Читать книгу Thriller Collection I - Penelope Williamson - Страница 57
45. Oxana
ОглавлениеMänner verfolgten sie. Eine zahnlose Schaffnerin fuhr mit ihrer Bahn direkt in den Mund des Deutschen, dessen schwarze Zunge alles ableckte. Salutierende Aufpasserinnen, die sich vor dem Lehrer Dr. Specht verneigten, der mit einem Nicken die bösen Mädchen für den stinkenden Abfallhaufen neben ihm aussortierte. Hinter ihm stand Helena, die weinte, als sie sah, dass Oxana weggeworfen werden sollte.
Sie stöhnte im Schlaf und wollte die kuschelige Decke höher ziehen. Hatte sie die wieder weggestrampelt? Das passierte ihr oft. Oxana griff ins Leere. Nanu, war die Decke aus dem Bett gefallen? Sie tastete an ihren Beinen entlang und fasste in eine schimmelige Pappe. Sie schrie und strampelte alles weg. Ihr Herz pumpte, als würde sie um ihr Leben rennen, ihr Kopf zuckte hin und her. In der völligen Dunkelheit riss Oxana die Augen auf. Wo war sie? Die Fahrt im Bus, ihre Flucht, die Bahn! Die Gedanken jagten wie Blitze kreuz und quer durch ihren Kopf. Sie war in dem Haus, in dem furchtbaren, stinkenden, alten Haus! Oxana wimmerte, als die Erinnerung daran, was in den letzten Tagen alles passiert war, sie einholte.
Draußen hörte sie den knatternden Motor eines Lkws und ein Moped, das wie eine zornige Hornisse klang. Irgendwann würde der Tag die Nacht zur Seite schieben. Wo sollte sie heute hin? Und morgen? Oxana stützte den Kopf in die Hände. Tränen liefen ihr an der Nase herab, hingen einen Moment an der Spitze und tropften auf den Boden. Sie hatte nagenden Hunger, und ihre Zunge fühlte sich riesig in ihrem trockenen Mund an.
Was war das? Draußen knirschten Schritte über zerbrochene Flaschen und Kies. Eine Taschenlampe blitzte auf. Oxana sprang auf und stolperte in Richtung der Türöffnung, die für einen Sekundenbruchteil von dem Strahl erleuchtet wurde. Auf allen vieren kroch sie eine brüchige Betontreppe hoch. Hinter dem ersten Treppenabsatz verbarg sie sich und schaute angestrengt in die Dunkelheit, in der das helle Rechteck des Durchgangs zu erkennen war.
Jemand stieß die Pappe aus dem Fenster zur Seite und schabte dabei an den rauen Wänden entlang. Glasstücke knirschten unter leisen Schritten. Der Strahl der Taschenlampe wanderte durch den Raum und zeigte abrupt nach unten. Ein schwarzer Handschuh ließ einen Gegenstand auf die Pappe fallen, befühlte ihr Nachtlager. Ein Baseballschläger! Oxana biss sich auf die Lippen. Was sollte sie nur machen? Sie saß in der Falle. Alle anderen Fenster waren zugemauert. Von der oberen Etage aus konnte sie nicht in die Dunkelheit springen. Vielleicht stürzte sie auch sofort durch die maroden Decken hindurch. Ein Schluchzen kam über ihre Lippen. Erschrocken schlug sie die Hand vor den Mund. Es war zu spät. Die Gestalt richtete sich auf. Der Lichtstrahl schwenkte zur Treppe. Sie kroch tiefer in die Dunkelheit. Schnell kamen die Schritte näher. Oxana blieb in der Hocke und presste die Hände an ihren Kopf. Es gab kein Entkommen. Die Gestalt eilte die Treppe hoch. Alles war umsonst gewesen. Sie schrie.