Читать книгу Trevellian und der Handlanger des Teufels: Action Krimi - Pete Hackett - Страница 9

4

Оглавление

Drei Bodyguards und ich sicherten in die Runde, als Mrs. Steele und die 17-jährige Loretta das schlossähnliche Haus verließen und zum Bentley schritten, dessen Türen offen standen. Zwei Bedienstete schleppten Koffer und Reisetaschen, die in den Kofferraum des Wagens verladen wurden. Mrs. Steele und Loretta nahmen im Fond des Wagens Platz. James Steele setzte sich auf den Beifahrersitz, einer der Leibwächter schwang sich hinter das Lenkrad.

Sarah und ich gingen zu unserem Dienstbuick. Wir wollten dem Bentley folgen. Voraus fuhren zwei weitere Bodyguards des Mafioso in einem Ford.

Der Ford rollte an. Der Bentley folgte, dann gab ich etwas Gas. Wir fuhren langsam die Ausfahrt hinunter, passierten das Tor und wandten uns nach Osten, um um J.F.K.-Airport zu gelangen. Wir benutzten den Eastern Parkway.

Die New York Avenue kreuzte. Die Ampel stand auf rot. Wir hielten hintereinander an. Der Ford war das vierte Fahrzeug in der wartenden Kolonne. In der New York Avenue rollte der Verkehr vorüber. Nach Süden und nach Norden. Die Zeit der morgendlichen Rushhour war längst vorbei, und so hielt sich das Verkehrsaufkommen in Grenzen.

Ich schaute in den Rückspiegel. Hinter mir hielt ein Toyota, bei dem Fahrzeug dahinter handelte es sich, soweit ich es im Seitenspiegel erkennen konnte, um einen Chevy. Der Fahrer telefonierte mit seinem Handy. Ich dachte mir nichts dabei und schaute wieder nach vorne.

Die Ampel schaltete auf gelb, dann auf grün. Die Autos vor uns rollten an. Der Ford mit den beiden Bodyguards des Mafiabosses, den und dessen Familie wir zu beschützen hatten, fuhr auf die Kreuzung. Plötzlich fegte von rechts ein 5er BMW heran. Der Fahrer musste bei Rot über die Ampel auf der New York Avenue gerast sein. Der BMW schob sich zwischen den Ford und den Bentley und wurde hart abgebremst.

Die Bremslichter des Bentley glühten auf.

Zwei Kerle sprangen aus dem BMW. Sie hielten Pistolen in den Fäusten!

Alles in mir schaltete auf Alarm. Unwillkürlich warf ich einen Blick in den Außenspiegel. Aus dem Chevy, dessen Fahrer eben noch telefoniert hatte, sprangen ebenfalls zwei Kerle.

Erkennen und Reagieren waren bei mir eine Sache des Augenblicks. Sie hatten uns in die Zange genommen, und ich zischte: „Achtung, Sarah, eine Falle!“ Dann riss ich meine Tür schon auf und sprang ins Freie. Die SIG Sauer P226 sprang wie durch Zauberei in meine Hand.

Vorne krachten einige Schüsse. In den sich vermischenden Knall hinein schlug eine Autotür. Ich richtete die SIG auf den Kerl, der auf der Fahrerseite aus dem Chevy gesprungen war. Da sah ich es bei ihm schon aufglühen. Ich warf mich zur Seite. Eine peitschende Detonation wurde über mich hinweggeschleudert, ich spürte den Luftzug der Kugel an meiner Schläfe und feuerte.

Der Bursche bei dem Chevy zuckte zusammen.

Der Mann im Toyota zwischen unserem Dienstbuick und dem Chevy gab Gas. Er gehörte also auch dazu. Er scherte aus der Fahrspur aus und ich hatte den Eindruck, als machte der Wagen einen Satz auf mich zu.

Auf der anderen Seite des Buick hörte ich das Bellen von Sarahs P228. Das Motorengeräusch des Toyota erschien mir plötzlich überlaut, wie das Aufbrüllen eines Ungeheuers, das mich im nächsten Moment verschlingen oder in Grund und Boden stampfen würde. Der Lärm um mich herum mutete an wie ein höllischer Choral.

