trugen dunkle Hemden und enge Hosen. Der blonde Stablegate hatte ein freundliches, stets zum Lächeln bereites Gesicht. Flinstead war dunkler und ziemlich düster. Gleichwohl fühlte Athelstan sich abgestoßen. Verschlagene Männer, dachte er, voller Hohn. Beide Schreiber gaben sich wenig Mühe, ihre Erheiterung über den in ihren Augen so drolligen Coroner zu verhehlen.

Cranston winkte ihnen, Platz zu nehmen, und dann half er Athelstan, eine recht abgenutzte Bank heranzuziehen, um sich ihnen gegenüberzusetzen. Athelstan stellte die Tasche mit dem Schreibzeug zwischen seine Füße und wartete geduldig, während Sir John noch einen Schluck aus dem wunderbaren Weinschlauch nahm. Der Coroner schloß die Augen und rülpste behaglich. Stablegate senkte den Kopf und kicherte. Cranston, der recht wacklig auf der Bank saß, drückte den Stopfen in den Schlauch. Er mußte den Spott mitbekommen haben.

»Ihr seid Master Draytons Schreiber?« begann er schroff. »Ihr habt ihn als letzte lebend gesehen?«

»Wir sind kurz vor der Vesper gegangen«, sagte Flinstead.

»Erzählt mir, was sich zugetragen hat«, sagte Athelstan.

»Das gleiche wie immer«, antwortete Flinstead spitz. »Du bist…?«

»Bruder Athelstan, Pfarrer von St. Erconwald in Southward«

»Und mein Secretarius«, dröhnte Cranston.

»Hast du uns im Verdacht, dieses Verbrechen begangen zu haben?«

»Warum sollte ich?« erwiderte Athelstan.

Flinstead wußte anscheinend nicht, was er darauf sagen sollte.

»Bitte«, sagte Athelstan, »beantwortet doch meine Frage. Was hat sich gestern abend zugetragen?«

»Wir haben den Tag wie gewöhnlich beendet«, antwortete Stablegate. »Wir waren in unserer Schreibstube, einer kleinen Kammer, kaum mehr als ein Dachstübchen, weiter unten am Gang. Master Drayton kam wie immer herauf, um uns hinauszubringen. Und bevor du fragst, Bruder: Nein, er hat uns nicht vertraut. Er hat niemandem vertraut. Wir gingen also auf die Straße hinaus. Master Drayton wünschte uns gute Nacht, mißmutig wie immer. Dann schlug er die Tür zu, und wir hörten, wie die Riegel vorgeschoben und die Schlüssel umgedreht wurden.«

»Und dann?«

»Wie immer gingen wir ins ›Tanzende Schweins eine Schenke in der St. Martin’s Lane bei den Shambles.«

»Und danach?«

»Als wir das Nachtläuten von St. Mary Le Bow hörten, gingen wir nach Hause in die Grubb Street, beim Cripplegate. Wir teilen uns dort eine Kammer.«

»Mistress Aldous, unsere Wirtin, wird bestätigen, daß wir ziemlich erschöpft nach Hause kamen. Wir schliefen bis zum Morgen, standen auf und kamen her.«

»Und?« drängte Athelstan.

»Es war das gleiche wie jeden Morgen, Pater. Wir klopften, wir läuteten. Master Drayton kam dann immer den Gang heruntergeschlurft und ließ uns herein.«

»Aber heute morgen war es anders?«

»Ja, Pater. Wir haben geklopft und geläutet, daß es Tote hätte wecken müssen.« Er lächelte schmal. »Dann kam Flaxwith. Den Rest weißt du.«

»Was weiß ich denn?« fragte Athelstan scharf.

»Nun, wir versuchten, die Fensterläden zu öffnen. Vorder-und Hintertür waren verschlossen und verriegelt wie immer.«

»Und da seid ihr eingebrochen?«

»Ja«, sagte Stablegate. »Ich bin auf James’ Schultern geklettert.«

Er klopfte an den Griff seines Dolches. »Den habe ich durch einen Spalt im Laden geschoben, um den Riegel hochzuheben.«

Sir John war dabei, einzuschlafen; sein Kopf kippte nach vorn, und sein Mund klappte auf. Stablegate grinste hinter vorgehaltener Hand.

»In diesem Fall …«, begann Athelstan mit lauter Stimme und stand auf.

Sir John schrak hoch und kam ebenfalls schwankend auf die Beine. Blinzelnd und breitbeinig stand er da und atmete geräuschvoll durch die Nase. Er sah, daß die beiden Schreiber lachten, und Athelstan schloß die Augen.

