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Drei Tage später wurde Robby beerdigt. Der einfache Sarg stand auf zwei Kanthölzern, die quer über das Grab gelegt waren. Nur wenige Trauergäste hatten sich eingefunden. Ein einfaches Blumengebinde lag auf dem Deckel des Sarges. Patricia Whitmore trug dunkle Trauerkleidung. Außer ihr gab es keine Angehörigen des Toten. An der Seite des Grabes standen Jack McRaney und einige Halbwüchsige aus dem Heim, die Robby nähergestanden hatten.

„… und zieh hin, du arme Seele, aus dieser Welt, im Namen des Allmächtigen …“, hörte Patricia den Pfarrer sprechen.

Sie beobachtete McRaney. Der hatte die Finger vor dem Leib verschränkt und starrte auf den Sarg. In seinem Gesicht zuckte kein Muskel.

„… und erneuere in ihm, gütiger Vater, was durch des Satans Trug verdorben ist …“, sickerte es wieder in Patricias Verstand.

Leise quietschte der Weihrauchkessel an den vier dünnen Ketten, den einer der Ministranten schwenkte. Der Geruch des Weihrauchs erfüllte intensiv die Luft.

Patricia war nur mit halbem Ohr bei der Sache. Die Stimme des Pfarrers erreichte die meiste Zeit nur den Rand ihres Bewusstseins. Ihre Gedanken waren bei Robby, der stumm und starr im Sarg lag.

„… und was er in seinem Erdenwandel aus menschlicher Schwäche gefehlt hat, Herr, das tilge durch deine verzeihende Barmherzigkeit und Liebe“, sickerte es wieder in Patricias Verstand. „Durch Christus, unseren Herrn.“

„Amen!“, sagten die beiden Ministranten.

Die vier Totengräbergehilfen zogen Stricke unter dem Sarg hindurch und hoben ihn an. Die beiden Querhölzer wurden hervorgezogen. Langsam wurde der Sarg in die Grube gesenkt. Patricia hatte das Gefühl, das Herz müsste ihr in der Brust zerspringen. Es überstieg ihr Begriffsvermögen.

Wieder folgte ein monotones Gebet, in das einige der Jugendlichen einstimmten.

„Staub bist du, und zum Staub kehrst du zurück, Robby“, setzte der Pfarrer hinzu. „Der Herr aber wird dich auferwecken am Jüngsten Tage.“

Der Pfarrer ließ eine Hand voll Erdreich in das Grab rieseln.

McRaney vermied es, Patricia anzusehen. Wenn sein Blick sie traf, irrte er sogleich wieder ab. Seine Wangenmuskeln vibrierten, wenn er die Zähne zusammenbiss. In der Tiefe seiner Augen wütete mörderische Wut auf dieses Mädchen, das ihn in der Hand hatte.

Sie war bei ihm gewesen und hatte ihm von dem Abschiedsbrief Robbys berichtet. Sie wollte Namen wissen, die Namen der Kerle, denen Robby zu Willen sein musste. Andernfalls wollte sie den Brief der Polizei zuspielen, und da sein Name als einziger in dem Brief erwähnt wurde, würde das eine Reihe unerfreulicher Fragen und Ermittlungen nach sich ziehen, an deren Ende für ihn, McRaney, das gnadenlose Aus stehen würde.

Da er das Vorhandensein des Briefes angezweifelt hatte, überließ Patricia ihm eine Kopie. Er trug sie bei sich.

Ja, er hatte Robby erpresst. Robby hatte im Heim mit Haschisch gedealt. In einem ganz kleinen Rahmen nur, aber wenn es der Polizei bekannt geworden wäre, würde es für die Erziehungsanstalt oder eine Gefängnisstrafe ausgereicht haben. Robby hatte es in seinem Brief zugegeben. „Daraufhin hatte McRaney mich in der Hand, Pat. Er schickte mich auf den Strich. Ich musste in der Paradise Bar und manchmal auch im Silver Moon anschaffen. Es gab einen gewissen Kundenstamm …“

Das war die Anklage, die Robby in seinem Abschiedsbrief formuliert hatte.

Während der Pfarrer sprach, rieselte das alles durch den Kopf des Heimleiters. Er hatte mit James Steele, dem Mafioso, einen Pakt geschlossen. Es gab eben Kunden, die nicht auf Mädchen standen. Es gab andere Kunden, die sowohl Mädchen als auch Jungs wollten. Und James Steele wollte allen Wünschen seiner Kunden gerecht werden.

Die Polizei hatte Steeles Betriebe geschlossen, da Drogenhandel und illegale Prostitution nachgewiesen werden konnten. Tom Russel und Jim Wright waren in der „Paradise Bar“ bei der illegalen Prostitution erwischt worden. Die Polizei wusste, dass sie beiden 16- und 17-jährigen aus dem Heim kamen.

Er, McRaney, hatte den beiden Jungs gedroht. Er hatte sie eingeschüchtert. Sie würden ihn nicht belasten. Aber da war Patricia Whitmore. Ihr Bruder war tot. Sie war voll Hass auf ihn, McRaney, und auf die Männer, denen ihr Bruder zu Willen sein musste!