Ich rollte herum, zweimal, dreimal, etwas streifte mich und raste an mir vorbei, ich wälzte mich weiter und sah, dass es die Räder des Toyota gewesen waren, die mich gestreift hatten. Aber ich spürte keinen Schmerz. Ich sah bei dem Chevy einen der Kerle knien. Er hatte die Pistole verloren und verkrampfte beide Hände vor dem Leib.

Hinter dem Steuerrad des Chevy aber saß einer. Wahrscheinlich jener Bursche, der zunächst als Beifahrer fungierte. Der Toyota verschwand mit kreischenden Rädern in der New York Avenue. Bremsen quietschten. Es krachte dumpf, weil ein Wagenlenker eine Vollbremsung hinlegen musste und das nachfolgende Fahrzeug auffuhr. Glas klirrte. Wasserdampf von einem geplatzten Kühler hüllte die Szene ein.

Ich riss den Kopf zu dem 5er BMW herum, der den Bentley mit Steele und seiner Familie von dem Ford mit den Bodyguards abgeschnitten hatte. Zwei Kerle waren bei dem Fahrzeug und versuchten, Mrs. Steele und Loretta aus dem Fond des Wagens zu zerren. Von James Steele sah ich nichts, ebenso wenig trat der Fahrer des Bentley in Erscheinung.

Der Chevy fuhr an. Die Räder drehten durch, das Fahrzeug bäumte sich geradezu auf. Ich feuerte. Auch Sarahs Waffe auf der anderen Seite des Buicks dröhnte. Die Windschutzscheibe des Chevy splitterte, der Wagen brach nach links aus und jagte schräg über die Straße, krachte auf der anderen Straßenseite gegen eine Peitschenmast und stellte sich schräg. Der Glaszylinder der Lampe fiel in die Tiefe und zerschellte auf dem Asphalt. Der Fahrer des Chevy sprang aus dem Fahrzeug, feuerte zweimal in unsere Richtung und flüchtete zu Fuß.

Ich kam hoch und rannte zu dem Bentley hin. Die beiden Frauen schrien und kreischten. Die Fahrertür stand offen. Einer der Kerle sah mich kommen und wandte sich mir zu. Der andere zerrte Mrs. Steele aus dem Fahrzeug.

Um den 5er BMW kamen die beiden Bodyguards herum, die im Ford vorausgefahren waren. Warum sie jetzt erst in Aktion traten, war mir ein Rätsel, jedoch beschäftigte mich diese Frage auch nicht länger. Ich schnellte auf den Burschen zu, der sich mir in den Weg stellen wollte. Da er beide Hände benötigt hatte, um Loretta aus dem Wagen zu ziehen, hatte er die Pistole geholstert. Ich ließ ihm nicht die Zeit, sie zu ziehen. Seine Rechte fuhr zwar unter die Jacke, aber da war ich schon über ihm.

Ich prallte gegen ihn. Er flog gegen den Bentley. Meine Linke kam blitzartig aus der Hüfte und bohrte sich ihm in den Leib. Er quittierte den Schlag mit einem verlöschenden Aufschrei und verdrehte die Augen. Mein nächster Schwinger explodierte an seinem Kinn. Sein Kopf flog in den Nacken …

Plötzlich waren die beiden Bodyguards James Steeles da. Sie warfen sich auf den Burschen und rissen ihn zu Boden. Auf der anderen Seite des Bentley sah ich Sarah mit dem anderen Gangster kämpfen. Ja, kämpfen! Im wahrsten Sinne des Wortes. Auch er hatte die Waffe geholstert und jetzt, da er keine Chance mehr sah, Mrs. Steele aus dem Wagen zu zerren, attackierte er meine Kollegin mit beiden Fäusten. Er trieb sie regelrecht vor sich her. Sarah hatte zwar die Pistole in der Faust, aber entsprechend der Verhältnismäßigkeit der Mittel setzte sie die Waffe gegen die Fäuste ihres Gegners nicht ein.

Geschickt wich Sarah Anderson den Schwingern des Gangsters aus. Er schlug von der Seite nach ihrem Kopf. Behände tauchte Sarah ab. Der Schlag wischte über sie hinweg, sie kam hoch und schlug mit der Pistole zu. Der Kopf des Gangsters wurde auf die linke Schulter gedrückt. Sarah rammte ihm die Waffe in den Leib, der Kerl machte eine unfreiwillige Verbeugung, und dann bekam er Sarahs Faust mit der SIG auf den Hinterkopf. Er stürzte wie ein gefällter Baum auf das Gesicht.

