Читать книгу Mein wundersames Leben - Pelagia Kochliaridou - Страница 8

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Als er den Brief gelesen hatte schmiss er diesen genervt durch den Raum in eine Ecke. „Was jetzt?! Niemand konnte in der kompletten Geschichte der Auslagerung, die 10.000 Gal jemals bezahlen! Alle wurden abgeschoben“, schrie er dem Brief hinterher. Es war bereits der 27. Dezember.

Selbst wenn es eine Möglichkeit gäbe das Gal aufzutreiben, blieb ihm nicht genug Zeit und selbst dann galt das nur für das nächste Jahr. Danach müsste er trotzdem zum Jupiter, denn die nächste Zahlung um das Urteil abzuwenden, stieg auf das doppelte an.

Also konnte er mit den 10.000 nur die Frist bis zur Auslagerung verlängern. Es war unmöglich der Auslagerung zu entkommen, doch er wollte auf keinen Fall zum Jupiter.

Dort herrschte das reinste Chaos. Morde waren an der Tagesordnung und Kannibalismus war dort bereits zu einem Standard geworden.

Die Menschen dort wurden zu Tieren um ihr eigenes Überleben zu sichern. Doch ihm blieb keine andere Wahl. Was sollte er sonst tun? Wegrennen? Dank den Scaneinheiten würde es nicht länger als zwei Stunden dauern bis man ihn fassen würde.

Die Scaneinheiten wurden das erste Mal eingesetzt als die VIN behauptete sie könnte damit die Kriminalitätsrate senken und für die Sicherheit der Bürger sorgen. Tatsache war jedoch, dass diese Einheiten hauptsächlich dazu genutzt wurden, die Menschen im Auge zu behalten und zu kontrollieren.

Mit diesen konnten sie jeden Menschen aufspüren den sie wollten. Dank diesen hatten sie mehrere Aufstände vereitelt. Aber Pely dachte dann nicht länger über diese Einheiten nach sondern darüber wie er sich die letzten Jahre auf der Erde durchgekämpft hatte.

Sollte das alles umsonst gewesen sein? Er wollte nicht glauben, dass alles wofür er gekämpft und gearbeitet hatte umsonst war. Seine Wohnung, seine Möbel, sein kleiner Fernseher, das Bett indem er so viele Nächte geschlafen hatte. Sollte er das alles jetzt einfach zurücklassen? Kurz darauf klingelte sein Telefon.

Pely nahm den Hörer ab, meldete sich und sagte danach kein Wort mehr bis er wieder auflegte.

Es war sein Arbeitgeber, welcher bereits darüber informiert wurde. Er gab ihm für seine letzten Tage auf der Erde seinen Resturlaub und Pely konnte wenigstens daheim bleiben. Als er auflegte schrie er den Hörer an: „Als ob ich noch in die Arbeit gekommen wäre ihr Idioten!“

In den nächsten Stunden gingen ihm 1.000 Sachen durch den Kopf. Wie könnte er das alles verhindern? Was könnte er tun um all das abzuwenden?

Dann sah er sich vor einer Entscheidung stehen. Er musste sich entscheiden, ob er das was passiert einfach so hinnimmt oder ob er sich dagegen wehrt.

Ohne lange zu zögern, entschied er sich, sich gegen den Lauf den sein Leben im Begriff war zu nehmen, zu wehren. Er hatte es satt gefangen zu sein in einer Zivilisation die ihm keine Chance gab. In der er keine Wahl hatte.

Jetzt hatte er eine Wahl. Ob er dabei sterben würde oder nicht war ihm gleichgültig, denn er hatte nichts mehr zu verlieren.

Er entschied sich zu fliehen und sich zu verstecken, bis man ihn nicht mehr suchen würde. Er setzte sich gleich hin und schmiedete einen Plan, mit dem er fliehen könnte. Einen Plan mit dem er der Abschiebung entgehen könnte. Die letzten Tage die ihm blieben bevor er abgeholt werden würde, verbrachte er damit seinen Plan zu perfektionieren, alles vorzubereiten und was er benötigte zu besorgen.

Er ging zum Megamarkt und sah sich um. Die Auswahl war nicht sehr groß. Die meisten Lebensmittel wurden bereits aufgekauft.

Da die Bevölkerungsrate so hoch war, musste man immer dann zum einkaufen gehen, wenn frische Ware kam. Diese war dann meistens nach einem Tag schon restlos ausverkauft. Nachdem er lange nach den Dingen suchte die er für seine Flucht benötigte und diese dann auch fand, wollte er sich mal was Gutes tun.

