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3.

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Lauter wurde das Räderrollen. Pferdehufe trommelten den Boden. Auf der Anhöhe wurde eine von vier Pferden gezogene Stagecoach sichtbar.

Jedes der Gespanntiere musste sich kräftig ins Geschirr legen, um das Gefährt über die Anhöhe zu bringen. Der Fahrer saß weit vorgeneigt auf dem Bock und schwang die langstielige Peitsche. Seine Silhouette hob sich deutlich auf dem Bode ab, versank dann gleich wieder, als die Stagecoach über die Steigung war.

Laut knirschten und quietschten die Bremsklötze, die der Fahrer anzog, um die jetzt zu Tal fahrende Coach nicht in die Hufe der Gespannpferde rollen zu lassen. Beim Zutalrollen war die Kutsche nur als ein dunkler Fleck sichtbar. In wenigen Minuten würden ihre Umrisse deutlicher zu sehen sein, wenn das dann wieder langsam fahrende Gefährt jene Stelle passierte, die die drei Männer sich als Hinterhalt für den Überfall ausgesucht hatten.

Dans Herz schlug schneller. Er saß vornübergebeugt im Sattel und nahm den Blick nicht von der Stagecoach. Die widerstreitenden Stimmen in ihm ließen ihn verharren. Kostbare Zeit verstrich, und Dan bewegte sich nicht, er war verurteilt auszuharren. Sein Verstand sagte ihm, dass er unbemerkt davonkommen konnte, wenn der Überfall stattfand. Er konnte die dann entstehende Verwirrung

nützen und sich in Sicherheit bringen. Es war wohl das beste, die sich bietende Chance wahrzunehmen. Jedes Einmischen bedeutete Schwierigkeiten, und deren hatte er schon mehr als genug. Was ging ihn der Fahrer an und die Menschen, die sich der Stagecoach anvertraut hatten? Es fragte sich auch noch, ob das Gefährt überhaupt Passagiere beförderte und ob die dreiköpfige Bande es nicht auf Postgut und Geld abgesehen hatte. Letzteres würde der Fahrer hergeben, ohne sich groß zur Wehr zu setzen. Überfälle dieser Art waren nichts Seltenes in einem Lande, in dem die Eroberer selbst aus Siedlerbanden stammten. Stagecoachfahrer auf diesen Landlinien hatten ihre Erfahrungen.

Dan Flemming hoffte, dass sich vor seinen Augen kein blutiges Drama abspielen würde. Er brauchte diese Hoffnung, um sein Gewissen zu beschwichtigen.

Die Entscheidung kam schneller, als Dan erwartet hatte, von einem der Kerle durch einen Schuss ausgelöst, dessen scharfer Knall die Stille des beginnenden Morgens zerriss. Die harte Detonation ließ Dan zusammenzucken. Der Stagecoachfahrer hob sich vor seinen Augen wie trunken vom Sitz. Die Zügel entglitten seinen Händen, die in die Luft griffen. Die Zügel klatschten auf die Rücken der Gespannpferde nieder. Im nächsten Augenblick war der Fahrersitz leer, und der Körper des Fahrers schlug dumpf auf den Boden auf. Gleichzeitig erklang ein zweistimmiger Schrei aus dem Inneren der Stagecoach, und ein Revolver spie heißes Blei. Aufzuckende Flammenlichter verrieten, dass jemand aus der Stagecoach heraus schoss und mit seinen Kugeln die hinterhältigen Kerle suchte, die den Stagecoachfahrer vom Bode geschossen hatten.

Führerlos geworden stiegen die vordersten Gespannpferde auf die Vorderhand und die Stagecoach kam zum Halt. Eines der Zugtiere hing mit der Vorderhand über der Deichsel. Das schrille Wiehern des Pferdes erhöhte die Verwirrung, in die hinein die Revolverschüsse krachten.

