Читать книгу Perry Rhodan Neo Paket 24 - Perry Rhodan - Страница 49
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Unerwarteter Besuch
Kaum hatte Thora Rhodan da Zoltral die Verbindung zu Sud beendet, erschien ein allgemein sichtbares Holo direkt vor ihr – so groß und penetrant, dass sie instinktiv einen Schritt rückwärts machte. Zu sehen war ein Druuwe, aber nicht Zakhaan Breel. Der Mann war älter, hatte genauso nekrotisch schwarz verfärbte Haut wie die anderen Druuwen, die Thora bislang ohne Helm oder mit transparent geschalteten Visieren erblickt hatte. Sein Gesicht war von auffällig vielen schwarzen, roten und grünen Geschwüren übersät, was darauf hindeutete, dass sein Zustand schlechter war als der von Breel. Dafür sprach auch der von Schmerz verschattete Blick, der dennoch eine unheimliche Härte zeigte.
»Öffnen Sie eine weitere Hangarschleuse!« Der Druuwe hielt sich nicht mit Höflichkeiten auf.
»Wir sind bereits verankert und mit einem Kopplungstunnel verbunden«, gab Thora zurück.
Pass auf, dass du nicht zu aufsässig klingst!
Wieso? Ich wiederhole doch nur das Offensichtliche.
Der Druuwe schnaubte ungeduldig, was ein paar Geschwüre an seiner Nase zum Beben brachte. Das sah keineswegs komisch, sondern unheimlich aus. »Das ist der Steuerzentrale bekannt. Öffnen Sie den Hangar, damit ein Schiff einfliegen kann. Wenn Sie sich weigern, werden wir uns gewaltsam Zutritt verschaffen.«
»Das ist nicht nötig.« Thora gab den Befehl. »Können Sie mir sagen ...?« Das Holo erlosch.
Kommunikation beendet – ein sehr netter Zeitgenosse, spottete Thoras Extrasinn.
Das überrascht mich nicht sonderlich. Die Druuwen scheinen ständig schlecht gelaunt zu sein – was angesichts der Schmerzen, die sie wegen der Geschwüre aushalten müssen, wenig verwunderlich ist.
»Wir bekommen offenbar Besuch«, meinte John Marshall. »Noch mehr Druuwen?«
»Ich hoffe nicht. Genug Leute, um uns in Schach zu halten, sind bereits an Bord – und über den Transporttunnel sind noch weitere hinzugekommen.« Thora rief stirnrunzelnd ein paar Informationen auf. »Vom Systemrand nähert sich ein Raumschiff. Wer da zu uns stößt, kommt also nicht aus der sogenannten Steuerzentrale von Carxtröll-Fabb.«
Ein Stöhnen ließ Thora herumfahren. Hamza Obafemi Azikiwe war auf dem Pilotensitz zusammengesackt. Seine Lider zuckten, seine Augen waren verdreht. Das Blut floss nach wie vor aus seiner Nase.
»Doktor Steflov, sofort in die Zentrale!«, rief Thora den Chefarzt der CREST II. Sud wollte sie im Moment nicht aus der Medoabteilung holen, wo sie sicher mit Merkosh alle Hände voll zu tun hatte. Aber Azikiwe brauchte dringend kompetente medizinische Betreuung, und zwar nicht nur durch einen Medoroboter.
Sie eilte zusammen mit Marshall zu dem Piloten, hob ihn aus dem Sitz und legte ihn vorsichtig auf dem Boden ab. »Breel hat ihn schwerer erwischt, als wir geahnt haben – und dieser verfluchte Halteparasit hat verhindert, dass Azikiwe sich etwas anmerken lässt.« Mit geübten Griffen brachte Thora ihn in eine Stellung, die der irdischen »stabilen Seitenlage« nicht unähnlich war.
Standardwissen der arkonidischen Schulbildung – wie viel Hirnkapazität wohl von solch uraltem Allgemeinwissen beansprucht wird? Der Extrasinn klang trotz der Situation amüsiert. Meister Jalopu wäre angetan davon, dass du das noch kannst.
Jalopu – ihr Lehrer in den ersten vier Schuljahren in der Schule der Ker Matoa, dem Armenviertel, in dem Thora aufgewachsen war. An ihn habe ich ebenso lange nicht gedacht wie an Henoxen ...
