Читать книгу Als niemand mehr die Kühe melken wollte - PEPO (Peter) Haller - Страница 8

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Kapitel 4

Jana stand um 6 Uhr morgens auf kleidete sich an und sass am Morgenessen mit ihrer Mutter. Vater war schon in den Anlagen unterwegs, ihre Schwester Sara kam gerade aus ihrem Zimmer, um sich für diese Woche von ihr zu verabschieden. Sie musste sich noch ihren hautengen Reiseanzug überstülpen und ihren kleinen Reisekofferkapsel bereitmachen und sie war bereit für die neue Schulwoche. Mutter und Sara kamen noch mit zur HyperVakuum Station, wo sie sich für diese Woche noch einmal umarmten.

Für sie schien es als seien nur Sekunden vergangen, wurde ihre Kapsel geöffnet und sie sah in die blauen Augen ihres zuständigen Kombis 4711. Sie kannte ihn inzwischen etwas, weil er sie schon ein paar dutzend Male bei der An- bzw. Abreise betreut hatte. Das ging jeweils aber immer nur etwa drei Minuten, also von Kennen im eigentlichen Sinne war da überhaupt gar nichts. Trotzdem hatte sie immer ein warmes und gutes Gefühl, wenn sie ihn sah.

Es war knapp vor 7.30 Uhr Kombi 4711 hatte schon die ganze Nacht Schüler in Empfang genommen, gleich müsste Jana als nächste eintreffen. Zuvor hatte er bereits ihre zwei Freundinnen Jarusa und Juniana abgefertigt. Die rote Lampe am Schleusentor leuchtete auf und ein Signalton ertönte, nach fünf Sekunden drückte er auf einen grünen Knopf, worauf sich die Schleuse mit einem zischenden Geräusch öffnete. Die Magnetkapsel schob sich langsam in die Endstellung und 4711 drückte auf den Türöffner. Die Klappe öffnete sich und Jana lag noch leicht beduselt darin. Er half ihr aus diesem Behältnis und sah sie mit einem Lächeln an, worauf sich bei Jana schneller als üblich der Wachzustand einstellte.

Es dauerte nur ein paar Sekunden dann war sie aus der Station entschwunden, 4711 etwas verwirrt, da war es wieder dieses komische so etwas wie Gefühl. Es schien ihm als dieses etwas jedes Mal stärker wurde und brachte ihn doch ein bisschen ins Grübeln, was ihm bis dahin auch noch unbekannt war. Hinter ihm gingen mehre Piepstöne los, Alarmzeichen auf den Überwachungsmonitoren erschienen, irgendwie hatte er in seinen Träumen die Zeit komplett vergessen. Er war sofort wieder hellwach und übernahm wieder wie gewohnt seinen Dienst. Nach der nächsten Abfertigung klingelte sein Phone, am Ende war sein Abteilungschef Kombi 111, mit der Nachfrage, ob etwas nicht in Ordnung sei. Denn wenn ein Problem bei ihm vorliege müsse er sofort ausgewechselt werden. Er bestätigte, dass bei ihm kein Problem vorläge und beendete seine Schicht um 8 Uhr, um mit seinem Scooter nach Hause zu fahren und seinen verdienten Schlaf beginnen zu können.

Jana ging mit dem Body Lift kurz in ihr Zimmer, entledigte sich des Reiseanzugs und machte sich kurz frisch. Danach begab sie sich ins Klassen Gebäude. Schon von weitem sah sie eine weinende Juniana und Jarusa umarmte sie. Als sie näher kam erfuhr sie, dass Juniana sicher nächstes Wochenende hierbleiben musste. In ihrer Heimat Moldawien hatte sich ein schweres Erdbeben ereignet, das die Stadt Tiraspol von fast allen Magnetbahntunneln unterbrochen hatten, sie selbst wohnte mit ihrer Mutter in der Stadt Chisinau, aber ihr Vater arbeitet in Tiraspol und sie haben nichts mehr von ihm gehört. Da die Verkehrswege vielerorts blockiert, oder gar zerstört worden war, konnte sie nächste Woche kaum nach Hause. Diese Verkehrswege waren aber wieder sehr schnell in Stand gestellt, da dies beinahe zum tägliche Brot geworden war, überall defekte Linien wiederherzustellen. Es gab fast täglich irgendwo Orkane, Beben, Vulkanausbrüche, massive Überschwemmungen und grössere Erdrutsche. Dieses Transportsystem war für Katastrophen aller Art konzipiert und konnte dem entsprechend relativ schnell wieder in Stand gestellt werden. Aber mindesten sieben bis zehn Tage Zeit brauchte man trotzdem.

