Читать книгу Trevellian und der Handlanger des Teufels: Action Krimi - Pete Hackett - Страница 10

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Der Frachter machte an den Greenpoint Piers fest. Eine Gangway wurde ans Festland geschwenkt. Aus einem Laster, der bei den Piers gewartet hatte, stiegen zwei Männer. Sie waren dunkelhäutig und hatten schwarze Haare. Der eine von ihnen war nicht älter als 30 Jahre, der andere mochte Mitte 40 sein.

Über die Gangway schritt ein mittelgroßer, untersetzter Mann an Land. Unter seiner Mütze schauten graue Haare hervor. Tiefe Linien und Falten zerfurchten sein Gesicht. Die drei trafen am Rand des Piers aufeinander und begrüßten sich, indem sie sich umarmten. Der Mann vom Schiff sagte: „Allah sei mit euch.“

Auf dem Frachter wurde die Ladeluke geöffnet. Der Haken eines Krans verschwand im Leib des Schiffes. Wenig später wurde eine Kiste von etwa zwei Metern Länge ins Freie gehievt. Zwei weitere Kisten folgten. Einige Matrosen trugen die Kisten von Bord und verluden sie auf dem Kleinlaster. Die Plane wurde geschlossen und verschnürt.

Der mittelgroße Mann verabschiedete sich von den beiden Kerlen, die mit dem Lastwagen gekommen waren, und kehrte auf den Frachter zurück. Die Gangway wurde wieder eingeholt.

Der Lastwagen rollte in Richtung Norden davon. Der Beifahrer nahm sein Handy zur Hand.

„Daud“, kam es durch den Äther.

„Hallo, Aman“, sagte der Mann im Laster. „Wir haben die Ware übernommen und sind jetzt auf dem Weg zum Queens Midtown Tunnel. In einer Stunde etwa sind wir im Versteck.“

„In Ordnung, ich werde kommen. Sag Rahman Bescheid. Ich will ihn sprechen.“

„Verstanden.“

Damit war das Gespräch beendet.

Rashid rief Ullah Rahman an. Der Waffenhändler sagte sein Erscheinen zu und fragte mit dem nächsten Atemzug, ob Interesse an C-4-Plastiksprengstoff bestünde.

„Wie viel könntest du uns liefern“, wollte Rashid wissen.

„Eine halbe Tonne, eine Tonne …“ Ohne die Stimme zu senken brach Rahman ab.

„Ich weiß nicht“, sagte Rashid. „Am besten sprichst du mit Aman Daud drüber. Er wird auch da sein, wenn du kommst.“

Die beiden Männer durchfuhren etwas später die Röhre des Queens Midtown Tunnel und waren in Manhattan. Auf der Second Avenue wandten sie sich nach Süden, bogen 20 Minuten später in die East Houston Street ein und erreichten schließlich SoHo.

Dieses SoHo hat nichts mit dem berühmten Stadtteil in London zu tun. Der Name erklärt sich durch die Lage und steht für South of Houston Street. Es handelt sich um ein Stadtviertel zwischen Broadway und Avenue of the Americas. In dem Viertel wurden im Laufe der Zeit leerstehende Fabrikhallen in Wohnungen, Geschäfte und Ateliers verwandelt. Cast-Iron Buildings bestechen durch Fassaden aus kunstvoll gegossenen Metallteilen. SoHo war sich in den vergangenen 25 Jahren zu einem der bevorzugten Einkaufsviertel New Yorks avanciert.

Aber es gab auch noch leerstehende Gebäude, und in den Hof eines dieser Bauwerke chauffierte Mohammed Elamin den Kleinlaster. Ein großes Grundstück umgab es. Es handelte sich um eine alte Fabrikhalle mit einem angebauten Bürogebäude. Zwischen den Betonplatten im Hof wuchs das Unkraut hüfthoch. Von den Gebäuden fiel der Putz großflächig ab. Die Mauer, die das Areal eingrenzte, war aus blanken Backsteinen errichtet, zwischen denen sich der Kalkmörtel im Laufe der Jahre zu Sand und Staub zersetzt hatte. Graffiti-Künstler hatten sich hier überall ausgetobt.

Achmed Rashid und Mohammed Elamin steigen aus dem Führerhaus.