Also kaufte er sich noch ein richtig gutes Steak. „Wer weiß wann ich wieder was Gutes zum essen bekommen“, dachte er sich und kaufte dazu noch eine gute Flasche Wein. Zusammen mit den Sachen, die er für seine Flucht benötigte und seinen letzten 200 Gal ging er zur Kasse.

Als er vor den Kassen stand, entschied er sich, sich dort anzustellen wo weniger Leute sind, damit er schnell wieder nach Hause kommt und keine Zeit hier beim Warten verliert. Als er an der Reihe war, stand die Kassiererin auf und sagte sie hätte jetzt Pause und dass eine Kollegin sofort kommen würde.

Diese kam dann auch nach drei Minuten und setzte sich hin. Es war Kate eine bekannte. „Hi Pely“, sagte sie und suchte etwas in ihren Taschen. „Sorry ich hab meine Karte vergessen.“ Sie stand auf und ging wieder. Währenddessen sah Pely an die andere Kasse rüber und stellte fest, dass er dort bereits fertig gewesen wäre.

Er regte sich unendlich auf, weil ihm jedes Mal dasselbe passierte. Er traf immer die falsche Entscheidung. Auch bei so kleinen Entscheidungen wie diese. Kate die Kassiererin kam wieder und scannte die Waren die Pely eingekauft hatte. 193,49 Gal musste er bezahlen. „Ich denke mal dass ich kein Gal mehr brauchen werde“, dachte er sich und gab die 200 Gal der Kassiererin.

„Das war vorerst mein letzter Einkauf Kate“, sagte er der Kassiererin.

„Bist du krank?“, fragte sie ihn. Pely schüttelte den Kopf. „Sag bloß du wirst ausgelagert?“, fragte sie ihn geschockt. Pely nickte nur und packte währenddessen seine Einkäufe in Einkaufstüten bevor sie merken konnte, dass er etwas plante. Er konnte niemandem trauen, denn die VIN würde jeden befragen wenn sie ihn nicht finden könnten.

„Das tut mir echt leid. Das erklärt zumindest warum du an einem Tag 200 Gal für Einkäufe ausgibst“, sagte sie anschließend und kassierte sofort den nächsten Kunden. Es war ihr nichts aufgefallen und Pely verließ entspannt den Megamarkt.

Dann lief er gemütlich nach Hause, packte die Sachen die er eingekauft hatte aus und bereitete sein Steak zu. Als er fertig war und am Tisch saß, dachte er sich wie schön es doch wäre wenn er Gesellschaft beim Essen hätte. Aber wen hätte er fragen können.

Die Arbeitskollegen? Nein. Mit denen hatte er nicht viel zu tun, denn während der Arbeit durften sich die Mitarbeiter nicht miteinander unterhalten. Kate die Kassiererin? Sie kannte er auch nur vom monatlichen Einkauf.

Dann fragte er sich, wieso er wohl keine Freunde hatte und warum es überhaupt so schwierig war Freunde zu finden. „Wahrscheinlich liegt es daran, dass niemand Zeit hat weil alle den ganzen Tag arbeiten müssen um zu überleben oder daran, dass die Menschen egoistisch sind und jeder nur an sein eigenes Wohl denkt“, dachte er sich.

Nach dem Essen, setzte er sich noch gemütlich in sein Sofa und schaltete den Fernseher ein um zu sehen, ob etwas Interessantes lief. Aber überall im Fernsehen taten die Menschen so als ob alles in Ordnung wäre. Nirgends sah man die Probleme die überall herrschten.

„So viele Menschen die um ihr Überleben kämpfen und niemanden interessiert es“, sagte er sich. Er schaltete den Fernseher sofort wieder aus.

Anschließend ging er in sein Bett und legte sich schlafen. Als er in seinem Bett lag, starrte er die Decke an und dachte über vieles nach. Er versuchte zwar einzuschlafen, aber er schaffte es nicht. Es waren einfach zu viele Gedanken in seinem Kopf. Erst nachdem einigen Stunden vergangen waren, konnte er schließlich einschlafen.

Die restlichen Tage die er noch hatte, vergingen wie im Fluge. Das einzige was er tat war ausschlafen und seinen Plan für seine Flucht ausarbeiten.

