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53. Andrej
ОглавлениеAndrej verließ die einsame Autobahn an der nächsten Ausfahrt. Außer einigen alten russischen Lastwagen begegnete ihm kein weiteres Fahrzeug. Der Regen trommelte fast waagerecht an sein Fenster. Einzelne Schneeflocken hatten sich unter den heulenden Wind und die Tropfen gemischt.
Entlang der Straße duckten sich vereinzelt lang gestreckte Gebäude, Silos und Misthaufen in windgeschützte Mulden. Sein Geländewagen stach aus der Landschaft heraus wie ein galoppierendes schwarzes Pferd unter toten Schafen.
Er bog auf einen betonierten Weg ab, dessen Schlaglöcher mit braunem Wasser gefüllt waren. Ein bunt schillernder Ölfilm zerbarst, als Andrej durch die Pfütze raste. An einem düsteren Wohnhaus und ausrangierten Traktoren fuhr Andrej vorbei. Der Wagen rollte aus, und er parkte hinter einem Stallgebäude. Wütend schlug er auf das Lenkrad und schmiss sein Telefon auf den Beifahrersitz. Er brauchte Luft und stieg aus dem Auto. Sogleich verzog er angewidert den Mund. Regen peitschte ihm ins Gesicht, und ein durchdringender Geruch nach Schweinejauche stach ihm in die Nase. Mit hochgezogenem Mantelkragen eilte er unter eine Remise, die vollgestopft mit allerlei Gerätschaften war, und zündete sich eine Zigarette an. Er kniff die Augen zusammen und starrte in den Regen. Da holperte schon der Bus über den Weg zum Hof. Wenigstens das klappte.
Andrej hob die Hand, als der Bus hinter seinem SUV zum Stehen kam. Seufzend öffnete sich die Bustür. Viktor und Rinat stiegen aus.
„Sind sie vollzählig?“, fragte Andrej.
Rinat nickte und schaute auf den schlammigen Boden zwischen den Betonplatten.
„Oder soll ich selber nachzählen?“
Rinat und Viktor schüttelten ihre Köpfe.
Andrej juckte es in seiner Faust. Er würde gerne beide Männer zu Brei schlagen, um sich abzureagieren. Dann hatte er eine bessere Idee und schaute zum Bus. Mädchen mit Zöpfen und vor Angst großen Augen starrten aus den Fenstern in Richtung der drei Männer.
Andrej zeigte auf eines der Mädchen, dessen Kopf von flammend roten Locken umspielt wurde. „Die da, die Hexe. Holt sie raus und bindet sie in der Futterkammer an.“
Rinat nickte, und Viktor stieg zurück in den Bus. Er stapfte zu der Rothaarigen und riss sie von ihrem Sitz. Die Mädchen schrien auf. Ein tiefes Bellen ertönte, und das Schreien ging in Gewimmer über. Viktor trug das Mädchen unter dem Arm wie eine Teppichrolle und verschwand mit ihr hinter einer rostigen Metalltür. Erneut erklang ein Schrei, dann folgte ein Klatschen. Danach war Ruhe.
Andrej nickte zufrieden. Die war ihm schon am ersten Tag aufgefallen. Umso besser, dass sie jetzt ihm gehörte. Die nächsten Stunden. Bis es vorbei war.
Aus seiner Tasche nahm er eine Karte und gab sie Rinat. „Die anderen bringt ihr über die Grenze. Zur üblichen Stelle. Da verlasst ihr den Bus und ruft diese Nummer zur Übergabe an. Wenn sie da sind, nehmt ihr den Wagen und kommt damit zurück. Verstanden?“
„Ja.“
Viktor kam mit erhitztem Gesicht und einer Schramme im Gesicht zurück.
„Eine Wildkatze“, beschwerte er sich.
„Nicht mehr lange“, erwiderte Andrej. „Los jetzt. Ich erwarte, dass es keine Zwischenfälle mehr gibt.“
Die beiden ungleichen Männer stiegen in den Bus. Andrej sah ihnen nach und genoss das wohlige Gefühl zwischen seinen Beinen. Dann ging er durch die rostige Tür.