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Die Bewertung anderer Spezies

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Was uns nicht alles voneinander trennt! Rasse, Geschlecht, Körpergröße, Glaubenssysteme, Spezies ... die Liste analytischer Unterscheidungen und Trennungen ist lang. Mit ihrem Missbrauch lässt sich Zwietracht säen. Wenn man, statt die Gemeinsamkeiten der inneren Geistnatur zu betonen, sich zu sehr auf die Unterschiede versteift, nehmen Unterdrückung, Ausgrenzung, Härte und auch Grausamkeit gegen die anderen zu.

Sicherlich kennt jeder von uns die Thesen, nach denen üblicherweise zwischen Mensch und Tier unterschieden wird, und viele haben diese isolierte Wertschätzung menschlichen Lebens übernommen. Bis vor kurzem war die Minderwertigkeit anderer Spezies auch wissenschaftlich verbürgt. Heute allerdings erkennen viele Wissenschaftler die Hinderlichkeit dieser Annahmen, und kommen durch ihre unbefangene Beobachtung zu völlig neuen Ergebnissen.

Sehr gängig ist das Vorurteil, dass Tiere keine intelligenten Wesen seien, denn dazu sei die Leistungsfähigkeit ihres Gehirns einfach zu begrenzt. Ihren Gehirnen mangle es einfach an Masse und Komplexität, als dass sie denken und individuelle Entscheidungen treffen könnten. Mittlerweile belegen Studien, dass viele Spezies - und darunter auch solche mit relativ kleinen Gehirnen - durchaus in der Lage sind, Probleme zu lösen und Entschlüsse zu fassen.

Ein weiteres Kriterium war „der Gebrauch von Werkzeug“: Nur die Menschen hätten jene evolutionäre Stufe erreicht, die sie zum Überleben Werkzeuge erfinden und gebrauchen lässt. Nun ist diese Fähigkeit aber auch bei anderen, sehr unterschiedlichen Spezies entdeckt worden - wie bei Schimpansen, Vögeln und Ameisen. Eine andere These besagte, dass nur Menschen zum Altruismus fähig seien, also nur sie sich selbstlos für andere einsetzen könnten. Doch sind unzählige Vorfälle und Begebenheiten bekannt, bei denen Tiere ihr eigenes Leben aufs Spiel setzten, um Artgenossen und auch Menschen rettend zu Hilfe zu kommen. Auch dieses Kriterium ist also überholt.

Jahrhunderte lang war unbestritten, dass nur Menschen sich durch Sprachen und Symbole untereinander verständigen. In jüngster Zeit haben Forscher jedoch zu ihrem großen Erstaunen bei vielen Spezies den Gebrauch komplizierter Laut- und Zeichensprachen entdeckt, sei es unter Elefanten, Vögeln oder Bienen. Der vorherrschende Glaube, dass Tiere kein eigentliches Bewusstsein von ihrer Umgebung haben, so wie wir Menschen, und sich auch nicht sprachlich verständigen können, ist rückläufig. Es beginnen deutlich mehr Menschen sich auf eine respektvollere Weise mit Tieren zu befassen.

Noch glauben viele Menschen, Tiere hätten kein Selbstbewusstsein und kein Rechts- und Unrechtsempfinden. Ihnen widersprechen die Verhaltensforscher, die sehr wohl bei Tieren Selbstbewusstsein und ethische Vorstellungen entdecken. Zudem hat die direkte telepathische Kommunikation immer wieder gezeigt, dass Tiere sich und ihren Lebenszweck kennen. Sie haben eigene Vorstellungen von Recht und Unrecht und sorgen entsprechend ihrer Art für Gerechtigkeit. Ihre Bräuche mögen sich von den unsrigen unterscheiden. Aber wir sollten bedenken, dass es selbst schon unter uns Menschen Unterschiede im Brauchtum gibt.

Tiere zweifeln ihr Bewusstsein natürlich nicht in dem Ausmaß an wie der moderne Mensch. Trotzdem sind sich die Wesen aller Spezies ihrer Lebendigkeit bewusst, mag dieses Bewusstsein auch noch so unterschiedlich ausgeprägt sein.

