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7.

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Bald war die erste große Herde erreicht, die sich gelagert hatte. Nur vereinzelte Stiere standen mit tief gesenktem Gehörn da und schauten zu den Reitern hin, die am Herdenrand entlang den Weg zum Treibherdencamp nahmen. Die Wagen tauchten in der Nacht auf und zeichneten sich gegen den helleren Nachthimmel ab. Dort, wo die Seilcorrals die Rinderpferde einpferchten, zeigten sich zwei Pferdewächter. Der größte Teil der Mannschaft schien aus dem Camp geritten zu sein.

„Ist Josuah da?“, fragte Dans Begleiter einen der Remudawächter.

„Nein, Vormann“, wurde geantwortet, „Josuah ist noch nicht zurück.“

„Anhalten und absitzen“, ordnete der Vormann an. „Bindet sie von den Pferden.“

Wortlos wurden die Befehle befolgt. Dan, Paul und Lee atmeten erleichtert auf und rieben sich die durch die Fesselung angeschwollenen Handgelenke.

„Sobald die anderen Trupps zurück sind, wird sich herausstellen, ob ihr die Schufte seid, die Benny erschossen und uns die besten Pferde aus der Remuda holten“, sagte der Vormann und deutete auf einen frischen Erdhügel in der Nähe. „Ihr werdet Benny dann bald Gesellschaft leisten.“

„Jetzt wissen wir wenigstens, was wir getan haben sollen“, meldete sich Paul. „Es wäre besser gewesen, wenn Sie uns in unserem Camp in Ruhe gelassen hätten, Vormann. Mit dieser Sache hier haben wir nichts zu tun.“

„Es waren drei Mann und ihr seid zu dritt. Sollten sich keine Beweise für eure Unschuld erbringen lassen, seid ihr erledigt. Josuah hatte mit Benny Herdenwache und hat die drei Schufte gesehen. Wenn Josuah sagt, dass ihr es gewesen seid, dann betet lieber und macht euch auf die letzte Reise gefasst, dann wird euch niemand mehr retten können.“

„Dann wollen wir nur hoffen, dass Josuah gute und scharfe Augen hat, Vormann“, sagte Lee in einer verteufelt trockenen Art. „Es sind schon oft Leute auf die lange Reise gegangen, die man zu Unrecht verdächtigte.“

„Mag sein, doch in diesem Falle bin ich fast sicher, dass ihr es gewesen seid. Wir sollten nicht erst auf Josuah warten und es lieber gleich erledigen.“ Bei diesen Worten trat er näher an Dan heran. „Mir ist, als hätte ich dein Gesicht schon einmal auf einem Steckbrief in Pelcon gesehen.“

„Die Herde ist aus Pelcon?“, fragte Paul, der sofort die Gefahr begriff, in der Dan schwebte. „Mein Bruder und ich kennen Pelcon sehr gut. Wir waren dort einmal drei Monate lang als Gastcowboys beschäftigt. Es ist ein dorniges Land dort, mit vielen Büschen durchsetzt, doch ein sehr gutes Rinderland. Wir drei wollen nach Pelcon.“

Der Vormann kniff seine Augenlider zusammen und sah Paul scharf an.

„Für welche Ranch seid ihr geritten?“

„Für die Ein-Kuh-Ranch von Ben Flemming“, erwiderte Paul. „Kennen Sie Ben Flemming, Vormann?“

„Ja, sie war eine Ranch die alle Möglichkeiten zu einem großen Aufstieg hatte. Wer sollte sie nicht kennen“, erwiderte der Vormann.

„Dass Sie das sagen, das freut mich, denn wir alle drei haben nämlich die Absicht, für Ben Flemming zu reiten. Sie müssen wissen, dass Ben ein guter Freund von mir ist, und wir drei möchten zur Ruhe kommen. Ben sagte zu mir, dass bei ihm immer Platz für mich sei und auch für meine Freunde.“

Paul schwieg. Er beobachtete den Vormann, und sein Herz schlug ruhiger, als er sah, dass er den Vormann abgelenkt hatte und dieser wohl nicht mehr an den Steckbrief dachte.

„Ihr werdet enttäuscht sein, wenn ich euch sage, dass Ben Flemming nicht mehr lebt und seine Ranch schon zu Lebzeiten verlor.“

„An wen, Vormann?“, tat Paul betroffen. Lee spielte mit und schien aus allen Wolken zu fallen.

