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Er träumte, ein Uhu würde über ihm kreisen. Das beunruhigte ihn, denn der große Nachtvogel flog immer tiefer und machte Anstalten, sich auf ihn zu stürzen. Grainger öffnete die Augen. Mondlicht fiel durch schmale Fenster auf seinen Schimmel, und wahrhaftig – irgendwo draußen im Wald rief ein Uhu. Außerdem knarrte eine Tür.

Er setzte sich auf. Wo war Mondblüte? Er tastete das Stroh in seiner Umgebung ab, er spähte ins Halbdunkle. Nichts. Die Frau war verschwunden. Und dann wieder der Ruf des Uhus.

Die Beunruhigung aus seinem Traum hielt an. Grainger stand auf, stieg in Hosen und Stiefel, schlüpfte ins Hemd und schnallte den Waffengurt um. An den Boxen vorbei schlich er zur Durchgangstür in den Wohnbereich der Blockhütte.

Vier oder fünf Schritte davor blieb er stehen – die Tür war nur angelehnt. Durst hatte Mondblüte geplagt, sie war in die andere Hälfte des Hauses gegangen, um etwas zu trinken, vielleicht musste sie sich auch entleeren, vielleicht wollte sie wärmere Kleidung suchen oder sonst irgendetwas vollkommen Banales erledigen. Hundert Anlässe, um den Stall zu verlassen.

Graingers Verstand sah nicht den geringsten Grund zur Beunruhigung.

Dennoch klopfte ihm sein Herz in der Kehle und sein Mund war trocken.

Er schlich zur Tür und spähte in den Wohnbereich. Eine Öllampe flammte auf, ein Mann mit grauen Haaren und in einem schwarzen Wildledermantel stand an der Eingangstür. Jim Barrymore. Grainger wusste es einfach, und wie Schuppen fiel es ihm von den Augen: Mondblüte spielte falsch!

Sie huschte zu dem Mann in der Tür, flüsterte mit ihm, deutete über die Schulter zur Stalltür und drängte sich schließlich an ihm vorbei nach draußen.

Barrymore trat ein, leise. Männer folgten ihm, drei, vier, fünf und mehr; auch der, den Grainger im Holzschuppen gefesselt hatte, war dabei und fast alle waren mit Gewehren bewaffnet. Grainger begriff, dass er in der Falle saß.

Er drückte sich neben der Tür an die Wand. In seinem Schädel arbeitete es wie in einer Dampfmaschine. Er griff nach dem Kolben seines Remington. Mehr hatte er nicht. Er musste handeln, jetzt. Er musste alles auf eine Karte setzen oder es war vorbei.

Er packte die Klinke, riss die Tür zu, rammte den Riegel ins Schloss. Dann hinein in den Stall und ans andere Ende zur äußeren Stalltür. Er hörte, wie sie an der Zwischentür rüttelten.

Grainger riss ein Schwefelholz an, warf es ins Stroh. Sofort loderten die Flammen auf. Er stieß das Außentor auf, durch die Flammenwand rannte er zurück in den Stall. Schüsse peitschten von außen in den Stall hinein.

Er sprang auf seinen Schimmel, dirigierte das Tier ans Fenster. Schon hörte er, wie sie sich im Wohnbereich gegen die Tür warfen. Das Feuer prasselte, eines der Pferde galoppierte mitten durch die Flammen nach draußen, es wieherte ängstlich.

Mit der Stiefelsohle trat Grainger gegen den Fensterrahmen, zweimal, dreimal, viermal – bis das Fenster aus der Fassung krachte. Er schob sich durch die Öffnung, kletterte aufs Dach. Wieder fielen Schüsse, irgendwo unter sich sah er Mündungsfeuer. Er zog den Revolver, feuerte im Laufen, rannte zum Rand des Flachdaches und sprang ab.

Seine Hände erwischten die Äste einer Fichte, seine Stiefel die Palisade, reine Glücksache, dass ihm der Revolver nicht entglitt. Er schlug im Waldboden auf, blieb liegen, lauschte. Stimmen, Gewieher, Schüsse. Innerhalb der Palisade war die Hölle los.

Am Holzwall entlang schlich Grainger auf die dem Gebirgsfluss zugewandte Seite der Blockhütte. Von dort aus arbeitete er sich Meter für Meter in den Wald hinein.

Irgendwann erreichte er die Hängebrücke und das andere Ufer des Flusses. Dort hatten sie ihre Pferde zurückgelassen. Er schwang sich in den Sattel eines Rappen und ritt in den nächtlichen Wald hinein.

Showdown mit dem Colt: Western Exklusiv Sammelband 8 Romane

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