Читать книгу Trevellian und die Sekte der Grausamen: Action Krimi - Pete Hackett - Страница 8
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ОглавлениеIch telefonierte mit Lieutenant Max Barkley vom Police Departement. Der Lieutenant sagte: "Ja, wir haben in Robins Wohnung eine Adresse gefunden, Special Agent, die von Interesse sein könnte. Sie lautet Lewis Hamilton, Belleville, Wenwood Ranch. Belleville liegt südöstlich von St. Louis."
"Wurde schon geprüft, ob dieser Lewis Hamilton in der Vergangenheit polizeilich in Erscheinung getreten ist?"
"Ja, aber die Überprüfung hat keine Erkenntnisse ergeben. Der Mister ist bisher also noch nicht unangenehm aufgefallen."
Ich notierte die Adresse und bedankte mich bei Barkley. Dann suchte ich die Nummer des FBI Field Office St. Louis her und ließ mich mit dem Special Agent in Charge verbinden. Sein Name war George W. Cameron. Ich erklärte ihm was Sache war und vor allen Dingen teilte ich ihm meinen Verdacht mit, dass es sich bei der Wenwood Ranch nahe der Ortschaft Belleville um eine rechtsextremistische Hochburg handelte.
Cameron versprach mir, diesem Lewis Hamilton von einem Team seiner Special Agents einen etwas intensiveren Blick unter den Haaransatz werfen zu lassen und mich zurückzurufen, wenn er mehr wüsste.
Auch Milo telefonierte.
Wir legten fast gleichzeitig auf.
Ich sagte: "Die Kollegen in St. Louis werden den Friends in Kirpal Singh auf der Wenwood Ranch etwas auf die Finger schaun und uns dann informieren. Was hast du herausgefunden?"
"Harals Robins liegt im künstlichen Koma. Er kann voraussichtlich innerhalb der nächsten acht Tage nicht vernommen werden." Milo lehnte sich auf dem Stuhl zurück. "Petr Astaschenko hat vor knapp einer Woche seinen Job bei Bancrofts Chemie Inc. hingeschmissen. Das heißt, er hat nicht offiziell gekündigt. Er ist einfach nicht mehr zur Arbeit erschienen."
Ich warf einen Blick auf das Blatt Papier, das mir Mr. McKee ausgehändigt hatte und auf dem alles Wissenswerte über diesen Petr Astaschenko niedergeschrieben war. "Er wohnt in der Charles Street, Nummer 233", gab ich zu verstehen. "Vielleicht sollten wir uns dort mal etwas umsehen."
"Keine schlechte Idee, Jesse. Bevor wir aber dieses oder jenes anleiern, sollten wir uns den Rücken freimachen. Ich rede von den Lacenby-Halunken, die es sicherlich nicht bei dem einen Anschlag von heute morgen belassen werden. Wir stehen auf ihrer Abschussliste. Und zwar an oberster Stelle. Und solange wir auf Schritt und Tritt mit den Schuften rechnen müssen, können wir uns auf nichts anderes so richtig konzentrieren."
"Reden wir mit den Brüdern? Vielleicht erzählen sie uns, wer an ihrer Stelle an die Spitze des Vereins getreten ist."
"Die werden uns was husten", knurrte Milo im Brustton der Überzeugung.
"Wir können uns auch an Ben Rawlins wenden", schlug ich vor. "Er hat uns schon einmal sehr wertvolle Hinweise geliefert."
Ben Rawlins war einer von Hector Lacenbys Figuren. Er war bei Hector, als wir diesen überfallartig in seinem Haus in der 120. Straße in Harlem hochnahmen. Ich hatte Ben Rawlins eine Kugel in die Schulter geschossen, weil er nach der Pistole griff. Danach schien er ziemlich geläutert...
"Ja", murmelte Milo und nickte, "das wär 'ne Idee. Der Bursche war schon einmal ausgesprochen gesprächig. Also auf zum City Prison."
Wenig später landeten wir per Lift in der Tiefgarage. Der Fuhrparkleiter stellte uns einen Van zur Verfügung. "Bringt ihn mir heil wieder", bat er.
"Wir tun, was wir können", grinste Milo ihn an. Dann schwangen wir uns in das Vehikel und fuhren ins Freie.
Unwillkürlich sicherten sowohl Milo wie auch ich in die Umgebung, als wir die Tiefgarage verließen. Denn der Überfall am Morgen hatte uns gezeigt, dass wir von den Gangstern aus Harlem wahrscheinlich minutiös überwacht wurden.
Aber es jagte weder ein Laster auf uns zu, um uns niederzuwalzen, noch begann irgendwo in der Runde, eine MPi zu rattern. Unangefochten reihte ich mich in den vorbeifließenden Verkehr ein, ungeschoren kamen wir beim Stadtgefängnis an.
Man kannte uns hier schon.