„Komm heraus, Frank Rüdiger!“, tönte eine tiefe Bassstimme aus der Deckung der Schufte heraus. „Komm nur und bringe deinen Sohn gleich mit! Du bist am Ende, Rüdiger!“

Der Mann, der diese Drohung aussprach, hatte nicht unrecht. Die Stagecoach konnte nicht mehr weiterfahren. Eines der vordersten Tiere lag, von einer Kugel getroffen, im Geschirr, das andere konnte seine Vorderhand nicht von der Deichsel lösen. Die beiden Zugtiere dahinter traten auf der Stelle. Nur die dünne Stagecoachwandung gaben Vater und Sohn Deckung. Die Kugeln der Schufte schlugen durch die Verkleidung hindurch. Sicherlich lagen Vater und Sohn auf dem Boden der Coach. Man konnte das aus dem Aufblitzen des Mündungslichtes aus einem Spalt der Coachtür heraus schließen.

„Hannigan“, tönte es aus der Coach heraus, „ich will mich euch stellen, aber lasst meinen Sohn aus dem Spiel. Er ist noch ein Kind. Lasst ihn auf einem der Gespannpferde zur Ranch zurückreiten. An einem Kind könnt ihr euch nicht rächen, Hannigan!“

Ein missstimmiges, heiseres Gelächter wurde hörbar. Als es abbrach, sagte der Mann mit der Bassstimme wieder: „Ich habe nie gewusst, dass du um etwas bitten könntest, Rüdiger. Als Anführer der Boomers hast du sogar der Kavallerie Trotz geboten. Du hast dir eine Zukunft aufbauen und Reichtümer erwerben können. Wir wollen nur dein Geld und nicht dein Leben. Wenn wir dein Geld haben, kannst du mit deinem Sohn zu Fuß zur Ranch zurücklaufen. Ich verzichte auf eine Abrechnung mit dir, Rüdiger!“

„Hannigan, wenn ich das nur glauben könnte!“, drang es erregt aus der Stagecoach.

„Behauptest du noch immer, dass ich zu den Schuften gehöre, die dir den Rappwallach von der Weide holten? By Gosh, Rüdiger, eine solche Lappalie würde mich niemals zufriedenstellen. In Virginia musste ich deinetwegen das Land verlassen und habe nicht zu hoffen gewagt, dass ich dir noch einmal begegne. Diese Welt ist sehr klein geworden, Rüdiger. Einmal hast du mich durch das Gesetz jagen lassen können, doch hier bin ich der stärkere Mann, und all deine Fähigkeiten und Schläue nützt dir nichts mehr. Ich bin nicht allein, wie du wohl schon gemerkt haben wirst, ich habe Freunde bei mir.“

„Banditen wie du, Hannigan!“

„Ehrenmänner, die etwas dagegen haben, wenn jemand so viel Geld wie du mit sich herumschleppt. Wir wissen genau, wie viel Geld du für den Einkauf einer neuen Zuchtherde mit dir führst. Wir wollen dich um den ganzen Betrag erleichtern. Komm heraus, Rüdiger!“

Dan Flemmings Ruhe war zu Ende. Zuerst wurde es ihm ganz heiß, dann jagte ihm ein kalter Schauer über den Rücken. Dieser Schauer verstärkte sich, als er die Stimme des Jungen hörte, der seinem Vater zurief:

„Gehe nicht hinaus, Dad, ich habe Angst! Bleibe bei mir, sie werden dich erschießen!“

Dan atmete schwer. Die Tatsache, dass in der Stagecoach ein Junge war zählte mehr als die Tatsache, dass der Rappe unter ihm sicherlich Frank Rüdiger gehörte. Die beiden Millards hatten ihn gestohlen. Sein Auftauchen würde ihn, Dan Flemming, als Pferdedieb stempeln. Im ersten Impuls hatte er absitzen wollen und sein Pferd langsam fortzuführen beabsichtigt, heraus aus der Reichweite der Stagecoach und der Banditen, heraus aus der tödlichen Gefahr, in der der echte Besitzer des Rappen sich befand. Dann jedoch siegte das Gefühl des Helfenmüssens in ihm. Wenn er jetzt davonschlich wie ein Coyote, hätte er sein eigenes Urteil gesprochen. Alles in Dan wehrte sich gegen diese erbärmliche Feigheit.