Dann war es soweit. Es war der 31. Dezember und heute war die Frist abgelaufen. Morgen würden sie ihn abholen und für immer zum Jupiter bringen, wo er entweder einen langsamen qualvollen Tod erleiden würde, oder einen schnellen qualvollen Tod. Egal wie, er war sich sicher, dass er dort nicht lange überleben könnte. Er konnte nicht dahin. Er wollte nicht dahin.

Um 14 Uhr bekam er eine Nachricht auf sein Smartphone in der drin stand, dass die Frist abgelaufen ist und man keinen Geldeingang verbuchen konnte. Er solle sich für die Abholung am nächsten Tag vorbereiten.

Pely wollte warten bis es richtig dunkel wurde. Er hatte bereits einen Rucksack mit dem Nötigsten gepackt. Proviant, Verbandszeug, eine Taschenlampe, 3 kleine Flaschen Wasser und ein kleines Messer.

Er zog bequeme lockere Kleidung und die besten Turnschuhe an die er besaß, denn er wusste, dass er, wenn es darauf ankommen würde, schnell sein musste. Er stand da, schaute aus dem Fenster und konnte es kaum noch abwarten, bis es endlich dunkel wurde.

Er ging immer wieder alles im Kopf durch. Wie er den Scaneinheiten aus dem Weg geht. Wie er reagiert falls er doch entdeckt wird.

Er hatte schon öfter gehört wie andere versucht hatten vor der Auslagerung zu fliehen, aber immer wieder von den Scaneinheiten gefunden wurden. Niemand hatte es jemals geschafft seiner Auslagerung zu entkommen.

Doch er ließ sich davon nicht verunsichern und redete sich selbst immer wieder ein, dass es bei ihm anders laufen würde.

Dann einen kurzen Augenblick lang, dachte er daran wie sein Leben bisher verlief. Er traf immer die falsche Entscheidung und infolge dessen geschah immer das schlimmste. Sollte er vielleicht doch lieber alles abblasen. Ganz schnell versuchte er diesen Gedanken aus seinen Kopf zu streichen und sich wieder auf seinen Plan zu konzentrieren.

Er dachte über viele Möglichkeiten nach und über Dinge die ihm zustoßen könnten. Die Zeit verging wie im Fluge und es wurde endlich langsam dunkel draußen. Doch auf einmal überkam ihm ein anderer Gedanke. Etwas, das er vorher nicht durchdacht hatte. Wo würde er hingehen? „Schnell jetzt. Wo kann ich hin? Wo bin ich in Sicherheit? Überleg Pely, überleg!“, dachte er sich.

„Wie konnte ich nur so dämlich sein. Ich habe alles geplant und habe das wichtigste vergessen.“ Dann fiel es ihm ein. Ein Lagerhaus das er immer auf dem Weg zur Arbeit sah. Es sah richtig heruntergekommen und verlassen aus. Alle Fenster waren mit schwarzer Farbe verdunkelt.

Auch wenn er bis dorthin laufen müsste, weil die Schwebebahnen um diese Uhrzeit nicht mehr fuhren, dort wäre er für den Anfang zumindest sicher und keiner würde dort nach ihm suchen oder ihn dort vermuten. Dort könnte er sich für ein paar Tage verstecken, bis die Lage sich beruhigt hätte und man nicht mehr nach ihm suchen würde.

Doch es lag in einem abgesperrten Gebiet. Es wäre schwierig für ihn dort hinein zu kommen.

Aber er war sich sicher dass er einen Weg finden würde sobald er dort ankommt und machte sich einen kleinen Plan, wie er am schnellsten und sichersten dorthin gelangen könnte.

Mittlerweile war es richtig dunkel geworden und er bereitete sich darauf vor aufzubrechen.

Er kontrollierte noch ein letztes Mal seinen Rucksack um sicher zu gehen, dass er bereit für seinen Aufbruch ist und ging zum letzten Mal den Plan in seinem Kopf durch. Dann griff er nach seinem Rucksack, öffnete die Türe und warf einen Blick auf all das was er zurücklassen musste. Seinen kleinen Kühlschrank, das kleine Sofa, sein kleiner Esstisch, sein kleiner Fernseher.

Sie hatten alle ihren Zweck erfüllt. Doch anstatt traurig darüber zu sein dass er all dies zurück ließ, grinste er und dachte sich: „Ein Glück das ich mir nie mehr leisten konnte, sonst würde mir das jetzt richtig schwer fallen.“ Er schloss die Tür hinter sich und ging hinaus in die Dunkelheit.

Mein wundersames Leben

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