Die Hintertür des ehemaligen Bürogebäudes wurde aufgezogen, ein Mann schob seinen Kopf ins Freie. „Habt ihr die Ware?“

„Sicher“, antwortete Achmed Rashid. „Drei Kisten, getarnt als medizinisches Material.“

Der Mann in der Tür rief etwas über die Schulter, dann kam er ins Freie. Er war blond und Amerikaner. Sein Name war Wilson Dexter. Im Gefängnis hatte er sich mit einem Mann angefreundet, der der Al-Quaida-Zelle New York angehört hatte. Nach seiner Freilassung wandte er sich an Aman Daud, den Führer der Untergrundorganisation Ansar el Islam in New York, die eng mit der Al-Quaida zusammenarbeitete und deren Interessen dieselben waren.

Zwei weitere Männer folgten Wilson Dexter. Die drei Kisten wurden abgeladen und ins Haus getragen. Im Keller wurden sie abgestellt. Achmed Rashid öffnete eine der Kisten. Sie beinhaltete zehn SA-18 Raketen.

Die SA-18 ähnelt den russischen Sam-7 und den amerikanischen Stinger-Raketen, die während des Afghanistankrieges in den 80er Jahren von den Mudschaheddin gegen die sowjetischen Besatzer eingesetzt wurden.

„Neue Raketen“, gab Rashid zu verstehen und nahm eine der Waffen aus der Kiste, wog sie in beiden Händen und grinste. „Frei Haus aus St. Petersburg. Keine alten Lagerbestände, wie mir Ullah Rahman versichert hat. Damit können wir jedes landende oder startende Flugzeug im Umkreis von fast drei Meilen abschießen. Die Tschetschenen haben es vorgeführt.“ Rashid lachte auf. „Sie heizen den Russen mit diesen Dingern ganz schön ein.“

„Wir sollten Aman Daud Bescheid sagen“, regte Wilson Dexter an. „Er wollte informiert werden, sobald die Ware eingetroffen ist.“

„Habe ich schon“, erklärte Achmed Rashid. Er legte die gefährliche Waffe zurück in die Kiste und schloss sie. Dann verließen die Männer den Keller. Mohammed Elamin schloss hinter sich die Tür zu dem Raum mit den drei Kisten ab.

Zuerst kam Aman Daud, ein etwa 50-jähriger Iraker, der seit 12 Jahren in den USA lebte. Er trug einen dunklen Anzug und ein weißes Hemd, das am Hals von einer grün-rot gestreiften Krawatte zusammengehalten wurde. Zwei Männer begleiteten ihn, geschmeidige Burschen mit breiten Schultern und wachsamen Augen.

„Ist Rahman schon da?“, wollte Daud wissen.

„Nein“, antwortete Achmed Rashid. „Aber er hat prompt geliefert. Dreißig Raketen. Und es soll sich dieses Mal nicht um alte Lagerbestände handeln, deren Funktionsfähigkeit Glückssache ist. – Rahman hat C-vier-Plastiksprengstoff angeboten. Brauchen wir so etwas?“

„Nein. Wir machen keine Geschäfte mehr mit Ullah Rahman. Ich weiß aus zuverlässiger Quelle, dass Agenten des russischen Geheimdienstes und von der CIA hinter Rahman her sind. Das FBI und der Secret Service sind ebenfalls eingeschaltet. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis Rahman auffliegt.“

„Rahman muss sterben“, knurrte Mohammed Elamin. „Nur so ist sichergestellt, dass er uns nicht verpfeift.“

Aman Daud nickte. „Rahman wird heute noch eliminiert. Er ist nicht mehr tragbar für uns.“

Im Hof des heruntergekommenen Gebäudes fuhr ein Auto vor. Daud wandte sich an einen seiner Bodyguards. „Geh hinunter, Yussef, und geleite Rahman herauf.“

Der Bursche nickte und verließ den Raum, in dem es einen Tisch und einige Stühle gab. An der Wand neben der Tür stand ein Schrank. Das Mobiliar war alt. Es war deutlich, dass das Gebäude seit Langem verlassen war.

Aman Daud stand am Fenster. Er hatte es vorgezogen, sich nicht zu setzen. Die anderen Kerle hockten um den Tisch herum. Einige rauchten. Der Tabakqualm zog unter der Decke dahin.

Auf der Treppe erklangen Schritte, dann betrat Ullah Rahman den Raum. Ihm folgte Aman Dauds Leibwächter. Ullah Rahman war ein mittelgroßer, dicklicher Mann mit Halbglatze. Er schwitzte und betupfte sich unablässig mit einem weißen Taschentuch das feiste Gesicht.