Der Kampf war vorbei. Der Bursche, dem ich ein Stück Blei verpasst hatte, lag jetzt auf dem Gesicht. Sein Kumpan, der sich an seiner Stelle ans Steuer des Chevy gesetzt und die Flucht ergriffen hatte, hatte ihn eiskalt über den Haufen gefahren.

Der Toyota war verschwunden, ebenso der Bursche, der zuletzt am Steuer des Chevy gesessen hatte. Die beiden Kerle aus dem BMW waren überwältigt. Auf dem Eastern Parkway und der New York Avenue staute sich der Verkehr. Es ging nichts mehr vorwärts.

Ich lief um den Bentley herum. Mein Blick begegnete dem Sarahs.

„Alles in Ordnung?“, rief ich ihr zu.

Sie zeigte mir den erhobenen Daumen. Ich war beeindruckt. Irgendwie hatte sie den Kerl ziemlich locker fertig gemacht. Ja, sie hatte es drauf.

Sarah wandte sich der Beifahrertür zu und öffnete sie. James Steele presste die rechte Hand gegen seine linke Schulter. Blut quoll zwischen seinen Fingern hindurch. Er war bleich, seine Augen flackerten, seine Lippen formten tonlose Worte.

Loretta saß weinend auf dem Rücksitz. Mrs. Steele schien einen Schock erlitten zu haben. Sie zitterte an Leib und Seele, wimmerte und heulte und war nicht ansprechbar.

Der Fahrer des Bentley rührte sich nicht. Er saß zusammengesunken über dem Lenkrad. Blut sickerte aus einer Wunde an seinem Hinterkopf und färbte seinen Hemdkragen rot.

Ich angelte mein Handy aus der Jackentasche und stellte eine Verbindung zu Mr. McKee her. „Sir“, sagte ich nach einem kurzen Gruß, „wir sind auf dem Weg zum Flugplatz überfallen worden …“ Ich schilderte dem Chef den Ablauf des Überfalls.

In der Nähe war Sirenengeheul zu vernehmen. Sicher hatte jemand das nächste Revier verständigt, und von dort aus waren die Patrolcars in der Umgebung informiert worden, dass auf der Kreuzung Eastern Parkway/New York Avenue der Teufel los war.

Mr. McKee zeigte Erleichterung, weil weder Sarah noch mir noch den beiden Frauen ein größeres Leid zugestoßen war, schränkte aber ein, indem er sagte: „Für Loretta muss es ganz besonders schlimm sein. Sie befand sich erst in Entführerhand und erlebte den Irrsinn brutaler Gewalt, als die Leute ihres Vaters sie mit Waffengewalt befreiten. Und jetzt das!“

„Ja“, versetzte ich, „das Mädchen kann einem Leid tun. – Hinter dem Überfall steckt meiner Meinung nach Fitzgerald. Er hat gedroht, sich an Steele zu rächen.“

„Sie haben ja zwei der Kerle auf Nummer Sicher, Jesse“, meinte Mr. McKee. „Vielleicht sind die beiden bereit, zu reden. Sie können uns sicher verraten, wo sich Fitzgerald verkrochen hat. Lassen Sie die Burschen ins Field Office schaffen. Und dann nehmen Sie und Sarah die beiden in die Mangel.“

„Sarah hat sich übrigens prächtig geschlagen, Sir“, sagte ich. „Sie hat einen der Kerle ausgeknockt, dass ich nur so gestaunt habe. Die Handschrift der jungen Lady ist nicht zu verachten.“

„Nun“, meinte der Chef, „sie ist FBI-Agentin und hat dasselbe Ausbildungsprogramm durchlaufen wie Sie, ich und jeder andere G-man.“

Ich dachte an einen Satz, den mir Sarah einmal sagte. Ich bin Special Agent, losgelöst von geschlechtlichen Attributen, waren ihre Worte gewesen. Dabei war es unmöglich, sich ihrer fraulichen Faszination zu entziehen. Sie hatte alles, was ein Mann von einer Frau erwartet. Schönheit, Intelligenz, Charakter …

Ich lächelte unwillkürlich. „Natürlich, Sir. Ich ließ mich wahrscheinlich von dem Gedanken leiten, dass sie zum sogenannten schwachen Geschlecht gehört. Mein Fehler.“

Der SAC lachte. Dann beendeten wir das Gespräch.