»Ihr findet mich komisch, meine Herren?« Cranstons Hand legte sich auf den Dolch in seinem Gürtel. Er trat einen Schritt nach vorn. Sein weißer Bart sträubte sich, und seine wilden blauen Augen quollen aus den Höhlen. »Ihr findet den alten Jack komisch? Weil meine Kerlchen mich schon vor dem Morgengrauen geweckt haben? Und weil der alte Jack ein paar Schluck Wein zu sich genommen hat? Aber ich will euch sagen«, fuhr er fort und atmete Weindunst in die plötzlich ganz ängstlich blickenden Gesichter. »Der alte Jack ist nicht so vertrottelt, wie er aussieht. ›Jack sei hurtig, Jack sei flink.‹ Als der Dichter das schrieb, dachte er an den alten Jack Cranston.« Er hob einen Zeigefinger. »Ihr sagt, ihr wohnt bei Mistress Aldous in der Grubb Street bei Cripplegate?«

»Ja«, antwortete Flinstead, ganz überrascht, daß Sir John, der scheinbar geschlafen hatte, trotzdem zugehört hatte.

»Ich kenne Mistress Aldous«, fuhr Cranston fort. »Fünfmal ist sie schon vor meinem Gericht erschienen, wegen Kuppelei, und weil sie ein Freudenhaus führte, einen Dirnenstall.«

»Jetzt ist da aber keiner«, gab Stablegate zurück.

»Nur ihr zwei hübschen Knaben und Mistress Aldous, wie?«

»Jawohl.«

»Jawohl, Sir John.«

»Jawohl, Sir John.«

»Laßt euch eins sagen«, warnte der Coroner bedrohlich.

»Lacht nicht über den alten Jack. Ein schrecklicher Mord ist geschehen, und das Silber der Krone wurde gestohlen.«

»Darüber wissen wir nichts.«

»Nein, Bübchen, darüber wißt ihr nichts. Fünftausend Pfund, die für die Schatulle des Regenten bestimmt waren. Jetzt sind sie weg.« Cranston legte jedem eine große Pranke auf die Schulter, daß sie schmerzlich das Gesicht verzogen. »Nun, meine Hübschen, dann wollen wir uns mal dieses verdammte Fenster anschauen.«

Athelstan empfand stille Zufriedenheit über die Art, wie Cranston seine Autorität wiederhergestellt hatte. An der Tür drehte er sich plötzlich um.

»Verzeihung.« Er kam noch einmal zurück. »Ihr wußtet nicht, daß Master Drayton fünftausend Pfund in Silber in seinem Kontor hatte?«

»Er ließ uns nie mit Geld hantieren«, sagte Stablegate.

»Das war eine Regel, von der er niemals abwich. Wir wissen allerdings«, fügte er rasch hinzu, »daß gestern Beauftragte der Bank Frescobaldi im Haus waren, obwohl Master Drayton uns befahl, in unserer Kammer zu bleiben. Er öffnete die Tür selbst. Wir hörten Stimmengemurmel, und dann gingen sie wieder.«

Athelstan nickte. »Und was geschah dann?«

»Wenn die Herren von der Bank Geld gebracht haben«, meinte Stablegate, »dann hat er es, wie ich Master Drayton kenne, Münze für Münze gezählt, eine Quittung ausgeschrieben und das Geld in seinem Kontor verwahrt.«

»Mochtet ihr Master Drayton?« fragte Cranston.

»Nein!« antworteten beide wie aus einem Munde.

»Er war ein höllischer Geizhals«, erklärte Flinstead. »Von früh bis spät ließ er uns schuften. Zum Angelusläuten gab er uns ein bißchen Ale, Brot und Käse, und dann hieß es weiterarbeiten.« Er zupfte an seinem Hemd. »Weihnachten und Ostern bekamen wir neue Kleider, und zu Mittsommer ein Silberstück. Er hat kaum ein Wort mit uns gesprochen, schaute nur hin und wieder bei uns herein, lautlos wie ein Schatten, um sich zu vergewissern, daß wir nicht seine Zeit und sein Geld vergeudeten.«

»Hat er je von Freunden oder Verwandten gesprochen?« »Niemals«, sagte Stablegate. »Einmal habe ich ihn gefragt, ob er verheiratet gewesen sei, und da bekam er einen schrecklichen Wutanfall.«

»Und dann?«

»Brummend lief er die Treppe hinunter. Wir haben unsere Lektion gelernt. Wir haben ihn nie wieder gefragt.«

»Uns blieb ja nichts anderes übrig, als für ihn zu arbeiten«, fügte Flinstead hinzu. »Er hat uns oft daran erinnert, daß London voll von Schreibern sei, die Anstellung suchten. Ein Bettler kann sich’s nicht aussuchen, Pater.«

Athelstan nickte und öffnete die Tür. »Dann, ihr Herren, wollen wir uns das Fenster anschauen.«

Die beiden Schreiber gingen vor ihm hinaus und die Treppe hinunter. Flaxwith wartete unten, streichelte seinen Hund und sprach leise mit ihm. Athelstan glaubte nicht, daß er schon einmal einen häßlicheren Mastiff gesehen hatte. Als sie vorbeikamen, hob der Hund kurz den Kopf und knurrte.

