Читать книгу Als niemand mehr die Kühe melken wollte - PEPO (Peter) Haller - Страница 7
ОглавлениеKapitel 3
Jana blinzelte ins grelle Sonnenlicht, ihre Schwester Sara gluckste vor Begeisterung und freute sich so sehr mit ihrer grossen Schwester das Wochenende verbringen zu dürfen. Es war halt hier draussen niemand mit dem sie sonst spielen konnte. Sie gingen in den Wohntrakt, wo sie von der Mutter Margret begrüsst wurde. Das Nachtessen war fertig und sie konnten sich hinsetzen, die Mutter rief noch über den Voicecounter ihren Vater dazu. Er konnte dies in der ganzen riesigen Anlage überall empfangen, und war sicher bald hier. Ihr 18 Jahre alter Bruder Eden kam erst gegen 22 Uhr hier an, er kam aus einer etwa 2000 Kilometer entfernten Eliteschule und durfte schon bei der Planung und Ausführung der überlebenswichtigen HyperVacuum Projekten mitwirken. Denn ohne diese Transportwege ging gar nichts mehr.
In der Zwischenzeit war auch Vater Georges dazugekommen und «knuddelte» seine Tochter Jana mal so richtig durch. Anschliessend begannen sie mit dem Abendessen, die grösstenteils aus frischen Produkten aus der Fabrik stammten. Frische Milch war bei Jana der Favorit und war nicht wie in der Schule komplett keimsterilisiert. Dazu gab es frisches von der Mutter gebackenes Brot, eines ihrer Hobbys das Backen, denn eigentlich hätte diese Arbeit auch einer der 50 Kombis, die in ihrer Fabrik arbeiteten, übernehmen können. Alle Produkte, die hier nicht produziert werden konnten, wie Tierfutter für die Kühe, Fischfutter und Nahrungsmittel für die Fabrikcrew kamen über das HyperVakuum System zu ihnen. Aber im Gegenzug gingen auch alle ihre Produkte wie Milch, Rahm, Käse, Fleisch und Fisch auf diesem Wege wieder aus dem Krater in die ganze noch bestehende Welt.
Nach dem Abendessen gingen die beiden Mädchen mit ihrem Vater auf den Kontrollgang in die Kuhmästerei. Es waren vier riesige Bubbles die für Kälberzucht, Milchwirtschaft und Schlachtvieh vorgesehen waren. Obwohl alle Anlagen mit riesigen solar gesteuerten Filteranlagen versehen waren, verbreitete sich doch ein etwas strenger Duft. Aber den liebte Jana sehr und war auch wegen der vielen Tiere sehr gerne hier. Sie konnten aus der Steuerungszentrale die Tiere von oben beobachten, der sonst menschenleere Raum wurde gerade von zwei in Schutzanzügen arbeitenden Kombis betreten. Die Tiere hatten nie direkten Kontakt zu Kombis oder sogar A1 Menschen, dies war aus Sicherheitsgründen verfügt worden, da sich immer mehr Zoonosen, das heisst gefährliche Virenübertragungen von Tier zu Menschen und umgekehrt, verbreitet hatten. Es gab viele Todesfälle bei Menschen und Tieren, die durch die gesamte verseuchte und ökologisch aus dem Gleichgewicht geratenen Umwelt entstanden waren. So kontrollierten die Kombis auf einem kleinen Traktor sitzend, ob sich irgendwelche Tiere verletzt oder irgendwelche Auffälligkeiten zeigten.
Danach überwachten sie die Kühe beim Eintreten in die Melkstation, denn auch hier lief alles ohne manuelle Hilfe ab und war komplett automatisiert. Die Kühe wurden einmal morgens und abends gemolken, und wurden auf dem Weg in die grosse Rondelle Melkmaschine von Sensoren auf allfällige gesundheitliche Probleme untersucht. Davor liefen sie durch eine Waschanlage und wurden anschliessend mit Euterfett eingerieben. Sie schauten zu wie jede der Kühe ihren Platz in die Rondelle eingenommen hatte und eine nach der anderen gemolken wurde. Die Milch schoss durch die durchsichtigen Rohre in riesige gekühlte Tanks, wo sie bis zur Weiterverarbeitung gelagert wurde.