Ein Medoroboter kam aus einer Nebenkammer gesaust und übernahm die Erstversorgung des Bewusstlosen. Die übrige Zentralebesatzung zeigte keine Regung. Ein oder zwei abwesende Blicke streiften Azikiwe am Boden, aber der Halteparasit leistete ganze Arbeit.
Auch Steflov traf soeben ein. Sein Gesicht war mit grünem Pilzflaum bedeckt, doch seine Augen waren lebendig. »Was ist geschehen?«
Thora atmete auf und rückte zur Seite. »Azikiwe hat mehrere Schläge ins Gesicht und gegen den Kopf abbekommen«, schilderte sie, während sich der Chefarzt der CREST II neben seinem Patienten auf die Knie sinken ließ. »Er hat das Schiff noch gelandet, ist aber nun zusammengeklappt.«
Steflov brummte etwas Unverständliches und untersuchte Azikiwes Kopf sowie Hals. Dann ließ er sich von dem Medoroboter eine Medikamentenmischung zusammenstellen. »Seine Nase ist angebrochen. Das Zeug wird ihn wieder auf die Beine bringen. Um das ordentlich zu richten, sollte er jedoch mit mir in die Medostation kommen, wenn er wieder einigermaßen bei sich ist – wobei, was heißt das derzeit schon?« Er kratzte sich vielsagend am Pilzflaum.
»Aber Sie sind nach wie vor wieder Sie selbst?« vergewisserte sich Thora.
»Ich bin nicht immun gegen den Pilz, wie Sie ja wissen«, antwortete Steflov leise. »Zumindest nicht in dem Sinn wie Sie oder Sud und Marshall. Aber Sud konnte das Myzel des Halteparasiten in meinem Gehirn neutralisieren. Leider nur für eine gewisse Zeit, denn die Behandlung durch Suds Paragabe hält nicht übermäßig lange an. Ich muss daher immer wieder ... zu gewissen Hilfsmitteln greifen, um die Basisresistenz zu verstärken, die Sud bei mir induziert hat.«
Er nimmt Medikamente oder vielleicht sogar zunehmend harte Drogen, sah sich Thora bestätigt.
Ob das noch lange gut geht?
»Bringen Sie sich nicht unnötig in Gefahr«, sprach Thora die Anmerkung des Extrasinns laut aus. »Was auch immer Sie einnehmen, es hat bestimmt extreme Nebenwirkungen.«
Steflov zog ungläubig die Augenbrauen hoch. »Unnötig? Wenn es jemals nötig war, bei klarem Verstand zu bleiben, dann mit Sicherheit jetzt. Ich lasse doch nicht zu, dass meine Mannschaft – Pardon, Ihre Mannschaft natürlich – mit irgendeinem seltsamen Parasiten infiziert und dann sich selbst überlassen wird. Jemand muss die Lage medizinisch im Auge behalten.«
Azikiwe kam zu sich und stöhnte leise. Steflov gab ihm eine weitere Injektion.
»Haben Sie denn Bedenken, dass der Parasit noch weitere Auswirkungen haben könnte?«, fragte Thora.
»Bislang haben wir keine Hinweise darauf. Aber er wurde zum ersten Mal bei Menschen angewandt. Wer weiß schon, wie unser Organismus darauf reagiert, außer mit der Lethargie, die wir bislang beobachtet haben?«
»Kommandantin, ein Schiff fliegt in die Sektion zwei des unteren Großhangars ein.« Sarah Maas klang beinahe uninteressiert. Es schmerzte Thora, die aufgeweckte junge Frau so zu sehen.
Thora stand auf und ließ sich Kamerabilder aus der Hangarsektion zwei zeigen. Ihr stockte der Atem. »Das gibt's doch nicht!«
Das Raumfahrzeug, das gerade durch eines der großen Außenschotten schwebte und zur Landung ansetzte, war eine sechs Meter durchmessende, leicht platt gedrückte Kugel.
Ein Vitron! Es sieht aus wie Merkoshs Nest!
Nein, nicht ganz ..., widersprach der Extrasinn.
Dieses Vitron war nicht transparent, wie es Merkoshs Raumboot war. Der innerste Kern war pechschwarz.