„An einen guten Freund“, erwiderte der Vormann, wobei sich sein Gesicht zur Grimasse verzog. Dann spuckte er zur Seite, als wäre er von etwas angewidert. „An Stuart Jugens.“

Dan hatte Mühe sein Erschrecken zu verbergen. „An Jugens?“, fragte Lee kaltschnäuzig. „Ich wusste nicht, dass Ben Flemming hoch spielte und in einem Spiel so hohe Einsätze wie seine Ranch wagen würde. Das muss ein Irrtum sein, Vormann!“

„Das haben wir alle in der Gegend von Pelcon gedacht“, erwiderte der Vormann bitter. „Dieser Jugens nützte die Unwissenheit seines Freundes Ben Flemming aus und ließ sich auf Flemmings Land durch einen Strohmann eintragen. Er verstand es, sich im Hintergrund zu halten und den Unschuldigen zu spielen, doch es nützte ihm nichts, Ben Flemming durchschaute ihn dennoch, und es kam zum Kampf, wobei Flemming getötet wurde. Jugens wurde vom Sohn von Flemming leicht angekratzt, als dieser seinen Vater tot auf die Fahrbahn sinken sah. Jugens nützte die Situation für sich und ließ verkünden, dass er sterben müsse, nur sagte er nicht wann. Das gab bei der Verhandlung gegen Dan Flemming, den Jungen, den Ausschlag. Man warf ihm vor, Jugens ohne Anruf niedergeschossen und getötet zu haben. Man verurteilte ihn zum Tode, doch der Junge entwischte und wurde anschließend von Aufgeboten gehetzt. Sein Steckbrief hing bald an allen Sheriffbüros. Jugens hielt sich so lange verborgen, bis er sicher war, dass die Aufgebote Dan Flemming zu Tode gehetzt haben würden, dann kam er aus seiner Versenkung, löste den Strohmann, der die Ranch für ihn erworben hatte, ab und setzte sich selbst auf die Drei-Stäbe-Ranch. Er weitete sich dort bald so rau aus, dass er der größte Rancher in der Umgegend wurde. Nun sitzt er dort mit seinen drei wilden Söhnen wie die Spinne im Netz und lauert auf Opfer. Er wurde der Schrecken des Landes. Sogar mein Boss musste vor ihm kapitulieren. Er setzte die Herde in Marsch und verkaufte Ranch und Weide an Jugens. In der Stagecoach kommt er uns nach bis nach Kansas. Er wollte keine raue und harte Auseinandersetzung, er wollte nicht, dass noch viele Menschen sterben mussten. Wenn dieser junge Dan Flemming damals doch Jugens nur richtig erwischt hätte, dann wäre dem Land viel Leid erspart worden. Jugens geht gnadenlos und erbarmungslos vor. Er lässt seine Revolverleute aus allen Himmelsrichtungen kommen, die hartgesottensten, die es überhaupt gibt. Als ihr von Pelcon spracht, nahm ich an, dass ihr drei auch zu denen gehört, die er sich kommen ließ.“

Der Vormann wäre ein schlechter Menschenkenner gewesen, wenn er jetzt nicht auf den Gesichtern der drei Männer den Schrecken, den Zorn und die Empörung wahrgenommen hätte. Vielleicht gab er aus diesem Grunde nicht den Befehl, die drei wieder in Fesseln zu legen bis zur Ankunft von Josuah. Es stand ja noch nicht fest für den Vormann, ob die drei wirklich den hinterhältigen Überfall auf Benny ausgeführt hatten.

Nach zweistündiger Wartezeit kamen die Suchtrupps ins Camp zurück, unter ihnen auch Josuah.

„Vormann, sie sind es nicht“, erklärte er, als er sich die Gefangenen angesehen hatte. „Diese drei haben mit dem Überfall nichts zu schaffen. Ich weiß, dass der eine der Übeltäter die rechte Hand verbunden hatte. Der zweite schoss linkshändig und schien die Rechte ebenfalls nicht voll einsetzen zu können. Der dritte, der auf die beiden wartete, musste eine Schulterverletzung gehabt haben. Ich konnte das, als ich die Verfolgung aufnahm, an der Art seines Reitens erkennen.“

„Können Sie sich an das Aussehen der Kerle erinnern?“, fragte Dan erleichtert, doch Josuah winkte ab.