Jana und Sara konnten das ganze durch die riesigen Glasscheiben beobachten und die langen Gänge des Kontrollcenters hinauf und herunterlaufen. Sie konnten auch alle Tiere in den vielen Monitoren in den verschiedenen Positionen genau begutachten. Eigentlich hatten sie noch etwas spielen wollen, aber die Zeit wurde knapp, da ihr Bruder Eden gegen 22 Uhr hier eintreffen sollte und sie diesen gerne in Empfang nehmen wollten. So betraten sie etwas später die Transportbänder, die zur HyperVakuum Station führten, wo sie auf ihn warteten. Die Zeit wollte nicht verrinnen, dann endlich ertönte ein schriller Ton, der die Ankunft eines Transportes ankündigte. Aber es war leider noch nicht ihr Bruder, es war eine Wochenlieferung von Nahrungsmitteln für die Kombis. Diese Kapsel wurde mit einem Kran auf ein Förderband gehievt, dass direkt zu den Behausungen der Kombis geleitet wurde. Aber auf dem, Ankunftsbildschirm wurde schon der nächste Eingang blinkend angekündigt, es war hoffentlich ihr Bruder. Und tatsächlich er war es.
Ein Kombi öffnete die eingegangene Kapsel und aus dieser schaute ihr Bruder Eden die beiden Schwestern an. Er stieg heraus und nahm Jana und Sara auf seine kräftigen Arme. Jana war bald zu schwer, aber er liebte beide abgöttisch. Er würde morgen mit ihnen in die Fischzucht gehen, dort konnten sie mit speziellen Tauchanzügen mit den Fischen spielen. Jetzt hiess es aber in die Wohnanlage zu gehen und den Schwestern gute Nacht zu wünschen. Eden unterhielt sich in der Küche bei einem kleinen Imbiss noch eine Weile mit Vater Georges, vor allem technische Abläufe waren da von Interesse. Aber er war auch bald sehr müde von der anstrengenden Woche und zog sich danach schnell in sein Zimmer zurück.
Die Sonne ging an diesem Samstagmorgen am östlichen Kraterrand auf und schien bereits sehr grell, und zauberte mit seinen Licht-Schatten spielen viele sehr obskure Figuren auf die Ebene der Caldera. Es war gegen 6.30 Uhr Jana erwachte, da sie immer sehr aufgeregt war, wenn sie alle 14 Tage mit ihrem Bruder in den riesigen Seetank tauchen gehen durften. Seit diesem Jahr durfte auch Sara mit, sie hatte letzte Weihnacht einen Anzug erhalten und durfte nun auch endlich dabei sein.
Wir starteten nach einem ausgiebigen Morgenessen um etwa 10 Uhr und hatten etwa eine halbe Stunde, bis die Drei an dem mit einer Glaskuppel überzogenen See angekommen waren. Auch hier gab es eine zentrale Steuerungsanlage, wo Wassertemperatur Sauerstoff- und Futterzufuhr in die nach alter der Fische unterteilten Becken, kontrolliert beziehungsweise zugeführt wurden. Das Wasser wurde direkt aus Tiefenbohrungen ausserhalb des Kraters hinaufgepumpt. Glücklicherweise war dieses Wasser weder verseucht noch sonst verunreinigt. So zwängten sich alle drei Geschwister in ihren integralen Tauchanzüge, und gingen zum Uferrand, wo ein Steg zu einer kleinen Leiter führte, von der aus man sich in den See gleiten lassen konnte. Sara war mit einer Leine mit Eden verbunden. Lana durfte schon völlig selbstständig die Tour mitmachen, es war wie im Märchen, denn die etwa 20 Sorten Fische glänzten im UV-Licht in allen Farben. Jede Sorte und jede Altersgruppe waren mit grossen künstlichen transparenten Wänden abgetrennt, und Schleusenrohren, welche untereinander verbunden waren, sorgten dafür, dass sowohl Personen als auch die Fische in und aus diesen ausgeklügelten Tankanlagen zirkulieren konnten.