Sie muss sterben!, hämmerte es hinter der Stirn des verbrecherischen Heimleiters. Wie aus weiter Ferne hörte er die Stimme des Priesters. Nur unterbewusst nahm er wahr, dass die Burschen, die mit ihm gekommen waren, sich zu Patricia begaben, um ihr Mitgefühl auszudrücken.

Er bewegte sich wie in Trance. Dann stand er vor dem Mädchen. „Es tut mir leid um deinen Bruder, Pat“, murmelte er gepresst. „In unseren Herzen wird er ewig leben.“

Patricias Miene versteinerte. Der Blick, mit dem sie McRaney maß, ließ diesen frösteln. Sie entzog McRaney ihre Hand, bedankte sich knapp und wandte sich ab.

Die kleine Trauergemeinde löste sich auf.

McRaney ging zu seinem Auto. Es war ein Oldsmobile. Er konnte Patricia sehen, die langsam davon schritt. Das Mädchen hatte selbst kein Auto. Die Burschen aus dem Heim, die zur Beerdigung gekommen waren, begaben sich zur Omnibushaltestelle.

Der Oldsmobile holte Patricia ein. McRaney fuhr an den Gehsteig heran und ließ per Automatic das rechte Seitenfenster nach unten. „Willst du mitfahren?“

Patricia war stehengeblieben, bückte sich und schaute ins Wageninnere. Mit frostigem Tonfall sagte sie: „Nein, danke. Ich nehme mir ein Taxi.“

„Wir müssen noch einmal reden, Pat.“

„Ich wüsste nicht, was es zwischen uns noch zu bereden gäbe, McRaney. Ich habe Ihnen drei Tage Zeit gegeben, mir die Namen der Kerle zu nennen, die Robby missbraucht haben. Das Ultimatum läuft morgen ab. Habe ich morgen Abend die Namen nicht, bekommt die Polizei Robbys Abschiedsbrief.“

„Das ist Erpressung!“, knirschte McRaney.

Patricia verzog verächtlich den Mund. „Nennen Sie es, wie Sie wollen, McRaney. Im Übrigen machen Sie sich lächerlich. Erpressung!“ Patricia lachte klirrend auf. Dann schienen ihre Züge wieder zu gefrieren. „Entweder Sie nennen mir die Namen, oder die Polizei holt sie aus Ihnen heraus, McRaney. Dass Sie obendrein Ihren gut bezahlten Job los sein werden und hinter Gitter marschieren, dürfte Ihnen sicherlich klar sein.“

Das Mädchen ging hocherhobenen Hauptes weiter.

McRaney knirschte mit den Zähnen. Sie hatte ihn in der Hand – sie hatte sein ganzes zukünftiges Leben in der Hand. Sie konnte ihn fertig machen. Und wieder sagte er sich, dass Patricia sterben musste.

McRaney fuhr an. Er schaltete die Freisprechanlage an, wählte eine Nummer und ging auf Verbindung. Einige Male erklang das Freizeichen, dann sagte ein tiefer Bass: „Young.“

„Es gibt ein Problem, Walter“, erklärte McRaney. „Die Schwester Robbys hat einen Abschiedsbrief des Jungen in den Händen. Darin wird mein Name genannt. Die Schwester will nun die Namen der Männer wissen, die Robby vernascht haben. Andernfalls bekommt den Abschiedsbrief die Polizei. Ich stecke in einer ziemlichen Klemme.“

„Wo wohnt das Mädchen?“

„In der zweiundfünfzigsten Straße hat sie ein kleines Apartment.“

„Nummer?“

„Weiß ich nicht, dürfte aber nicht schwer sein, sie herauszufinden.“

„Finde sie heraus, McRaney. Ich kümmere mich um die Kleine. War wegen der Razzia in der Paradise Bar schon die Polizei im Heim?“

„Bis jetzt noch nicht. Das FBI hat Tommy Russel und Jimmy Wright einvernommen und dann laufen lassen. Sie haben meinen Namen nicht genannt. Den Bullen gegenüber haben sie angegeben, dass sie sich immer wieder heimlich aus dem Heim entfernt hatten, um sich einige Dollar zu verdienen.“

„Dennoch wirst du vom FBI Besuch kriegen, McRaney. Das Girl will die Namen bis morgen Abend, nicht wahr?“

„Ja. Ich werde Pat folgen, um das Haus herauszufinden, in dem sie wohnt. Dann sage ich dir Bescheid. Lass sie am Besten spurlos verschwinden, Walter. Ohne Leiche kein Mord. Jährlich verschwinden hunderte von Menschen spurlos.“

„Gib mir nur die Hausnummer, McRaney. Für den Rest wird gesorgt.“

Dann war die Leitung tot.

Patricia lief am Eingang des Friedhofes zu einem Taxi, setzte sich auf den Rücksitz und nannte das Ziel. McRaney, der das Mädchen in der Zwischenzeit überholt hatte, sah es im Rückspiegel. Er fuhr rechts ran und wartete, bis das Taxi an ihm vorbei gerollt war. Dann folgte er ihm.

Trevellian und die Mörderische Schwester: Action Krimi

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