Ich habe gelesen, Menschen würden sich von den Tieren auch darin unterscheiden, dass nur sie sich über die Gegenwart hinaus an andere Orte und in andere Zeiten versetzen und die Dinge von einer höheren Warte aus betrachten können. Ich habe da ganz andere Erfahrungen mit Tieren gemacht. Ich durfte erfahren, dass sie sich sehr wohl in Situationen versetzen und Erinnerungen und Zukunftsvorstellungen haben können. Sie haben mir Bewusstseinsmomente vergangener Leben auf der Erde und in anderen Dimensionen mitgeteilt sowie außerkörperliche Erfahrungen. Ich gewann durch sie nicht weniger tiefe Erkenntnisse als in der Begegnung mit Menschen. Tiere vermitteln solche Bewusstseinsmomente normalerweise auf einfachere Weise als verstandesbetonte Menschen, doch ist ihr Wissen deswegen nicht weniger tief.

Ich ziehe es vor, die Unterschiede der Spezies als einen das Leben bereichernden Ausdruck des Universums zu begreifen, anstatt sie als Trennungsmerkmale zu benutzen. Je direkter Sie kommunizieren und je achtsamer Sie ihr Verhältnis zu Vertretern anderer Arten gestalten, desto offenbarer wird Ihnen die Weisheit aller Lebensformen und die Einheit allen Lebens. Und dieses weise Miteinander lässt jeden über die eigenen Grenzen hinauswachsen. Unsere nichtmenschlichen Freunde können uns lehren, das Hier und Jetzt unseres Daseins zu akzeptieren und die schöpferische Einheit zu spüren - die Göttlichkeit, an der wir alle teilhaben.

Wie intelligent Tiere sind und ihren direkten Draht zu allem Leben haben erfuhr ich einmal in einer wunderbaren Begegnung mit einem Laubfrosch. Wir kamen gerade von einem naturkundlichen Diavortrag aus dem Gemeindezentrum zurück. Es war eine kalte Februarnacht und die Ausführungen gingen mir noch immer durch den Kopf. Der Referent hatte sich gefragt, ob die Dürre in unserer Gegend nicht deshalb so rapide zunähme, weil wir den Donnervogel nicht mehr um Regen bitten, wie dies die Eingeborenen immer getan hätten. Und dass wir wieder mehr auf das hören müssten, was uns die Tiere zu sagen haben. Ich fühlte mich zutiefst verstanden, denn auch ich bin dagegen, dass die Menschen die natürlichen Lebensbedingungen so vieler Geschöpfe zerstören.

Der Laubfrosch saß auf der Türschwelle, als warte er darauf eingelassen zu werden. Vorsichtig nahm ich den leuchtendgrünen Kerl auf die Hand, um ihn im Garten abzusetzen. Aber er schien etwas anderes vorzuhaben. Statt davon zu hüpfen, blieb er still sitzen, und kehrte mehrmals um, als ich ihn herunter zu schubsen versuchte. Also hob ich meine Hand hoch, um ihn mir genau anzusehen und herauszufinden, warum er bleiben wollte. Still vermittelte er mir seine Wertschätzung, was in mir das Gefühl einer Urverwandtschaft weckte. „Sag den Menschen, dass wir sauberes Wasser und saubere Luft brauchen“, gab er mir zu verstehen. Ich merkte, dass er auch für die vielen anderen Amphibien sprach - Frösche, Salamander, Molche -, deren Zahl weltweit in so beängstigendem Maße zurückgeht. Er nutzte unsere kurze Begegnung, um mir diesen Auftrag ans Herz zu legen.

Dann drehte er sich auch schon um, und ich senkte die Hand und ließ ihn davon hüpfen. Später hörte ich ihn zusammen mit seinen Freunden quaken. Sie baten um den so heiß ersehnten Regen.

Tiere als sprechende Gefährten

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