Читать книгу Trevellian und der Gangsterkrieg in Manhattan: Action Krimi - Pete Hackett - Страница 10

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Milo und ich hatten an der Beerdigung Robert Malones teilgenommen. Von der Osborne-Sippe und ihrem Anhang hatte sich niemand auf dem Greenwood Cemetery blicken lassen. Viele bekannte Gesichter befanden sich unter der Trauergemeinde. Überschlägig gerechnet waren hier 1000 Jahre Gefängnis aufeinander getroffen. Mindestens!

Die Beerdigung brachte keine neuen Erkenntnisse für uns. Wir fuhren nach Manhattan zurück. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach.

Für uns stand es fest, dass Robert Malone auf das Konto des Osborne-Clans ging. Und uns war klar, dass Jack Malone es nicht einfach so schluckte, dass Roy Osborne seinen jüngeren Sohn liquidieren ließ. Er würde zurückschlagen. Mit aller Brutalität und gnadenlos. Die Frage war nur, wen von den Osbornes es zuerst traf.

Die Antwort erhielten wir, als wir im Federal Building eintrafen. Auf meinem Schreibtisch lag eine handgeschriebene Nachricht von Mandy, der Sekretärin unseres Chefs, dass wir nach unserer Ankunft unverzüglich bei Mr. McKee vorstellig werden sollten.

Wir ahnten, dass der SAC uns etwas außerordentlich Wichtiges mitzuteilen hatte und verloren keine Zeit.

„Jesse, Milo“, begann er, kaum dass wir saßen, „vor drei Stunden wurde Sam Osborne vor seinem Haus in Queens erschossen. Es sieht ganz danach aus, dass Jack Malone zurückgeschlagen hat. Er hat nicht mal die Beerdigung seines Sohnes abgewartet. Jetzt sind wir gefordert.“

„Gibt es Augenzeugen?“, fragte ich. „Hat jemand den Täter gesehen?“

„Es gibt keine Augenzeugen“, antwortete der Chef. „Die Mordkommission ist vor Ort. Eine erste Einvernahme der Frau des Gangsters hat ergeben, dass er zur Beerdigung Robert Malones wollte. Die Frau wurde mit einem Schock ins Krankenhaus eingeliefert.“

„Vielleicht sollten wir Jack Malone in die Mangel nehmen“, knurrte Milo. „Man könnte es aber auch bei Price Malone versuchen, dem Älteren der beiden Malone-Söhne. Er ist der erste Anwärter auf den Thron, sollte sich der Jack aufs Altenteil zurückziehen. Soviel wir von Price wissen, ist er ein würdiger Nachfolger. Wahrscheinlich ist er sogar noch eine Idee Skrupelloser als sein alter Herr.“

Ich nickte zur Bestätigung. Wir wussten, dass Price Malone 38 Jahre alt und die rechte Hand Jack Malones war. Robert hingegen war ein kleines Licht innerhalb der Organisation gewesen. Er hatte lediglich den Status inne, ein Sohn von Jack zu sein. Zu sagen hatte er kaum etwas. Niemand hatte ihn so richtig respektiert.

Milo sprach weiter: „Bei Roy Osborne schaut es etwas anders aus. In seine Fußstapfen sollte Sam treten. Aber der ist ausgeschaltet. Also wird Owen Calhoun, ein Neffe des Alten, Gewehr bei Fuß stehen.“

„Und der ist noch ein ganzes Stück schlimmer als sämtliche Osbornes zusammen“, ergänzte ich. „Er hat sich von ganz unten hochgearbeitet, das Handwerk also von der Pike auf gelernt. Der macht sich, im Gegensatz zu Gentleman Roy, die Hände auch selbst mal schmutzig.“

„Der Krieg hat begonnen“, sagte der Chef. „Uns obliegt es, ihn zu beenden und den Gangstern das Handwerk zu lernen.“

„Wir fahren nach Queens“, sagte ich. „Mal sehen, was die Kollegen von der Spurensicherung herausgefunden haben.“

Wenige Minuten später lenkte ich den Wagen aus der Tiefgarage. Sam Osborne hatte in der Elmhurst Avenue gelebt. Wir benutzten die Queensboro Bridge, um den East River zu überqueren.