Nur einen Augenblick lang zögerte er noch, doch als er die drei Gestalten sah, die vor ihm zur Stagecoach hin lauerten, wusste er, dass Rüdiger ein toter Mann sein würde, sobald er das Gefährt verließ. Alle drei hatten ihre Waffen schussbereit im Anschlag. Sie würden ihr Versprechen nicht einhalten. Sie mussten befürchten, dass, wenn sie ihr Opfer davonkommen lassen würden, eine gnadenlose Jagd anheben würde, und dachten nicht daran, ein solches Risiko auf sich zu nehmen. Zum Glück zögerte Frank Rüdiger, denn die Worte des Jungen bannten ihn. Aber wie lange würde es noch dauern?

Dan konnte nicht länger warten, er musste handeln! Auf ihn allein, auf sein Auftreten kam es an. Er schwang sich aus dem Sattel und ließ den Rappen mit lang hängenden Zügeln stehen. Lautlos, wie der Schatten eines fliegenden Vogels bewegte er sich vorwärts. Er brauchte keine zehn Schritte zu machen, um im Rücken der Kerle zu sein. Er hätte jetzt ohne Anruf schießen können und den Kampf durch die Überraschung für sich entscheiden können, aber er brachte es nicht fertig, die Gegner aus dem Hinterhalt anzufallen. Er wusste, dass die Kerle nicht zimperlich waren und wohl an seiner Stelle nicht gezögert hätten, ohne Anruf zu schießen.

„Hoch mit den Händen!“, kam es fast schrill von Dans Lippen.

Nun, Dan rechnete nicht damit, dass sie diesem Befehl nachkommen würden, im Gegenteil, er hatte sich ausgerechnet, dass durch seine überraschende Aufforderung der Kampf erneut ausbrechen würde. Zwei Kugeln gingen dicht an ihm vorbei und hätten ihn getroffen, wenn er nicht sofort nach dem Befehl den Standort gewechselt hätte. Er hatte einen Sprung zur Seite gemacht und jagte noch in der Bewegung seine erste Kugel heraus. Er schoss auf den Mann, der als erster herumgeschnellt war und auf ihn feuerte. Er schickte sofort eine zweite Kugel hinterher, ohne in der Bewegung zu stocken. Noch bevor er einen festen Standort hatte, verließ die dritte Kugel den Lauf.

Drei Schüsse waren es, abgefeuert in schneller Bewegung, doch alle drei Schüsse trafen. Dem ersten Gegner wurde die Waffe aus der Hand geschleudert, dem zweiten zerschmetterte seine Kugel die Schusshand und die dritte Kugel drang dem letzten Banditen in die rechte Schulter. In wilden Sprüngen versuchten die drei nun aus ihrem Versteck zu entkommen.

Dan ließ sich zu Boden fallen. Nicht einen Moment lang hatte er die Übersicht verloren. Er wusste nur zu gut, dass der Kampf, wenn er ihn weiter austrug, sich jetzt zu seinen Ungunsten entscheiden konnte. Die Deckung der Büsche erwies sich für die Gegner zum Vorteil. Es war nicht zweckmäßig, ihnen zu folgen. Es war besser sie mit ein paar in die Luft gefeuerten Schüssen glauben zu machen, dass sie es mit einem starken Rudel von Gegnern zu tun hatten. Das wirkte mehr als der Versuch, sie an der Flucht hindern zu wollen.

Aufbrechender Hufschlag ließ Dan aufatmen. Jetzt schoss Rüdiger ebenfalls hinter den fliehenden Banditen her, die mit ihren Pferden in der Deckung der Büsche blieben. Hannigan und seine Kumpane gaben die Partie verloren.

