Читать книгу Thriller Collection I - Penelope Williamson - Страница 66
54. Liv
ОглавлениеNein, nein! Das durfte nicht sein. Hier sind sie doch sicher. Hier passiert ihnen nichts. Liv hielt immer noch Oxanas Arme umklammert und versuchte, das Gehörte zu verarbeiten. Sie hatte es den beiden versprochen! Immer wieder. Sie sollten doch endlich in Sicherheit sein. Liv fing an zu wimmern.
„Au, Liv! Lass los. Aua!“, schrie Oxana.
Liv erwachte aus ihrer Starre und ließ die Arme des Mädchens los.
„Wir müssen hier weg. Sofort!“ Liv rannte zum Schrank, zog sich hastig an und schmiss wahllos ein paar der noch verbliebenen Kleidungsstücke in ihre Reisetasche. Dann lief sie zum Waschbecken und fegte mit einer Handbewegung die Kosmetikartikel hinterher. Oxana stand unbeweglich an der gleichen Stelle und starrte sie an. Frieda lief alarmiert zwischen den beiden hin und her. Sie winselte, wenn sie in Oxanas Nähe kam und das Blut noch intensiver roch. Liv fuhr herum.
„Oxana, bist du sicher, dass Helena tot ist? Hat sie nicht mehr geatmet?“
Oxana schlug die Hände vors Gesicht. „Nein, nein! Mit Augen ganz weit auf liegt sie auf dem Bett. Messer steckt in Brust. Blut überall. Ganz schlimm. Kein Atmen, nichts. Tot!“
„War noch jemand im Zimmer? Hast du jemanden gesehen?“
„Alles dunkel. Tür ein Stück auf. Ich habe geöffnet und Licht an. Dann alles voll Blut. Ich bin zu Helena gerannt und habe an Schulter gerüttelt. Wollte, dass sie sich hinsetzt, und habe an ihr gezogen. Dann hab ich Messer gesehen und bin gerannt.“ Oxana fing unkontrolliert an zu zittern.
Was sollte sie jetzt nur tun? Sie mussten sofort weg! Liv kramte in ihrer Tasche und holte eine kleine Dose heraus, die aussah wie Haarspray.
„Nimm das und wenn dir jemand zu nahe kommt, feuere ihm eine Ladung davon ins Gesicht. Das ist Reizgas. Okay?“ Liv drückte Oxana die Dose in beide Hände. Anschließend spähte sie durch den Türspion. Waren sie hier sicher? Oder draußen? Oder wartete draußen schon jemand, dass sie rauskamen? Niemand zu sehen. Sie verriegelte die Tür, legte die Kette vor und klemmte einen Stuhl unter den Türgriff. Das Fenster! Nein, das war okay. Die Vorhänge waren komplett zugezogen. Niemand konnte sie von der Straße aus sehen. Liv knetete ihre Finger. Wohin? Wer konnte helfen? Mike? Oliver? Oliver! Sie wühlte nach ihrem Blackberry und wählte Olivers Nummer.
„Klauenberg.“
„Oliver, ich bin’s. Liv! Bitte, du musst schnell kommen. Oxana ist nichts passiert, aber Helena …“, sprudelte es aus Liv heraus.
„Liv, was ist los? Wem ist nichts passiert?“
Liv schloss die Augen. Du musst dich konzentrieren. Alles der Reihe nach. „Oxana ist heute nach Hannover gekommen. Das Mädchen von dem Foto. Helena, eine Betreuerin aus dem Heim, hat sie mit einem korrupten Schaffner über die Grenze geschmuggelt. Ich habe für die beiden ein Zimmer hier im Hotel gemietet. Helena ging vor. Als Oxana nachkam, lag Helena erstochen im Bett.“ Livs Stimme raste und wurde immer schriller.
„Diese Helena ist tot? Wo seid ihr jetzt? Seid ihr in Sicherheit?“
„Wir … wir sind in meinem Zimmer.“
„Verriegele sofort die Türen. Bleibt, wo ihr seid. Ich bin sofort da. Hörst du? Ihr rührt euch nicht von der Stelle!“
„Nein … nein. Wir bleiben hier.“
„Ist Frieda bei euch?“
„Ja. Sie ist hier.“
„Gut. Liv, ich lege jetzt auf und fahre los. Wenn etwas ist, ruf mich sofort an. Ich bin in ein paar Minuten da.“ Seine Stimme klang beruhigend.
„Ist gut“, flüsterte Liv und legte auf. Sie ließ den Arm sinken und kämpfte gegen die Tränen. Was hatte sie nur angerichtet? Oxana stand immer noch blutbeschmiert im Zimmer. Frieda saß an der Tür und beobachtete die Frauen. Liv schloss Oxana in die Arme.
„Es tut mir so leid. Ich habe das nicht gewollt. Ich wollte nur, dass ihr in Sicherheit seid. Wer ist bloß hinter euch her?“ Sie wiegte Oxana hin und her, die sich mit hängenden Armen ohne eine Regung alles gefallen ließ. So standen sie mitten im Zimmer, als es klopfte. Frieda bellte. Liv fuhr zusammen. Wer war das jetzt? Sie hatte doch eben erst aufgelegt.
„Das kann nicht Oliver sein!“, flüsterte Liv.
Oxana gab einen klagenden Laut von sich wie ein Tier und sackte zusammen. Liv war überrumpelt und konnte das Mädchen nicht halten. Es glitt ihr aus den Händen und wurde ohnmächtig, bevor es den Boden berührte. Wir hätten nicht im Zimmer bleiben sollen, dachte Liv und bückte sich nach der Dose, die sie aus Oxanas schlaffen Händen nahm. Es klopfte erneut.