Ben Rawlins wurde vorgeführt. Er trug den Arm in einer Schlinge und sah noch ziemlich leidend aus. Das Weiße seiner Augen wies eine rötliche Färbung auf. Sicher quälte ihn der Schmerz von der durchschossenen Schulter.
Eine dicke Glasscheibe trennte den schwarzen Gangster von uns. Wir konnten lediglich über die Gegensprechanlage miteinander kommunizieren. Wir hatten darauf verzichtet, Rawlins in den Vernehmungsraum bringen zu lassen. Eigentlich wollten wir ja nur ein paar Namen von ihm erfahren.
"Du hältst doch Wort, Trevellian? Ich meine das Versprechen, das du mir gegeben hast", sagte Rawlins in den Hörer der Sprechanlage. Sein Blick war durch die Glasscheibe mit einer fast hypnotischen Intensität auf mich gerichtet.
Ich nickte. Ich hatte dem Gangster versprochen, mich bei der Staatsanwaltschaft für ihn einzusetzen. Und das würde ich auch. Denn ohne seine Aussage wäre es uns wohl nicht so schnell und reibungslos gelungen, die beiden Lacenby-Brüder sowie Shaugnessy und Harald Robins kaltzustellen. "Natürlich, Rawlins. Und du kannst dir einen weiteren Bonus verdienen, wenn du uns einen Tipp gibst, wer an die Stelle Hector und Hannibal Lacenbys gerückt sein könnte."
"Warum wollt ihr das wissen?"
"Weil heute morgen einige dunkelhäutige Kerle versuchten, uns mit 'nem Laster und 'ner MPi die Hölle heißzumachen", ließ Milo seine Stimme erklingen. "Das schöne Auto meines Kollegen hat noch Schrottwert und wir…"
Milo brach fast erschreckt ab und schoss mir einen um Verzeihung heischenden Seitenblick zu.
"Das kann nur Calem Kingman angezettelt haben", entfuhr es Ben Rawlins. "Calem ist ein Cousin Hectors und Hannibals. Ihre Mütter waren Schwestern. Calem spielte unter der Herrschaft Jacobs lediglich eine ausgesprochen bedeutungslose untergeordnete Rolle. Jetzt aber scheint er sich aufs hohe Ross geschwungen zu haben."
"Wo wohnt der Bursche?"
"In der 123. Straße, über dem Nachtclub und dem Pub. Soviel ich weiß, hat er ein Verhältnis mit der Geschäftsführerin des Pubs. Sie wohnt auch in dem Gebäude. Das Pub und den Club kennt ihr ja."
"Ja", bestätigte ich, "die kennen wir. Ist Calem Kingman vielleicht leidenschaftlicher Pool-Billard-Spieler?"
Ben Rawlins schaute mich fragend und verständnislos an.
Ich sah aber keine Notwendigkeit, ihm zu erzählen, dass wir in der Kneipe von einigen Kerlen, unter anderem zwei Billard-Freaks, unmissverständlich bedroht worden waren. Ich erhob mich. "Vielen Dank, Rawlins. Und keine Sorge. Ich werde mich bei der Staatsanwaltschaft für dich einsetzen."
Ich versprach es und hängte den Hörer der Sprechanlage in die Halterung. Milo stemmte sich in die Höhe. Er nickte Rawlins freundlich zu.
Auf der Straße angekommen rief ich Mr. McKee an. "Der Anschlag heute Morgen könnte auf das Konto Calem Kingmans gehen, Sir", sagte ich. "Kingman ist ein Neffe Jacob Lacenbys, der scheinbar dabei ist, sich in Harlem die Krone aufzusetzen. Er wohnt in der Wohnung über dem Go-In, einer wüsten Kaschemme in der 123. Straße. Wir fahren hin, Sir. Es dürfte keine große Sache sein, Calem Kingman festzunehmen."
"Das dachten wir bei Antonio Felli auch", gab der Chef zu bedenken.
Die Erinnerung an unseren Reinfall bei dem Versuch, Antonio Felli festzunehmen, war nicht dazu angetan, meine Stimmung zu heben. Die Mission endete damit, dass dem Italo-Amerikaner mit Jennifer als Geisel und einem Dienstbuick die Flucht gelang. Wir waren von ihm regelrecht vorgeführt worden.
Ich schluckte hart und erwiderte: "Natürlich werden wir die gebotene Vorsicht nicht außer Acht lassen, Sir."
"Ich werde Jennifer Johnson und Annie Francesco in die 123. schicken", ließ der Chef noch einmal seine Stimme erklingen. "Und Sie sollten das zuständige Revier einschalten, Jesse. Für den Fall des Falles kann es auf keinen Fall schaden, wenn ihnen die Kollegen von der City Police den Rücken freihalten."
"In Ordnung, Sir. Sehr wahrscheinlich ist Kingman nicht allein."