„Dan, diesmal brauchst du keine Kerbe in deinen Colt zu schneiden“, sagte er im Selbstgespräch, dann rief er mit heiser schwingender Stimme zur Stagecoach hin: „Rüdiger, sie sind fort! Sie können jetzt mit Ihrem Jungen herauskommen!“

„Der Himmel schickt Sie“, erwiderte Rüdiger aus der Stagecoach. „Ich werde Ihnen und all Ihren Leuten mein Leben lang dankbar sein müssen. Ihr habt mir das Leben gerettet, zeigt euch!“

Kein Wunder, dass Rüdiger noch immer misstrauisch war. Er glaubte, dass er es mit mehreren Männern zu tun hatte, die ihm aus der Klemme halfen. Wie erstaunt mochte er sein, als im fahlen Morgenlicht nur ein einziger Mann vor der Stagecoach aufkreuzte und bei den Pferden stehenblieb.

„Wo sind die anderen?“, fragte er verblüfft aus der immer noch geschlossenen Stagecoach heraus.

„Tut mir leid, Rüdiger, ich bin allein.“

„Allein?“

„Zweifeln Sie daran?“

„Offen gestanden, ja! So schnell kann niemand hintereinander seine Kugeln abfeuern, Freund. Ein Mann allein genügt nicht, um Hannigan mit seinen beiden üblen Revolvermännern aus dem Feld zu schlagen. Aufgebote verschiedenster Art haben es versucht und haben seiner nicht habhaft werden können.“

Jetzt öffnete sich die Tür der Stagecoach. Ein Mann kletterte langsam ins Freie und hob einen etwa zehn Jahre alten Jungen heraus.

„Wo sind die Toten?“, fragte er Dan.

„Es gibt keine.“

Rüdiger kam mit seinem ängstlich dreinblickenden Jungen rasch näher, packte Dans Rechte und sah ihn mit flammenden Augen an.

„Soll das heißen, dass die Bandenmitglieder bei dem Kampfgetümmel nur verletzt wurden, Freund?“

„Genau das“, erwiderte Dan ruhig. „Es widerstrebt mir, noch mehr Kerben in meinen Coltkolben zu schneiden. Diese sechste Kerbe sollte die letzte sein.“

Dan deutete auf den Colt, den er im offenen Holster trug. Rüdiger mochte durch das schwere Erleben erregt sein, doch jetzt, da er auf die Waffe blickte, wurde er abgekühlt, als hätte ihm jemand eine kalte Dusche über den Körper gegossen. Er trat etwas zurück. Sein Blick ging an Dan auf und nieder.

„Sei’s wie es sei“, sagte er dann, „Sie haben mir das Leben gerettet. Sie kennen meinen Namen?“

„Ich habe ihn Hannigan aussprechen hören.“

„Sie kennen Hannigan, den Schuft?“

„Nein, Rüdiger. Sie und Hannigan wurden mir an diesem turbulenten Morgen von allein vorgestellt.“

Rüdiger atmete erleichtert ein und aus.

„Verzeihen Sie, Mister...?“

„Dan Flemming heiße ich. Wie es scheint, hat es Hannigan ganz besonders scharf auf Sie abgesehen?“

„Er hasst mich, und er würde mich und meinen Sohn getötet haben“, erwiderte Rüdiger erregt. „Eine Kugel auf den richtigen Fleck wäre für ihn das beste gewesen. Solange dieser Schuft lebt, wird er die Menschen bedrängen und ihnen schaden. Wo er auftaucht, bleibt Leid und Elend zurück. Aber das ist eine lange Geschichte, und damit möchte ich Sie jetzt nicht behelligen, Flemming. Mir ist unbegreiflich, dass Sie drei Schufte der schlimmsten Art in die Flucht schlagen konnten.“ „Darüber sollten wir uns später unterhalten, wenn Sie in Sicherheit sind“, erwiderte Dan, der das tote Pferd aus dem Geschirr schnitt und dem Pferd, das mit der Vorderhand über der Deichsel war, half. „Helfen Sie mir die Stagecoach flottzumachen. In welcher Richtung liegt die nächste Pferdewechselstation?“