Ein Streifenwagen raste heran. Der Lichtbalken auf dem Autodach schleuderte rote und blaue Reflexe in die Umgebung. Mit quietschenden Bremsen verhielt der Buick am Straßenrand. Zwei Cops sprangen heraus. Weitere Patrolcars kündigten sich mit heulenden Sirenen an.

Sarah kümmerte sich um den Fahrer des Bentley. Ihn hatte eine Kugel am Hinterkopf gestreift, und sie schien die Wirkung eines Keulenhiebes gehabt zu haben. Die beiden Kerle, die überwältigt worden waren, hockten am Boden. Die Bodyguards Steeles bedrohten sie. Der BMW stand nach wie vor quer vor dem Bentley.

Ich ging zu den beiden Cops hin und wies mich aus. Dann klärte ich sie auf. Indessen kamen zwei weitere Streifenwagen an. Zwei Officer gingen daran, den Verkehr zu regeln. Eine Ambulanz wurde angefordert. Außerdem wurde das Police Department verständigt.

Ich holte Handschellen aus dem Dienstbuick und fesselte die beiden Gefangenen. Sie sprachen kein Wort. Mir war längst klar geworden, dass uns die Besatzungen des Toyota und des Chevy beobachtet hatten, und zwar von dem Augenblick an, als wir das Grundstück Steeles verlassen hatten. Sie waren uns gefolgt, und der Chevyfahrer hatte mit den Kerlen im BMW telefonisch in Verbindung gestanden, damit das Timing funktionierte.

Die Kollegen vom Department kamen nach etwa einer dreiviertel Stunde und übernahmen. Der Mann, den ich niedergeschossen und den sein Komplize mit dem Chevy überfahren hatte, war tot. Der Coroner wurde angefordert, ein Vertreter der Staatsanwaltschaft erschien. Zwei Ambulanzen kamen und kümmerten sich um Steele und den verwundeten Bodyguard. Sie wurden abtransportiert.

Daran, dass Mrs. Steele und Loretta in die Schweiz düsten, war natürlich nicht mehr zu denken. Mrs. Steele war noch immer nicht ansprechbar und musste ebenfalls stationär untergebracht werden. Um Loretta würde sich ein Polizeipsychologe kümmern müssen, wahrscheinlich musste aber auch sie sich in stationäre Behandlung begeben.

Der BMW wurde beschlagnahmt. Schließlich war die Kreuzung geräumt, und der Verkehr konnte wieder fließen.

Sarah und ich fuhren nach Manhattan und begaben uns ins Field Office. Die beiden Kerle, die wir verhaftet hatten, waren von den uniformierten Kollegen zur Federal Plaza transportiert und hier in Gewahrsam genommen worden.

Sarah und ich wollten sie erst etwas schmoren lassen, ehe wir sie einvernahmen. Himmel, dass der Autoschieber-Fall solche Ausmaße annehmen würde, hätte ich mir niemals träumen lassen. Aber dass Dave Fitzgerald ein kaltschnäuziger, skrupelloser Verbrecher war, hatte er bewiesen, als er Edric Brown, Allan Webb und Abe Bogard von seinem Killer ermorden ließ. Brown hatte einen Fehler begangen, Webb und Bogard wollten in eigener Regie Geschäfte machen, als sie Loretta Steele entführten. Alle drei bezahlten mit dem Leben.

Fitzgerald hatte neue Verbündete gefunden. Und er hatte nicht lange auf sich warten lassen, nachdem er Steele ziemlich massiv gedroht hatte.

Sarah und ich begaben uns zunächst mal zu Mr. McKee, um ihm ausführlich Bericht zu erstatten – und in der Hoffnung, eine Tasse von Mandys hervorragendem Kaffee angeboten zu bekommen.

Trevellian und der Handlanger des Teufels: Action Krimi

Подняться наверх