»Aber, aber«, flüsterte Flaxwith. »Du weißt doch, daß Sir John dich liebt.«

»Ich kann das verdammte Vieh nicht ausstehen!« fauchte Cranston. »Schon mindestens dreimal hat er versucht, mir das Bein abzubeißen.«

Die Schreiber führten sie in einen kleinen Saal voller Kram und Gerümpel. Die Holztäfelung war rissig und verstaubt, und es stank nach faulen Binsen. Die Musikergalerie am hinteren Ende bog sich durch, und in den Ecken hingen riesige Spinnweben wie Fahnen. Ratten quiekten protestierend und huschten über den Boden, erbost über die Eindringlinge. Es war dunkel; nur durch die geöffneten Läden eines zerbrochenen Fensters fiel ein wenig Licht herein.

Athelstan zog sich einen Schemel heran, bat Sir John, ihn festzuhalten, und kletterte hinauf, um das Fenster zu untersuchen. Schon ein flüchtiger Blick verriet ihm, daß die Läden aufgebrochen worden waren; der Riegel war von einem Messer verschrammt. Die vom Fliegendreck übersäte Fensterscheibe war eingeschlagen worden, so daß der Schreiber, der hier eingestiegen war, die Hand hindurchschieben und den Griff des Fensterflügels hochdrücken konnte. Athelstan kletterte wieder hinunter.

»Es ist so, wie ihr sagt. Fenster und Läden sind kürzlich aufgebrochen worden.«

»Das war ich«, bekannte Stablegate, und seine Stimme bekam plötzlich einen verzweifelt flehentlichen Ton. »Sir John, Pater, wir wissen nichts über Bartholomew Draytons Tod und das gestohlene Silber.«

»Und ihr habt nichts weiter hinzuzufügen?«

»Nein, Pater, nichts.«

»Welche Pläne habt ihr für die Zukunft?«

Stablegate zuckte die Achseln und hustete dann, weil soviel Staub umherwirbelte. »Pater, was können wir schon tun? Wir müssen wieder zurück nach St. Paul’s, Mittelgang auf und ab gehen und warten, daß ein reicher Kaufmann uns einstellt.«

»Habt ihr eine Genehmigung zum Reisen beantragt, hier oder jenseits des Meeres?« fragte Cranston plötzlich.

Ihre verdutzten Gesichter machten keinen Eindruck auf ihn. »Ihr wißt genau, was ich meine. Habt ihr in der Kanzlei vom Grünen Wachs um eine Reiseerlaubnis ersucht? Ja oder nein?«

»Nein, Sir John.«

Cranston reckte Stablegate das Gesicht entgegen. »Gut«, schnurrte er. »Tut es auch nicht, bis diese Angelegenheit erledigt ist. Bleibt in eurem Quartier. Ihr dürft London ohne meine schriftliche Genehmigung nicht verlassen.« Er nickte. »Ihr könnt gehen.«

Die beiden Schreiber gingen hinaus und schlugen die Tür hinter sich zu, was neuerliche Staubwolken aufwirbelte.

»Was meinst du, Bruder?« Cranston zog seinen Weinschlauch hervor. »Beim Arsch des Satans, dies ist ein trockener Ort!«

»Euch ist jeder Ort zu trocken, Sir John.«

Cranston zwinkerte, nahm einen Schluck aus dem Weinschlauch und klopfte sich mit der flachen Hand auf den Bauch. »Es wird Zeit, daß wir eine kleine Erfrischung zu uns nehmen, Bruder – etwas, das den Wein aufsaugen kann. Aber du hast meine Frage nicht beantwortet.«

»Ich glaube, die beiden sind so schuldig wie Pilatus und Herodes«, sagte Athelstan. »In meinen Augen, Sir John, sind das zwei gottlose junge Männer, die sich einbilden, sie hätten ein perfektes Verbrechen begangen.« Er seufzte. »Und vielleicht haben sie das auch.«

»Die beiden haben Drayton ermordet?«

»So sicher wie das Amen in der Kirche, Sir John. Ich glaube, sie sind schuldig, aber wie sie es getan haben, das ist das Geheimnis.«

»Flaxwith!« brüllte Cranston.

Der Büttel kam hereingestürzt, und Samson trottete mit hängender Zunge hinter ihm her. Er warf nur einen Blick auf Sir Johns saftiges Bein und wollte sich gleich darüber hermachen, aber Flaxwith war klug genug, ihn bei seinem Lederhalsband zu packen und mit beiden Armen zu umschlingen.

»Sir John, Samson und ich stehen Euch zu Diensten.«

»Zur Hölle mit ihm!« knurrte Cranston. »Du sollst drei Dinge für mich tun. Erstens: Geh zu den Bankiers Frescobaldi in der Leadenhall Street und laß dir bestätigen, daß sie gestern eine Ladung Silber hier abgeliefert haben. Zweitens: Geh zum Wirt vom ›Tanzenden Schwein‹ und frag ihn, ob diese beiden Hübschen gestern abend dort waren. Und drittens: Ich wünsche, daß die zwei und ihre Wohnung in der Grubb Street beobachtet werden. Wenn sie versuchen, London zu verlassen, verhaftest du sie.«

»Weshalb, Sir John?«

Cranston schloß die Augen. »Wegen Grausamkeit gegen deinen Hund.«

Tödliches Rätsel

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