„In nördlicher, Flemming.“

„All right.“

„Soll das heißen, dass Sie zurückfahren wollen?“

„Ja, es wird das beste sein. Die Reise zum Einkauf der Zuchtherde ist im Augenblick für Sie beendet. Sie sind sicherlich nicht sehr weit gekommen. In dieser Stagecoach können Sie die Reise nicht weiter fortsetzen. Sie wird den toten Fahrer zurückbringen. Sie selbst werden sich als Fahrer betätigen.“

„Ich?“ Rüdiger blickte Dan scharf an. „Soll das heißen, dass Sie nicht mitfahren werden?“

„Diese Gegend ist mir zu belebt“, gab Dan zur Antwort. „Ich habe getan, was ich konnte, und will gern mithelfen, dass der tote Fahrer seine Heimreise antritt. Damit ist meine Hilfe aber auch erschöpft. Es reiten zu viele Leute hier herum, denen ich lieber nicht begegnen möchte.“

„Vor meinen Leuten, die zwei ganz gerissene Pferdediebe verfolgen, sind Sie völlig sicher“, erwiderte der Rancher rau. „Nur weil sie den Pferdedieben das Leben auf dieser Welt auslöschen wollten, lehnte ich eine Begleitung meiner Crew ab. Ihnen kann nichts geschehen, denn zum Glück hat man die Personalbeschreibung der beiden Diebe. Es waren zwei weißblonde, riesige Kerle. Falls die hinter ihnen her sind, nun, dann haben wir gemeinsame Interessen, Flemming. Einen Mann, der so gut mit den Revolvern umgehen kann wie Sie, könnte ich gebrauchen. Ich zahle Sonderlohn, so hoch Sie wollen!“

Ein solches Angebot war Dan nie gemacht worden. Nie hatte ihn jemand als Revolvermann ein

gestuft. Kein Wunder, dass Rüdiger die Brieftasche zog, einige große Geldscheine entnahm und sie ihm mit den Worten hinhielt:

„Ich denke, dass ich Ihnen diese Summe schuldig bin, Flemming. Nehmen Sie sie an!“

Rüdiger war also davon überzeugt, dass Flemming einer aus der Garde der Männer war, die ihre Revolver verkauften.

„Tut mir leid, Sie haben sich in der Adresse geirrt“, erwiderte Dan. „Ich habe mein Eisen noch nie verkauft.“

„Dann werden Sie es bald tun, Flemming“, erwiderte Rüdiger und half mit, das Gespann wieder so zusammenzusetzen, dass eine Weiterfahrt möglich war. Wie die beiden Männer jetzt feststellen konnten, war der Junge verschwunden, der sich etwas seitwärts hingesetzt hatte.

„Wo nur der verflixte Bengel wieder ist!“, sagte Rüdiger böse. „Aber vielleicht ist es besser so, wenn er nicht sieht, wie wir den Fahrer in eine Decke rollen und in die Stagecoach legen. Es ist kein erfreulicher Anblick, und so ein Kind kann einen Schock fürs Leben bekommen. — Was haben Sie nur, Flemming?“

„Rufen Sie Ihren Jungen, Rüdiger!“, erwiderte Dan rau. „Ich will nicht, dass er in der Gegend herumstreicht. Er ist der Sohn eines Westmannes und gewiss nicht so empfindlich, wie Sie ihn hinstellen wollen. Er muss unter unseren Augen bleiben, er soll die Pferde halten.“

„Was soll das, Flemming?“

„Tun Sie, was ich Ihnen sage“, erwiderte Dan rau, dem es beinahe leid tat, geholfen zu haben. Nur zu leicht konnte der Junge den Rappen entdecken, und dann .. .?

„Dad“, hörte man jetzt die Stimme des Jungen aus der Richtung, in der der Rappwallach sich befand, „Dad, komm rasch her, Blacky ist wieder da! Blacky steht hier versteckt. Wir haben Blacky wieder, Dad!“

Die Augen des Ranchers wurden weit, sein Blick erstarrte. Heiser kam es über seine Lippen: „Junger Mann, Sie haben nicht nur meinem Sohn und mir das Leben gerettet, Sie haben mir auch mein Lieblingspferd, den Rappwallach zurückgebracht! Ich kann es kaum glauben. Steht dort wirklich Blacky, Flemming?“