„Hallo, Mr. Daud“, rief er und bewegte sich mit vorgestreckter rechter Hand auf den Anführer der Terroristen zu. „Es ist für mich immer wieder ein Vergnügen, mit Ihnen Geschäfte zu machen.“

„Das Vergnügen ist ganz meinerseits“, lächelte Aman Daud – es war ein hintergründiges Lächeln. Er ergriff die dargebotene Hand und schüttelte sie. „Die Ware, die Sie uns beim ersten Geschäft lieferten, hat sich allerdings als Schrott entpuppt. Eine der Raketen ging zu früh los, die andere sprengte unsere eigenen Leute in die Luft. Die heutige Lieferung, so haben Sie versichert, soll einwandfrei sein.“

„So ist es, Mr. Daud“, sagte Rahman und nahm seine Hand aus der seines Gesprächspartners. Er betupfte sich wieder das Gesicht. „Sie haben mir für die dreißig Raketen eineinhalb Millionen Dollar angezahlt. Ich bekomme also noch neunhunderttausend Dollar von Ihnen. Stückpreis achtzigtausend Dollar. So wurde es vereinbart.“

Aman Daud musterte ihn durchdringend. Rahman fühlte sich plötzlich unbehaglich. Warum starrte ihn Daud so seltsam an? Er hob die Schultern, trat von einem Fuß auf den anderen.

Aman Daud stieß unvermittelt hervor: „Abzüglich hundertsechzigtausend Dollar für die beiden Blindgänger, die Sie uns lieferten, Rahman. Minus siebenhundertvierzigtausend für den Lastwagen und die Männer, den wir verloren haben. Das heißt, wir sind quitt, Rahman.“

Aman Daud prallte regelrecht zurück. In seinem Gesicht zuckten plötzlich die Nerven. Er schluckte würgend, japste nach Luft und stammelte erregt: „Sie – Sie wollen mich also betrügen, Daud. Bei Allah, und ich Narr bin darauf hereingefallen. Man sollte eben niemals Geschäfte mit …“

Der Mann hinter Rahman hatte seine Pistole unter der Jacke hervorgeholt und schlug zu. Wie vom Blitz getroffen sackte Ullah Rahman zusammen. Hart schlug er am Boden auf.

„Fesselt und knebelt ihn“, kommandierte Aman Daud. „Achmed, Mohammed, ihr lasst ihn in der Nacht verschwinden. Nach ihm wird kein Hahn krähen. Die Geheimdienste und das FBI werden die Akte Ullah Rahman schließen und die Sache wird ihr Bewenden haben.“

„In Ordnung, Aman“, sagte Achmed Rashid. „wo setzen wir die erste Rakete ein?“

„Mein Freund, Dave Fitzgerald, hat mich um einen Gefallen gebeten. Da können wir gleich testen, ob das Material, das wir heute bekommen haben, in Ordnung ist.“

Mohammed Elamin verzog das Gesicht. „Wir sollten dem Amerikaner nicht so tiefe Einblicke gewähren“, murmelte er.

„Keine Sorge“, versetzte Aman Daud. „Fitzgerald kann nur von Nutzen für uns sein. Er ist im Moment einer der am dringlichsten gesuchten Männer in New York. Er frisst mir sozusagen aus der Hand. Und er hat durch seine Autoschiebereien gute Beziehungen in uns freundlich gesonnene Länder; Saudi Arabien, Libyen, Irak – nur um einige zu nennen. Das kann für uns von Nutzen sein.“

„Du musst es wissen“, knurrte Achmed Rashid. Er schoss Wilson Dexter einen schrägen Blick zu. „Fitzgerald ist kein überzeugter Anhänger unserer Sache. Er wird von persönlichen Motiven geleitet, und das ist nicht in unserem Sinn. Aber du bist der Boss, Aman.“

„Dann sind wir uns ja einig“, sagte Aman Daud. „Gut, ihr wisst Bescheid. Wenn es zum Einsatz kommt, werdet ihr informiert. Wir werden unseren Feinden großen Schaden zufügen. Rache für die Taliban, Rache für den Irak, Rache, Rache, Rache. Wir sind Gotteskrieger in einem heiligen Krieg. Allah ist mit uns.“

Die Besessenheit ließ seine Augen glühen. Etwas Bösartiges schien Aman Daud zu umgeben.

Trevellian und der Handlanger des Teufels: Action Krimi

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