Am Ende des Sees war die Fischverarbeitungsanlage. Hier wurden die Fische mit den entsprechenden Grössen entnommen und ohne, dass diese je von anderen Lebewesen berührt worden waren, ausgenommen filetiert und für den Versand tiefgefroren. Die entsprechenden Tiefkühllager füllten sich und wurden für den weltweiten Versand mit dem HyperVakuum Rohren in Entfernung von mehreren tausend Kilometern versandt. Sara fühlte sich Pudelwohl, vor allem bei den ganz kleinen Fischen, in diesen verschwand sie beinahe komplett in den neugierigen Schwärmen der Jungen. Sie versuchte immer wieder spielerisch ein paar zu erhaschen, aber diese waren viel zu schnell und es bildete sich immer eine Gasse, wenn sie sich bewegte, es war ein unglaublicher Spass. Sie spürte ein Ziehen an ihrer Leine, es war Eden, sie hatte sich in der glitzernden Welt ganz vergessen. Sie sah, wie er auch seiner Schwester Jana mit einem Handzeichen andeutete, dass die Zeit um war. So stiegen die Drei also wieder aus dem Wasser und kamen über den See Steg wieder in die Zentrale, wo sie sich in den Umkleideräumen wieder ihre Landkleidung überzogen. Gegen 14 Uhr waren sie wieder zurück im Wohntrakt, wo Mutter Margret das etwas verspätete Mittagessen bereitgestellt hatte. Der Samstagnachmittag war meist für Familienfilme, E-Book Lesen, Basteln und besonderen Tätigkeiten in persönlichen Interessensgebieten reserviert. Am Samstagabend wurde jeweils Musik gemacht und gesungen. Jeder durfte ein Instrument spielen, welches er in Online-Kursen erlernen konnte. Es war auch möglich in der Schule üben zu können, da hier diese Kurse auch zu empfangen waren. Heute Abend nach dem Essen wollten sie ein Konzert mit alten Rock-Balladen aufführen, die ihre ganzen Verwandten und Bekannten über eine Videokonferenz mitverfolgen konnten.
Es wurde ein toller Abend, vor allem Sara begeisterte, da sie das erste Mal mit ihrer Querflöte mitspielen durfte. Sie war mit voller Begeisterung dabei, obwohl noch nicht alles nach Wunsch funktionierte. Vater Georges spielte Schlagzeug, die Mutter Cello, Jana Geige und Eden Leadgitarre und Gesang. Waren Evergreens wie «Tears in Heaven» von Eric Clapton oder auch Adele mit «Someone like you» und Cindy Lauper «Time after Time» und noch einige mehr. Aber auch dieser Abend ging wieder viel zu schnell vorbei und so war wieder bald ans Schlafen gehen zu denken. Die Mädchen zogen ihre Schlafanzüge an und verkrochen sich etwas müde vom Tag in ihre Zimmer. Die Eltern und Eden blieben noch etwas länger auf und besprachen das Geschehen unter der Woche, veränderte sich doch täglich vieles auch unvorher gesehenes auf dieser Welt. Es war eine Zeit des Wachsein Müssens, um auf diesem Planeten eine Überlebenschance zu haben.
Am Sonntagmorgen erwachte Jana sehr früh, der Morgen war nach dem Morgenessen frei, aber nach dem Mittagessen reserviert für Familienspiele. Diesen Sonntag war sie an der Reihe mit der Auswahl welche Spiele sie sich wünschte war King Domino und Azul, hier konnte ihre kleine Schwester auch mitspielen. Sie spielte dies auch oft mit ihren Freundinnen Jarusa und Juniana in der Schule. Es ging wie immer alles viel zu schnell an diesen Wochenenden, so war für Eden nach dem Abendessen um 21 Uhr bereits wieder Abreisetermin in die UNI. Für Jana war erst am Montagmorgen um 7 Uhr Termin zur Rückkehr in die Schule. Meist schlief da Sara noch tief und war traurig, dass die Geschwister wieder einmal weg waren und sie sich wieder mit sich selbst beschäftigen musste. Es hatte halt im Krater nur ein paar Kleinkinder bei den Kombis, die wenn sie etwa 3 Jahre alt waren in ein Wohnheim gebracht wurden. Auch wenn sie mit diesen Kontakt haben könnte, so richtig spielen konnte man mit denen nicht. Sie waren einfach etwas anders, was für sie noch unbegreiflich war.