»Das muss etwas mit Merkosh zu tun haben.« Unruhig trommelte Thora mit den Fingern gegen ihre Oberschenkel. »Ich würde zu gern im Hangar sein, wenn sich das Vitron öffnet.«
»Oh ja, ich auch.« Marshall trat an ihre Seite und vergrößerte mit einer Handbewegung den Bildausschnitt mit dem seltsamen Gefährt. »Allerdings weiß ich nicht genau, wie wir es anstellen sollen, dort aufzutauchen, ohne unsere Tarnung aufzugeben.«
Er hat recht, pflichtete Thoras Extrasinn ihm bei. Wenn wir einfach so in den Hangar spazieren, wird den Druuwen klar, dass der Halteparasit nicht funktioniert, wie er soll. Denn sonst würden wir wohl kaum so etwas wie Neugier entwickeln.
»Aber ich habe keine Wahl. Ich muss dorthin. Ich weiß, dass das wichtig ist.« Fieberhaft überlegte Thora, auf welche Weise sie das anstellen konnte.
Steflov half Azikiwe auf die Beine, geriet dabei jedoch selbst ins Wanken. Wenn Marshall ihn nicht am Arm ergriffen hätte, wäre der Chefarzt vielleicht gefallen.
»Alles in Ordnung, Doktor Steflov?« Thoras Aufmerksamkeit war für den Moment von dem Dilemma abgelenkt, in dem sie steckten.
Stöhnend hob Steflov die Hand. Kurz war sein Blick unstet, richtete sich verträumt auf ein unbekanntes Ziel in der Ferne.
Oh nein! Der Parasit übernimmt die Kontrolle.
Mit einem Ruck hob Steflov die Hand und verpasste sich selbst eine Injektion. Kurz darauf straffte er sich. Er atmete tief durch. »Entschuldigen Sie, Ma'am, ich habe zu lange mit der Einnahme des Medikaments gewartet. Fast hätte mich das Teufelszeug doch noch erwischt.«
Thora streckte die Hand aus. »Was ist das für ein Mittel, das Sie sich verabreichen?«
Als Steflov ihr den kleinen Wegwerfinjektor gab, zitterten seine Finger schwach. »Ein Stimulanzserum aus der Giftküche der Aras. Es bildet, laienhaft formuliert, einen Schutzschirm um den Präfrontalen Kortex, der von dem Myzel des Parasiten befallen wird.«
»Aber?«
Steflov winkte ab. »Nichts aber. Ein paar Kopfschmerzen. Das ist es mir wert, nicht als geistiger Blumenkohl in der Medoabteilung zu sitzen, sondern der Besatzung beistehen zu können.«
Marshall verschränkte die Arme vor der Brust. »Sie vergessen zu erwähnen, dass Sie nach übermäßiger Einnahme dieses Zeugs Gefahr laufen, auf Dauer zu dem erwähnten geistigen Blumenkohl zu werden.«
»Mister Marshall, ich halte nicht viel vom ungefragten Einsatz Ihrer Gabe, das habe ich auch Ihrem Kollegen Gucky schon mehrere Male deutlich gemacht«, beschwerte sich Steflov.
»Wenn mein Chefarzt mir etwas verschweigt, halte ich Telepathie für sehr sinnvoll.« Thora schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Ich verstehe Sie, Doktor Steflov, aber ich wiederhole mich: Seien Sie vorsichtig!«
Ehe der Mediziner antworten konnte, leuchtete erneut ein prominentes Kommunikationshologramm in der Zentrale auf. Dieses Mal war es Zakhaan Breel, der sich an Thora wandte. »Kommandantin Thora Rhodan da Zoltral, kommen Sie sofort in die Sektion zwei des unteren Haupthangars.« Das Holo erlosch nach diesen Worten – diesem Befehl – sofort wieder.
»Das kommt uns allerdings entgegen«, meinte John Marshall. »Ich begleite dich. Er hat nicht gesagt, dass du allein kommen sollst.«
Thora nickte. »In Ordnung.«
»Doktor Steflov, die Medostation fordert Ihre Anwesenheit«, meldete Sarah Maas.
Thora horchte auf. »Warum das?«
»Es gibt weitere Komplikationen bei der Behandlung von Merkosh.«
»Ich muss Mister Azikiwe ohnehin dorthin bringen.« Drogan Steflov nahm den lethargischen Piloten am Arm.
»Tun Sie das.« Besorgt musterte Thora Rhodan da Zoltral den Mediziner. Ich hoffe, er hält das alles durch. Sie deutete auf das Überwachungsholo des Hangars, das noch immer zeigte, wie das untypische Vitron langsam auf die ihm zugewiesene Parkposition zuschwebte. »Ich vermute, dass auch unser Neuankömmling mit Merkosh zusammenhängt. Beeilen Sie sich besser!«