Es ging wieder einmal nur stockend vorwärts. Der Geruch von Abgasen wehte uns um die Nasen. Ich schaltete das Gebläse aus. Schließlich aber langten wir in der Elmhurst Avenue an. Die Kollegen vom Police Department waren noch vor Ort und machten ihren Job. Ich sah auch einige Streifenwagen und uniformierte Cops.

Es war ein schönes Haus, das Sam Osborne sein Eigen genannt hatte. Längst nicht so feudal wie die Villa Jack Malones, für jemand wie mich, dessen Monatslohn sich in Grenzen hielt, jedoch unerschwinglich.

Wir wiesen uns aus. Der Einsatzleiter, sein Name war Martin Wright, erklärte uns, dass der Leichnam bereits abgeholt worden war und in die Pathologie geschafft wurde.

Wir schauten uns um.

Der Wagen Bob Malones stand noch auf der Rasenfläche vor dem Nachbarhaus. Die Fensterscheibe der Beifahrertür war blutbespritzt. Das Fenster der Fahrertür war zerschossen. Auch auf den Sitzen und dem Armaturenbrett gab es Blutspritzer.

„Wir haben den Tathergang rekonstruiert“, gab Wright zu verstehen. „Malone fuhr rückwärts aus der Garage auf die Straße, um sich in Richtung Junction Boulevard zu wenden. Er wollte zum Greenwood Friedhof, wo die Beerdigung Robert Malones stattgefunden hat. Der Killer muss auf der anderen Straßenseite im Auto gewartet haben. Er gab mindestens drei Schüsse ab. Eine der Kugeln traf Osborne in den Kopf, die anderen beiden in die Brust. Er muss sofort tot gewesen sein.“

„In welches Krankenhaus wurde Mrs. Osborne gebracht?“, fragte ich.

„Ins Bellevue Hospital.“

„Ist sie vernehmungsfähig?“

„Eingeschränkt. Ich habe mit ihr gesprochen. Mehr, als dass Sam Osborne zu Malones Beerdigung wollte, konnte sie nicht sagen. Den Weg zum Krankenhaus können Sie sich sparen.“

„Wir bekommen einen Bericht von Ihnen, Wright?“

„Natürlich.“

Für uns gab es hier nichts mehr zu tun. Wir verließen den Tatort und fuhren zurück nach Manhattan.

„Ob uns Sam Osbornes Frau nicht doch ein wenig mehr verraten könnte als das, was sie Wright erzählt hat?“, meinte Milo, während der Wagen durch den Queens-Midtown Tunnel rollte, den ich für den Rückweg benutzte.

„Vielleicht könnte sie“, erwiderte ich. „Aber sie wird nicht wollen. Schon gar nichts wird sie uns über die Geschäfte ihres Gatten verraten. Denn sie müsste Roy Osbornes Rache fürchten.“

„Oder dass er ihr den Geldhahn zudreht.“

„Oder das“, bestätigte ich.

„Dann fahren wir zu Jack Malone?“

„Von mir aus.“

Wir durchquerten also Manhattan, fuhren hinüber nach New Jersey und wandten uns dort südwärts. Über die Bayonne Bridge gelangten wir schließlich nach Staten Island. Die Mittagszeit war längst vorüber, als wir endlich im Victory Boulevard ankamen. Ich parkte vor dem schmiedeeisernen Tor, das in den parkähnlichen Garten führte.

Wir stiegen aus. Per Fernbedienung verschloss ich den Wagen. Dann läutete Milo. Eine blecherne Stimme kam aus dem Lautsprecher der Gegensprechanlage und fragte uns nach unserem Begehr. Dabei war ich mir sicher, dass wir längst von der Videoüberwachung erfasst worden waren und man im Haus genau Bescheid wusste, wer am Tor stand.

Wir wurden eingelassen. Der Butler führte uns wieder in die Empfangshalle der Villa und bat uns, Platz zu nehmen. Es dauerte einige Minuten, bis Jack Malone erschien. Ich war mir sicher, dass er uns mit Bedacht warten hatte lassen. Der alte Gangster war mit einem bequemen Hausmantel bekleidet. Darunter aber trug er noch eine schwarze Anzughose und ein weißes Hemd sowie die schwarze Schleife. Malone setzte sich nicht.