„Es war zu dunkel, und sie haben sich unsere schnellsten Pferde geholt. Ich kam nicht nahe genug an sie heran. Ich konnte auch nicht erkennen, dass eine meiner Kugeln, die ich ihnen nach sandte, irgendeinen von ihnen traf. Die weitere Verfolgung scheint aussichtslos für uns zu sein.“

„Doch nicht für uns“, sagte Dan rau. „Es können nur drei alte Bekannte von mir sein, Joe Hannigan und seine beiden Revolverleute. Ich bin sicher, dass sie es waren. Alle drei, sind von meinen Kugeln gezeichnet worden.“

„Sie kennen die Schufte?“, unterbrach der Vormann Dan überrascht.

Dan musste den Treibherdencowboys seine Begegnung mit den drei Schuften schildern. Er bekam anschließend zu hören, dass die drei sich in südliche Richtung gewandt hätten, entgegengesetzt dem Herdentreiben.

„Sie sind nach Texas unterwegs, nach Pelcon“, sagte der Vormann bitter. „Jugens wird wieder drei Schufte mehr in seine Mannschaft bekommen. Das sind Leute, die Jugens sich wünscht.“

„Sie werden es mit uns zu tun bekommen“, mischte sich jetzt Paul Millard ein. „Werden wir jetzt noch immer als Gefangene angesehen?“

„Nicht Dan Flemming“, sagte der Vormann grinsend, „wenn ihr euch auch bemüht habt, mir das Erkennen zu erschweren. Als ich ihn sah, war ich mir nicht gleich sicher, doch jetzt bin ich es um so mehr. Meine Hand, Dan!“, sagte der silberhaarige Vormann und streckte Dan die Rechte hin. „Man hat dir bitteres Unrecht zugefügt und dich zum Ausgestoßenen gemacht... und alles genommen. Du bist kein Gesetzloser, du bist nicht schuldig. Der Mann, den du erschossen zu haben wähnst, lebt und zeigt nur zu deutlich, wie er lebt. Deine Kugel hätte treffen sollen, Dan. Es musste aber wohl so sein, dass sich erst ganz klar herausstellt, wer der wirkliche Schuft ist. Dein Vater, Dan, hatte wohl aus einem inneren Instinkt heraus begriffen, wer ihm so übel mitspielte, dass er die Entscheidung mit dem Revolver suchte. Heute, Dan, gibt es wohl kaum einen Mann, der so verehrt wird in Pelcon, wie der Tote. Sein Grab wird geschmückt und hat immer frische Blumen. Für die Menschen in Pelcon ist dein Vater zum Symbol des Widerstandes geworden und mehr noch, sie achten ihn als den Mann, der ihnen zeigte, dass man Gewalt nicht hinnehmen soll, dass man seine Freiheit mit dem Leben verteidigen soll.“

„Und trotz dieses Wissens ducken sich alle?“, fragte Lee Millard.

Der Vormann nickte ernst.

„So sind die Menschen, sie kennen das Unrecht, und sie nehmen es dennoch hin und stöhnen unter der Last und Bürde, die man ihnen auflegt, aber keiner rafft sich zum Widerstand auf. Einer wartet auf den anderen. Die Angst sitzt allen im Nacken und lähmt ihre Entschlusskraft. Das beste Beispiel für uns gab in dieser Beziehung der eigene Boss. Er hätte sich nur zum Widerstand entschließen brauchen. Wir hätten Mann um Mann hinter ihm gestanden. Aber er scheute das Blutvergießen, scheute sich davor, gegen den mächtigen Jugens anzutreten. Es wäre wohl auch kein offener Kampf geworden, denn Jugens arbeitet heimtückisch und hinterhältig.“

Jetzt gab es keine feindliche Haltung mehr bei der Treibherdenmannschaft. Im Gegenteil, es wurde ihnen Gastfreundschaft geboten, und man duldete es nicht, dass sie sich sofort an die Verfolgung machten. Man lud sie zum Essen ein und fragte nicht erst, was sie für den Weiterritt benötigten. Bevor sie um Mitternacht aufbrachen, wurde für jeden von ihnen ein Packen gebracht.