"Davon gehe ich aus, Jesse. Warten Sie also die Ankunft Jennifer Johnsons und Annie Francescos ab", gebot Mr. McKee. "Und lassen sie von mir aus einen ganzen Bereitschaftszug der City Police aufmarschieren. Dieser Calem Kingman hat bewiesen, dass er auf keinen Fall unterschätzt werden darf."
"Alles klar, Sir. Ich melde mich wieder bei Ihnen."
"Hals- und Beinbruch, Jesse."
"Danke, Sir." Ich beendete die Verbindung.
Wir erreichten den Van. "Damit du's nicht verlernst, solltest du dich wieder mal hinters Steuer klemmen", wandte ich mich an Milo.
Mein Freund und Partner grinste schief. "Dass ich das Fahren verlernen könnte ist sicher nicht das Problem, Agent Trevellian", gab er dann zu verstehen. Sein Grinsen wurde breiter.
Ich wartete darauf, dass noch etwas kam, aber Milo rüttelte nur am Griff der Beifahrertür. "Aufsperren!", sagte er und zerlegte das Wort in seine Silben, um ihm besonderen Klang zu verleihen.
Ich dachte nicht daran, sondern stemmte die Arme in die Seiten, um aufzubegehren. Milo kam mir zuvor. Er sagte lachend: "Na schön, G-man Trevellian. Das Problem ist, dass du aus der Übung kommen könntest und sich dein Fahrstil hinterher als noch chaotischer erweist, als er sowieso schon ist. Also setz dich hinter das Steuer und bring mich sicher nach Harlem."
"Ich sollte dich nach Harlem laufen lassen", maulte ich. "Nein, kriechen sollte ich dich lassen"
"Jetzt spiel nicht den Beleidigten", rief Milo. "Dass du dich am Lenkrad hin und wieder zum Kamikaze entwickelst, das ist doch schließlich schon fast stadtbekannt."
Ich warf mich auf den Fahrersitz des Van und schlug die Tür zu. Milo beeilte sich, auf den Beifahrersitz zu gelangen. Aufatmend ließ er sich hineinfallen. "Sensibelchen", knurrte er.
"Wie du meinst", versetzte ich lakonisch. "Dann eben Sensibelchen. Aber du wirst Buße tun und das Revier in Harlem bitten, uns ein Team zur Verfügung zu stellen."
Milo faltete die Hände und drehte die Augen zum Himmel. "Gewiss, ehrwürdiger Vater. Du bist so gnädig zu mir. Womit habe ich das verdient?"
Grinsend griff er dann zum Handy der Feststation des Van und suchte die Nummer der Telefonleitstelle des NYPD her, die ihn mit dem Revier in Harlem verband.
Er erklärte dem Cop am anderen Ende der Leitung, was Sache war. Nachdem Milo das Gespräch beendet und das Handy wieder in der Feststation abgestellt hatte, sagte er:
"Alles geritzt, Bruder. Die uniformierten Kollegen werden mit einer ganzen Einsatzbereitschaft zur Stelle sein."
Jennifer Johnson meldete sich per Funk. Milo griff nach dem Mikro. "Seid ihr auf dem Weg zur 123., Team zwei?", fragte er und benutzte die Bezeichnung, die wir uns verpasst hatten, als wir Antonio Felli hops nehmen wollten.
"Ja. Wir befinden uns auf dem Broadway und fahren in Richtung Fifth Avenue. Ziemlich starkes Verkehrsaufkommen. Es kann also etwas dauern, bis wir am Ziel sind. Fangt im Go-In nur nicht ohne uns an, Milo. Es ist auch unser Fall."
"Ehrensache, dass wir auf euch warten. Im übrigen habe ich die Jungs von der City Police verständigt. Sie werden uns Schützenhilfe leisten."
"In Ordnung, Milo, bis später. Adios."
"Over heißt das", murmelte Milo aufgesetzt bissig. "Ich muss doch nicht an der Ernsthaftigkeit Ihrer Einstellung zweifeln, Special Agent?"
Aber Jennifer war schon nicht mehr auf Frequenz.
Ich hatte den Central Park West gewählt, um nach Norden zu gelangen. Eine Lawine aus Chrom und Stahlblech umgab uns. Verworrener Lärm erfüllte die abgasgeschwängerte Luft. Ich hatte schon das Gebläse ausgemacht, um unsere Atemwege und Lungen davor zu schützen.
Kilometerweit zog sich der Central Park, diese grüne Lunge des Big Apple, rechter Hand von uns nach Norden. Linker Hand war etwa alle 100 Yards die Einmündung einer Straße in den Central Park West zu sehen.
Ich achtete nicht so sehr darauf, wie lange wir unterwegs waren. Es mochte eine halbe Stunde gewesen sein, wohl eher aber eine ganze, als ich den Van in die 123. Straße Ost lenkte. Es war noch keine 48 Stunden her, als wir dem Pub schon einmal einen Besuch abstatteten.