Dadurch kam es, dass sich auch Jana und Jarusa entschlossen, nächstes Wochenende mit Juniana hier in der Schule zu verbringen. Sara Zuhause würde zwar todunglücklich sein, aber für dieses eine Mal musste sie sich damit abfinden. Die Schulstunden gingen nur sehr zäh vorüber da immer noch keine Nachricht von Junianas Vater eingetroffen war. Eine nie enden wollende Schulwoche neigte sich dem Abschluss entgegen, die Mädchen hatten auch mehrmals wegen Unkonzentriertheiten in den Schulstunden Abmahnungen erhalten. Dies war ihnen im Moment aber das wohl unwichtigste in dieser Ungewissheit. Es war bereits Freitag und Juniana hatte immer noch keine Nachricht, wo ihr Vater war, oder er überhaupt noch lebte. Dies führte auch dazu, dass ihre Klasse im nachmittäglichen Wettbewerb den zehnten und letzten Platz in der Klassenwertung erzielte. Anschliessend mussten sie zum Rektor van Halen, dort sass auch schon der Referendar Hausmüller der die drei Mädchen in Empfang nahm. Sie erzählten ihnen die unglückliche Geschichte von Juniana und ihrem Vater und dass eine Rückreise für sie nicht möglich sei, so Jana und Jarusa mindestens, bis eine Lösung gefunden würde, hier in der Schule bleiben könnten. Rektor van Halen sah die drei über den Rand seiner Lesebrille streng an und sagte; «Aufgrund der Aussagen eurer Lehrpersonen seid ihr drei sehr fleissige Schülerinnen. Darum möchte ich euch das Hierbleiben bewilligen, ich habe für euch die Essensrationen reservieren lassen, ausserdem habt ihr Zutritt zum Musio-, Video-, Media- und Bibliodom. Ihr seid aber nicht die einzigen, es werden noch insgesamt zehn Schüler aus anderen Einheiten wegen Transportproblemen hierbleiben müssen. Ich möchte euch wegen der aussergewöhnlichen Umstände, die Noten für diese Woche streichen, damit ihr nicht in einen tieferen Level fällt. Aber ich möchte, dass ihr euch zusammenreisst und nächste Woche wieder alles gebt.» Die Mädchen waren sehr erleichtert und versprachen ihr möglichstes zu tun, anschliessend gingen sie nach einem kurzen Zimmeraufenthalt zum Nachtessen.

Kombi 4711 trat seinen Wochenenddienst in der HyperVakuum Station an. Als er auf den Monitor mit dem Abfertigungsplan schaute, stellte er fest, dass dieses Wochenende nur zweiundneunzig der ihm sonst hundert zugeteilten Schüler die Heimreise antreten sollten. Warum wohl, dachte er bei sich, auch solche Gedanken machte er sich das erste Mal bewusst und verwirrte und verunsicherte ihn wiederum ein bisschen mehr. Als er genauer hinsah, stellte er fest, dass der Name von Jana und ihrer beiden Freundinnen auch nicht auf der Liste standen. Jetzt war er gar nicht mehr bei der Sache. Was war wohl geschehen, waren sie Krank oder was konnte sonst der Grund sein, dass sie nicht nach Hause reisen durften? Irgendwie funktionierte bei ihm überhaupt nichts mehr, er fühlte sich irgendwie Elend. Kurze Zeit später meldete sich sein Phone, der Kombi 111 der Leiter der HyperVakuum Station meldete sich; «Was ist bei Ihnen los, die Abfertigungen laufen nicht weiter, das geht so nicht», um zu weiteren Anweisungen anzusetzen; «Sie werden sofort ausgewechselt, fahren nach Hause und melden sich im Digital-Helpcenter, ihr Ersatz ist in zwei Minuten bei ihnen». Kurz darauf öffnete sich die Zugangstür und sein Ersatz Kombi 4511 betrat den Raum. Darauf verliess 4711 die Station begab sich zu den Ausgangsschleusen.


Als er diese durchschritten hatte und auf sein Elektro Scooter zulief, blickte er entlang dem Booble dem Essens- und Aufenthaltsbereich der Schule hinauf. Dort sah er ein Mädchen in einem roten Kleid, die als er genauer hinschaute Jana sein musste. Er tat etwas, dass er nie zuvor getan hatte, er winkte ihr zu und zu seiner Verwunderung winkte sie zurück. So etwas wie eine innere Wärme wallte in ihm auf. Er stieg auf seinen Scooter und fuhr, wie befohlen ins DigitalHelpcenter, wo er nach gut einer halben Stunde eintraf. Er meldete sich an und wurde mit seiner Nummer registriert und musste sich in einen Energiestuhl setzen. Hier wartete er, bis sich die Tür zum Untersuchungslabor öffnete.


Als niemand mehr die Kühe melken wollte

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