„Für die Weiterreise“, sagte der Vormann und sah Dan dabei fest in die Augen. „Wir hätten in Pelcon bleiben sollen“, sagte er dann. „Du kommst ein wenig spät zurück, Dan Flemming.“

„Es ist niemals zu spät, für die Freiheit zu kämpfen, Vormann!“

„Diese Worte hätte dein Vater sprechen können, Dan“, antwortete der silberhaarige Mann. „Wenn ihr die Schufte erwischt, denkt an uns und brennt ihnen eine Kugel mehr auf.“

„Und wenn ihr einer wilden Schar von Rohhäutern begegnet, die nach einer jungen Frau suchen, dann haltet sie so lange ihr könnt auf“, mischte Lee Millard sich ein. „Es würde zu weit führen,

euch eine Erklärung zu geben. Achtet besonders auf den Anführer Kan Palmer.“

„Wird gemacht!“, versprach der Vormann. „Es gibt immer einen Grund, um Leute aufzuhalten. Wir werden uns einen guten Grund zurechtlegen.“ Nach diesem Gespräch wurden die drei Freunde herzlich verabschiedet.

Paul Millard wandte sich an Dan:

„Ich glaube, du hast heute die größte Lektion deines Lebens bekommen, Kleiner. Ich muss sagen, dass du dich verteufelt gut gehalten hast. Du siehst nun, dass es gut ist, sich gegen ein Fehlurteil zur Wehr zu setzen. Ohne deine eigene Hilfe wärst du bei deinen Vätern und nicht mehr auf dieser schönen Welt. Wenn du jetzt nach Pelcon willst, forderst du das Schicksal wieder heraus.“

„Man kann mich nicht mehr als Geächteten behandeln, Paul“, erwiderte Dan. „Ich brauche nicht mehr über die Hügel zu reiten, ich kann meinen Namen nennen und jedem in die Augen sehen.“ „Nun, sicherlich kannst du das alles, aber wenn du das tust, wird man dich um so früher erwischen. Aus diesem Grunde lassen wir beide dich nicht mehr aus unserer Reichweite, und das heißt, dass wir bei dir bleiben. Jetzt, Dan, da wir genau wissen, welche Schufte gegen dich sind, lockt uns die Abwechslung.“

Er lachte hart und schaute auf die Fährte, der sie nachritten. Mit kehlig klingender heiserer Stimme fuhr er dann fort:

„Du wirst deinen Namen für dich behalten, du wirst wie wir scharf Obacht geben und deinen Zorn unterdrücken müssen. Sorgen wir jetzt dafür, dass wir Joe Hannigan stellen und ihn daran hindern, mit seinen Revolverleuten in Jugens Dienste zu treten.“

„Was für ein Gedanke, Paul!“, unterbrach Lee ihn düster vom Sattel her. „Bedenke, dass Hannigan ein alter Bekannter von Jugens sein kann!“

„Kaum anzunehmen, Lee. Du hast doch gehört, dass er sich von überall her die größten Schufte für seine Stammmannschaft kommen lässt. Es sind alles ausgesuchte Schufte, harte Brocken, die er um sich sammelt und schon gesammelt hat. Es ist kaum anzunehmen, dass er alle Leute, die er anschreibt, auch persönlich kennt. Nutzen auch wir das aus, um an ihn ohne große Schwierigkeiten heranzukommen.“

„Keine schlechte Idee, Paul“, sagte Lee trocken. „Es verspricht eine nette Abwechslung zu werden.

Ich denke, dass dieses Banditentrio seinen Trail nach Pelcon für immer unterbrechen wird. “Wenn wir erst über den Red River sind und in dichter besiedelte Gebiete kommen, werden diese drei Schufte schon ihre Fährte zu zeichnen beginnen. Ich habe so eine bittere Ahnung, denn Verbrecher wie sie lockt es immer wieder zu einer Untat. Bleiben wir ihnen auf den Fersen, holen wir alles aus unseren Pferden heraus. Achten wir darauf, dass sie uns mit ihren frischen Remudapferden nicht abhängen.“

„Einer von ihnen hat eine Schulterverletzung, und ihm zuliebe werden sie den Ritt bald verlangsamen, Bruder. Hoffen wir, dass wir sie bald stellen können.“

Dan nahm an diesem Gespräch nicht teil. Jetzt erst, als sie in der Nacht auf der Fährte nach Süden ritten, kam ihm zum Bewusstsein, wie schuftig Jugens an ihm gehandelt hatte, um auch ihn schuldig zu machen und für immer auszuschalten. Seine Zähne knirschten hart aufeinander.

Arizona Gunfighter - 10 Western: Sammelband Januar 2018

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