„Ja“, entgegnete Dan, „Ihr Sohn irrt sich nicht. Es ist ein Rappwallach mit einem Schaufelbrandzeichen.“

„Und Sie haben ihn den beiden blonden Männern abgejagt? Sie waren auf dem Weg zur Ranch, um ihn zurückzubringen?“

„Es verhält sich nicht ganz so, Rancher. Ich bin auf der Flucht vor einem starken Rudel Rohhäuter. Ich hätte Blackys Schnelligkeit zuerst einmal für mich selbst eingesetzt.“

„Wenn es weiter nichts ist, Flemming“, erwiderte Rüdiger. „Auf der letzten Pferdewechselstation sind in der Nacht in der Tat vor der Ankunft der Stagecoach eine Handvoll Rohhäuter eingetroffen und machten sich dort breit. Die ganze verwahrloste Bande ist schwer bewaffnet gewesen. Doch keiner der Burschen war gekommen, um mit der Stagecoach zu fahren. Sie lagerten sich rings um die Station. Sie alle machten keinen freundlichen Eindruck. Soviel ich ihren Gesprächen entnehmen konnte, drehte es sich um eine junge, bildschöne Frau, die ihrem Mann auf und davon gegangen ist. Man rechnete damit, dass sie diese Stagecoachlinie zur Durchführung ihrer Flucht benutzen würde.“

„Großer Gott, Ann ...!“

„Sie kennen die gesuchte Frau, Flemming?“

„Ja“, erwiderte Ben. „Wenn sie auf der Flucht ist, geht sie durch die Hölle.“

„Sie steht Ihnen sehr nahe?“

„Ja“, erwiderte Ben mit gepresst klingender Stimme. „Jetzt kann ihr allerdings niemand helfen, nicht einmal ich. Ich habe das nicht gewollt, Ann ..“

„Junger Mann, wenn sie Glück hat, kann sie ihren Häschern entwischen“, erwiderte Rüdiger. „Von jetzt an stehen Sie unter meinem Schutz. Ich bin mächtig, und wenn ich es will, habe ich eine Hundertschaft zur Verfügung, gegen die eine Kampfgruppe der Rohhäuter nichts ausrichten kann. Wir werden Ihre Ann schon finden, nur keine Sorge! Aber warum hören Sie nicht zu, Flemming?“

Dan antwortete nicht. Er hatte eine Decke aus der Stagecoach geholt und war dabei, den toten Fahrer darin einzuhüllen. Ohne Hilfe trug er ihn dann zur Stagecoach und legte ihn in das Gefährt hinein.

„Auf seiner letzten Fahrt soll er wie ein Fahrgast gefahren werden“, erwiderte Dan auf Rüdigers Protest hin. „Ihr Sohn kann zu mir auf den Fahrersitz kommen. Dort kommt er schon und bringt Blacky. Er soll ihn hinten an die Kutsche binden, und Sie steigen dann zu dem toten Fahrer in die Kutsche, Rancher. Sie werden seine Ehrenwache sein.“

„Tun Sie immer genau das, was Sie sich in den Kopf setzen, Flemming?“

„Nicht immer, Rancher. Wenn ich erkenne, dass jemand einen besseren Vorschlag hat, akzeptiere ich den. Worauf warten wir also noch?“

„Auf die Beantwortung einer Frage, junger Mann. Waren die beiden blonden Männer, die Blacky stahlen, Ihre Freunde?“

„Sie schalten schnell, Rüdiger.“

„Geben Sie mir Ihr Ehrenwort, dass es nur die eigene Not war, die Sie Blacky von der Weide holen ließ?“

„Ich gebe zu, dass Blacky zum Zweck meiner Flucht von der Weide geholt wurde“, sagte Dan mit fester Stimme.

„Ich will Ihre Beweggründe nicht wissen, denn ich glaube und vertraue Ihnen, Flemming“, sagte Rüdiger. „Meine Crew wird die Jagd einstellen. Fahren wir also los!“

Arizona Gunfighter - 10 Western: Sammelband Januar 2018

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