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16.


„Ich für meine Person halte jedenfalls gar nichts von dieser Idee“, raunzte Sergeant Eggeling und hieb mit der flachen Hand auf den Tisch der Wachstube. „Wäre Bernhard in Montur gewesen, wie es sich für einen Jäger im Dienst gehört, hätte niemand es gewagt, Hand an ihn zu legen.“

Ein paar der umstehenden Männer nickten zustimmend, aber ihr Offizier war damit nicht einverstanden.

„Die grün-rote Montur der Jäger ist keineswegs ein Schutz vor heimtückischen Anschlägen. Natürlich ist er in dieser Gewandung eine Respektperson, die in der Bevölkerung geachtet wird. Auch mancher Spitzbube wird vielleicht zurückschrecken, wenn er einen von uns sieht. Aber eine heimliche Beobachtung von verdächtigen Personen ist damit vollkommen ausgeschlossen. Wie hätte sich Bernhard denn Zutritt zu dem Palais verschaffen sollen?“

„Und was hat es uns genutzt? Er ist ermordet worden, aufgeschlitzt wie ein Schlachtvieh, und wir wissen noch nicht einmal, was er möglicherweise herausgefunden hat“, knurrte der alte Sergeant erneut.

„Da bin ich ganz anderer Meinung, Eggeling. Das hier hat man bei unserem toten Kameraden gefunden. Es handelt sich um Kaolin.“

Der kleine, weiße Steinbrocken wurde bei diesen Worten auf die Tischplatte gelegt. Aber der griesgrämige Sergeant zuckte nur mit den Schultern.

„Das hilft uns auch nicht weiter, Leutnant. Wir sind in dieser Angelegenheit keinen Schritt vorangekommen, und langsam bezweifle ich, dass wir noch eine Spur des Mörders finden.“

„Oh nein, Sergeant. Durch die Nachfragen der Jäger in den umliegenden Schenken am Hagenmarkt wissen wir, dass ein Mann, auf den Bernhards Beschreibung passt, bis zum Schließen des Lokals im Löwen gesessen hat. Der Wirt meinte, er hätte ihm noch nachgesehen, als er sein Haus abschloss und ist sicher, dass Bernhard zum Hoftheater hinüberging.“

„Zum Theater? Was wollte er denn dort zu später Stunde?“

„Ich habe nicht gesagt, dass er zum Theater wollte. Denkt doch einmal nach – sein Weg führte ihn in gerader Linie vom Löwen am Theater vorbei – welches Gebäude liegt dort an der Straßenecke?“

„Nun – das einst von Madame Branconi bewohnte Palais natürlich. Es stand lange Zeit leer.“

„Richtig, und wie wir alle wissen, wird es seit seiner Ankunft vom Grafen von Saint Germain bewohnt. Und eben dort hatte Bernhard als angeblicher Gehilfe des alten Schikowsky ja am frühen Abend seine Ware abgeliefert. Wie nun, wenn er dabei etwas entdeckte und zu später Stunde zurückkehrte, um weitere Nachforschungen anzustellen?“

„Ihr meint doch nicht etwa, dass unser Bernhard von einem der Diener des Grafen überrascht und ermordet wurde?“ Der Sergeant sah seinen Vorgesetzten mit ungläubig aufgerissenen Augen an.

Der Leutnant zuckte nur gleichgültig die Schultern.

„In jedem Fall ist nun ein Besuch im Palais erforderlich, und zwar ein sehr gründlicher, bei dem wir uns alles ansehen werden, was irgendwie von Interesse sein könnte. Das heißt also, alle Abstellräume und mögliche Kellergelasse. Zu diesem Zweck habe ich mir bereits die Genehmigung durch den Kammerherrn schriftlich erteilen lassen.“

Sergeant Eggeling pfiff durch die Zähne.

„Dann habt Ihr einen konkreten Verdacht, Herr Leutnant?“

„Dazu ist es noch zu früh, ich hoffe aber, wir erhalten Aufschluss vor Ort. Es bleibt nur ein Mann für die Wachstube zurück, wie viele Stadtstreifen sind noch unterwegs, Eggeling?“

„Zu dieser Tageszeit nur zwei, Herr Leutnant, alle anderen Jäger sind hier oder im Stall beschäftigt.“

„Das trifft sich gut. Ruft alle zusammen und lasst hier vor der Wachstube antreten. Die Waffen sind alle zu überprüfen und werden nur in geladenem Zustand mitgeführt, wohl gemerkt, das Pulver bereits auf der Pfanne. Ich möchte keinerlei Risiko eingehen, verstanden, Sergeant?“

„Jawohl, Herr Leutnant!“ Der alte Soldat war aus einer Lethargie erwacht und beeilte sich, die Männer zu sammeln. Nach einer knappen Viertelstunde marschierte die Gruppe der grün-rot-gewandeten Jäger vom Schloss zum Hagenmarkt.

Neun ungewöhnliche Krimis Juni 2019

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