„Was immer Sie mich fragen wollen, G-men, ich bin heute nicht in der Stimmung, Ihnen Rede und Antwort zu stehen“, gab er zu verstehen. „Vor wenigen Stunden habe ich meinen jüngeren Sohn zu Grabe getragen. Das geht an die Substanz.“ Seine Stimme bekam einen spöttischen Unterton. „Und da Sie sicherlich wiederum nur mit üblen Verdächtigungen und abenteuerlichen Mutmaßungen aufwarten können, möchte ich Sie bitten, meine Zeit nicht unnötig in Anspruch zu nehmen.“

„Samuel Osborne wurde heute Vormittag erschossen“, fiel ich sogleich mit der Tür ins Haus. „Wir nehmen an, dass es sich um einen Racheakt handelt.“

„Und weshalb kommen Sie damit zu mir? Heute Vormittag wurde mein Sohn Bob begraben. Mein Sohn Price, ich und alle Verwandten und Bekannten waren auf dem Friedhof. Sollten Sie nicht lieber zusehen, den Mörder meines Jungen zu überführen?“

„Wir sind davon überzeugt, dass Roy Osborne zurückschlägt, Mr. Malone“, sagte Milo. „Am gefährdetsten sind Sie und Ihr Sohn Price.“

Der Gangsterboss musterte meinen Freund und Partner fast mitleidig. „An mich wagt sich niemand heran“, sagte er dann. „Ich …“

Er brach ab.

„Was wollten Sie sagen, Mr. Malone?“, fragte ich. „Dass Sie von einem Rudel Leibwächter beschützt werden?“

Er schaute mich unter halb gesenkten Lidern hervor an. „Ich bin nicht verpflichtet, Ihnen Rede und Antwort zu stehen.“ Er schob den Kopf etwas nach vorn, sein Kinn wurde kantig. „Ich habe mich nicht geirrt, als ich sagte, dass Sie nur mit üblen Verdächtigungen und abenteuerlichen Mutmaßungen aufwarten können. Ein weiteres Mal werde ich Sie auch nicht mehr in meinem Haus empfangen, G-men. Aber Sie können sich gerne an meinen Anwalt wenden. Es ist die Kanzlei Kilkeene und Partner. Alles renommierte Anwälte, die ihr Handwerk verstehen.“

„Es ist unser Job, Sie zu schützen, wenn wir der Auffassung sind, dass Ihr Leben gefährdet ist, Mr. Malone“, gab Milo zu verstehen. „Darum werden wir …“

„Gar nichts werden Sie!“, erregte sich Malone und unterbrach meinen Partner. „Wenn Sie mich von nun an nicht in Ruhe lassen, werde ich mich an höchster Stelle über Sie beschweren. Ich habe die Nase voll von Ihnen. Und jetzt gehen Sie bitte. Es liegt nichts vor gegen mich, das Sie legitimieren würde, ohne meinen Willen mein Haus zu betreten.“

„Wird Ihr Sohn Price auch von Leibwächtern beschützt?“, fragte ich, unbeeindruckt von seinem Hinauswurf.

Malone starrte mich nur düster an.

Ich fuhr fort: „Wenn nicht, sollten Sie ein paar Ihrer Bodyguards für ihn abstellen, Mr. Malone. Er ist nämlich mindestens ebenso gefährdet wie Sie. Und Sie haben doch schon einen Sohn verloren.“

„Gehen Sie jetzt.“

Wir erwiesen ihm den Gefallen.

Als wir im Wagen saßen, sagte ich: „Wir werden sein Haus und das Haus seines Sohnes observieren. Ich bin überzeugt, dass Roy Osbornes Killer nicht lange auf sich warten lassen.“

„Wir können nicht bei beiden Häusern gleichzeitig sein“, gab Milo zu bedenken.

„Wir fordern Verstärkung an.“ Ich nahm mein Handy aus der Freisprechanlage und rief Mr. McKee an. Zwei Minuten später hatte ich berichtet und der SAC sagte mir zu, dass er Clive Caravaggio und Blackfeather zum Haus Price Malones schicken würde, damit sie es beobachteten.

Der Chef gab mir vollkommen recht. Auch er war überzeugt, dass Roy Osborne zum Gegenschlag ausholen würde. Und dann war es gut, wenn wir zur Stelle waren.

Trevellian und der Gangsterkrieg in Manhattan: Action Krimi

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